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Bedacht vom Sang der tausend Vögelein

fühl‘ ich mich wohl, da er das Herz beschwingt,

und alle Welt erscheint mir wahrlich klein.

 

Vor meiner Laube sitze ich im Schein

der Sommersonne, die mit Wolken ringt,

bedacht vom Sang der tausend Vögelein.

 

So weit entfernt ist doch der Himmelsschrein

aus Saphirblau, in dem der Blick versinkt,

und alle Welt erscheint mir wahrlich klein.

 

Bald bietet Schatten bloß noch wilder Wein,

der sich empor zum Dach aus Schiefer wringt,

bedacht vom Sang der tausend Vögelein.

 

Es muss ein Chor von frechen Spatzen sein,

mit dem der Wind die schönsten Lieder singt,

und alle Welt erscheint mir wahrlich klein.

 

Von weit her höre ich den Lämmerreihn,

der gar idyllisch durch die Täler klingt,

bedacht vom Sang der tausend Vögelein.

 

Die Böcke tollen über Stock und Stein

am Berghang, wo der Strom als Bach entspringt,

und alle Welt erscheint mir wahrlich klein.

 

Schon bald fließt er durch einen dichten Hain,

der jeden Wanderer zur Umkehr zwingt,

bedacht vom Sang der tausend Vögelein.

 

Im Garten aber wand‘re ich allein

um jedes Beet, das frische Früchte bringt,

und alle Welt erscheint mir wahrlich klein.

 

Den Apfelbaum – in Blüte steht er fein! –

begieße ich, auf dass er Wasser trinkt,

bedacht vom Sang der tausend Vögelein.

 

Die Efeuranken wachsen obendrein,

wenn tiefes Grün sich um die Mauern schlingt,

und alle Welt erscheint mir wahrlich klein.

 

Dann bricht das Grau des Abends still herein

und es wird Zeit zum Ruhen unbedingt,

bedacht vom Sang der tausend Vögelein.

 

Die Spatzen aber flohen hinterdrein,

als Nebel sie zum Nisten hat beflinkt,

und alle Welt erscheint mir wahrlich klein.

 

So sitzen sie im Haselstrauch und kein

Geräusch gibt’s mehr, das aus dem Blattwerk dringt,

bedacht vom Sang der tausend Vögelein.

 

Jetzt sind es Nachtigallen, die am Rhein

Duette spielen, wenn der Nordstern blinkt

und alle Welt erscheint mir wahrlich klein.

 

Auch Wölfe ziehen in die Nacht hinein.

Der Mond weckt ihren uralten Instinkt,

bedacht vom Sang der tausend Vögelein:

 

Sie heulen auf zum Glänzen (weiß und rein)
als Bitte, dass die nächste Jagd gelingt,
und alle Welt erscheint mir wahrlich klein.

 

Ich selbst leg‘ mich ins Bett und schlafe ein,

wo mir ein Traum von süßer Eintracht winkt

(bedacht vom Sang der tausend Vögelein)

und alle Welt erscheint mir wahrlich klein.

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Geschrieben

Hallo Geisterschreiber, gibt es dieses Dorfidyll? Vielleicht an der Rheinquelle in der Schweiz? Oder alles nur wunderbar erdacht? 

Keine Bedenken, zumindest ich kann nicht vorbeikommen. Sommerliche Grüße aus Fernost Stephan

 

 

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Hallo Geisterschreiber... 

 

Mensch, was für eine Villanelle! 

 

Respekt um die Arbeit und den Spaß beim Schreiben. 

 

Die Länge ist ungewöhnlich für diese Gedichtform, welche ohnehin schon kein Zuckerschlecken ist bei diesen vielen Reimwiderholungen. 

Und derer bin ich offenkundig ein Freund. 

Hier bin ich aber geteilter Ansicht. 

Zum einen erfreut mich deine agile Art immer neue Reime zu finden und verwenden. 

Auf der anderen leiert mir der Inhalt zuweilen etwas aus. Freilich ist dies dem Zwang der alternierend zu wiederholenden letzten Zeile in jeder Strophe geschuldet. 

 

Entweder man vermag es diese Verse so gekonnt zu gestalten, dass sie immer wieder in neue Sachverhalte mit einem jeden neuen Strophenbeginn eingebettet werden können, oder das Gedicht fügt sich dem Schicksal, das der Kehrreim sich wie ein Anhängsel fühlt, dass keinerlei Nötigkeit mehr entspricht, aber immernoch auf Gedeih und verderb da ist. 

 

Und bei der Länge dieses Strophenkonvoluts ernüchtert sich mit mitunter leider letzte Ansicht. 

 

 

Mit einer gepfefferten Kürze würde diese Villanelle weit mehr an Schlagkraft gewinnen. Sie auf das nötigste zu beschränken. So sehr man auch dem Rausch der Reimerei erlegen ist. 

 

 

Darüberhinaus betrachte ich die Villanelle in ihrer Bauweise nur zwei Reime auf eine solche Länge zu nutzen gefährlich. 

Ein Dritters Reimwort würde dem Leierkasten des Gleichklangs etwas an farblichen Füller verleihen. 

 

Am 23.8.2024 um 14:11 schrieb Geisterschreiber:

aus Saphirblau, in dem der Blick versinkt

Hier ist mir ein kleiner Betonungsfehler aufgefallen. 

 

Saphierblau wird xXx oder xXX betont...

 

Womit das jambische Muster ins stocken gerät. 

 

 

Gerne beklugfummelt und gelesen. 

 

Herzliche Grüße, Terrapin. 

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Geschrieben

Hi Terrapin,

 

ich wollte die Form der Villanelle mal ausreizen. Die nächsten werden dann wieder etwas knackiger 😄

 

vor 16 Stunden schrieb Terrapin:

Saphierblau wird xXx oder xXX betont...

Hierzu hab ich extra mal im Duden nachgeschaut. Es scheint wohl daran zu liegen, aus welchem Teil des deutschsprachigen Raums man kommt. Ich z. B. sage tatsächlich eher Saphir statt Saphir.

 

LG Geisterschreiber

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Hi Geisterschreiber, 

 

Das hast du in der Tat ausgereizt. 😆

 

Ja das kann durchaus regionale Unterschiede geben. 

Sowas liest man öfter in den Foren.

Allen voran Nord und Süddeutschland scheinen da sehr verschieden zu sein. 

 

Aus welcher Region kommst du den?

 

Beste Grüße, Terrapin. 

Geschrieben

Hi Terrapin,

 

für seine vielfältigen Dialekte ist Deutschland ja bekannt. Ich spreche einen mitteldeutschen Dialekt, also genau die Grenze zwischen Süd- und Norddeutschland. Vollständig in Standarddeutsch zu schreiben, wie ich es vorhabe, ist aber offensichtlich gar nicht so leicht wie gedacht... 😅

 

LG Geisterschreiber

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