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Geschrieben am

Hinterm Bahnhof, still und leis,

steht auf einem Abstellgleis

von den Bäumen fast verborgen

ein Waggon und macht sich Sorgen.

 

Er kann es nicht mehr verstehen:

Hat man ihn echt übersehen?

Kommt ihn wirklich niemand holen?

So sitzt er auf glühend Kohlen.

 

Manchmal fängt er an zu träumen:

Wird man ihn vom Prellbock räumen?

Sieht man ihn, den armen Wicht?

Ist am End’ des Tunnels Licht?

 

„NEIN!“ Seht, Leute, wie er zittert!

Und dann denkt er sich verbittert:

„Ich kann mir die Hoffnung sparen.

Dieser Zug ist abgefahren!“

  • Gefällt mir 7
  • Schön 2
Geschrieben

Hallo Doscho,
Bahnhofsgedichte mag Ich gern, weil sie viele Stimmungen wie Fernweh, Wehmut etc. transportieren und mich an meine Kindheit erinnern, da war ich am Bahnhof fast wie zuhause.
Was die "glühenden Kohlen" anbelangt, ist das hoffentlich nur im übertragenen Sinn gemeint und vielleicht wird er ja auch mal der Waggon ein Spielplatz für Kinder.
Gern reflektiert und LG
Perry

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Hallo Doscho,

 

Dein Gedicht erinnert mich an das Jahr nach dem 2.Weltkieg, also 1946, als die mit Kohle beladenen

Güterzüge unterwegs ausgeraubt wurden und für die Bevölkerung überlebenswichtig waren , um in der

Eiseskälte nicht zu erfrieren. Um den Christen das schlechte Gewiissen zu nehmen, erklärte der Kölnische

Erzbischof Frings dieses Handeln als durchaus "gottgefällig", woraus sich dann der Begriff "Fringsen" für

den einfachen Mundraub und ähnliche Vergehen entwickelte.

Wollen hoffen,daß trotz der Sehnsucht des Güterwagens diese Zeiten nicht mehr wiederkehren, trotz

aktuellen Energiemangel.Danke für den Gedankenanstoß.

 

Gute Nacht

 

Tobuma

 

  • Gefällt mir 2
Geschrieben

Hallo @Perry @Tobuma @Wannovius,

 

danke für eure Kommentare! Ja, ich hoffe für den Waggon auch, dass er zumindest nicht verrottet, sondern noch ein zweites Leben bekommt, da sind ja gute Vorschläge dabei.

 

Danke auch an alle, die geliket haben, freut mich, dass das Gedicht so gut ankommt! :-)

 

Auch hier mal wieder was zur Entstehungsgeschichte: Irgendwann ploppte bei mir die Überschrift "Ode an den Waggon auf dem Abstellgleis" auf. Ich dachte zuerst, ich mach das Gedicht in eine andere Richtung: Ein Waggon auf dem Abstellgleis, verrostet, mit Graffitis, Scheiben eingeschlagen, überwuchert, etc. und dennoch standhaft und ich wollte dann einen Vergleich zu Menschen ziehen, die trotz Niederschlägen weitermachen. Da kam ich aber nicht recht weiter und stattdessen kam das hier heraus. :-)

 

 

  • Danke 1

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