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Geschrieben am

 Auch damals,

 

sobald die Blätter von den Bäumen fielen,
standen die Knospen für den Frühling
längst bereit.
Damals gab es für fünf Pfund
gesammelter Buchenkerne einen halben Liter Speiseöl.
Am Abend brieten wir am offenen Feuer Stockkartoffeln.

 

Damals stand in den Lesebüchern,
der Herbst, ein fescher, junger Bauer,
führe freudig seine Frühlingsliebe
mit Wäschekörben voller Hausrat
in das gemeinsame Heim.

 

Wie anders heute!

 

Damals war Zukunft für uns klar.
Ende Oktober bis April gab es Schnee.
Im Mai überboten sich die Wiesen,
mit unvorstellbarer Blumenvielfalt.
Irgendwann kämen wir in  die Schule…
Später würden wir heiraten und…

 

Heute im Rückblick

 

Dankbar überschauen wir unsere früheren Jahre
Die materielle Fülle des heutigen Lebens
kannten wir nicht, und doch war es
trotz äußerer Mühen und Wirren
voller Glücksmomente.

 

Heute mit Blick auf die Zukunft

 

begleiten uns Empfindungen
aus Rat- und Hilflosigkeit.
Warum wurde die Welt so unsicher?
Selbst die Technik kann uns nicht erlösen.
Oder könnte Künstliche Intelligenz Starkregen abwenden?

 

Das einfache Leben hatte seinen Reiz.
Man sollte sich darüber Gedanken machen,
auch heute, sobald die Blätter von den Bäumen fallen...


 

  • Gefällt mir 4
  • Schön 3
Geschrieben

Lieber Carolus,

 

Ich erlebe das genau wie du,weil ich diese Zeiten kurz nach 1945 auch noch kenne.

Materiell schlechtere Zeiten sind nicht immer ärmere Zeiten.Sie können auch reiche

Zeiten sein, weil das Übermaß an nutzloser Ablenkung fehlt und man sich auf die

wirklich wichtigen Dinge im Leben, nämlich Partnerschaft ,Familie, Freundschaft

und Natur konzentriert und Dinge tut, die Gehalt haben.

 

Ganz liebe Grüße in den Süden

 

Tobuma

  • Danke 1
Geschrieben

Lieber Tobuma,

voll überzeugend, treffend formuliert und inhaltlich voller Erfahrung ist Deine Erkenntnis,

dass "Materielll schlechtere Zeiten...nicht immer ärmere Zeiten" sind.

Damals hat "man sich auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben...konzentriert" So entstand ein innerer Reichtum, weil uns Liebe, "Partnerschaft, Familie und Freundschaft und Natur"

am Herzen lagen und weiter liegen.

Besser kann man unsere Seelenlage von damals in wenigen Sätzen kaum wiedergeben.

Dafür meinen ganz herzlichen Dank!

 

Am Morgen riecht es schon nach frühem Herbst.

Liebe Spätsommergrüße aus dem Nordschwarzwald!

 

Carolus

 

 

 

 

  • Danke 1
Geschrieben

Lieber @Carolus, lieber Thomas @Tobuma,  ihr scheint ein wenig aelter zu sein als ich. Die Armut kenne ich nur aus Erzählungen meiner Eltern. Allerdings weiss ich noch, wie es war, ohne Fernsehen zu leben. 

 

Ich hatte als Gymnasiast 1968 als kulturellen Einschnitt erlebt. Glaube, Gott und Kirche wurden plötzlich "fortgeschickt". Der Nachkriegsgrundkonsens zerbrach. Selbstverwirklichung war fortan angesagt. 

Die vermeintliche Befreiung führte zu neuer Unfreiheit: Immer mehr Ehen und Familien zerbrachen,  Scheidungen und Scheidungskinder wurden normal. 

Die Vielfalt der Orientierungsmöglichkeiten überforderte etliche. 

Was ich von meinen Eltern gelernt habe: mit wenigem auszukommen. So verzichte ich bewusst auf manches, was andere brauchen. LG Stephan

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Lieber Wannovius,

Ja ,du hast recht, ich bin noch "Kriegsendware", geboren als das Dritte Reich kapitulierte.

Die Zeit bis Anfang der fünfziger Jahre waren chaotisch und ärmlich, da wir alle 

nicht so viel besaßen und jeder irgenwie über die Runden kommen mußte.Trotzdem waren es reiche Jahre, da wir als Kinder alle Möglichkeiten hatten, uns draußen auf der Straße, in der Nachbarschaft oder in der Gegend  frei zu bewegen und auszuprobieren.

Keine Eltern, die sich wie "Glucken" auf uns stürzten und uns totschützen wollten, dazu hatten sie garkeine Zeit. Sie mußten wieder in Tritt kommen und Stück für Stück ein Leben außerhalb des Nazitums aufbauen.Es gab  eine Menge Solidarität und kaum Rivalität.

Wenn ich heute jemandem erzähle , dass Köln , meine damalige Heimatregion zu 80% zerstört war und es eigentlich keine Brücke gab, die von einer Seite des Rheins zur anderen Seite führte, man musste mit dem Boot übersetzen, kann das keiner glauben oder Kriegsgefangene halbtot aus Russischer Gefangenschaft zurückkamen und nicht wußten,wie sie sich in ein neues Leben einfügen sollten. Trotzdem gab es Lebensqualität, die weniger materieller sondern mehr ideeler Natur war.

Natürlich hat uns das alles geprägt und besser auf das Leben vorbereitet als dieKinder, die heute in eine eher materiell sichere Welt hineingeboren werden.

Über meine ersten 10 Lebensjahre habe ich einen Bericht geschrieben, sollte dich das interessieren, würde ich ihn dir zukommen lassen. Als allgemeiner Bericht in diesem Forum denke ich eher nicht geeignet.

Weiss aber nicht,ob du ihn in China überhaupt empfangen kannst, oder ob alles der Zensur unterliegt.

Liebe Grüße , könnte dich aber wegen der neuen Erfahrungen beneiden!

 

Gruss

 

Tobuma

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Das trifft, lieber @Carolus, auch meiner Meinung völlig zu.

Auch wenn man immer sagt: "Früher war alles besser" (in der Diabetiker-Zeitschrift findet sich eine Rubrik vom Vergleich von früher, der zeigt, wie anders es in ei8nem kleinen Segment es früher eben nicht besser war.)

Aber darum geht es nicht. Es geht auch nicht darum, daß es für die kleinen Leute schon immer in engen Zeiten lebensbedrohend war.

Für mich geht es darum, wie es der Mensch immer wieder versteht, die Möglichkeiten, die sich ihm auftun, auch  seinen Fähigkeiten geschuldet, ins Gegenteil um zu wandeln. {Kaum hat der Mensch des Messer erfunden, um sich sein Leben zu verbessern, wendet er es gegen sich selbst an.} <- Traf so natürlich nicht wirklich zu. Gilt nur als Beispiel.

 

Ja, dann eben noch einen schönen Tag.

 

Heiko

  • Danke 1

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