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Es war einmal in einem Zoo.

Ob hier? Ob da? Ob anderswo?

Da schauten sich, wie es so Brauch,

die Menschen und die Tiere auch

einander tief in ihre Augen;

ein Stückchen Spaß herauszusaugen.

 

Zuweilen warf mit seiner Hand

der Zoobesucher, wie galant,

dem Tier ein wenig Nahrung zu.

Dies ward gesammelt auf im Nu

und weggefuttert ganz zur Freude

der drauf erpichten Menschenmeute.

 

Doch kommt es auch zuweilen vor,

daß sich ein Kind verhält wie ‘n Tor.

Ein Bub, wir nennen ihn mal Rainer,

hielt schlauer sich als sonst wohl keiner.

Statt Futter ‘n Schlüssel er genommen

Und rief hiernach noch: „Wohl bekommen‘!“

 

Doch Limbo, der Schimpanse war,

der dachte sich: „Na, wunderbar.

Vielleicht kann ich ihn nutzen sehr?

Drum gebe ich ihn niemals her.

Ich tu ihn hier im Sand vergraben,

daß ihn nicht finden selbst die Raben.“

 

Als schließlich dann der Abend kam

und jeder Gast drum Abschied nahm,

von des Besuches Hochgenuß,

da machten auch die Pfleger Schluß.

Es wurde alles abgeschlossen

und Feierabend selbst genossen.

 

Nur Wärter Franz war hier zuhaus.

Er machte noch die Lichter aus.

Zog sich zurück in seine Hütte

und legte sich in Bettes Mitte.

Sein Schlüsselbund tat er verwahren

auf seinem Tisch, wie schon seit Jahren.

 

So konnte er beruhigt sein,

denn all die Tiere schliefen fein.

Paarhufer auf ‘nem Fuder Stroh.

Woanders andre ebenso.

Nur aus dem Eulenhaus erschallten

die Rufe jener Nachtgestalten.

 

Jedoch noch einer, der war wach

und dachte über manches nach.

Er grub besagten Schlüssel aus.

„Komm aus dem Käfig ich nun raus?

Kann in die Freiheit ich gelangen?

Oder hat man mich schnell gefangen?

 

Woher bekomm ich dann mein Brot?

Vielleicht schießt man mich gar noch tot?

Es ist wohl besser, ich bleib hier.

Trotzdem versuch ich’s mit der Tür.“

Und er probierte unverdrossen,

bis er das Schloß hat aufgeschlossen.

 

Dann eilte Limbo unverzagt

zum Wärterhäuschen eh es tagt.

Das Fenster stand zum Glücke auf.

Nun nahm das Schicksal seinen Lauf.

So sah er, wo die Schlüssel lagen

und nahm sie, ohne lang zu fragen.

 

Denn jenes war sein neuer Plan,

zu spielen, wie’s manch Kind getan.

Indes, alleine machts kein Spaß.

Drum zog er an der langen Nas‘

des manchmal trägen Elefanten

weil sie bereits sich lange kannten.

 

„Komm! Wach schon auf, du graues Tier.

Ich hab die Schlüssel hier dafür.

Laß feiern uns ein lustig Spiel.

Um Spaß zu haben brauchts nicht viel.“

Das große Tier besah den Affen.

„Meinst du, das können wir auch schaffen?“

 

„Wenn du mir hilfst, bevor es Tag,

daß es wie’s jetzt ist, keine Frag.“

So machten beide sich auf Tour.

Bei manchem freilich war’n sie stur.

Der Tiger, der sie gern zerrissen,

hat eingesperrt drum bleiben müssen.

 

Der Löwe indes heilig schwor,

kein Tier sein Leben heut verlor.

Und auch der braune Zirkusbär

beschwor den heut’gen Frieden sehr.

So trauten sich nach den Gazellen

auch andere aus ihren Ställen.

 

Wohl wegen Vollmonds hellem Licht

bedurfte es der Technik nicht.

Ein jedes Tier spielt, wie’s verstand.

Vierbeiner auf der Hinterhand.

Ein Grunzen, Krähen und Miauen

und Räder schlugen manchen Pfauen.

 

Was war das für ein schönes Fest!

Die Vögel sangen im Geäst.

Man tanzte fröhlich um im Kreis.

Manch einem wurde sogar heiß.

Dann gings hinein in Teiches Fluten.

Bei Tagesanbruch hieß sich sputen.

 

Ein jedes in der Tiere Chor

ging hin zurück, wo es zuvor.

Doch als nun Limbo prüfend sah,

da war das Stachelschwein nicht da.

Er fand es auf dem Spielplatz wieder,

wie es grad streckte seine Glieder.

 

„Nun aber schnell in deine Bucht.

Bevor der Wärter dich noch sucht.“

„Ich bleibe hier!“ sprach da das Schwein.

„Du bringst mich nicht mehr dort hinein!“

„O weh! Es ist doch nicht zu fassen.“

Doch Limbo mußt es draußen lassen.

 

Als dann der Wärter das Schwein fand,

da dachte er: „Ist allerhand.

Wie kam es aus der Bucht nur fort?

Nicht abgeschlossen ist der Ort.

Ich muß in Zukunft mehr aufpassen.

Kein Tier darf seinen Platz verlassen!“

 

So war es dann auch seit der Zeit.

Schimpanse Limbo fand zum Leid

das Schlüsselbund in keiner Nacht,

weil es der Wärter stets bewacht.

Aus war’s mit nächtlichem Besuchen.

Es blieb, dem Stachelschwein zu fluchen.

 

 

( Frei nach einer Geschichte von Julius Lerche )

 

 

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