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Geschrieben am

Am Lauf der Düssel wuchs ich auf,

als Brombeer- und Revolverheld.

Zwar war's kein großer Wasserlauf,

doch mindestens die halbe Welt.

 

Ich galt in Fach- und Kinderkreisen

mit nur zehn Jahren auf dem Rücken

als Schreck der Witwen und der Waisen

und König aller Düsselbrücken.

 

Auf einer solchen steh ich wieder,

um jener Zeit Tribut zu zollen.

Ich schaue auf das Flüsslein nieder -

und hätte doch nicht kommen sollen.

 

Denn nirgends ist hier eine Spur

von mir und meiner Zeit zu finden.

Ich seufze, und es bleibt mir nur,

so schnell wie möglich zu verschwinden.

 

 

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  • Schön 8
Geschrieben

hallo stavanger,

 

ich mag brombeerhelden sehr. es gehört mut dazu, sich mit den dornigen bestien anzulegen und ihnen ihre schätze zu entreißen. dein LI hat also meine bewunderung sicher. :smile:

 

auch könig der düsselbrücken klingt gut und ich stelle mir gerade vor, wie dieser könig dafür sorgte, dass niemand über diese brücken gelangte, ohne gebührend brückenzoll in form von süßkram oder flummis oder murmeln zu entrichten. ich glaube, mit 10 hätte ich mich ihm gern angeschlossen, um seine königin zu sein, die sich mindestens ähnlich furchtlos den stachelbee(ä)ren entgegen gestellt hätte.

 

nun glaubt der könig nach vielen jahren, dass sein königreich in der zeit verloren ging, weil keine äußeren spuren mehr zu sehen sind. doch in der erinnerung dieses helden ist es noch zu finden und da es aus phantasie und verwegenheit besteht, kann es nicht vergehen, solange der held noch lebt. und wie heißt es doch so schön: und wenn er nicht gestorben ist, dann lebt er noch heute. 

 

da ist dir ein sehr schönes kinderzeitgedicht gelungen mit einfallsreichen und treffenden bildern, welche die phantasie des lesers beflügeln. zumindest mir ging es so. sehr gern gelesen und eingetaucht. :grin:

 

liebe grüße

sofakatze

  • Schön 3
Geschrieben

Hallo sofakatze,

 

Ja okay, Flummi können wir drüber reden.

Ob das ausgereicht hätte, dich mitzunehmen ... Zusätzlich hättest du wohl noch durch die Brennesseln gemusst und das Garagendach runter, über die Stromschnelle setzen, ohne auszurutschen auf dem grünen Schleimzeug da drin, und durch den Stacheldraht von der Schleuse. Dann vielleicht, vielleicht ...

Sag mal, hattest du Mickymaus und Fix und Foxy Hefte, als du 10 warst?

Damit wäre dir die Mitgliedschaft im Königshaus nämlich so gut wie sicher gewesen.

Also, unmöglich war das nicht.

 

Auf alle Fälle schöne, heutige, Grüße!

Uwe

 

 

Geschrieben

Hallo Uwe,
da hilft wohl nur ein Buch über den "König aller Düsselbrücken" zu schreiben wie einst Mark Twain über Tom Sawyer. 😉
Überlege gerade was man anstellen muss. um zum Brombeerheld zu werden?
LG
Perry

  • Danke 1
Geschrieben

Hallo Vetula,

 

Bei deiner Frage nach Wehmut und Heimatgefühl muss ich nachdenken.

Das Gedicht ist ja zweigeteilt. Der 1. Teil mit Brombeeren und Knarre bin ich tatsächlich selbst.

Aber der 2. stimmt nicht, der ist nur Vorstellung und LI.

Heimatgefühl: Nein, nicht richtig, ich habe, glaube ich, keins. Manchmal vermisse ich Irland (1984-92), meinen Kindheitsort jedoch gar nicht.

Ich bin gerne, wo ich bin, und das ist diese Tage Frankfurt, das mich sehr gut behandelt: Hier gibt's Schach, Bridge ... und heute geht die Buchmesse los! (Ich habe eine Freikarte. :classic_smile: )

 

Trotzdem ist mein LI natürlich plausibel, so könnte es tatsächlich sein, und mit Aufwachsen in Düsseldorf ist auch nichts verkehrt.

 

Ich danke dir für deinen anregenden Beitrag und hoffe, ich habe jetzt in meiner Antwort nichts gelogen.

 

Lieben Gruß!

Uwe

 

  • Danke 1
Geschrieben

Hallo Stavanger,

 

ein schönes Erinnern mit nostalgischem Hintergrund lese ich hier und fühle mich in meine Kinderzeit versetzt. Klettern, raufen, Mutproben, Klingelstreich, um nur einiges zu nennen, waren an der Tagesordnung, soweit die häuslichen Verpflichtungen Zeit dafür hergaben. Eine leichte Wehmut stellt sich bei mir ebenso ein, die kommt von ganz alleine, wenn man solchen Vergangenheitsmomenten gegenüber tritt.

 

Sehr gern gelesen.

 

Lieben Gruß, Letreo

  • Schön 1
Geschrieben

@Stavanger

 

 

 

Moin.

 

Wer kennt diese Episoden nicht, die Suche nach der Vergangenheit, der Unbefangenheit usw.

Doch ein Brombeerheld bin ich immer noch. Habe in der Natur ein relativ großes Arial an Waldbrombeerfelder gefunden, vor Jahren schon. Dieses Jahr war ich auch zu Strich. Aber ich war nicht der Erste, der da sammeln wollte. Die Wespen waren viel eher hier und manchmal hingen sie zu fünft an einer >Beere dran.  Hat mich nicht gekratzt, hatte vor Jahren schon mal eine negative Erfahrung. Indem ich versehentlich, ebenfalls beim Pflücken, in ein Wespenerdloch getreten war. Da war es aus mit Lustig, 15 Stiche hatte der Arzt gezählt. Aber dieses Jahr war ich eisern. Vorsichtig, nicht hastig, zupfte ich meine Brombeeren ab. Am ersten Tag so 4 kg, die wanderten in einen 5 Liter Getränkespender mit Ablasshahn. Dazu kamen so 3 Liter weißer Rum und Krümelkandis und Vanillezucker. Schmeckt überhaupt nicht gut, muss ich gestehen. Hüstel. Das zweite Mal wurde genauso viel abgenommen, als Bezahlung hatte ich diesmal einen Wespenkuss bekommen. Jedenfalls wurde daraus Marmelade. 

 

So, du hast mich aufgehalten mit deiner Geschichte.

 

Ich wünsche dir was.

 

  • Gefällt mir 1
  • Schön 1
Geschrieben

Ich bedanke mich für eure schönen und reichhaltigen Kommentare:

@sofakatze @Perry @Vetula @Letreo71 @horstgrosse2 

 

Ebenso für die Likes von:

@Herbert Kaiser @Biene @Dana @Carolus @horstgrosse2 @Tulpe @asphaltfee @Cornelius @Guenk @Vetula @Claudi @sofakatze @Jackybee @Josina @Letreo71 @Monolith @Anaximandala  @Flutterby 

 

Soll man das eigentlich machen: an alte Orte zurückkehren? Ich vermeide es eher und würde gar nichts Gutes davon erwarten.

In diesem Fall (nachdem das teils fiktive Gedicht längst geschrieben war) tat ich es aber: Vor 3 Jahren guckte ich mir in Düsseldorf mein ehemaliges Elternhaus an - und stand dann auf jener historischen Brücke, wo ich einmal Held und König gewesen war.

Ein bisschen seltsam hat sich das schon angefühlt, aber von Emotionen überwältigt war ich auch nicht.

Alles sah ganz anders aus, man hatte den Düssel-Bach (sorry Düssel!) völlig umgestaltet, die Stromschnelle war weg! Dafür nun nette kleine Buchten mit viel Grün. Keine wilden Büsche und Brennesseln mehr, sondern alles hübsch und ordentlich, und ich musste zugeben, dass es so viel besser aussah. Doch, da hatte sich jemand richtig Gedanken gemacht, und gut war es geworden.

 

Wo man jetzt allerdings seine Mutproben machen sollte ... aber das war nicht mehr mein Problem.

 

Ich wünsche euch allen einen schönen Tag!

Uwe

 

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