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Rainer Maria Rilke ~ Du bist so groß


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"Wenn wir uns mitten im Leben meinen, wagt er zu weinen mitten in uns."R.M.R.

 

Du bist so groß Du bist so groß, dass ich schon nicht mehr bin,

wenn ich mich nur in deine Nähe stelle.

Du bist so dunkel; meine kleine Helle

an deinem Saum hat keinen Sinn.

Dein Wille geht wie eine Welle

und jeder Tag ertrinkt darin.

 

Nur meine Sehnsucht ragt dir bis ans Kinn

und steht vor dir wie aller Engel größter:

ein fremder, bleicher und noch unerlöster,

und hält dir seine Flügel hin.

 

Er will nicht mehr den uferlosen Flug,

an dem die Monde blass vorüberschwammen,

und von den Welten weiß er längst genug.

Mit seinen Flügeln will er wie mit Flammen

vor deinem schattigen Gesichte stehn

und will bei ihrem weißen Scheine sehn,

ob deine grauen Brauen ihn verdammen.

 

Rainer Maria Rilke - Berlin 1899

Das Buch vom Mönchischem Leben

Music: Oleg Kyrylkovv 'chopin prelude in e-minor'

Bild: Ottorino de Lucchi

Rezitation: Uschi Rischanek

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Hallo liebe Uschi 

 

Manchmal frage auch ich mich: wie wird es sein, dem Schöpfer einmal gegenüber zu stehen? Die Nichtigkeit vor der Allmacht, das Vergängliche vor dem Ewigen. Wird Seine Güte den Sünder in Sein Herz schließen, wird Er Tränen trocknen, wo noch Zweifel nisten? 

 

Danke für diesen wunderschönen Beitrag!

 

LG HERBERT 

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@Herbert KaiserLieber Herbert, keiner kann sagen, was einmal sein wird und doch setzen wir uns wohl alle mit diesen Gedanken, früher oder später, auseinander.
So bin ich heute recht ungewohnt früh hier um gleich danach in die Gänge zu kommen, auf dem Weg nach Wien nach Tantchen zu schauen, der es leider gar nicht so gut geht derzeit... Da beginnt man nachzudenken, intensiv sich mit allerlei zu befassen.
Wenn ein Mensch hochbetagt (welch schönes Wort) geworden ist, so erzählt er und berichtet, oftmals von Dingen, Nichtigkeiten und Kleinigkeiten, für ihn jedoch in seinen Erinnerungen derart eingebrannt und prägend und man lauscht dabei nur mit großen, ungläubigen Augen... Diese Gespräche sind so unendlich wertvoll und naturgemäß auch unwiederbringlich und setzen sich dann auch in meinen Gedanken fort die sich momentan allesamt intensiv um die Endlichkeit und dem Danach befassen.
Andernorts meinte man dazu - es wäre ja klar da ja Allerheiligen und Allerseelen kommt und überall solche Texte eingestellt werden, doch hat es damit nur zweitrangig zu tun meines Erachtens.
Es gibt Menschen, die gehen durchs Leben und betrachten ihr Umfeld nur unzureichend, sei es aus Leichtlebigkeit oder Unwissenheit oder aber auch aus Desinteresse oder mangelndem Intellekts. Das muss ein jeder wohl mit sich selbst entscheiden und ausmachen, wie er dies handhabt und natürlich auch, wie es seine Zeit zulässt.

Dir jedenfalls ein Dankeschön für dein Befassen - Rilke hat schon einen ganz besonderen Stellenwert für mich, zunehmend aber auch in letzter Zeit Hermann Hesse, den ich jedoch leider nur andernorts vorstellen darf. Liebe Grüße in deine neue Woche!

Danke auch fürs Hiersein an @Donna und @Dionysos von Enno💝

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