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Geschrieben am

Ichweißwein

 

 

Ach, nichtig scheint mir eben grad die Welt!
Mit Allem, das darinnen kreucht und fleucht,
mir sonst oft Sorgen in mein Denken scheucht.
Doch heute nicht! Ich sehe unverstellt
und wie mir scheint, in einem klaren Licht.
Wenngleich mich Manches nah am Truge deucht...

 

 

So einfach kann das Leben doch nicht sein?
So stet und alles fest unter Kontrolle?
Vielleicht spielt Allmachtsdenken eine Rolle.
Vielleicht auch hatte ich zuviel vom Wein.
Ganz auszuschließen wäre dieses nicht.

Ich fühl mich stark! Nun komme, was da wolle!

 

 

Ich weiß...

....das war's, was ich erst gestern fühlte.
Es schien so echt, so wahr und so lebendig!
Bloß heute fühle ich mich recht elendig, 
seit ich verkatert mich aus Kissen wühlte. 
Was ist heut anders? Ich seh es einfach nicht!
War wohl nur Übermut, den Weißwein in mich spülte...

 

 

 

.okt_2024

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  • Lustig 3
  • wow... 1
  • Schön 2
Geschrieben

liebe fee,

 

wenn einem sorgen ins denken gescheucht werden, kann ich den griff zum weinglas nachvollziehen. :wink:

 

du hast ganz wunderbar die unbesiegbarkeitsgefühle des rauschzustandes eingefangen und auch den katzenjammer am tag danach, wo sich das *ich weiß* in ein *weiß wein* verwandelt, also in die erkenntnis, dass die gestrigen wahrheiten dem wein geschuldet waren. den reim lebendig-elendig muss man nach meinem gefühl zwar etwas kreativ betonen, aber er passt genau zu dem verkaterten zustand, da kann man eben nicht perfekt reimen. :biggrin:

 

ich bin gern in die trunkenen weißheiten des gedichtes eingetaucht und würde mich gern mit einem glas weißwein wieder herausspülen lassen.  aber das lass ich mal besser ... sonst nennt man mich morgen kater statt katze.

 

liebe grüße

sofakatze

  • in Love 1
Geschrieben

Hallo Fee, 

 

Fein geschrieben. 

 

Das sedierend beflügelnde Hochgefühl bei anfänglichem Alkoholgenuss entlastet Geist und Seele, das man beschwingt vor Euphorie Zuversicht in Gedanken und Taten aufflammdn sieht. 

Vom Zweifel der Fehler und der Unzulänglichkeit enthoben schickt es sich an den Affekt in voller Blüte und Überzeugung seiner Kreativität folge zu leisten. 

 

Die Entgegenstellung nach dem Fall des Vorhangs mit allen umgesetzten Taten oder in Planung verbliebenen Ideen erfüllen dem pragmatisch nüchternen Geist oftmals nicht mehr die zuvor empfundene Reichweite an Esprit. 

 

 

Allein der Reim elendig - lebendig 

Stößt auf. 

Offensichtlich hast du ihn bewusst diktiert. Um eben jenes Unwohlsein und Aufstoßen zu verinnerlichen. 

Genialer Kunstkniff. 

 

Vielleicht hätte man der letzten Strophe noch 1-2 weitere solcher Lautmalerei bescheren können. Wobei dies aber auch nicht mal eben bei aus dem Ärmel zu schütteln ist. 

Wobei das LI allem Anschein nach auch nicht im Delirium war, sondern nur enthemmt vom Antrunk begeistert. 

 

 

Von solchen Abenteuern kann Terrapin einige sein eigen nennen. 😁

 

Wobei die kreative Schaffenszeit im angeregten Zustand mitunter sehr schöpferisch sein kann. 

Ab einer bestimmten Menge zerstreut sich alle geistige Bereicherung allerdings in die Bereiche der Beschämend. 

Von da ab stagniert der Fluss bestehender Gedanken auch mehr hin zu einem in stocken geratenen Verbalisieren diffuser Ideenfetzen. 

 

 

Liebend gerne gelesen und besprochen. 

 

Herzlich, Terrapin. 

 

  • in Love 1
Geschrieben

Hallo liebe Fee,

 

da kann ich mich dem Lob meiner Vorgänger nur anschließen und die Situation gut nachvollziehen.

Köstlich gereimt und formuliert. Toll finde ich auch den "ich"-Reim, den du strophenübergreifend  jeweils im 5. Vers platziert hast. Das ist ganz schön raffiniert, finde ich. 🙂 Vielleicht hättest du die Wiederholung von "nicht" in der letzten Strophe noch vermeiden können? Vielleicht: ...fühlt sich an wie Gicht  Äh, Scherz. 😉

Mit ist was aufgefallen und ich bin mir sicher, dass es so gewollt war. Allerdings nicht so sicher, ob ich das so gut finden soll. Mich bringt das Versmaß an einigen Stellen ins Stolpern, gerade weil es sonst so durchgängig regelmäßig ist. Deshalb frage ich, was hast du dir nur dabei gedacht?! 😉

 

Ach, nichtig scheint mir eben grad die Welt!

xXxXxXxXxX 5 Hebungen

Doch heute nicht! Ich sehe alles unverstellt

xXxXxXxXxXxX 6 Hebungen

 


So stet und alles fest unter Kontrolle?

xXxXxXxXxXx 5
Vielleicht spielt Allmachtsdenken eine Rolle.
xXxXxXxXxXx 5
Egal, ich fühl mich stark! Nun komme, was da wolle!

xXxXxXxXxXxXx  6

 

 

Ich weiß...das war's, was ich erst gestern fühlte.

xXxXxXxXxXx 5

seit ganz verkatert ich mich aus den Kissen wühlte. 

xXxXxXxXxXxXx 6

War wohl bloß Übermut, den Weißwein in mich spülte...

xXxXxXxXxXxXx 6


Es schien so echt, so wahr und so verdammt lebendig!

xXxXxXxXxXxXx 6
Bloß heute fühle ich mich recht elendig, 

xXxXxXxXxXx 5

 

und wie mir scheint, in einem klaren Licht.

xXxXxXxXxX 5

Ganz auszuschließen wäre dieses nicht.

xXxXxXxXxX 5
Was ist heut anders? Ich versteh es einfach nicht!

xXxXxXxXxXxX 6


Mal 5 mal 6 Hebungen. Wenn ich wenigstens in der Abwechslung eine Regelmäßigkeit erkennen könnte. Oder gibt es die etwa und ich bin nur zu blöd, um sie zu erkennen? Das macht mich als Erbsenzähler und einen, der es gern geordnet hat, bekloppt. Also meine Frage:

 

Was will die Dichterin uns, bzw. mir  damit sagen?!

 

Aber trotzdem gut amüsiert. Ehrlich! 🙂

 

VG,Marvin

 

 

 

 

 

 

 

 

  • Danke 1
Geschrieben
Am 31.10.2024 um 10:21 schrieb Marvin:

Mal 5 mal 6 Hebungen. Wenn ich wenigstens in der Abwechslung eine Regelmäßigkeit erkennen könnte. Oder gibt es die etwa und ich bin nur zu blöd, um sie zu erkennen? Das macht mich als Erbsenzähler und einen, der es gern geordnet hat, bekloppt.

 

Hast mich erwischt, lieber Marvin,

 

und dafür meinen aufrichtigen Dank! Ich hatte den Text gestern unkonzentriert und unter Zeitdruck schon ins Forum gestellt und damit mein eigenes (eigentlich heiliges) Gesetz des "Vorher-Abhängen-Lassens" gebrochen. Und das kommt dann eben dabei raus. 
Dank deiner genauen Analyse konnte ich das aber zügig beheben. Bloß bei der Schlusszeile habe ich mir erlaubt die sechs Hebungen zu belassen. Da, finde ich, darf das schon mal sein. 

Ich habe den Ursprungseintrag jetzt korrigiert und hoffe, du kannst dich jetzt beim Lesen ohne Stress amüsieren. 😉

Freut mich, dass dir mein selbst erfundenes Reimschema gefällt...naja, eigentlich ist es beim Schreiben ja eher "so passiert". 😎

Das "raffiniert" geht jedenfalls runter wie Öl. Danke dafür! Und fürs Erbsenzählen ganz besonders!!!!

 

 

Dir, lieber Terrapin

 

auch besten Dank für die schöne Rückmeldung und das genaue Hinlesen! 

Am 30.10.2024 um 20:41 schrieb Terrapin:

Allein der Reim elendig - lebendig 

Stößt auf. 

Offensichtlich hast du ihn bewusst diktiert. Um eben jenes Unwohlsein und Aufstoßen zu verinnerlichen. 

Genialer Kunstkniff.

 

Das "elendig" habe ich - vor allem in humorig angehauchtem Zusammenhang - auch schon so betont gehört, wie ich es hier verwende. Aber auch allgemein. Ev. ist da auch ein Betonungsunterschied zwischen Österreichisch-Deutsch und Deutsch-Deutsch. Das fällt mir allgemein öfter auf, dass wir da vieles anders betonen. 

Der Kunstkniff wäre ein Lob, das ich mir leider nicht zur Gänze anheften kann. Ich hatte aber schon bewusst an das "Angeheiterte" dabei gedacht und dass man da nicht mehr so ganz korrekt intoniert beim Sprechen...aber das Aufstoßen hatte ich nicht auf dem Schirm. Passt aber durchaus. Fein! 😉 

 

Am 30.10.2024 um 20:41 schrieb Terrapin:

Wobei die kreative Schaffenszeit im angeregten Zustand mitunter sehr schöpferisch sein kann. 

Ab einer bestimmten Menge zerstreut sich alle geistige Bereicherung allerdings in die Bereiche der Beschämend. 

Von da ab stagniert der Fluss bestehender Gedanken auch mehr hin zu einem in stocken geratenen Verbalisieren diffuser Ideenfetzen. 

 

Oh, ja! Ein Zustand, in dem man sich selbst aber immer noch irgendwie beobachtet. Und das mit so einer Mischung aus Genialitätsgefühl und Scheiß-Drauf-Fröhlichkeit, die hilft, das leise Ahnen einer gewissen Peinlichkeit zu verdrängen...grins. Ich mag das durchaus....lol. 

 

Dir, liebe sofakatze,

 

ebenfalls herzlichst Dankeschön fürs Mitgehen!!!!

Am 30.10.2024 um 19:59 schrieb sofakatze:

du hast ganz wunderbar die unbesiegbarkeitsgefühle des rauschzustandes eingefangen und auch den katzenjammer am tag danach, wo sich das *ich weiß* in ein *weiß wein* verwandelt, also in die erkenntnis, dass die gestrigen wahrheiten dem wein geschuldet waren.

 

Und ein ebensolches Dankeschön an euch, @Zorri @Stavanger @Doscho und @Flutterby für die feine Button-Bestätigung! 

 

 

Liebe Grüße,

fee

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

 

Liebe @asphaltfee,

 

in der Tat spielt Allmachtsdenken eine Rolle,

doch das Multiversum ist ohne Kondition,

es verlangt nichts und lässt alles

existieren.

Wenn man erwacht aus einer berauschen Nacht,

mag manches verloren gehen, was man nur kurz gewonnen.

Liegt es am Wein oder ist es das Weiß

einer noch nicht- oder wohl niemals

festgelegten Lebenszeit,

wer weiß?

Der ironische Ton hat sie alle befreit...

 

Liebe Grüße,

Waldeck

  • Schön 1

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