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Geschrieben am

Eine Elster mit gebrochenem Flügel liegt vor meinem Fenster

Ihr Körper zittert, ihre Augen starren, als sähe sie Gespenster

Sie sucht nach Zuflucht - wie könnte ich ihr diese verwehren

So öffne ich mein Fenster und lehr ihr meine Lehren

 

Am ersten Tag lehr ich ihr die Belanglosigkeit,

Das alles streut und sich alles wiederholt - in endloser Zeit

Alles Geschaffene wird, wenn es nicht schon wäre

- Zu schaffen um zu sein, ist, was ich ihr als erstes lehre

 

Schüchtern und beschattet, lauscht sie Stundenlang

Ihr Puls ist nah am Stillstand, schweigsam ihr Gesang

Dann spricht sie leise; „Ich kam um die Schatullen zu leeren,

Doch übersah die Scheibe - nun bitt’ ich um weit’re Lehren“

 

So lehr ich ihr, wer die uns’ren Gedanken denkt,

Und dass bloss die Herrschaft des Zufalls uns beschenkt

Mit einem versklavten Willen als kleine Fähre

Auf dunklem, endlosem Meere - dies ist die zweite Lehre

 

Am dritten Tag befrei ich sie von Falsch und Richtig

Nur der eig’ne Kompass ist der eig’nen Wahrheit mächtig

Und ist selbst genötigt von Würde und Ehre

Und vielem mehr, das betrügt - dies ist meine dritte Lehre

 

Die Elster fragt; „Weshalb diese grausamen Worte?

Wenn das stimme, was halte dich ab von meinem Morde?“

Ich sage; „Nichts, wie dich auch niemand von Stehlen bekehre,

Nimm meinen Schmuck - dies ist meine letzte Lehre.“

  • wow... 2
Geschrieben

Oh Mann Tom, was für ein weises und interessantes Gedicht.

 

Daraus entnehme ich, dass wir an uns glauben sollen, ohne uns zu wichtig zu nehmen und dass wir auf unser Bauchgefühl hören und ihm vertrauen dürfen. Das Leben so anzunehmen wie es kommt, finde ich eine gute Botschaft aus Deinen Zeilen. Die Elster kann ruhig den Schmuck nehmen, denn dieser ist es nicht, der glücklich und zufrieden macht. Schon allein die Tatsache, dass sich das LI der Elster annimmt, zeigt, dass es ein guter Mensch ist.

 

Auch der Schreibstil gefällt mir sehr, weil es gut zu verstehen und doch klangvoll im Ausdruck ist. Zwei kleine Anmerkungen möchte ich machen: 

 

Am 15.11.2024 um 11:23 schrieb Tom Erin:

Sie sucht nach Zuflucht - wie könnte ich ihr diesen verwehren

hier glaube ich, dass die Zuflucht, ihr diese verwehren verlangt

 

und 

Am 15.11.2024 um 11:23 schrieb Tom Erin:

Und das bloss die Herrschaft

und dass bloss die Herrschaft, wäre hier zu verwenden

 

Ein wirklich bemerkenswertes Gedicht, danke dafür. 

 

Es grüßt Darkjuls

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