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Geschrieben am

 

Ich bringe das Auto vor dem leeren Haus zum Stehen,
dessen Schornstein nur noch sparsam raucht.
Die Wagentür knarzt beim Aussteigen.
Bitte keine Reparatur.
Halte wenigstens noch ein Jahr durch.


Der Holzbriefkasten ist gut gefüllt,
mit kirchlichen Spendenaufrufen.

Die Leidenden auf den Bildern,
quälen mein Herz, aber ich muss hart
bleiben, ich habe selbst Leidende in der Familie,
deren, von kirchklichen Trägern geführte Unterkünfte,
monatlich Abertausende verschlingen,
die auch noch ständig erhöht werden.

Ich muss mir das Spenden verkneifen,
auch, wenn ich mein Gewissen damit etwas besänftigen könnte.

 

Darauf fege ich Blätter, putze Treppen und Böden,
alles, um das Haus für potenzielle Käufer attraktiv zu halten.

Wir brauchen das erwartete Einkommen unbedingt,
zur Begleichung bald aufkommender Schulden.

Später besuche ich meine Angehörigen in
zwei Heimen, in denen Personalmangel das größte Problem ist.

In den Heimen werde ich schwer bepackt mit
Lebensüberdruss und der Erkenntnis stetig schwieriger
werdender gesundheitlicher Situationen.

Der schleichende Verfall ist grausam spürbar.

 

Müsste ich nicht mehr tun?
Bin ich ein schlechter Mensch?

 

Es dämmert auf der Heimfahrt bereits.

Die Möglichkeit der Gewissensentlastung
durch Spenden kommt mir wieder in den Sinn.

Da höre ich im Radio die Meldung, ein
Pfarrer hat hundertdreißigtausend aus Spendengeldern
veruntreut, um sich zum Trost für eigene schwierige Zeiten
einen teuren Luxuswagen zu gönnen, nebst schöner Urlaube.
Dafür bekam er einskommafünf Jahre auf Bewährung und
der Richter sprach harte Worte zu ihm, wie z. B.:

„Sie haben nicht im Sinne des Glaubens gehandelt, sondern nur an sich gedacht.“

Sowas ist hart, besonders für einen Pfarrer.

 

Ich lasse kurz alle Hinrichtungsmethoden des Mittelalters
Revue passieren und beschließe dann, kein schlechtes Gewissen mehr zu haben.

Danke, Herr Pfarrer, für diese Gewissensentlastung.

Daheim lade ich ein Kichenaustrittsformular runter.

  • Gefällt mir 6
Geschrieben

Hallo Hera 

 

Am 5.12.2024 um 13:13 schrieb Hera Klit:

Danke, Herr Pfarrer, für diese Gewissensentlastung.

Daheim lade ich ein Kichenaustrittsformular runter.

 

Meinen Kirchenaustritt habe ich bei Eintritt in die Erwerbstätigkeit sofort bekannt gegeben. Die wollten damals saftige Beiträge. Ausserdem gab’s gerade einen Skandal in der Kirche wegen eines pädophilen Kardinals. Das reichte unterm Strich. Spenden kann ich lieber anderen Organisationen. 

 

LG HERBERT 

  • Danke 1
Geschrieben
Am 5.12.2024 um 13:26 schrieb Herbert Kaiser:

Hallo Hera 

 

 

Meinen Kirchenaustritt habe ich bei Eintritt in die Erwerbstätigkeit sofort bekannt gegeben. Die wollten damals saftige Beiträge. Ausserdem gab’s gerade einen Skandal in der Kirche wegen eines pädophilen Kardinals. Das reichte unterm Strich. Spenden kann ich lieber anderen Organisationen. 

 

LG HERBERT 

Vielen Dank, lieber Herbert.

 

Ich kann nur sagen, du hast dich da vorbildlich und weise verhalten.

 

Liebe Grüße

Hera

  • in Love 1

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