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Frutzel - Ein Bad im Sud der Sünde

(Frutzels Chroniken - II )

 

Nachdem Frutzel aus Lucifers Thronsaal gewankt war, seine Taten mit schallendem Gelächter gekrönt, führte ihn sein unruhiger Geist weiter in die Tiefen der Hölle. Noch immer war sein Grinsen breit und die Augen glühten in einem fiebrigen Funkeln, das zwischen Wahnsinn und Bosheit schwankte. Sein Kopf dröhnte leicht vom Trinken, doch seine Schritte - erstaunlich sicher - trugen ihn weiter durch die düsteren Gänge. Sein Ziel war klar: Beelzebubs Küche. Der Fürst der Fliegen und der Gier hatte nicht nur den besten Ruf für seine monströsen Festmähler, sondern auch die üppigsten Alkoholvorräte im ganzen Höllenreich . Für Frutzel war dies ein unwiderstehlicher Ruf - ein Versprechen für Ekstase und Chaos, das er nicht ungenutzt lassen konnte. 

 

Die Tore zur Küche standen offen, ein brodelnder Hitzestrom schlug ihm entgegen. Hier herrschte Beelzebub, der aufgedunsene Dämonenfürst, dessen Leib von wimmelnden Fliegenschwärmen verhüllt war. Die Luft war schwer von Fäulnis, verbranntem Fett und dem metallischen Gestank von Blut. Die deformierten Diener schleppten riesige Platten voll dampfender Speisen heran - gespickte Leiber, gekochte Schädel und zuckende Gliedmaßen, die noch ein Rest von Leben beseelte. Über allem thronte Beelzebub selbst, fett und ekelhaft, in seiner gewaltigen Schürze aus geflickter Haut, die kaum sein geschwollenes Fleisch bedecken konnte. 

 

Frutzel trat schwankend ein, stieß einen Koch zur Seite und griff ohne zu zögern in einen brodelnden Topf, der noch auf dem Feuer stand. Mit bloßen Händen zog er einen dampfenden Haufen heraus, der aussah wie geschmorte Gedärme, und schmatzte genüsslich. Die Diener erstarrten. „Wer hat dich hier hereingelassen, du nichtsnutziger Wurm?“, zischte einer von ihnen, doch Frutzel grinste nur und wischte sich das blutige Fett an seiner zerlumpten Kleidung ab. 

 

Da erhob Beelzebub selbst, seine Stimme, ein tiefes Grollen, das die Kessel erzittern ließ: „Frutzel! Du jämmerlicher Auswurf der Verdammnis! Was glaubst du, treibst du in meiner Küche? Diese Speisen sind nicht für Abfall wie dich bestimmt!“ 

 

Frutzel, statt zu antworten, schlurfte weiter zu einem der größten Kessel, in dem eine zähe, blubbernde Masse köchelte. „Sieh an, sieh an“, murmelte er und beugte sich darüber. „Das sieht doch einladend aus.“ Beelzebub sah ihn ungläubig an, während Frutzel plötzlich einen Schritt nahm und mit einem gezielten Sprung kopfüber in den kochenden Sud eintauchte. Ein gewaltiges Zischen erfüllte den Raum, Fett spritzte in alle Richtungen, und die Diener schrien auf. Doch Frutzel kam lachend wieder an die Oberfläche, das Gesicht rot wie ein gekochter Krebs. „Heißer Spaß!“, brüllte er, „Beelzebub, deine Brühe ist zwar kräftig, aber etwas lasch im Abgang!“ 

 

Beelzebub bebte vor Zorn, während Frutzel sich im Kessel drehte, die kochende Masse mit seinen dürren Gliedern durchpflügte und dabei ausgelassen plätscherte. „Ein wahres Bad der Verdammnis!“, spottete er, bevor er sich mit Mühe aus dem Sud zog, das Fleisch seiner Haut brodelnd und von Blasen gezeichnet. Doch er schüttelte sich nur, als käme er aus einem wohligen Sommerregen. 

 

„Raus aus meinem Reich!“, brüllte Beelzebub, seine Fliegen schwirrten wütend um ihn herum. Doch Frutzel dachte nicht daran. Stattdessen stolperte er zu einem gewaltigen Tisch, auf dem die Speisen prunkvoll angerichtet waren - kunstvoll aufgespießte Leichenteile, blutgefüllte Schädel und fettige Innereien, die dampfend waberten. Frutzel grinste und erklomm die Platten wie ein König, der seinen Thron bestieg. „Weißt du was, Beelzebub?“, rief er mit falscher Ernsthaftigkeit. „Deine Köche verstehen etwas von Ästhetik... doch hier fehlt eine persönliche Note.“ 

 

Noch bevor irgendjemand begreifen konnte, was geschah, ließ Frutzel seine löchrige Hose fallen und hockte sich mitten auf die Hauptplatte. Ein widerliches, klatschendes Geräusch hallte durch die Küche, gefolgt von Frutzels krächzendem Lachen. Die Köche jaulten auf, einige warfen ihre Messer weg und flohen, während Beelzebub mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen starrte. „Du... du... ELENDES WESEN!“

 

Frutzel wischte sich genüsslich den Allerwertesten mit Beelzebubs eigener Schürze ab, das verschlissene, fleckige Ding, das dem Fürsten der Fliegen stets als Zeichen seiner Herrschaft diente. „Ein edles Tuch für edle Hinterlassenschaften!“ höhnte Frutzel und hielt die beschmutzte Schürze hoch, als wäre sie eine Trophäe. „Beelzebub, du weißt wirklich, wie man Luxus definiert!” 

 

Beelzebub, der aufgequollene Fürst, war zu diesem Zeitpunkt bereits ein Bild unkontrollierter Wut. Seine fettige Haut schwitzte schwarze Tropfen, während die Fliegen in dichten Schwärmen um ihn herumschwirrten, als würden sie den Zorn ihres Meisters in die Luft tragen. „FRUTZEL!“ brüllte er, so laut, dass selbst die Kessel erzitterten. „Du jämmerliche Nachgeburt! Du niederes, kriechendes Ungeziefer! Ich werde dich zerquetschen wie eine Made, die du bist!“ 

 

Mit einem röhrenden Aufschrei versuchte Beelzebub, sich von seinem riesigen Thron zu erheben, doch das war leichter gesagt als getan. Er stemmte seine schwabbeligen Arme auf die Lehnen, sein Körper bebte, und der Boden unter ihm ächzte bedrohlich. Zentimeter für Zentimeter kämpfte er sich hoch, doch dann rutschte er wieder ab, fiel prustend zurück in seinen Sitz und ließ eine Welle von Fliegen aufsteigen. 

 

Frutzel, der das Spektakel beobachtete, fiel vor Lachen beinahe selbst von der Festtafel. „Na los, Beelzebub! Zeig's mir! Wo ist denn die Beweglichkeit, die ein Fürst braucht? Ein bisschen mehr Schwung, hm?” Er watschelte imitiert dickbauchig durch die Küche und klatschte dabei seine schmutzigen Hände auf seinen eigenen Bauch. „Hoppla, der Herr der Fliegen bleibt wohl lieber sitzen. Verstehe ich. Wer sich zu viel bewegt, der könnte ja aus der Puste kommen!“ 

 

Beelzebub wurde purpurrot vor Zorn, seine Schmerbauchmassen bebten wie ein Kessel mit übervollem Teig. „Packt ihn! Packt diesen Störenfried!“ schrie er seinen Dienern zu. Doch die deformierten Köche und schleimigen Helfer wagten sich kaum an Frutzel heran. Sie hatten gesehen, was er bereits angerichtet hatte, und wer von ihnen wollte schon der nächste sein, der auf dem Boden ausrutschte oder mit Fett besudelt wurde? Einige warfen hastig ihre Werkzeuge hin und rannten davon, andere wagten zögerliche Schritte, nur um schnell wieder zurückzuweichen, als Frutzel drohend einen brodelnden Krug schwenkte. 

 

„Nichts da! Bleibt schön da hinten!“ schrie Frutzel, die Stimme schrill vor Vergnügen. Dann packte er einen riesigen Löffel, tauchte ihn in einen der Kessel und begann, den kochenden Inhalt über die Wände der Küche zu spritzen. Fett, Blut und Eingeweide verteilten sich in einem infernalischen Chaos. Kessel kippten um, Töpfe zerbrachen, und der Boden wurde zu einer schmierigen, dampfenden Höllenlandschaft. Die Fliegen kreischten wie gequälte Geister, als ihr Unterschlupf von der entfesselten Zerstörung getroffen wurde. 

 

„So! Jetzt ist's gemütlich hier!“ brüllte Frutzel triumphierend. Dann ließ er seinen Blick schweifen und entdeckte einen Stapel gewaltiger Fässer am anderen Ende der Küche. Die Aufschrift „Alkoholische Reserve - Nur für Beelzebub" ließ seine Augen funkeln. „Na, das lasse ich mir nicht zweimal sagen!” Er rannte taumelnd hinüber, riss den Zapfhahn eines der Fässer auf und stürzte den sprudelnden Inhalt direkt in seinen weit aufgerissenen Mund. Der Alkohol floss in Strömen über sein Kinn, seine Kleidung und den Boden, während er gurgelte: „Höllenstoff! So muss das sein!“ 

 

Beelzebub hatte mittlerweile erneut versucht aufzustehen, doch er war zu schwer und zu langsam, und seine Wut verwandelte sich in ein hilfloses Kreischen. „Du Bastard! Du Schandfleck! Du wirst das bereuen, wenn ich dich erwische!“ 

 

Frutzel, schon taumelnd vor Trunkenheit, drehte sich zu Beelzebub um, das Gesicht glänzend vor Alkohol und Fett. „Bereuen? Ach, komm schon, Beelzebub! Das ist das Beste was mein Rachen seit Jahrhunderten hatte!“ Er packte ein zweites Fass, riss es hoch und ließ den Inhalt über sich selbst und den Boden gießen, sodass die ganze Küche noch glitschiger wurde und bald schwamm. „Und jetzt noch ein kleines Finale!“ 

 

Mit einem gewaltigen Tritt stieß er das nächste Kesselgerüst um, das polternd zusammenbrach und einen Schwall von brodelndem Sud freisetzte. Flammen züngelten an den Wänden, und dichter Rauch füllte die Luft. Die wenigen Diener, die noch nicht geflohen waren, rannten kreischend auseinander. Frutzel, inmitten des tobenden Chaos, hob die Arme, als wollte er den ganzen Ort segnen. „Ich danke dir, Beelzebub! Deine Gastfreundschaft ist unübertroffen!“ 

 

Beelzebub schrie erneut vor Zorn, doch es war zu spät. Frutzel hatte bereits genug Chaos angerichtet. Mit einem überraschend schnellen Satz - so flink, dass man es dem verkrüppelten Dämon kaum zugetraut hätte - huschte er zum Ausgang der Küche. „Man sieht sich, Beelzebub! Aber lass dir Zeit - du bewegst dich ja eh nicht so gerne!” rief er spöttisch über die Schulter. 

 

Und dann war er weg. 

 

Beelzebub blieb keuchend und schnaufend zurück, seine Fliegen schwirrten panisch durch die Luft, und die Küche glich einem Schlachtfeld. Überall brannten Flammen, Fett tropfte von der Decke, und die Böden waren rutschig wie ein See aus verdorbenem Öl. Der Fürst der Gier sank zurück auf seinen Thron und brüllte so laut, dass es bis in die tiefsten Winkel der Hölle hallte. 

 

Doch Frutzel verschwand so schnell wie er auftauchte, schwankend, lachend und trunken. Getrieben von einem Rausch des Chaos, der nun in ihm geweckt wurde, fühlte er sich mächtig und unaufhaltsam. Wer könnte ihm jetzt noch die Stirn bieten? Dem großen Frutzel, Bezwinger der Höllenfürsten.

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