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Traumata

 

Viele sagen, hab dich nicht so,
stell dich nicht an und sei doch froh.
Vergiss‘ es einfach und denke dann,
andere sind viel schlimmer dran.
 
Doch was wisst ihr schon von meinem Leben?
In mir drin sind Folgeschäden!
Viel passiert, was keiner sah.
Trag‘ von nun an Traumata.
 
Der Eine, der mich küsst, ganz ungefragt,
hält mich fest, ganz eng an sich.
Der Andere, der zu mir Prinzessin sagt,
aber ist doch okay, bin eh nur ich.
 
Der Eine, der das auf der Straße tut,
dabei war ich jung und kannt‘ ihn kaum.
Der Andere trägt, wie ich, das gleiche Blut,
doch sieht in mir sein' größten Traum.
 
Ein Nächster hat sich über mich hinweggesetzt,
nur aus Spiel und Neugier, er war selber jung.
Doch trotzdem über Wochen fortgesetzt,
aber hab ja selber mitgemacht, war halt dumm.


  Auch uns verbindet einiges,
 doch nun lieg ich, wie ich bin, im Bett vor ihm.
 Red‘ mir ein, es wär normal, was übliches,
 aber insgeheim will ich dem Ganzen nur entfliehen.
  
 Das Thema Familie fang ich erst gar nicht an, 
das verdient ein Moment für sich allein.
Glaubt mir, wenn ich sag, da ist viel Scheiße dran,
doch passt das hier einfach nicht rein.

 

Aber ja, ist allein meine Schuld, hab nichts gesagt,
hab nichts gemacht und nicht nach Hilfe gefragt.

 

Viele sagen, hab dich nicht so,
stell dich nicht an und sei doch froh.
Vergiss‘ es einfach und denke dann,
andere sind viel schlimmer dran.


Doch was wisst ihr schon von meinem Leben?
In mir drin sind Folgeschäden!
Viel passiert, was keiner sah.
Trag‘ von nun an Traumata.
  
Noch so viel mehr ist mir passiert,
doch noch ist alles unnotiert.
Dies ändert sich nun heut‘ und hier,
lass mich davon nicht dominier‘n.
 
Mit zehn das erste Mal daran gedacht,
wie man es schafft, sich loszuwerden.
- Ersticken über Nacht -
Ist doch ‘ne gute Möglichkeit zu sterben.

Ab da an ging es nur bergab.
Zu Beginn noch langsam und bedacht.
Vorerst nur Mobbing auf ‘nem Blatt.
Doch bald darauf begann die Schlacht.
 
Die Einen, die es versteckt, aber dennoch aktiv machten
- Beleidigungen anonym im Internet -
Die Nächsten, die nur passiv waren, aber dennoch lachten
- Über Sätze wie ich sei besser tot wie ein Skelett -
 
Äußerungen wie ich solle abnehmen, ich fette Sau
und dass ich eine Hure sei.
Äußerungen wie ich solle mein eigenes Grab bau’n,
denn wenn ich sterben würd‘, wär‘ nichts dabei.
 
Denkt ihr wirklich, das alles macht mit einem nichts
und dass es einfach so an einem vorbei geht?
Denkt ihr wirklich, dass man darunter nicht zerbricht,
wenn man Sachen wie diese Tag für Tag erlebt?

 

Wenn es so weit geht,

dass die Polizei vor einer 14-Jährigen steht.

Nicht weil jemand von euch sich Sorgen macht,

sondern jemand 600km entfernt Angst um mich hat.
 
Wenn ihr das denkt, seid ihr echt naiv,

denn all das sitzt nun ziemlich tief.

 

Viele sagen, hab dich nicht so,
stell dich nicht an und sei doch froh.
Vergiss‘ es einfach und denke dann,
andere sind viel schlimmer dran.
Doch was wisst ihr schon von meinem Leben?
In mir drin sind Folgeschäden!
Viel passiert, was keiner sah.
Trag‘ von nun an Traumata.
 
Noch so viel mehr ist mir passiert,
doch vieles ist noch ungewiss.
Dies ändert sich nun heut‘ und hier.
Ich will, dass niemand das vergisst. 

 
Die Ex, die sich einschließt und zusammenbricht,
aus Gründen, die für mich verständlich sind.
Ihr Freund, der mit ‘nem Messer vor mir sitzt 
und dran denkt, ob er lieber sich oder mir das Leben nimmt.
 
Ihre beste Freundin, dich mich bedroht,
die sagt, dass nur noch Gott mich schützen kann.
Die meint, wenn sie mich noch einmal trifft, dann wäre ich tot.
Und der Freund sitzt da noch immer mit ‘nem Messer in der Hand.
 
In dem Moment war ich benommen,
doch Zuhause brach ich zusamm'.
Mein Blick von Tränen nur verschwommen,
auf Haut und Herz dann tausend Schramm'.

Lieg‘ so oft, fast jeden Tag,
hier und dort zusamm'gekauert.
Fast wie leblos in ‘nem Sarg,
hat schon für Stunden angedauert.

 Auch das ist meine Schuld, denn ich hab mich verliebt.
Hätt‘ ich das nicht getan, wär all das nicht passiert.

 

Viele sagen, hab dich nicht so,
stell dich nicht an und sei doch froh.
Vergiss‘ es einfach und denke dann,
andere sind viel schlimmer dran.

Doch was wisst ihr schon von meinem Leben?
In mir drin sind Folgeschäden!
Viel passiert, was keiner sah.
Trag‘ von nun an Traumata.
 
Folgeschäden, die ich gerne nennen kann,
denn Listen davon hab ich endlos lang.
Ihr glaubt es nicht? - Dann wartet ab.
Ich hab‘ das Schweigen endlich satt.

Wenn Nächte immer kürzer werden,
bis hin zu zwei, drei Tage gar nicht schlafen.
Aus Angst im Traum wieder zu sterben
oder sich für Bekannte zu entehren.

Albträume wie aus einem Horror Film

oder aus ‘ner True Crime Story.

Kann jetzt nur noch schlafen mit den Pillen.

Ist, als wär‘ es schon ein Hobby.

 

Sich in seiner Wohnung zu verschließen,
ständig Atemnot bei Panik hier daheim,
zittern, hungern und zusammenbrechen,
selbst zum Aufstehen nicht in der Lage zu sein.

Schmerzen, die sich kein Arzt erklären kann,
Wutanfälle, bei den kleinsten Sachen,
und dann plötzlich dieser wiederkehrende Gedanke,
am nächsten Tag nicht mehr aufzuwachen.

Nach außen hin die Tolle geben,
die der's gut geht und die alles schafft.
Doch insgeheim sich selbst zerreden 
und sich selbst bestehl'n aller Kraft.

 

Viele sagen, hab dich nicht so,
stell dich nicht an und sei doch froh.
Vergesst es einfach und denkt selber dran,
wenn einer von euch nicht mehr leben kann.


Dies und mehr gehört halt zu mei'm Leben.
All das machte in mir Folgeschäden.
Viel passiert, was keiner sah.
Trag‘ nun von damals Traumata
.

  • Gefällt mir 2
  • Traurig 6
Geschrieben

Hallo @Anne

 

Deine Zeilen machen einfach traurig. Das LI hat schwere Zeiten hinter sich und bräuchte vermutlich ernsthaft psychologische Hilfe!

Missbrauch, Mobbing, Suizidgedanken - da läuten die Alarmglocken. Ich würde raten, sich einem Therapeuten anzuvertrauen, denn solche Traumata sind nicht zu vergessen oder zu verdrängen. 

 

LG Herbert 

  • Gefällt mir 1
Geschrieben


hallo Anne

 

Ich frage mich, was du mehr willst: Teile einer Lebensgeschichte erzählen, oder ein Gedicht vorstellen. Für ersteres würde ich gern alles noch mal in normaler Sprache lesen, also eher als belletristischen Bericht, für letzteres ist mir der Versuch viel zu lang, zu ausgewalzt. Es fehlt mir ausserdem das lyrische Verdichten. Die paar angewandten Stilmittel reichen mir nicht aus, um es als Gedicht wahrzunehmen. Irgendwann tritt, bei aller Dramatik der beschriebenen „Rolle als Frau“ in  Konfrontation mit unsensiblen Männern dann doch leider (!) Langeweile und Bedauern über das Misslingen  deinesTextes ein.

Wirklich schade, denn die Zeit ist reif für jede Auseinandersetzung mitaltpatriarchaler männlicher Sexualität und ihren Erwartungen an Mädchen bzw. Frauen.

 

 

 

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