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Geschrieben am

Von Mahler wurde einst verkündet

sein Stil sei eher provinziell.
Doch was modern hat er begründet.
Der Geist ist klein und urteilt schnell.

 

Aus ihm hat ein Genie gesprochen,
das an der Harmonie sich rieb;
das jede Konvention gebrochen
und dafür unvergessen blieb.

 

Als froh man im Kondukt am tanzen
verzerrt nach Bruder Jakob rief,
erwachte aus den Dissonanzen
einst der Titan, der in ihm schlief.

 

Der nun, wie eine dunkle Freske
gewaltig durch sein Werk marschiert
und sich schlussendlich ins Groteske,
ins Mahlerische transzendiert.

 

Ein Mosaik der dunklen Splitter.
Musik, die zu den Sternen trägt.
Die durch die Nacht wie ein Gewitter
in Blitzen hell zur Erde schlägt.

 


3. Sinfonie, 3. Satz 
Comodo. Scherzando

 

Im Morgenrot die Vöglein singen
und weite Schatten wirft das Licht.
Dazu will eine Polka schwingen,
die sich chromatisch Schicht um Schicht

 

verdreht um darin zu verhallen.
Ach, wer vertreibt uns nun die Zeit?
Der Kuckuck hat sich totgefallen
und liegt nun auf der grünen Weid'.

 

So übernimmt für ihn die kesse
Frau Nachtigall mit ihrem Lied.
Sie hüpft und tanzt und singt, indessen
uns die Natur Grimassen zieht.

 

-

 

Doch muss ich mich entschuldigen,
dass wie ichs wende und auch dreh
ich ihn, statt ihm zu huldigen,
schlussendlich wohl nur missversteh.

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Geschrieben

Herrlich, lieber Delf!

 

Die Eigenheiten von Mahlers Musik, die bis heute sowohl begeisterte Anhänger als auch vehemente Gegner findet, aber wohl niemanden kalt lässt, der sich ihr für ein paar Takte aussetzt, hast du sehr plastisch angedeutet, soweit das in diesem intimen lyrischen Rahmen überhaupt möglich ist.

 

Zu meiner Schulzeit gab es in meiner Stufe einen kleinen inoffiziellen Mahler-Fanclub, dessen Mitglieder einen großen Teil ihrer Freizeit damit verbrachten, mit Kopfhörern ausgerüstet durch die Klanglandschaften von Mahlers Sinfonien zu streifen. Ich stand diesem Komponisten zunächst ratlos gegenüber. Heute wundere ich mich darüber, denn eigentlich wäre er genau "mein" Komponist.

 

Mahler wollte in seiner Musik die Welt Natur und Landschaft, aber auch das menschliche Getriebe in aller verwirrenden Vielfalt widerspiegeln. Nicht zuletzt war natürlich auch er ein Mensch mit seinem Widerspruch. So erklärt es sich, dass er auch klingende Fundstücke aus dem musikalischen Alltag nicht verschmäht und sie wie Postkarten in seine philharmonischen Kolossalgemälde einklebt, etwas Posthornklänge und Herdenglocken. In der Sechsten greift er buchstäblich zum Hammer, um zu verdeutlichen, mit welcher  zermalmenden Gewalt das Schicksal zuschlägt.

 

Seine Musik hat auch dort, wo er die herrlichsten Melodien ausbreitet, etwas Synthetisches, Zusammengefügtes, Erdachtes. Aber gerade darin schlägt das leidenschaftliche Herz eines Kindes seiner Zeit, das sich nach Einfachheit, Ursprünglichkeit und Einklang mit der Natur sehnt.

 

Deine Verse fangen das, was ich hier in trockener Prosa zu beschreiben versucht habe, natürlich viel besser ein

 

Danke dafür! Cornelius 

Geschrieben

@Anaximandala

 

 

 

Moin.

 

 

Dachte schon, du bist ausgewandert.

 

Zum Gedicht. 

Ich musste erstmals googeln nach "Mahler" Diese Person war mir nicht bekannt. Auch jetzt noch konnte ich nur ergoogeln, dass er Komponist war.

Na ja, und klassische Musik fließt bei mir zwei Straßenseiten weg von mir. Habe eine sehr geringe Zuwendung dafür.

Warum? Schulterzucken. 

 

Dein Gedicht aber kommt sehr gut rüber, mein Beifall.

 

Also, bis demnächst.

 

 

 

 

 

 

 

 

Geschrieben

Lieber Anaximandala,

 

schön, dass du Mahlers Kompositionen hier  heraushebst. Er hat nicht leicht Verständnis gefunden. Ich habe als Jugendlicher die Sinfonie mit dem Hammerschlag gehört. Man hatte den Eindruck, als würden Instrumente gestimmt, und als der Hammer zuschlug, hatte ein Drittel der Besucher den Konzertsaal schon verlassen.

 

Sehr gern gelesen.

Grüße von gummibaum

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