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Geschrieben

Herrlich, lieber Delf!

 

Die Eigenheiten von Mahlers Musik, die bis heute sowohl begeisterte Anhänger als auch vehemente Gegner findet, aber wohl niemanden kalt lässt, der sich ihr für ein paar Takte aussetzt, hast du sehr plastisch angedeutet, soweit das in diesem intimen lyrischen Rahmen überhaupt möglich ist.

 

Zu meiner Schulzeit gab es in meiner Stufe einen kleinen inoffiziellen Mahler-Fanclub, dessen Mitglieder einen großen Teil ihrer Freizeit damit verbrachten, mit Kopfhörern ausgerüstet durch die Klanglandschaften von Mahlers Sinfonien zu streifen. Ich stand diesem Komponisten zunächst ratlos gegenüber. Heute wundere ich mich darüber, denn eigentlich wäre er genau "mein" Komponist.

 

Mahler wollte in seiner Musik die Welt Natur und Landschaft, aber auch das menschliche Getriebe in aller verwirrenden Vielfalt widerspiegeln. Nicht zuletzt war natürlich auch er ein Mensch mit seinem Widerspruch. So erklärt es sich, dass er auch klingende Fundstücke aus dem musikalischen Alltag nicht verschmäht und sie wie Postkarten in seine philharmonischen Kolossalgemälde einklebt, etwas Posthornklänge und Herdenglocken. In der Sechsten greift er buchstäblich zum Hammer, um zu verdeutlichen, mit welcher  zermalmenden Gewalt das Schicksal zuschlägt.

 

Seine Musik hat auch dort, wo er die herrlichsten Melodien ausbreitet, etwas Synthetisches, Zusammengefügtes, Erdachtes. Aber gerade darin schlägt das leidenschaftliche Herz eines Kindes seiner Zeit, das sich nach Einfachheit, Ursprünglichkeit und Einklang mit der Natur sehnt.

 

Deine Verse fangen das, was ich hier in trockener Prosa zu beschreiben versucht habe, natürlich viel besser ein

 

Danke dafür! Cornelius 

  • Schön 1
Geschrieben

@Anaximandala

 

 

 

Moin.

 

 

Dachte schon, du bist ausgewandert.

 

Zum Gedicht. 

Ich musste erstmals googeln nach "Mahler" Diese Person war mir nicht bekannt. Auch jetzt noch konnte ich nur ergoogeln, dass er Komponist war.

Na ja, und klassische Musik fließt bei mir zwei Straßenseiten weg von mir. Habe eine sehr geringe Zuwendung dafür.

Warum? Schulterzucken. 

 

Dein Gedicht aber kommt sehr gut rüber, mein Beifall.

 

Also, bis demnächst.

 

 

 

 

 

 

 

 

  • Schön 1
Geschrieben

Lieber Anaximandala,

 

schön, dass du Mahlers Kompositionen hier  heraushebst. Er hat nicht leicht Verständnis gefunden. Ich habe als Jugendlicher die Sinfonie mit dem Hammerschlag gehört. Man hatte den Eindruck, als würden Instrumente gestimmt, und als der Hammer zuschlug, hatte ein Drittel der Besucher den Konzertsaal schon verlassen.

 

Sehr gern gelesen.

Grüße von gummibaum

  • Schön 1
Geschrieben

@Anaximandala Lieber Anaximandala,

 

da geht es mir wie Horst Grosse. Ich kannte diesen Mann auch nicht und stehe auf klassische Musik im Allgemeinen nicht so sehr. Wenig Ausnahmen sind z.B. Vivaldi (Die vier Jahreszeiten) oder Bach (Weihnachtsoratorium).

 

Dein Gedicht gefällt mir allerdings sehr gut. Toll geschrieben. :thumbsup:

 

LG

Moni

  • Schön 1
Geschrieben

Einen schönen guten Abend und herzlichen Dank für eure Kommentare 🙂

 

@Cornelius, das mit dem Mahler-Fanclub klingt ja spannend.

Jetzt konnte ich in meiner Schulzeit mit klassischer Musik zwar  noch nichts anfangen, aber hätte es sowas gegeben, wer weiß.

 

Ich kann, was du schreibst, gut verstehen. 

Während ich den Trauermarsch seiner ersten Sinfonie schon früh entdeckt habe und er seitdem weit oben auf meiner Liste steht, wird es darüber hinaus schwierig.

Seine 9te Sinfonie hab ich öfters gehört und erinnere mich daran, wie ich auf meiner Couch gelegen habe und begeistert war.

Als ich sie in Erinnerung daran das nächste Mal angemacht habe, hat sie mich richtig nervös gemacht.

 

Mal ein ganz blöder Spruch dazu, Mahlers 9te ist ein schönes Gegenstück zu Brahms 4ten Sinfonie. 

Wenn die Stimmung nicht stimmt, ist die 4te von Brahms so schön, dass ich kotzen könnte und die 9te von Mahler so virtuos, ich könnt mir die Haare vom Kopf reißen 🤣

 

Ehrlich gesagt bin ich jetzt gerade erst richtig dabei, in seine Sinfonien einzutauchen.

Was mir geholfen hat, war zu wissen was mich erwartet. Er reizt das Mögliche ja wirklich bis zum Letzten aus, springt unvermittelt zwischen Stimmungen hin und her und beantwortet Klänge mit einem Gegensatz, wird lauter und leiser und spielt mit den Erwartungen, wenn er teils über Minuten sich ziehend einen Höhepunkt aufbaut, die Motive mühsam sich hochkämpfen lässt, nur um dann alles zusammenbrechen zu lassen - oder einfach zu sanftem Vogelgezwitscher springt.

 

Genauso sein Gegensatz von hochkomplexen Klängen, die sich immer wieder auf Volksgesänge oder Kinderlieder stützen und widersprüchliche Stimmungen transportieren.

Wie wenn der Trauermarsch der ersten Sinfonie mehr starr und kühl auf die Melodie zu Bruder Jakob aufbaut und sich in einen eher freudigen Tanz wandelt, in dem sich dann plötzlich entfernt Alle meine Entchen und wer weiß was noch erkennen lässt.

 

Man merkt seiner Musik eine gewisse Bildhaftigkeit an, aber man muss sich darauf einlassen können. Auf jeden Fall scheint sie mir nicht unbedingt geeignet, sich nebenbei ein bisschen berieseln zu lassen.

 

Danke für deine ausführlichen Worte 😊

 

 

@horstgrosse2, nein, ausgewandert bin ich nun nicht 😄 aber ich habe mir eine Auszeit genommen, nicht bloß hier. Ich hab mein Schreiben auf ein Minimum heruntergefahren und fast ausschließlich im privaten Kreis gepostet.

 

Naja, Geschmäcker sind bekanntlich verschieden und klassische Musik ist heute manchmal fast schon aus der Zeit gefallen ..

 

Schön, dass du trotzdem etwas mit meinen Zeilen anfangen kannst 😊

 

 

@gummibaum, auch bei mir hat er nicht leicht Verständnis gefunden 😄 obwohl mir früh klar gewesen ist, dass seine Musik etwas großes ist, bloß ich sie noch nicht fassen kann .. 

 

Man hatte den Eindruck, als würden Instrumente gestimmt.

Die Aussage gefällt mir gut!

 

Er war seiner Zeit einfach voraus.

Mit seinen "Extrawünschen" ist er aber nicht allein gewesen, Antonin Drovak soll auch schlimm gewesen sein. Weniger wegen der Verwendung von Hammer, Glocken und wer weiß was noch, dafür aber mit Forderungen wie besonders langen Pausen zwischen den Sätzen, oder dass bestimmte Instrumente sitzend oder höher stehend gespielt werden sollten, die Hörner hat er zum Teil entfernt aufstellen lassen, damit sie wirklich aus der Ferne klingen.

*oh und nicht zu vergessen, Tchaikovsky's Overtüre 1812, in der die Kanonen donnern und die Glocken schlagen 😅 und sich die französische Marseillaise und ein russischer Volkstanz sich "bekämpfen" 

 

So mancher Kritiker hat seine Werke zerrissen und doch ist er ohne Vorgänger (trotz Bruckner), ohne Nachfolger (trotz Shostakovich) und einer der ganz Großen.

 

Hab vielen lieben Dank 😊

 

 

@Moni, auch dir vielen Dank für die lobenden Worte, wenn die Musik dir auch weniger zusagt.

 

Bach ist natürlich etwas ganz besonderes, obwohl ich mit Chören meist nur schwer warm werde 😄

 

So spontan gedacht, vielleicht könnte dir Tchaikovsky's 5te Sinfonie gefallen 🤔

 

 

Liebe Grüße

Delf

  • Schön 1
Geschrieben

@Anaximandala Hallo Anaximandala,

 

Ich möchte kurz noch etwas korrigieren. Was habe ich denn hier geschrieben? Dass, obwohl ich auf klassische Musik nicht so stehe, zu den Ausnahmen u.a. Bach gehört? Nee, das stimmt so nicht. Ich weiß ja noch nicht einmal, was der Herr Bach alles so komponierte.

Kurz vor Weihnachten lief der Film „Bach – Ein Weihnachtswunder“ im Fernsehen.  Ich sah ihn mir an und fand ihn sehr interessant. In dem Film ging es vor allem um die Komposition von Bachs Weihnachtsoratorium. Die Musik wirkte auf mich sehr festlich und die Melodie stellenweise sogar emotional. Wahrscheinlich spukte dieser Film und das Weihnachtsoratorium noch in meinem Kopf, als ich den Kommentar schrieb. 😉

 

Vivaldi allerdings zähle ich tatsächlich zu den Ausnahmen. Als eine meiner Enkeltöchter ca. 4-5 Jahre alt war, wollte sie während der Autofahrt immer nur „Die vier Jahreszeiten“ von Vivaldi hören. Inzwischen ist sie 11 und sie spricht schon lange nicht mehr davon. Ich muss sie doch mal fragen, was aus ihrem Ohrwurm von einst geworden ist … :biggrin:

 

Am 23.1.2025 um 00:01 schrieb Anaximandala:

So spontan gedacht, vielleicht könnte dir Tchaikovsky's 5te Sinfonie gefallen 🤔

 

Ich habe mal kurz reingehört – ist leider nix für mich, klingt in meinen Ohren irgendwie sehr dramatisch. Aber vielen Dank für den Tipp.

 

Ich sehe es kommen, dass aus mir eines Tages so ein richtiger Klassik-Musik-Fan wird.

 

LG

Moni

Geschrieben

Hallo @Moni,

 

alles gut, ich kenne so etwas. Solche Eindrücke von einer Musik können einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

 

Ich habe mal 2 Jahre lang nach einem Stück Ausschau gehalten, das ich in Filmen am Rande hin und wieder aufgeschnappt habe. Ich wusste nie genug um konkret zu suchen, aber die Melodie ist mir in unbedachten Momenten manchmal durch den Kopf gegeistert, wenn ich 'geschaut' habe, puff war sie weg.

 

Irgendwann hat sie sich als Bolero rausgestellt, ich hab das Stück seit dem keine 10 Mal gehört 😄

 

 

Ok, dramatisch ist Tchaikovsky eben einfach 😄

sonst, kürzer und sanfter

 

Mendelssohn - Hebriden

Smetana - Die Moldau

Vaugh Williams - The Lark Ascending

Shostakovich - Walzer Nr 2

Eugen Doga - Grammophon Walzer

 

 

Liebe Grüße 🙂

Delf

 

 

*Ich habe auch Mist geschrieben 😅

Nicht im Trauermarsch von Mahlers erster Sinfonie ist irgendwo 'Alle meine Entchen' entfernt erkennbar, sondern in Smetanas Die Moldau. Die Liste der in das Stück aingeflossenen regionalen Melodien ist ellen-Ellen-ELLEN-lang 😂

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