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Geschrieben am

Der Braten gleitet in die Röhre,

garniert mit frisch glasierter Möhre.

Doch halt - verlegen glüht die Wange:

Zum Nachtisch fehlt die Zuckerzange!

 

Nun heißt es: Sammelt euch, Gedanken!

Nach kurzem Für-und-Wider-Schwanken

ermutigt mich ein Schluck vom Hopfen,

an Nachbars Pforte anzuklopfen.

 

Drei Schritte um die Straßenecke 

vor seiner schicken Buchsbaumhecke 

beginnt in mir das Pferd zu scheuen 

und lässt mich schon den Gang bereuen.

 

Gewiss wird dieser Mensch es wagen,

mir meine Bitte abzuschlagen.

Er hat mich jüngst beim Schlangestehen 

ja schon so komisch angesehen ...

 

Kaum ist der Klingelknopf betätigt,

als sich mein Argwohn schon bestätigt:

Für dieses Knarzen seiner Tür 

hab ich ein seismisches Gespür.

 

Ich fühle meine Pulse klettern 

und höre mich entrüstet schmettern,

beflügelt von gestärktem Mut:

"Steck dir die Zange an den Hut!"

  • Gefällt mir 5
  • Lustig 3
Geschrieben

Hallo Cornelius.

 

Ich vertrete immer die weiß Gott nicht originelle Ansicht, dass ein Gedicht dem Leser gehört. Trotzdem ertappe ich mich bei meinen seltenen Beiträgen in diesem Forum meistens bei dem Gedanken, was ist, wenn man mit seiner Interpretation völlig danebenliegt? Und da bin ich auch schon bei Deinem Gedicht. Was macht man sich oft vorab für überflüssige negative Gedanken?! Es ist noch gar nichts passiert, aber das (Vor)Urteil steht schon fest. Eine Denk- und Herangehensweise, die leider auch in unserer Gesellschaft auf dem Vormarsch ist. Andererseits muss man ein Gedicht nicht immer mit Bedeutung(en) überfrachten. Mir gefällt jedenfalls, wie Du eine menschliche Schwäche recht treffend aufs Korn genommen hast.

Ein klein wenig ab fällt meiner Ansicht nach die letzte Strophe. "Pulse" erweckt in mir bei aller dichterischen Freiheit etwas sehr den Eindruck nach "Ich muss das Versmaß halten." Und das Gedicht schließt bei mir mit der Frage, welche Bedeutung plötzlich die Jahreszeit hat, außer dass es den Reim rettet? Aber womöglich ist das für eine satirisches Gedicht eine zu ernsthafte Sichtweise.

 

Auf jeden Fall danke fürs schmunzeln lassen!

  • Danke 1
Geschrieben

Lieber Cornelius,

 

so ein gespanntes Verhältnis zwischen konkurrierenden Nachbarn ist brisant. Das Knarzen der Tür reicht aus, entrüstet zu brüllen. Das vorangehende Gedankenspiel macht eine ablehnende Antwort daraus, obwohl die Bitte um Hilfe noch nicht einmal geäußert wurde.

 

Sehr treffend dargestellt!

 

Grüße von gummibaum

 

 

 

  

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

@Cornelius Lieber Cornelius,

 

das ist ja witzig. Ich sehe den verwirrten Nachbarn direkt vor meinem geistigen Auge. So ist es mit den Vorurteilen. Vielleicht dachte der Nachbar beim Schlangestehen genau Dasselbe: „Warum glotzt der mich so komisch an?“ Gedanken müsste man lesen können. Dann wäre Vieles einfachen … oder auch nicht. :whistling:

 

Sehr gerne gelesen und geschmunzelt.

 

LG

Moni

  • Schön 1

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