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Geschrieben am

Hallo,

bei diesem Gedicht habe ich vorallem mit der Metrik Probleme,

aber so sehr ich auch drüber nachdenke:

Es fallen mir schlichtweg keine Lösungen ein,

die es nicht in anderer Hinsicht schlechter machen würden.

In diesem Sinn ist jegliche konstruktive Kritik ausdrücklich erwünscht =)

 

Die meisten Liebesreime,

sind doch nur Geschleime:

Es reimt sich ständig Schmerz auf Herz;

Das ist doch wohl ein schlechter Scherz.

Man hört von Liebe, die ewig währt;

Nach der Scheidung ist's verjährt.

"Ich liebe bis zum Lebensende..."

"...nur dein Geld" heißt dann die Wende.

Er geht mit ihr bis ans Ende dieser Welt,

und träumt davon, dass sie dort herunterfällt.

Er liebt dich und zwar auschließlich dich;

Und zwei andere, wusstest du das nich?

Rosen sind rot, Veilchen sind blau;

Die Wirklichtkeit bleibt tristes Grau.

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Geschrieben

Die meisten hohen Liebesreime,

sind doch meistens nur Geschleime:

Es reimt sich ständig Schmerz auf Herz;

Öde scheint der alte Scherz.

Man hört von Liebe - ewig währen;

Nach der Scheidung solls verjähren.

"Ich liebe bis zum Lebensende..."

"...nur dein Geld" heißt dann die Wende.

Er geht mit ihr zum Rand Welt,

träumt, dass sie dort runterfällt.

Sagt ihr noch, ich liebe dich!

denkt: Nachbarin erwartet mich...

Denn Rosen sind rot, Veilchen sind blau;

Doch Wirklichtkeit bleibt tristes Grau.

 

 

hab mal bisschen dran rumgebastelt, hoffe dir gefällt das ein oder andere

Geschrieben

Hallo DavidDichter!

 

Okay, ich fange mal mit dem Metrum an:

 

xXxXxXx (Reim a) 3-hebiger Jambus, weibliche Kadenz

XxXxXx (Reim a) 3-hebiger Trochäus, weibliche Kadenz

xXxXxXxX (Reim b) 4-hebiger Jambus, männliche Kadenz

xXxXxXxX (Reim b) 4-hebiger Jambus, männliche Kadenz

xXxXxxXxX (Reim c) 2x Jambus, 1x Anapäst, 1x Jambus, männliche Kadenz / 4 Hebungen

XxXxXxX (Reim c) 4-hebiger Trochäus, männliche Kadenz

xXxXxXxXx (Reim d) 4-hebiger Jambus, weibliche Kadenz

XxXxXxXx (Reim d) 4-hebiger Trochäus, weibliche Kadenz

XxXxXxXxXxX (Reim e) 6-hebiger Trochäus, männliche Kadenz

XxXxXxXxXxX (Reim e) 6-hebiger Trochäus, männliche Kadenz

XxXxXxXxX (Reim f) 5-hebiger Trochäus, männliche Kadenz

XxXxxXxXxX (Reim f) 1x Trochäus, 1x Daktylus, 3x Trochäus, männliche Kadenz / 5 Hebungen

XxxX (Zäsur) XxxX (Reim g) mehrere Rhythmusdeutungen möglich, männliche Kadenz / 4 Hebungen

xXxxXxxX (Reim g) Jambusauftakt, 2x Anapäst, männliche Kadenz, 3 Hebungen

 

alternativer letzter Vers:

xXxXxXxX (Reim g) 4-hebiger Jambus, männliche Kadenz

 

 

Ich persönlich würde im letzten Vers zur ersten Betonungsvariante tendieren, da sie besser zum Vers davor, auf den es sich ja reimt, passt.

 

Der 13., also vorletzte Vers, ist sogar tatsächlich eine der wenigen Gelegenheiten in der deutschen Sprache, wo der Spondeus zum Einsatz kommt. Jede andere Betonung klänge arg verdreht.

 

Insgesamt siehst Du, dass hier einiges am Rhythmus hakt.

 

Den Reim „nich“ würde ich hier nicht anwenden. Man sieht zu deutlich, dass das Wort allein deshalb des T’s beraubt wurde, um sich zu reimen. Und wenn man so etwas macht, sollte es noch mindestens einem anderen Zweck dienen.

 

Da das Gedicht am Ende eine bittere Wendung nehmen soll, sind die kurzen Paarreimverse vielleicht nicht so glücklich. Sie erwecken etwas den Eindruck der (ungewollten) Komik. Wenn die dann auch in gutem Sarkasmus kommen würde, wäre das sicherlich einwandfrei. Stattdessen kommen aber ein paar Allgemeinplätze über Ehe, Scheidung etc. Man könnte es auch mit Absicht infantil halten, wodurch dann die kurzen paargereimten Verse passen, aber dann sollte der Schluss auch in diesem Stil gehalten sein und nicht, wie hier, auf eine bitter-enttäuschte Wendung hinarbeiten.

 

An Deiner Stelle würde ich mich bei diesem Gedicht erst einmal fragen: Worauf will ich hinaus? Soll es komisch sein? Dabei eher infantil oder geistreich? Soll es tragisch sein? Lehrreich?

 

Hätte ich dann die Antworten darauf, wäre dann für mich der Zeitpunkt gekommen, festzulegen, in welcher Art ich den Rhythmus, die Melodie des Gedichtes gestalte.

 

Wenn Du das für Dich klar herausgearbeitet hast und noch Hilfe haben magst, sag mir gerne Bescheid :-)

 

LG

 

Beteigeuze

 

P.S. Ich weiß schon, dass das Werk bei Humor steht, aber ich hoffe, Du weißt trotzdem, was ich zum Ausdruck bringen wollte.

Geschrieben

Erstmal ein ganz großes Dankeschön für die ausführliche Analyse und Kommentierung!

 

Ich gebe zu, dass ich vorzugsweise in schlichten Paarreimen schreibe,

weil ich meist frei heraus rede/dichte, was mir gerade in den Sinn kommt,

worunter in dem Fall auch das "nicht" leiden musste.

 

Deine Kritik an dem scheinbar bitteren Ende kann ich nachvollziehen,

da ich in der Schrift Tonfall/Mimik/etc. nicht festhalten kann und es somit missverständlich sein kann.

 

Zu den grundsätzlichen Fragen:

Ich will darauf hinaus, dass die meisten der heutigen Liebesgedichte von sentimentalen Schwachsinn,

realitätsferner 'Romantik' und vor allem von verlogener Wortwahl durchtränkt sind.

Es soll komisch, aber in erster Linie spottend sein.

Das Gedicht soll lediglich spiegeln und nicht tiefgreifend analysieren und argumentieren; insofern würde ich infantil sagen.

Auf den ersten Blick soll es fröhlich und unbekümmert wirken, doch erst wenn man später darüber nachdenkt,

sollte es einen bitteren Nachgeschmack haben und dazu anregen, über die dargestellte Situation nachzudenken.

Geschrieben

Hi nochmal!

 

Ja, das hatte ich auch alles so verstanden. Das mit dem bitteren Ende liegt nicht am fehlenden Tonfall, der nicht hörbar ist, sondern allein am Inhalt:

 

Doch Wirklichtkeit bleibt tristes Grau.

 

Es geht auch schon früher im Gedicht los, dass nicht allein die Liebesgedichte und die Art, wie sie geschrieben sind, zum Thema genommen werden, sondern auch die tatsächlich gelebte Realität dahinter. Das heißt, nicht bloß die Kritik am schlechten Schreibstil kommt hier auf, eher noch eine zynische Sichtweise auf die Liebe bzw. gelebte Realität derselben überhaupt.

 

Das ist eben der Punkt, Du verbindest beides, die zunächst infantile Art, die ja dadurch genau das infantile Geschreibe satirisch aufs Korn nimmt, mit einer zynischen Sicht auf die Realität (zynisch, weil nicht erfüllte Ideale enttäuscht werden), eben bitter. Startet schon hiermit:

 

Man hört von Liebe - ewig währen;

Nach der Scheidung solls verjähren.

"Ich liebe bis zum Lebensende..."

"...nur dein Geld" heißt dann die Wende.

 

Hier geht es also nicht nur um die Schreibart der Gedichte, sondern auch um das Dahinter, wie ich weiter oben ja bereits sagte. In dem Du zuerst also das Infantile suchst, um es um seiner selbst willen zu karikieren, erreichst Du mit der Wendung zur ernshafteren Betrachtungssatire, dass sich diese selbst infantil anhört, es aber nicht zu ihr passt. Das meinte ich mit unfreiwilliger Komik. Komisch soll das Gedicht ja schon sein, aber die Komik wirkt hier etwas anders als sie könnte.

 

Der Paarreim ist also nicht zwingend schlecht, ebenso wie die beiden Herangehensweisen. Die Art nur, wie diese Dinge hier gemischt werden, wirkt nicht ganz ausgegoren auf mich. Für den Spott, den Du ansprichst, müsste mehr Substanz rein. Würde dadurch erreicht, dass Du Dich für eine der beiden Richtungen entscheidest und sie konsequent durchziehst, oder aber in die Infantilität das Zynische durch geistreichere Wendungen einflechtest. Tiefgreifende Analyse muss dabei gar nicht rein und sein, es geht mir mehr um den Aufbau an sich (nicht nur das Metrum, vor allem über Wortwahl u. -wendungen).

 

Ich hoffe, es ist klarer geworden, was ich meine. Wenn das Gedicht so steht und bleibt, ist das auch gut, ich sage diese Dinge nicht, um zwanghaft zu überzeugen. Vielmehr ist getan, wenn Dich etwas von dem, was ich hier schreibe, auf neue, andere Gedanken bringt, irgendwie inspirieren kann.

 

LG

 

Beteigeuze

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