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Selbstbegegnungen ( Meeting Yourself )


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Selbstbegegnungen

( Meeting Yourself )

 

Je älter ich werde um so näher komme ich

den einfachen Wahrheiten, die ein junger Mann gerne ablehnt, zu glauben,

erforsche die Tiefen der Kälte und Wut,

kämpfe um die Kraft, die einst wie von selbst in mir war.

Ich ringe meine Angst nieder und werde mit Gemeinheiten fertig,

sehe all diesen Spiegeln in die Augen und nehme sie gelassen:

All die Dinge, die sie mir erzählten, all die Dinge, die ich gelernt habe,

unter einer Oberfläche, die versucht, hochzuhalten, was ich für mich erreichte...

manchmal erscheinen sie dir wie nichts, manchmal sind sie alles, was du weißt,

während du die Jahre schnell vorbeigehen siehst und trotzdem so furchtbar langsam unterwegs bist.

 

Ich erinnere mich nicht, was genau es war, das mich weiterziehen ließ,

ich weiß auch nicht mehr, was mich zum Bleiben bewegte...

meine eigenen Entscheidungen, so unbewusst noch in der Jugend,

bildeten die Fundamente für das, was zu meinem Weg werden sollte

und gestrandet dabei bin ich mehr als einmal, wurde mit jedem mal härter,

hinein- und hinauswandernd bei diesem Wettlauf, bis mir klar war, was mein ist,

lernte, es zu schützen, auch, es zurückzugewinnen nach Verlust...

dir selbst zu begegnen, da draußen auf diesem Weg, ist sehr verwirrend...

 

Wie oft schon hast du Verständnis angeboten,

jemanden Freund genannt und doch Alles für Nichts gegeben

bis der Kredit, den du gewährtest zum Kredit wurde, den du brauchtest ?

Und der ist so schwer, zu bekommen, wenn du geschlagen am Boden liegst,

schwer wie all die Kompromisse, die du kein weiteres Mal machen willst...

hast dich als Arbeiter gesehen, der am Ende keinen Lohn bekam,

ihre Anschuldigungen angehört, wirst die Schuld aber nicht mehr übernehmen,

sobald du sie endlich durchschaut hast und weißt, wofür du lebst...

manchmal erscheint es dir wie nichts, manchmal ist es alles, was du weißt,

es sind Hinterlassenschaften von Unterwegs, die dich haben weiser werden lassen.

 

Ich erinnere mich nicht, was genau es war, das mich weiterziehen ließ,

ich weiß auch nicht mehr, was mich zum Bleiben bewegte...

meine Selbstsicherheit kann sich auf keinerlei Beweise verlassen,

nur auf das, was ich mir ausgewählt und aufgebaut habe auf dem Weg...

und gebrandmarkt wurde ich mehr als einmal, nahm jedes Mal die Tür hinaus.

Der Preis der Freiheit besteht aus Konsequenzen, als hättest du jedes Mal

ein Verbrechen begangen, nur indem du ihren Käfigen entflohen bist...

während deiner Selbstbegegnungen gelangst du immer wieder ans Umblättern der Seiten...

 

Noch immer rufe ich gelegentlich all den Schmerz und Ärger erneut in mir hervor,

der mich Zäune bauen ließ, alles zurück an die Absender schickend...

würde es doch wenigstens nach irrigen Erwartungen riechen,

wenn ich einsam die Asche einstiger Anhöhen durchforste:

All die Ziele, die fallen mussten zugunsten der wahren, die man findet...

manchmal hasste ich die Lösungen, die man mir anbot von außen...ehe ich

meine eigenen gefunden, würde ich mein Vertrauen nicht mehr verschwenden.

Mein Stolz begann, sich zu erheben, wurde zum Wächter an meiner Türe...

manchmal erscheint er mir wie nichts, manchmal ist er alles, was ich weiß,

doch alle guten Dinge, die zu mir kommen, nehmen sich ihre Zeit, um zu reifen.

 

Ich erinnere mich nicht, welche genau es waren, die mich weiterziehen ließen,

ich weiß auch nicht mehr, welche mich zum Bleiben bewegten,

alles, was mir klar erscheint, ist, dass ich verfolgt wurde von ihrer Wahrheit

und all den Antworten, die ich auf meine Gebete bekommen sollte.

Ich schätze, ich hatte mehr als einmal großes Glück, bin dabei höher gestiegen,

nicht immer die Vernunft bewahrend, doch dem Sinn meist treu geblieben

dem Sinn all dessen, was ich liebe... und hier bin ich nun, wach und leuchtend,

Selbstbegegnungen innerhalb dieser Güter kommen oft sehr überraschend...

 

Je älter ich werde um so näher komme ich

den einfachen Wahrheiten, die ein junger Mann gerne ablehnt, zu glauben,

erforsche die Tiefen der Kälte und Wut,

kämpfe um die Kraft, die einst wie von selbst in mir war.

Ich ringe meine Angst nieder und werde mit Gemeinheiten fertig,

sehe all diesen Spiegeln in die Augen und nehme sie gelassen:

All die Dinge, die sie mir erzählten, all die Dinge, die ich gelernt habe,

unter einer Oberfläche, die versucht, hochzuhalten, was ich für mich erreichte...

manchmal erscheinen sie dir wie nichts, manchmal sind sie alles, was du weißt,

während du die Jahre schnell vorbeigehen siehst und trotzdem so furchtbar langsam unterwegs bist

und wenn du erst mal eine Aussicht erreicht hast, von der aus die Enden

verschmelzen, dann sind sie auch sehr unterhaltsam, deine Selbstbegegnungen.

 

Rupert 15.2.2005

Übersetzung 13.4.2011 nochmals überarbeitet heute, den 8.12.2011

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Geschrieben

Hi rupi,

 

du hast das Gedicht am 15.02.2005 fertig gestellt, am 08.12.2011 noch mal überarbeitet. Das ist schon ein Indiz darauf, dass du so einiges jetzt mit anderen Augen siehst. :roll:

Ich versuche mal zu umschreiben, wie dein Gedicht auf mich wirkte. :lol:

 

 

Dein Gedicht „Selbstbegegnungen“ stellt ein gedankliches Resümee deines bisherigen Lebens/Wirkens dar. Es klingt melankolisch und in gewisser Weise anklagend zugleich.

 

Das Leben hat es nicht immer gut mit dir gemeint. :idea:

Du bist mit der Angst ringend- immer wieder und wieder gestrandet, du bist älter und reifer geworden. Was du in der Jugend unbewusst wahrgenommen hast, siehst du jetzt aus einem ganz anderen Blickwinkel.

Es ist eine bewusste Wahrnehmung dessen geworden. Grad so als ob dir jemand ein Spiegel vor’s Gesicht hält und du darin lesen kannst, wie in einem Buch. :roll:

Du sprichst vom Wettlauf mit der Zeit und von dem was von außen auf dich wirkt/gewirkt hat und dich für das Leben stählert/stählerte.

Für deine Freiheit hast du Kompromisse gemacht/machen müssen, fühlst dich unwohl dabei. Unerfüllte Erwartungen haben dich fürs Leben geprägt, obwohl du mehr als einmal vom Leben betrogen wurdest. In deinem Reifeprozess bist du jedoch stets „deinem Ich“ treu geblieben, hast dich nicht verbiegen lassen! Trotz alledem schaust du auf Erreichtes zurück, bist nicht gänzlich unzufrieden mit deinen „Begegnungen“ zu dir selbst. Und du gibst dir Zeit, damit „alle guten Dinge“ reifen können….

 

Liber rupi, so soll es sein! Keiner weiß, was einem das Leben noch gibt/bringt. :oops:

 

Mir gefällt dein Queschnitt „Selbstbegegnung“ prima. Es kommt vor allem sehr authentisch rüber. Du hast dir damit sehr, sehr viel Mühe gegeben und uns Leser ein Stück weit an dein Leben teilhaben lassen. :lol:

 

Danke dafür! Herzlichst Liane

Geschrieben

Die "Selbstbegegnungen" sind ursprünglich ein ( englischsprachiger ) Liedtext, den ich dieses Jahr ins Deutsche übertragen habe,

und hierauf bezieht sich das "Überarbeiten"... ich hab "nur" die Übersetzung verbessert, weil ich sie teilweise für zu schwer zu verstehen hielt

- am Inhalt wurde nichts geändert.

Schön, dass diese Übersetzung von Dir als Gedicht wahrgenommen wird und ja,

es läuft darauf hinaus, dass man in meinen "Selbstbegegnungen" tatsächlich mir begegnet,

das ist wahrscheinlich der Sinn des Ganzen... einigermaßen unterhaltsam zu erzählen von einem Leben voller Brüche,

bei dem immer wieder ein hoher Preis zu entrichten war - und es durch die Aufarbeitung und das Mitteilen für mich erträglicher zu machen.

Deine Interpretation ist sehr geglückt. Ich spezifiziere im Text ja nicht näher, was genau für einen "Wettlauf" ich meine...

diesen im Kontext dann als "Wettlauf mit der Zeit" zu verstehen - das ist prima.

Wie oft bei Liedern, deren Texte mir sehr lang geraten sind, habe ich selten Lust, es zu singen,

für deren spannungsvolle Umsetzung bräuchte ich eine Band -

solange ich ohne eine solche unterwegs bin, fühle ich mich mit ihnen überfordert,

weshalb die Eindeutschungen ein willkommenes Mittel sind, um in der Zwischenzeit

diese Texte nicht "verlorengehen" zu lassen.

Und ja, es sind oft die "authentischsten" meiner Werke, in denen sehr viel Arbeit steckt,

weil hier noch mehr als sonst eine "Wand" besteht zwischen dem, was ich sagen will

und dem, was ich in Worte fassen kann... und hierbei muss ich an Vincent Van Gogh denken,

der für seine Malerei eine vergleichbare Theorie aufstellte, denn

diese Wand zu ertasten und dann "Stück für Stück abzutragen, bis so wenig wie möglich von ihr übrig ist" -

das ist der eigentliche Prozess, der dabei kreativ durchlaufen wird.

Dein Kommentar zeigt mir, dass es mir mit den "Selbstbegegnungen" geglückt ist,

obwohl ich selbst den Text nicht wirklich als Gedicht sehen kann.

Was mir wohl nicht so gut geglückt ist: einen der Grundgedanken des Textes deutlicher zu machen -

dass die "Selbstbegegnungen" durch die Begegnungen mit anderen Menschen geschehen...

ob man sich nun in ihnen spiegelt oder von ihnen bis zur Abgrenzung unterscheiden möchte.

 

Dankeschön, dass Du Dich geöffnet hast, um an meinem Leben teilzunehmen,

auch an weniger bequemen Dingen. In parts, you may even have been meeting yourself...

 

LG

Rupert

Geschrieben
Hi rupi!

 

PS. Ich möchte mich berichtigen, habe es ja auch garnicht als Gedicht gesehen...

 

War halt dumm ausgedrückt. Sorry

 

LG

 

Es gibt hier keinen Grund, sich zu entschuldigen... schließlich erwartet man im "Dichter-Forum" Gedichte...

zurecht. Ich bin allerdings sehr dankbar, hier unter "Lyric's" ( müsste eigentlich Lyrics heißen )

und bei der "Prosa" auch Texte posten zu können, die nicht wirklich Gedichte für mich sind...

die ursprüngliche Definition von "Lied" allerdings ist ja "vertontes Gedicht".

Also war's gar nicht so dumm...

 

LG

Rupi

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