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Es wäre zum Aushalten

 

Es wäre zum Aushalten,

wenn sie nicht das Moos und die Steine

missbrauchten als Bilder für ihren toten Gott,

wenn sie ihn nicht vor, hinter und über alles stellen würden,

das sie tun und andere ihrer Meinung nach tun sollten.

 

Es wäre zum Aushalten,

wenn sie ihre wahren Helden nicht

ein Leben lang leiden ließen, um sie nach ihrem Tod

zu Göttern zu stilisieren und zu entrücken, oder, ebenso populär,

sie feiern würden und ihnen zuapplaudieren, nur um dann, eines Tages,

mit dem geballten Neid des Erfolglosen zuzuschlagen

und sie zu ermorden.

 

Es wäre zum Aushalten,

wenn sie nicht aus jedem gutgemeintem Ratschlag

eine realitätsferne Philosophie machen und aus jedem

aufrichtigen Ideal eine Ideologie zimmern würden,

an der die durch sie Geretteten zugrunde gehen.

 

Es wäre zum Aushalten,

suchten sie nicht den Tod im Leben sondern das Leben

Im Tod, würden sie den alten Wörtern,

die in den Mündern gewissenloser Zauberlehrlinge

zu leeren Staubfängern verkommen sind,

ihren Sinn zurückgeben, statt immer wieder neue zu erfinden.

 

Es wäre zum Aushalten,

wenn sie nicht aus jeder guten Idee ein Marketingkonzept

und aus jedem Genius eine Hyäne machen wollten,

wobei sie, wenn es ihnen denn gelingt, wie selbstverständlich

dazu übergehen, in jeder Hyäne einen Genius zu wittern

und dann den Himmel vor Selbstergriffenheit mit Geifer überschütten,

denn schließlich hätten sie den Genius auch in sich gefunden...

 

Es wäre zum Aushalten,

wenn sie nicht den Umweg über andere nehmen sondern

sich selbst geißeln würden und nicht statt sich selbst in Frage zu stellen

alles Fremde brandmarken, wenn es ihnen nur nahe genug dafür kommt,

bis sie auch in jedem einfachen, ehrlich gemeinten Wort,

ob nun gesprochen oder geschrieben, ihre eigene Verlogenheit entdecken müssen.

 

Es wäre zum Aushalten,

ist es aber nicht, kann es gar nicht sein, auch nicht für die Liebe, die alles erträgt und

an die wir doch bitte glauben sollen, weil sie darauf natürlich setzen, statt es selbst

zu tun, denn dies ist dann der letzte Strohhalm und das allerletzte Mittel,

um jedes auch noch so niedergeschlagene, halbtote Opfer ihrer Grausamkeit

zu erpressen, noch mehr Lasten zu übernehmen.

Aber es ist nicht zum Aushalten, es ist zum Davonlaufen,

denn ihre vermeintliche Stärke, mit der sie das Unaushaltbare

auszuhalten meinen, ist

nichts

weiter

als

Dummheit.

 

Rupert 23.3.1997 ( überarbeitet 15.3.2011 )

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