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Geschrieben am

Herbstzeitlos

 

Ziellos streif ich durch die Nacht

und seh den Herbst auf Bäume kriechen.

Sehe welke Blätter fallen

und kann der Zeit Verwesung riechen.

 

Klamme Kälte läßt sich nieder,

zerrt an Geist, an müden Gliedern,

noch ein Blatt zu Boden fällt,

dann sink auch ich auf schwarzen Grund,

und finstre Träume kehren wieder.

 

Kahles Astwerk krümmt sich trauernd,

Wind spielt auf, zum letzten Tanz.

Und Blätter, die am Boden liegend

raunend sich im Takte wiegen,

bilden zart geschmiegt an mich

den herbstlich bunten Totenkranz.

 

Reglos lieg ich weichgebettet

in der Bäume Tränenmeer.

Ein kleiner Vogel singt sein Lied,

doch klingt er müde, ach, so schwer.

 

Sei mir willkommen, Kamerad,

besing für uns die letzte Nacht.

Besing die Stille und den Tod,

der meinen letzten Schlaf bewacht.

 

 

by Armand1800 alias Galadian

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Hi Galadian,

 

hier meine bescheidene Meinung zu deinem Gedicht.

Thema ist ja klar ersichtlich, der Herbst als Übergang zur erstarrten, toten Winterlandschaft. Sehr gut finde ich dabei in Str.1V.4 die Verwesung, die den biolog. Verfall der Blätter umschreibt. Aber erstmal die paar kleinen Unreinheiten: In Str.2 V. 4 ist ein Jambus, aus dem Trochäus mit Auftakt, geworden. Und ganz am Ende ist die Metapher falsch, da der Tod nicht über einen Toten, in seinem letzten Schlaf, wachen kann oder?

Ansonsten gefällt mir das Gedicht aber sehr. Es ist traurig und verbindet das persönliche Schicksal des lyr. Ichs toll mit dem der Natur. Auch den Wechsel vom Trochäus in den Jambus in dem Vers, in dem der Vogel auftaucht ist passend. Auch sehr gelungen finde ich der 'Bäume Tränenmeer' womit wohl auch die Blätter gemeint sein sollen. Ein echt tolles Gedicht, dass auch noch zu den eisigen Temperaturen der letzten Wochen passt. ;D

 

lg, steppenwolf

Geschrieben

Danke erstmal für deine Kritik!

Nur daß du etwas falsch verstanden hast, der Tod wacht nicht über einen Toten, sondern über einen Schlafenden :wink:

Desweiteren Ist Lyrik für mich keine Wissenschaft, bei der ich Normen und Regeln einhalte, das würde zu einer beliebigen Sterilität des Ganzen führen. Ich habe bestimmte Gefühle und Gedankengänge beim Schreiben, und über diese läßt sich immer nur spekulieren, ohne sie aber im eigentlich gemeinten Sinne vielleicht nachvollziehen zu können. Aber genau so soll es ja auch sein. Jeder soll seine eigenen Phantasien, sein eigenes Thema hineininterpretieren dürfen. Daß ich keine festgelegten Regeln befolge, ist mir persönlich sehr wichtig, und wird auch so bleiben. Freut mich aber sehr, daß dir mein Gedicht gefallen hat!

Geschrieben

Hey Galadian,

 

klar verstehe ich es, wenn du deine Gefühle und Gedanken nicht irgendwelchen alten Regeln unterordnen möchtest. Ich persönlich freue mich aber eher über Kritik, die Fehler benennt und Beßonderheiten lobt, nicht nur wage Aussagen, wie toll es sich insgesamt anhört etc., trifft. Außerdem repräsentiert die Kritik ja nur meine Meinung, und die irrt auch gern. Trotzdem ist demnach für mich das Wort 'letzter' zum Schlaf irritierend, da daraus die Metapher für den Totenschlaf wird. Aber ob letzter Schlaf oder Winterschlaf, es stört keinesfalls die Harmonie des Gedichtes.

 

Beste Grüße

steppenwolf

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