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Kapitel 1: Saiten der Stille

 

Ich schreibe. Keine Geschichte, keinen Roman, keine Liebe, keine Blüte. Man könnte es Poesie nennen, doch ich halte das nicht für ratsam. Dies ist eine Sammlung von Fragen, Antworten, Hass... und vielleicht ein bißchen Charme. Meine Karten sind aufgedeckt, also spreche ich mit rastlosem Gewissen, ist doch die Furcht vor mir selbst die größte, die ich kenne. Das Holz, meine Rinde, ist schwach geworden; die Kerben in meinem Fleisch reißen an meinem Leben. Also? Was habe ich zu verlieren? Alles & Nichts. Klingt das paradox? "Wie viel Wert trägt ein Leben?"

Würde ich diese Frage an eine der glasigen Marionetten wenden, die unser Leben kontrollieren, dann wäre ich überrascht keinen festen Preis zu hören. Kein Leben trägt Wert, nichts ist bezahlbar, die einzige Währung ist Liebe. Ich liebe, was ich nicht verstehe, ich hasse, was ich nicht verstehe... klingelts?

Das Problem ist, dass ich meiner eigenen Philosophie in einem bestimmten Punkt nicht zustimmen kann. Mir fehlt die Liebe zu mir selbst. Wie kann ich mit reinem Gewissen alles um mich herum lieben, nur mich selbst nicht?

In mir steckt die Seele eines Löwen, doch der Löwe hat das Brüllen vergessen. Er fiel vor langer Zeit in ein langes Schweigen. Ich bin jetzt ... eher mit einer Eule zu vergleichen. Ich beobachte viel & bin nur Nachts aktiv.

...

Die Flasche ist leer. Auf ihrem Boden tummeln sich nur noch einige Kippen, die sich langsam entscheiden eine Symbiose mit dem Bier einzugehen, in dem sie schwimmen. Sollte ich das notieren?

"Die natürliche Intelligenz von Tabak."

In meinem Kopf spielt sich das Szenario einer Karriere als Fantasy-Autor ab: Eine Reise durch die lange Fahrt auf der Malboroad.

Mein Schädel kocht, mein Hirn sollte langsam gar sein... Schmeckt mein Hirn eigentlich? Sollte mich einmal jemand verspeisen, hoffe ich, dass mir dieser Jemand einen Brief... eher eine Art mehrdimensionale Postkarte über sein Festmahl ins Nirwana schickt.

Der Ozean ruft mich wieder. Immer, wenn ich versuche mir ewiges Leben vorzustellen, denke ich an das Wasser. Es hat keinen Anfang, kein Ende. Das Blut in unseren Adern & auf ihrer Haut.

750g Mandarinen.

Die Gläser, die meinen Augen die Freiheit geraubt haben, spiegeln einen zarten Schimmer meiner eigenen Abneigung, die mir liebevoll entgegenkotzt. Ein Sturm aus hackenden Beilen fickt mein Gehirn & starrt zügellos in meine Augen, beißt mir in die Kehle & lässt mich in der Sülze meines Selbstmitleids zugrunde gehen. Die Häuser sind vorbei gezogen, die Industrie ist verendet.

Es ist der übliche, klischeehafte Tanz. Gut & Böse, Schwarz & Weiß, Bla & Bla. Das Problem ist, dass das Klischee in jeder Hinsicht Recht behält. Seit Sunden stehe ich kurz vor dem Abgrund & warte darauf, dass jemand hinter mir auftaucht ud mich hinein wirft. Feigheit ist ein Segen... und ein Fluch. Das Spiel zwischen Leben & Tod ist schon bald entschieden. Der Traum bleibt ein Traum, doch sobald wir ihn bemerken werden wir aufwachen.

Ich fülle das Glas erneut auf & schließe das erste Kapitel ab. Der Löwe geht fürs Erste schlafen.

 

 

Kapitel 2: Der Sohn des Morgens

 

Selig sind die Trauernden, denn sie werden getröstet werden. Ich beiße in die Feige & koste mein Unwissen, falle in das zarte Licht des Donners, schmecke die Tränen meiner Selbst, der Morgen hat begonnen.

Die Wolken schreiben eine graue Welt und spucken mir die Essenz des Lebens förmlich entgegen.

Die Strähnen der Vergangenheit zerschneiden den Faden & suchen mir die Stirn zu bieten.

Der Tisch ist gedeckt.

Das Kind in mir hat begonnen zu schreien. Ich muss wieder & wieder seine Gestalt annehmen, lieben & leben.

Nichts wird mich noch aufhalten, der Tag ist bald. Die Strahlen, die ersten Strahlen der Sonne sind gekommen, ist der Himmel noch von einem trüben Saum bedeckt. Wir jagen die Magie wie ein Raubtier im Beutezug, streiten das Wort der Söhne des Sturmes ab und verlieren uns im Glauben an das Wissen.

Der Sohn ist bereit ein Opfer zu bringen, der Verrat war geplant.

Ich will büßen. Ich warte nur auf den Moment; ich warte, warte & warte...

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