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Hi ihr lieben sinnverwandten Unbekannten.

Ich geb mir einen Ruck und getraue mich jetzt auch mal, einen meiner Texte ins Net zu stellen.

Das Schreiben ist mir seid langer Zeit eines der liebsten "Werkzeuge" zum verarbeiten von allem möglichen und ich bin neugierig, wie so ein Text nur allein für sich wirkt, ohne die Geschichte die dahinter steht.

 

Vergebung

 

Es ist ruhig geworden. Nur aus der Ferne murmelt noch leises Donnergrollen, wie ein immer schwächer werdendes Echo. Ein Nachgeschmack der tosenden Erschütterung, die die Welt erzittern liess. Der Geruch von Pulverdampf liegt noch immer in der Luft.

Langsam komme ich zu mir. Die Sonne geht auf und enthüllt ein Bild der Zerstörung, wie ein rauchendes Schlachtfeld liegt die Landschaft vor mir und ich traue meinen Augen kaum. Schwer vorzustellen, dass hier noch vor kurzem ein stolzes Heer mit leuchtenden Bannern gestanden hat. Nun sind sie alle tot. Die schönen Worte, die schmeichelnden Blicke und Komplimente, der kühne Eroberer, das wagemutige Begehren, die unbestimmte, lustvoll lodernde Sehnsucht. Auch der Übermut und die Unbeschwertheit, auch das blinde Vertrauen. Sie alle liegen bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt im Staub. Was wir so lange Zeit mit Hingabe erschaffen und gepflegt haben, zerfiel über Nacht. Ich streife durch die Leere die zurückgeblieben ist, bücke mich hier und da nach einem Stück des zerbrochenen Glanzes. Versöhnlich lässt er die Welt glitzern im Morgenlicht. Ich besuche noch einmal die Plätze an denen wir uns gertoffen haben, schreite über die Asche eines vergangenen Feuers. Ich wirble keinen Staub mehr auf, nehme Abschied und mache mich auf den Weg nachhause.

Und immer wieder begegne ich dir. Alle paar Schritte stehst du am Wegesrand und ich sehe, wie sehr du leidest. Anstatt nach vorne zu gehen kämpfst du mit der Vergangenheit. Willst sie vertreiben, zudecken, auslöschen. Aber du kannst sie nicht ungeschehen machen. Immer verzweifelter klopfst du dir den Staub aus den Kleidern, schüttelst und windest dich verbissen. Du wirst ihn nicht loswerden so lange du kämpfst. Das macht alles nur noch schlimmer. Verstehst du nicht, dass dich die Vergangenheit mit eisernem Griff festhalten wird, so lange du sie verleugnest? Wenn du dich nicht aussöhnen und loslassen kannst, wird sich der Boden auf dem du stehst länger je mehr in Treibsand verwandeln.

Dich so zu sehen ist die grösste Strafe überhaupt.

Es liegt nicht in meiner Macht dich zu befreien. Aber ich bete für dich, dass du stark genug bist um deinen Schwächen in die Augen zu sehen. Stark genug, um den Kampf gegen die Schatten aufzugeben, denn sie zu besiegen ist unmöglich. Solange du sie hasst, werden sie dich verfolgen. Vergib dir selbst und du wirst über sie hinaus wachsen. Steig als Phönix aus der Asche oder bleib hier zurück, im Staub der Geschichte.

Gott gib, dass du lernst dir selbst zu vergeben.

  • 1 Monat später...
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Geschrieben

Vielen Dank für deine Zeilen

Ich hoffe sehr, dass niemand für die Ewigkeit verschwindet.....Ja, wer nicht kämpft hat verloren, ja... Aber es macht einen grossen Unterschied, ob man für, oder gegen etwas kämpft. Den Kampf gegen die eigenen Schatten kann man nicht gewinnen. Man muss den Mut haben sie anzuschauen, anstatt zu flüchten. Frieden zu schliessen anstatt ihnen immer nur aufs Maul zu hauen.

 

Was man hat und nicht will, wird schlimmer

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