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Hallo,

ich hab auch mal wieder was geschrieben, diesmal etwas Längeres.

Findet ihr das Gedicht gelungen, oder eher nicht?

 

 

 

Schicksal

 

In dem Rausche scharfer Laute,

Matter Bilder, kalter Blicke,

Stand sie, als der Abend graute

Am Geländer einer Brücke,

 

Stand nur da und sah hinunter

Und das Atmen fiel ihr schwer.

Hinter ihrem Rücken munter

Rauschte der Berufsverkehr.

 

Es wird kühl, und klamm die Hände,

"Nein, es muss jetzt gleich gescheh'n!"

Sie will springen, will am Ende

Mit der Sonne untergeh'n.

 

"Da, die letzten Strahlen winken,

Nun bestimm' ich selbst mein Los!

Ich will in der Nacht versinken!",

Doch die Hand, die ließ nicht los.

 

"Kalte Panik, nacktes Grauen

Binden mich am Leben fest...

An ein Leben voller Trauer,

Hoffnungslosigkeit und Stress!

 

An ein Leben, das ich hasse!

Ich will Frieden, ich will Ruh',

Will mich einfach fallenlassen,

Welche Macht lässt das nicht zu?

 

Soll mir das Zeichen geben?

Find' ich doch noch Lebenssinn?

Kettet mich die Angst ans Leben,

Weil ich noch nicht fertig bin?

 

Kann ich doch nicht selbst entscheiden,

Was mein Schicksal werden soll?

Vielleicht muss ich gar nicht leiden!",

Dachte sie, nun hoffnungsvoll.

 

"Was wenn all die Schattenseiten

Nur ein Plan des Schicksals sind?

Alle diese Hürden leiten

Mich zum großen Umschwung hin!

 

Und an diesen Hindernissen

Wollte ich verzweifeln stur?

Ach, wie konnt' ich das nicht wissen:

Aus den Fehlern lernt man nur!"

 

Doch aus ihren Hoffnungs-Oden

Reißt sie jäh der Blick hinab.

"Schnell, zurück auf sich'ren Boden!

Beinah lag ich schon im Grab!"

 

Wie gebannt weicht sie vom Schlunde.

"Beinah hätt' ich es gemacht!

Beinah hätt' ich mich, im Grunde,

Um das Wertvollste gebracht!"

 

(Schritt zurück) - "Ein neues Leben,

Was geschieht, das soll gescheh'n!

Ich werd nicht mehr ziellos streben,

Sondern mit dem Schicksal geh'n!"

 

(Schritt zurück)- "Ab diesem Tage

Trotz' ich selbst der schwersten Not!..."

(Noch ein Schritt)- Ein grauer Wagen

Riss sie um - sie war gleich tot.

 

 

 

© Julian

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Geschrieben

Guten Abend Julian

Ich wollte gerade einige Gedichte hier im Forum lesen, habe auch schon einige hinter mir, die meisten wie immer eher wohl nicht nach meinem poetischen Geschmacke

Dann stolperte ich hier in diesem Forumsabschnitt auf ein neues Gedicht von dir und.....

...muss sagen: nach dieser Rezension mach ich Feierabend! Endlich mal ein rundum wohlklingendes, Sinn-behaftetes, bildlich sehr schön umgesetztes Gedicht, an dem es nichts, aber auch wirklich nichts zu rütteln gibt.

Der Einwurf mit "(Schritt zurück)" setzt noch die bildhafte Bewegung in Gang. bis zum großen Schicksalsschlag.

Der graue Wagen der Anonymität....in dem wahrscheinlich der schwarze Gevatter saß, der nicht um sein Tribut gebracht werden wollte.

Sehr schön.

 

gute Nacht und liebe Grüße

Flo

 

PS: haha, die Frage, ob "wir" das Gedicht gelungen finden, seh ich mal als rhetorisch an denn du weist selbst zu gut, dass die Muse dir über die Maßen zugeneigt ist haha

Geschrieben

Hey Julian

 

ganz starker Anfang! Das Metrum beherrscht du, wie man sieht.

Bis Strophe 3, dann brauchst du aber 7 Strophen, die nicht viel neuen Inhalt

bingen, die aber die Selbstzweifel einfangen sollen. Das ist für meinen

Geschmack zu viel, meinst du nicht, du kannst es noch besser auf den

Punkt bringen?

Außerdem gegen Ende genauso aufmerksam über den Text schauen:

 

 

(Schritt zurück)- "Ab diesem Tage <- Leerzeichen nach KLammer

Trotz' ich selbst der schwersten Not!..." <- !... (Satzzeichenkombination, die ich nich kenne )

(Noch ein Schritt)- Ein grauer Wagen <- Leerzeichen

Riss sie um - sie war gleich tot.

 

Das Ende passt wieder, ist humorvoll.

 

Mir gefällt der Anfang sehr! Das Ende passt auch.

Wenn es jetzt noch etwas knackiger im mittleren Inhalt ist, dann ist es 1A.

 

Freundlichen Gruß,

onkie

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