Ich mag die Aufforderung in deinem Gedicht.
Insbesondere gefällt mir, dein Anfang mit deiner direkten Frage: "Auf "Alt" beharren, das beruhigt Dich?", weil du hier direkt und berührend den Leser ansprichst. Ein Gedicht, welches sich nicht mit-teilen kann, hat sein Ziel verfehlt. Ich finde Gedichte immer dann sehr stark, wenn sie eine Ethik enthalten, denn Aestethik ohne Ethik kommt dem wunderlichen Geplapper eines Kindes gleich.
Ich könnte mir vorstellen, dass dein Gedicht vielleicht noch an Stärke gewinnen könnte, wenn du mehr mit prägenden Metaphern arbeiten würdest, welche beispielsweise dem Leser bildlich seine Verzweiflung und Verunsicherung über den möglichen Verlust seiner gewohnten Werte aufzeigen könnte. Ist doch genau das die Stärke eines Gedichtes, welches es schafft den Leser tief in seinem Innern zu berühren, wie es ein philosophischer Text in seiner Abstraktion nicht schafft.
Mich würde es interessieren, wie du denn dieses Gedicht findest?
Alte Werte
Ich stehe vor einer Mauer,
doch die Mauer bewegt sich nicht.
Ich spüre meine Trauer,
eine Trauer ohne Licht.
Die Welt ist nicht zu erschöpfen,
doch erschöpft ist mein Herzens Gedicht.
Alle seine Worte vermochten nicht zu singen.
Alle seine Worte vermochten nicht zu dringen.
Nicht Licht ins Herz zu bringen.
Oh, Mauers Mauer warum wurdest du erbaut?
Eine Fundament der Werte, die bilden meinen Geist.
Ein Fundament der Stärke, mich an die Erde schweisst,
mich innerlich zerreisst.
Liebe Grüsse