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Holger

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Alle erstellten Inhalte von Holger

  1. Holger

    Ferne

    Eine feine Poesie hast Du hier vollbracht, liebe Carry: in einer gewissen Eintönigkeit gefangen ist das LI Teil eines Prozesses den man gemeinhin den "Trott von Alltag und Belanglosigkeit" nennen mag; das Gemüt hat immer den Blick hin zu kleinen, kostbaren Dingen, die das Leben ein wenig erheben, aus dem Einerlei der Zeit (während der Sand verrinnt). ...immer voran, den bleiben ist nirgends. - Das ferne Schiff, was es alles sein kann: Glaube, Liebe, Hoffnung und mehr... Ich hab dieses kleine Juwel sehr gern gelesen, liebe Carry, Holger
  2. Holger

    Hasu - Hallo - Halzulation

    Guten Morgen Sternwanderer, der Rhythmus Deines Gedichtes ist zu Anfang ein etwas "rappig" und erinnert mich in Form und Sinn ein klein wenig an das Ringelnatz-Werk "Im Park": Im Park Ein ganz kleines Reh stand am ganz kleinen Baum still und verklärt wie im Traum. Das war des Nachts elf Uhr zwei. Und dann kam ich um vier Morgens wieder vorbei. Und da träumte noch immer das Tier. Nun schlich ich mich leise - ich atmete kaum - gegen den Wind an den Baum, und gab dem Reh einen ganz kleinen Stips. Und da war es aus Gips. Joachim Ringelnatz Deine originellen Verse haben mir den Morgen aufgehellt, danke dafür... Holger
  3. Holger

    Die Raupe

    Liebe Line, danke für Deine Zeilen und das Wachrufen an "Die Raupe Nimmersatt"^. Deine hehren Worte treffen ins Schwarze: "Gottes Natur ist ein Wunder." Ja, das Gedicht kann man sowohl als Metapher, ihm Rahmen von Achtsamkeit die Schönheit in den Dingen - durch die Oberflächlichkeit hindurch - zu sehen, begreifen, als auch als bildliche Abbildung eines Spaziergangs im Walde mit besagter Begegnung... Hab einen schönen ersten Advendt, Holger
  4. Auch Dir eine veinen besinnlich schönen Advent, mit weihnachtlichen Assoziationen.^ Liebe Grüße, Holger
  5. Hallo Line, eigentlich hab ich ein wenig Probleme beim Verstehen dialektischer Texte. - Aber die Audiodatei mit Deiner so tief berührenden Stimme hebt die Mundart in einen Bereich, der dazu einlädt, das Lied immer mal wieder anzuhören - weil´s das Herz in seinen Bann zieht; das gleiche gilt für den Text, der sich so warm und innig mit der Musik vereinigt... Danke dafür ! Ganz liebe Grüße, Holger
  6. Holger

    Buddhas Weg

    Buddhas Weg Durchwachte Nächte lang war's eins, was sich als Tagtraum zelebrierte: Greifbare Fernen eines Seins: O Götterwirken! - Wie der Hirte heiligen Gesangs; dein Erwachen, das sich so groß vollendet hat, gleicht einem seligen Entfachen heller Liebe, an Leides statt. ***
  7. Herzlichen Dank für Ausflug in Deine Fantasie, Sternwanderer ! - Es ist immer wieder interessant, was für Bilder Gedichte in den Sinn malen; Dein Gespür versetzte Dich ins Umfeld einer alten Kathedrale, die gewisse Dinge des Alltags relativiert und das ist ein wunderschönes Ergebnis. Im Gedicht vereint die majestätische alte Eiche all dieses Mystische einer uralten Kirche, und beugt sich hin zum kalten Licht der heutigen Zivilisation, deren dekadente Entwicklungen traurig machen. - Im Sinne des Schöpfers aller Dinge sei diese Entwicklung beklagenswert, denn alle Natur und Harmonie weicht zurück, vor dieser schaurigen Menschenwelt, im Gewand von Beton, Neonlicht und dumpfen Geplärre... Schönes Wochenende, Holger
  8. Guten Abend Sternwanderer. - Du wirst schmunzeln, aber selbst ich erliege immer wieder der geheimnisvollen Ausstrahlung des Gedichtes. Deine Antwort zeigt deutlich, dass Du (und das können nicht alle Menschen) Dich in aller Tiefe auf die Verse eingelassen hast und dafür hast Du meinen aufrichtigen Dank ! Liebe Grüße, Holger
  9. Du hast natürlich recht, Alces. - Es ist nicht perfekt, aber ich bin in guter Gesellschaft: Eichendorff z.B. hat auch die "Talen" bemüht und viele andere nutzen auch die Möglichkeit, zwar nicht den perfekten Reim zu schreibe um dennoch abzuwägen, was gut alles (die Summe aller Teile ist bekanntlich nicht alles, sondern es gibt etwas, das darüber hinausreicht^) für´s Gesamte wirkt. - Bei dem Gedicht ging es mir vordringlich um die durch evokative Anteile erzeugte Atmosphäre, die z.B. bei z.B. bei "Sternwanderer" angekommen zu sein scheint. - Ich glaube also, das ich mein Ziel erreicht habe, auch wenn das Gedicht unter "sterilenb Aspekten" nicht perfekt ist... Danke jedenfalls für Deine konstuktive Kritik, Alces; nach Abwägung aller Möglichkeieten habe ich mich damals - mit einem guten Gefühl - für die vorliegende Fassung entschieden. Herzlichst, Holger
  10. Herzlichen Dank für Dein Lob, Mathi, das ich hinsichtlich Deiner herzerfrischenden Gedichte gern zurückgebe. - Immer ein zufriedenes Lächeln, ob der originellen Verse, gewürzt mit feinem Humor, schaffen mir Deine Verse ins Gemüt... Liebe Grüße, Holger
  11. Holger

    Auf Wellen wohnend

    Auf Wellen wohnend Wie Schaumkronen im weiten Meer, auf Wellen wohnend, kommen wir her. Funkelnd im Sonnenschein, dunkelnd in der Nacht, ist unser stetes Sein – aus Unsichtbarem gemacht. Die Krone versprüht in unendlichem Tal – ohne jede Wahl – so, wie alles verblüht . . . ***
  12. Holger

    Gelber Backsteinweg

    Romantik pur, nahezu als ein Synonym für höchstes Empfindungsvermögen würde ich diese Strophe ansehen, liebe Sushan ! Ich fühle mich versetzt in die Natur, versunken in der Betrachtung des Sternenhimmels, der sein weites Kleid über mich breitete. Der Verlauf folgt allen Prämissen der Romantik: Der Versuch den Zwiespalt aufzulösen zwischen dem Endlichen und dem Absoluten, das die Romantiker in eine geheimnisvolle Nähe des vollkommenden Daseins rückten. Wie sagte einst Novalis über die Romantik: "Die Welt muß romantisiert werden. So findet man den ursprünglichen Sinn wieder." Seine Definition dazu: „Indem ich dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehn, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein gebe, so romantisiere ich es.“ Verzeih bitte, dass ich abgeschweift bin, aber Deine wunderbaren Verse haben einiges in mir ausgelöst.^ Das ist Sprachkunst vom Feinsten, in völliger Reinheit Deiner Phantasie enstiegen, so scheint es ! Das gleiche kann man von der folgenden Strophe sagen: Sehr eindrucksvoll: Die bedingungslose Loyalität des Herzens, mag der Weg auch steinig und "krumm" sein ! Auch wenn ich im Verdacht stehen sollte, hier etwas zu überhöhen (was nicht der Fall ist) : Nach soviel Gefühl und eigenständiger Dichtkunst bleibt mir nur zu sagen: Sushan, ich bin ein Fan von Dir ! Liebe Grüße, Holger
  13. Die Metamorphose des Menschen duch den Schlaf, hin zu einer Art Reinigung des Gemüts, das Denken/der aufgezwungene Trott als Feind der Gefühle: kurzum gesellschaftliche Zwänge auf der Anklagebank ! Eine interessante Sichtweise, prägnant (ohne Schnörkel) und etwas überspitzt auf den Punkt gebracht, lieber Sternenwanderer. Das Plädoyer für die Freiheit des Individuum scheint mir durchaus gelungen... Danke dafür, Holger
  14. Holger

    Es dunkelt die Nacht

    Dankerschön Mathi, danke Sternwanderer, für Eure recht gefühlvolle Einlassungen. Auch Dir, Line danke ich recht herzlich für Deine lobenden Wort ! "weil's in süßem Schmerz" oder "weil´s im süßen Schmerz" ist laut Duden beides möglich. - das "in" habe ich gewählt, weil´s nicht mittendrin "im" Schmerz bedeutet, sondern eine etwas weiter gefaßt Perspektive ausdrückt. das kann man von Beiden Seiten betrachtet sehen.. dem Liebenden voll Sehnsucht geschundenen Herz, wie auch der Lieb die Fernab , weit weit weilt und vielleicht die gleichen Gefühle hegt. Gut und feinsinnig beobachtet, Line; man merkt, dass Du die Gedichte nicht nur liest, sondern auch die Bedeutung verspürst ! Oftmals bedeutet ein Wort oder eine Redewendung viel mehr, als manch Leser für möglich hält. "weil lieb ich dir bin" beschreibt demnach ein wechselseitiges Liebesgefühl. Herzlichst, Holger
  15. Holger

    Der alte Eichenbaum

    Der alte Eichenbaum Gleich der Stille alter Kathedralen, die wie ewig zu den Himmeln schweigt, ragt die Eiche über allen Talen, tiefgebeugt zum Abgrund hin geneigt. Sie gleicht dem Licht eines Planeten, das sich sanft auf starre Flächen malt, in trübe Gassen von den Städten, die dunkel sind, von schauriger Gestalt. Nur wenn das Rauschen in dem Eichenbaum ganz leis zur Welt zu flüstern scheint, erfüllt ein fernes Seufzen allen Raum, als wenn ein Schöpfer leise weint... ***
  16. Holger

    Die Raupe

    Die Raupe Im Walde auf grünem Pfade geh ich so vor mich hin, als eine Raupe gerade entlang kriecht, wo ich bin. Da kommt es mir in den Sinn, nur nicht auf sie zu treten, die einst wird ein Schmetterling, in Schönheit anzubeten. ***
  17. Holger

    Versuch einer Poesie

    Der Versuch einer Poesie über Brodskys „Haltestelle in der Wüste“ Der Schein von Struktur übertönt doch das Ewige nur, sei dieses auch müde verflossen - niemals sind hehre Tore verschlossen, denn wer kann Gedanken vergessen, die Höh'res am Irdischen messen. Das Geplärre und das Dröhnen legen die großen Schatten auf Mauern, die im Sturz klaglos stöhnen - und die Schatten tanzen darauf, als wollten sie Vergangnes verhöhnen. Kalt entschlossen wühlt sich blinde Gewalt von seelenenthob'ner grober Gestalt in berstend, entheiligte Stätten. Ach, wer vermag nun unsre Seelen zu retten, gehen doch die fremdgeformten Prozessionen, bleicher als Schnee, durch graubleiche Zonen. Die Natur mag nach uns die Räume füllen, deren Form wir so lieb uns geschaffen; siehe, Träume und Düfte schlafen im Stillen, niemals zu töten durch Dummheit und Waffen. Unsichtbar ragen die Stätten zu Himmeln hoch, die immerfort leuchten und Ränder malen; schau den kleinen Hund, - ja, es gibt ihn noch, den, treu, freudig winselnd, Sphären umstrahlen. Solche, die Vergangenheitshauche verspüren, drück ich ganz lieb an mein Herz: Öffnet und lüftet die Türen einem süßen und bitteren Schmerz. Wären doch fruchtbare Täler, weit bis zum Horizont, geformt aus einer höheren Pflicht, seiend unter dem Schimmer von Sonne und Mond, doch ohne Liebe blühen wollten sie nicht. Was ehemals Sterne beglühten, war'n das die Strände von ewigem Glanz ? Ach, zu wenig Herzen bemühten sich, in einem liebend, höherem Tanz. ***
  18. Hallo Line, die Erinnerung kann uns soviel Schönes schenken, doch genau so drücken die Splitter im Herzen auf´s Gemüt, die eben auch Teil der Erinnerun sind. - Wehmut oder echter Seelenschmerz, das ist noch ein gewichtiger Unterschied. - Dein LI scheint letzterem unterworfen zu sein. So bleibt noch, das Schöne am Bösen zu messen und zu hoffen, dass die Waagschale des Ersteren schwerer wiegen möge. So eindringlich ist Deine Poiesie, dass man trotz der Traurigkeit ganz hingerissen ist, von soviel tiefem Gefühl und Hingabe... Sei herzlich gegrüßt, Holger
  19. Holger

    Es dunkelt die Nacht

    Hallo A., ja, man kann sagen, dass die Verse die personifizierte Sehnsucht selbst sind.^^ Danke für Deine Worte, die Du so ausdrucksvoll mit Rückert und Brahms ergänzt hast ! Holger P.S.: Eines meiner Lieblingsstücke: https://www.youtube.com/watch?v=rrVDATvUitA
  20. Holger

    Es dunkelt die Nacht

    Es dunkelt die Nacht Es dunkelt die Nacht, der Sinn ist mir schwer - da greift eine Macht mein Herz ohne Wehr und trägt es hinaus -, weit, weit zu dir hin - macht Sehnsucht daraus weil lieb ich dir bin. Dann schlägt mir das Herz ganz tief in der Brust, weil's in süßem Schmerz bei mir bleiben muss. ***
  21. Hallo Line, das ist eine gute Idee, hier den Dichter zu preisen, den diesem Umstand liegt ja der Sinn des Forums zugrunde. Vom Kleinsten geleitet der Dichter ins Größte, denn er weiss, dass ohne dieses Kleinste "nichts ist"; sowohl aus wissenschaftlicher Sicht alls auch aus Sicht der Poesie... Diese vier Verse kann man als allumfassend als Plädoyer für die Naturdichtung sehen. - Freilich drehen sich viele Gedichte um´s eigene Ego; als wahrer Dichter heißt es, aus dieser Selbstbetrachtung heraus zu treten und sich der Welt als solche sich zu öffnen, die allen Ursprung im eigenen Geist hat. Danke für dieses einfühlsame Gedicht, Line. Holger
  22. Hallo Line, die Administratoren versuchen heute, den Text in einem Beitrag zu vereinen, was mir wegen der beschränkten Anzahl der Textzeichen nicht möglich war. Timo Brandt stammt aus dem hamburger Raum und ist dann zum Studieren zur Uni Wien gegangen. - Er schreibt selbst Gedichte, ist Autor und Literaturkritiker. - Das Interview entstand aus unserer früheren Verbindung in Deutschland. Wir sind doch alle Künstler - in der eine oder anderen Form. - Mit dem Einstellen des Interviews möchte ich wirklich Interessierten ein wenig helfen, einen tieferen Blick - einen inspirierenden Kontakt - zur Kunst zu finden, der so möglicherweise noch nicht geschhen ist. Nun, ich hab selbst einige Bücher vefasst und bei Lesungen wunderbare Resonanzen von den Menschen erfahren dürfen; im Gesamtzusammenhang häuft sich natürlich ein wenig Wissen an, zumal ich auch sehr der Philosophie und den Ergebnissen der Quantenphysik (ja, auch dieses faszinierende Thema fließt in meine Dichtung mit ein; im Interview nehme ich kurz Stellung dazu) zugetan bin. - Gern bin ich bereit, im persönlichen Bereich des Forums weitere Einblicke zu geben. Soviel erstmal... Herzlichst, Holger
  23. Holger

    Als ich im Walde ging

    Danke für Deine Gedanken zum Gedicht, Alces...! "damit er später mir erzählte" Diese Art des Ausdrucks (erzählte) wurde im Rahmen romatischer oder klasssischer Dichtung oft genutzt um originell im Futurum zu dichten - Akzente zu setzen - oder um einfach einen Reim zu schaffen. - Dieser Gewohnheit schließe ich mich an und danke recht herzlich für Deine alternative Strophe, möchte aber beim Original bleiben. Herzlichst, Holger
  24. Holger

    ÜBER DIE DICHTUNG / ein Interview TEIL 2

    table tr tdFortsetzung: Brandt: Sie sprechen unbefangen von Farbpaletten, von Wahrheit und Kunst, als seien diese Dinge selbstverständlich und selbsterklärend. Haben sie eigentlich schon einmal an der Kraft der Sprache gezweifelt? Daran, dass bestimmte Worte und Begriffe, egal wie inflationär sie bereits sind, dass ausdrücken, was du sagen und mitteilen willst? Braucht es nicht deshalb stets den Wandel in der Metapher und den Prämissen der Dichtung, damit sie sich der Inflation entziehen kann? Oder ist Dichtung, Poesie, schlicht nicht von der Inflation der Sprache betroffen, ihrer Ansicht nach? Jürges: Der Sinngehalt oder die Kraft der Sprache, die ja unser Menschsein bedingt, stellt im Gedicht eine gänzlich andere Bedeutungsebene dar als im Alltag. – Der poetische Moment ist das Bemühen, das ganze Sein zu umfangen. – Ich liebe Worte, die das Leuchten von Kinderaugen oder die bleiche Ferne des Mondes ausdrücken, die nach Meer schmecken und dem Staub ewiger Wüsten. – Worte, die Visionen ausrufen wie Dantes „Göttliche Komödie“, deren mächtiger Ton nicht einmal in der Zukunft verhallen wird. – Die besondere Kraft solcher Art von Sprache ist Evolution und Leitstern zugleich und ein Zeugnis der Treue des Menschen zum Menschen. – Es leuchtet schon etwas Geheimnisvolles darin, wenn der Dichter jenes ergreift, was den Sinnen gehört und mit dem verbündet, was reiner Geist ist. – Nie würde mir also in den Sinn kommen, an der Kraft der Sprache zu zweifeln, die glorreich transzendent wirken kann, wenn die lyrische Sprache sich auflöst in Bilder und auf diese Weise ganze Welten im Innersten erschafft. – Dennoch kann das Wort niemals in Gänze aufrichtig sein, gemessen an den letzten Wahrheiten dieser Welt, es kann aber ein großes Schauen bewirken, hin zum Glanz der Seele – zur Innigkeit mit allem was ist. Der Dichter ist ja Konzeptualist; dieses Denkgebilde findet in der Metapher eine ideale Verwirklichung seiner selbst, das heißt, dass sich die Bedeutungszusammenhänge entscheidend erweitern lassen und dem von Dir benannten Inflationären in der Zeit/Sprache durch eine sich wandelnde Anschaulichkeit besonders entgegenwirken können. Eigentlich ist der lyrische Diskurs stetig, ohne in Wiederholungen zu verfallen, was nicht heißen soll, das Vergangenes obsolet ist, denn wir hatten ja schon ausgeführt, dass Gedichte autonome Gebilde sind, die zeitlos in ihrem ewigem Wert schweben. – Und dieser angestrebte Wert in der Dichtung wird eben auch durch Veränderung und Wandlung erzielt und kennzeichnet damit den Charakter von Kunst überhaupt. Schiller hat einmal gesagt: „Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit, und neues Leben blüht aus den Ruinen.“ Brandt: Es gibt einen Text von Milan Kundera, in der er die wichtigsten 38 Wörter seines Romanschaffens auflistet und jedes von ihnen, mit dem Sinn- und Seinszusammenhang, den er darin begründet sieht, erläutert. Wenn sie die Gelegenheit hätten fünf Wörter, die für ihre Dichtung oder Gedankenwelt unschätzbar wichtig/bedeutsam sind, die wiederkehrende Impulse und Verwirklichungen liefern, auszuwählen und mit ihrem ureigenen Verständnis dieses Wortes zu beleuchten, welche wären es? Jürges: Urgrund, Liebe, Schönheit, Unsagbarkeit und Dasein. Brandt: In was für einem Verhältnis steht die Unsagbarkeit zu ihrem dichterischen Schaffen? Jürges: Das Ringen des Dichters darum, auch dem Unsagbaren Ausdruck zu verleihen, beginnt zum Beispiel mit der oben benannten Metapher als Möglichkeit und Mittel. – Dazu fähig zu sein, im Sinne einer Synästhesie Dinge vielschichtig wahrzunehmen, zu evozieren, kann entscheidend dazu beitragen, in einem geistigen Umwandlungsprozess die Möglichkeiten der Sprache zu erweitern. – Wenn Poesie auf diese Weise über das Unsagbare triumphiert – es gibt einen Ausdruck dafür: Das Inkommensurable – geschieht das Paradoxe, dass sich Dinge, welche sich dem Ausdruck entziehen, bildhaft im Geiste formieren. Ich sage bewusst „im Geiste“, weil solches nicht rational denkbar ist; somit gibt es dabei durchaus Überschneidungen mit der Mystik. – Auch heute wirken Dichter, wie zum Beispiel Durs Grünbein, deren Metaphysik an das zurückliegende Streben von Dichtern anknüpft. – Wittgenstein sagte einmal, dass man darüber „Schweigen muss, worüber man nicht sprechen kann“, dem möchte ich widersprechen, weil es in der Dichtung durchaus Möglichkeiten gibt, etwas Unsagbares auf eine geheimnisvolle Weise zum Entflammen zu bringen. – Dieses Feuer der Urbrunst, wie ich es einmal nennen möchte, heißt es im Geplärr unserer Zeit am Glühen zu halten. – Man spürt jenen Zauber auch bei einfachen Gedichten wie Eichendorffs „Mondnacht“, dessen Verse an etwas anklingen, das schlicht nicht zu sagen ist – dem tiefsten Glühen von Dichtung überhaupt: Der Blick über die Gipfel des Schluchtengebirges unseres Lebens hinaus. Dieses Bemühen, hineinzuhorchen in die wirkliche Natur der Dinge – das Unsagbare umzuwandeln in etwas zu Verspürendes – durchzieht all mein Schaffen als Dichter. © Holger Jürges, 2015 /td /tr /table table tr td /td /tr /table
  25. Holger

    Allein

    Hallo Alces, ich stimme Sternwanderer zu: sowohl eine November-Melancholie als auch das Bleierne einer Depression kann man, bei entsprechender Lesart, in Deinen Versen finden, die wirklich gelungen sind in diesem Kontext. Da sehnt man sich (auch symbolisch) nach einer warmen Stube, mit gediegener Gemütlichkeit, wo sich Kälte und Seelendruck relativieren - und wo das Lied der Nachtigall in der Seele klingt ... Herzliche Grüße, Holger
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