Zum Inhalt springen

Angelika

Autor
  • Gesamte Inhalte

    317
  • Benutzer seit

  • Letzter Besuch

Alle erstellten Inhalte von Angelika

  1. Danke, Perry, für deinen Kommentar. Du hast natürlich recht, die Bezeichnung Wechselbalg steht für ein untergeschobenes Kind. Dieses ganze Gedicht hat eine längere Geschichte, ich will sie hier nicht ausbreiten, aber der Protagonist litt als Kind bis ins frühe Erwachsensein sehr darunter, dass ihn seine Umgebung in einer Kleinstadt tatsächlich mit diesem Begriff bezeichnete. Deshalb habe ich dem Gedicht auch diesen Titel gegeben. Wenn man den Hintergrund nicht kennt, ist es klar, man stolpert darüber. Soviel mir bekannt ist, wurde mit diesem Begriff auch ein Kind bezeichnet, dessen Vater angeblich der Teufel war, oder ein Kind, das mit sichtbaren schweren Behinderungen geboren wurde. In jedem Fall ist das ein sehr negativ belasteter Begriff. Heute hört man ihn eigentlich nicht mehr, zum Glück. Angelika
  2. Hallo Nike, ein sehr intimes, sensibles Gedicht. Aus den Kommentaren geht hervor, dass dein Ich keine literarische Figur ist, sondern dass es sich um dich selbst handelt bei diesem Ich. Man könnte es also als ein therapeutisches Gedicht bezeichnen. Bei dir geht es nicht um eine griechische Tragödie, obwohl du vielfach auf sie anspielst, sondern ich glaube, dass du sehr viele psychische Probleme hast, mit denen du nicht fertig wirst. Du willst angehört werden, es fehlt dir also an einer Person, der gegenüber du dich öffnen kannst. Insofern ist der Schluss des Gedichtes für mich nicht glaubwürdig. Da ist noch gar nichts in Ordnung, der Schluss ist Wunschvorstellung, denn du schlägst dich noch immer mit den Problemen herum, die dir angeblich heute nichts mehr bedeuten. Das beweist auch die Zeitform, das Präsens. Aus meiner Sicht ist es nicht einfach, nun auch noch auf die literarische Seite deines Gedichtes einzugehen. Ich denke, solche Gedichte schreibt man zur Selbsttherapie, aber davon, sie in die Öffentlichkeit zu bringen, halte ich nicht viel. Aber vielleicht hilft es dir, in die Öffentlichkeit zu gehen, und ich sehe die Dinge nur von meinem Standpunkt als Außenstehende. Sieh mal, ein Zufall, mir hat vor einiger Zeit ein älterer Mann von seinen Problemen mit seinem Vater, den er nie hatte, erzählt. Er hat mir die Genehmigung gegeben, seine Leidensgeschichte in einem Gedicht ("Wechselbalg") zu erwähnen. Er hatte in der Zeit, der Nazizeit, in der er Kind war, sehr unter dem Fehlen des Vaters gelitten, seine Umgebung hielt ihn für den Schuldigen daran, dass er keinen Vater hatte - so glaubte er. Erst als er erfuhr, sehr spät, schon als Erwachsener, dass sein Vater im Krieg gefallen war, begriff er sein eigenes Leben. Dieser Mann hat seine Probleme überwunden, er hätte sie mir sonst nicht erzählen können, sagte er. Erst wenn man die Erlebnisse als vergangen ansieht, erst dann sind sie wirklich Vergangenheit, aber aufgehoben im Menschen, der mit dieser Vergangenheit lebt. Lieben Gruß, Angelika
  3. Angelika

    Wechselbalg

    Einmal, als du an gar nichts denken wolltest, fiel dir dein Vater ein, der Vater, der nie dein Vater war. Was sagte er, als er erfuhr, dass er deine Mutter geschwängert hatte? Du stelltest dir die Antwort vor. Bei unpassender Gelegenheit sagte die Mutter, er habe noch nicht mal Alimente gezahlt. Du hast deutsches Blut in den Adern, germanisch-keltisches, sagte der Amtsrichter nach gründlicher Prüfung und drückte den Stempel auf deine Lebensgenehmigung. Du Wechselbalg warst amtlich würdig, weiterzuleben. Später fragtest du dich, ob er dich nicht vermissen würde, dein angeblicher Vater. Du fabuliertest in den Wind, der den Toten weht. Die Mutter auf dem Krankenbett wollte dir noch etwas sagen, aber dann dann schwieg sie doch lieber und zeigte dir ein vergilbtes schwarz-weißes Foto eines lächelnden Soldaten mit Stahlhelm und Hakenkreuz.
  4. Warum so ängstlich? Du hast ja keine Wahl, du musst wohl oder übel den Ärzten vertrauen. Und dann: Sie befreien dich von Schmerzen oder sonstigem Übel. Nicht alles so dramatisch sehen. Ich habe etliche Operationen hinter mir und habe voller Ungeduld darauf gewartet, dass ich operiert werde. Und mein Vertrauen wurde nicht enttäuscht, ich hatte wirklich gute Ärzte. Und Gott anrufen, entschuldige bitte, ich kann ein Lächeln nicht unterdrücken. Ist nun alles gutgegangen? Wäre schön, wenn du darüber schreiben würdest. Angelika
  5. Da hast du recht, Elmar, man gibt sehr viel preis von sich beim Schreiben. Das geht auch gar nicht anders, wenn man es nicht tut, merkt es der Leser, und dann erreicht man ihn nicht. Mich stört es nicht unbedingt, aber ich bin noch nicht dahintergekommen, wie man anders schreiben könnte. Ich glaube es war Montesquieu, der meinte: "Die Sprache ist dem Menschen gegeben, um seine Gedanken zu verbergen". Klappt bei mir einfach nicht. Meinst du, dass man eine Veränderung des Menschen hin zum gebildeten Humanisten allein damit erreicht, dass man es sich wünscht, und sei es mit noch so guten Gedichten? Meine Erfahrung sagt mir, dass das nicht ausreicht, Literatur wirkt, falls sie überhaupt eine Wirkung hat, nur in der Langzeitwirkung, und das oft auch nur in Bruchstücken. Ich denke, man kann den Menschen nur zum Menschen machen, indem man die Verhältnisse ändert, unter denen er lebt. Du kennst das geläufige "Das Sein bestimmt das Bewusstsein" ganz bestimmt. Ich habe dein Gedicht allerdings eher unter dem Gesichtspunkt der Zerstörung von Landschaft und der Zerstörung des Menschen gelesen, mit einem Bezug zur Klimaveränderung. Aber wie du das interpretierst, kann ich es auch lesen. Es ist schon so: Jeder interpretiert ein Gedicht mit dem Wissen und Fühlen, das er selbst mitbringt. Du hast recht, ich bin nicht religiös, habe aber festgestellt, dass ich mit Gläubigen auch ganz gut hinkomme, vielleicht besser sogar als mit manch anderem. Letztlich geht es uns beiden um dasselbe: dass der Mensch ein Mensch werde. Nur sind die Wege dahin verschieden, und der bisherige Erfolg nicht gerade berauschend. Immerhin hatte das Christentum 2000 Jahre Zeit. Übrigens hat Marx sehr viel von Spinoza gehalten, dessen Ideen auf dem Frühmaterialismus fußten, auch wenn er ihm nicht auf allen seinen Gedankengängen folgen wollte und konnte. Und statt Freiheit als Einsicht in die Notwendigkeit kann man das auch umständlicher formulieren: Freiheit als Begreifen der objektiven Wirklichkeit. Wobei wichtig vor allem das Attribut objektiv ist. Denn damit ist nicht die sogenannte Realität gemeint, die am Ende nur Opportunisten hervorbringt, was ja letztlich auch wieder ein Leben im Gefängnis ist. Aber ich will nicht herumphilosophieren, mir hat dein Gedicht gefallen, und das musste ich dir unbedingt schreiben. Ein gutes Gedicht kann ich nicht übersehen, obwohl ich etwas irritiert bin, wenn du von obigem Gedicht als deinem ersten Reimgedicht sprichst. Danke für deine Wünsche zum Osterfest, ich wünsche dir dasselbe. Herzlich, Angelika
  6. Angelika

    Vogellandschaft

    Hallo Berthold, dein Kommentar gefällt mir auch, er interpretiert. Dir auch frohe Ostern! Angelika
  7. Hallo Elmar, du gehst vom heißen Sommer letztes Jahr aus und entwickelst deine Gedanken logisch weiter. Am Ende steht die Sanftheit der Natur, die mit uns liebevoll umgeht, obwohl wir sie zerstören, die Zärtlichkeit von uns verlangt. Unsere Lebensweise zerstört die Natur, von der wir, ob wir wollen oder nicht, bis zu einem gewissen Grad abhängig sind, denn wir leben in und mit ihr. Die langanhaltende Hitze des vergangenen Sommers hat es uns bewiesen, doch das Bibelwort "Macht euch die Erde untertan" wird von uns seit langem als Zerstörung, nicht als Gestaltung begriffen. Die kapitalistische Produktionsweise giert nach den Schätzen der Natur. Mit dem Vers "im Zweifeln, im Verzagen liegt der Fluch" komme ich in Kollision. Ich bin der Ansicht, dass erst der Zweifel etwas "Fertiges" zu dem machen kann (ich denke da an das Marx-Wort "An allem ist zu zweifeln"), was es sein kann. Wenn man das einmal begriffen hat, kann man kein blind Glaubender mehr sein, dann öffnet sich eine Welt, die bisher verschlossen war, und man sieht die Wirklichkeit, wie sie ist. Dann verzagt man auch nicht, sondern packt zu, wie und wo man kann, man wird ein Handelnder, bleibt nicht auf dem Stand des Beobachters. Vielleicht aber meintest du statt "im Zweifeln" das " Verzweifeln"? Das scheint mir in diesem Zusammenhang naheliegender zu sein. Das würde Sinn geben, im Verzagen, im Verzweifeln liegt der Fluch, im Passiven. Es ist ein nachdenkliches, betrachtendes Gedicht, stilistisch, wie ich finde, ausgefeilt, mit Bildern, die mir etwas geben. Ein Gedicht, das ich gern gelesen habe. Angelika
  8. Angelika

    Vogellandschaft

    Einmal will ich Zeit durch die Schläfe schicken, Stück von meinem Leib, unterm Klopfen des Blutes, im Herzen den Traum. Jung, aus Wäldern werde ich treten, tatenvoll, einmal, mit dem Wind. Ein Vogelheer trägt mich über die Landschaft, auf Flügeln, weit. Frei, mit den samtenen Augen der Tiere, mit Strophen der Morgenfrühe – so will ich kommen.
  9. Elmar, der Osterhase hat deine Kommas schon ganz gut versteckt, ich kann sie nicht finden. Angelika
  10. Danke, Elmar, dass du reingesehen hast. So richtig zufrieden bin ich damit nicht, es ist noch lange nicht alles gesagt. Ich wollte bloß nicht so ein ellenlanges Elaborat schreiben, deshalb musste ich meinen Dichterdrang stoppen. Das ist ein Thema, das auch eine andere Gedichtart verlangt. Angelika
  11. Perry, mit der Internetanonymität hat das nichts zu tun. Aber ich meine tatsächlich Eiffeltürme, nicht Elfenbeintürme. Denn ganz oben, wo Eiffel sich eine Wohnung eingerichtet hatte, lebte oder lebt noch ein Dichter. Tatsächlich. Ich weiß nicht, ob er provozieren will oder ob er sich vom Alltagsleben abschotten will, auf alle Fälle hockt da oben und hat mit dem Leben nichts mehr zu tun. Danke für deinen Kommentar. Angelika
  12. Ja, meine ich, die Interpunktion würde das Gedicht nicht unbedingt aufwerten, aber evtl. abrunden. Man muss nicht jeden Dreck mitmachen. Danke auch für die Aufklärung, aber ich glaube, Teufe wird dann Täufe geschrieben. Aber "hier" verändert den Sinn gegenüber "klar" nicht unbedingt, denke ich, beides wäre für mich gültig. Vielleicht sollte ich ein bisschen rummeckern, damit du mir nicht überschnappst. S1V4 - warum der Gedankenstrich, welche Funktion hat er? Weil er der Erwartung des Lesers widersprechen würde, der ja das Leichte und Helle vorziehen könnte? Angelika
  13. Hallo Elmar, ohne Schatten kein Licht, ohne Tiefe keine Höhe, ein dialektischer Gedanke: die beiden Seiten einer Medaille, das Paar, das sich abstößt und dennoch zusammengehört. Ein Trochäengedicht, sauber geschrieben. Kleine Korrektur: S3V1 - hier ist wohl statt Teufe die Tiefe gemeint? Ich hätte mir bei diesem Gedicht auch eine durchgehende Interpunktion gewünscht. Ansonsten: Ich freu mich, so ein qualitätsvolles Gedicht hier lesen zu dürfen. Angelika
  14. Angelika

    Heimatkunde

    Zu jenen Zeiten als man die Lüge eine Lüge nannte, als die Dichter Verse auf Flügeln schrieben, überstieg der Wert eines Lebens alles Menschengemachte. Wir sagten Brot, wir sagten Wasser, und wir meinten das Brot und das Wasser, wir sagten Rosen, und wir rochen ihren Duft schon beim Wort, und ein Apfelbaum war ein Apfelbaum. Die Zeit schlägt ihre Alterssitze auf, sie spricht ihre genormten Wahrheiten aus, die Dichter hausen in Eiffeltürmen, und der Zeitwert menschlichen Lebens bemisst sich in Nanosekunden. Ich sage, meine Sonne ist die Trauer, ich bin ein Schatten, und ich weiß, wohin ich fallen werde.
  15. Du bist ein Menschenkind, ein kleines nur, fühlst dich als Wicht und wärest gerne groß. Von Größe hast du nicht die kleinste Spur, die fiel dir bei Geburt nicht in den Schoß. Sieh dich doch um: Nur Feinde ringsumher! Die musst du treten, mach die Lumpen klein! Du gehst kaputt so ohne Gegenwehr! So ist die ganze Welt, so muss sie sein. So haben sie‘s dir beigebracht, mein Freund. Du hast gelernt, hast diese Welt studiert und fühlst dich jetzt von Feinden bloß umzäunt, und jeder nennt dich schlicht nur couragiert. Weshalb du trittst, wo man bloß treten muss. Du schlägst die Bande auf dem eignen Feld, gibst ihr am Ende noch den Bruderkuss, tust dicke dich, fühlst dich als großer Held. Und doch, du bückst dich, wo es angebracht. Das Bücken zahlt sich einmal aus, wer weiß. Das steckst du ein, wär schließlich ja gelacht - das musst du ab und zu, das ist der Preis. Die Professoren haben es mit dir nur gutgemeint, glaubst du. Du fühlst dich gleich als ganzer Mann. Weißt nicht, wer deine Freunde sind, wer Feind. Ein Menschenbild, das so nicht stimmen kann. Du kannst dich ändern, Freund, erinnre dich: Da war doch was, was dir zu Herzen ging. Die Welt - wie liebtest du sie inniglich, du warst ein Offener, ein Ankömmling. Wo ist sie hin, die Zeit, die du versäumt, aus dir den Mann zu machen, der du bist? O nein, du hast die Zeit ja nicht verträumt, jetzt bist du groß - ein großer Egoist. Doch manchmal brichst du aus dem Käfig aus. Du grämst dich über dich, die ganze Welt. Ein Fenster öffnet sich, du blickst hinaus: Hier geht’s mal gar nicht um das liebe Geld. Ja, Freund, es gibt noch eine andre Welt, wo jeder Mensch des Menschen Kamerad, dir hilft und dich umarmt, ganz unverstellt - ein wahrer, echter Mensch. Kein Imitat.
  16. Sushan, als ich das Gedicht schrieb, habe ich an eine reale Zugfahrt gedacht. Hinterher fiel mir ein, dass ja die Zugfahrt ein Synonym für das Leben ist. Wenn man zum Beispiel im Traum im Zug fährt, dann wird man von einem entscheidenden Ereignis im Leben beschäftigt. Ich hatte mal solch ein Erlebnis, und das hat mir in der Realität sehr geholfen. Angelika
  17. Angelika

    Nu isser da, der Lenz

    Saren kann man allet, nur soll man et nich machen. Danke für deinen Kommentar. Angelika
  18. Angelika

    Nu isser da, der Lenz

    Genau, Ruedi. So macht es der Berliner: Erst will er die ganze Welt umarmen, schwebt im siebenten Himmel - und dann besinnt er sich: Nee, verdammt, ich stehe ja doch bloß auf der Erde. Deshalb der Schluss: Det schlaucht. Aber das soll wohl auch anderen Landsleuten so gehen. Musste mich richtig anstrengen, um die Berliner Vokabeln zu finden, man ist heute viel zu sehr auf Hochdeutsch getrimmt. Das Landsmannschaftliche der Sprache verwischt sich und geht am Ende vielleicht seiner Ursprünglichkeit verloren. Da habe ich Tucholsky im Hinterkopf, der ja nicht eigentlich berlinert, aber der Berliner linst immer zwischen den Zeilen durch. Ich höre ihn direkt sprechen. Danke für deinen Kommentar. Wenn du es lesen konntest ... Angelika
  19. Angelika

    Nu isser da, der Lenz

    Muss ich was erklären: Ich habe es mal probiert, ein Gedicht im Berliner Dialekt zu schreiben. Nachdem ich ein paar große Töne zu einem Gedicht von 3. Jeije gespuckt habe und er vielleicht gar nicht wusste, was gemeint ist. Nun muss ich eingestehen: Ist gar nicht so einfach, denn man muss den typischen Berliner Witz, den der Berliner selbst gar beabsichtigt oder gar bemerkt, hinkriegen. Der Witz lebt von Übertreibungen, dem falschen Wort am falschen Platz, der schnoddrigen Nachlässigkeit des Sprechens. der Direktheit - so oder ähnlich funktioniert das mit dem Berlinischen, das ja ein Sammelsurium aus vielen echten Dialekten ist. Aber das Berlinische befindet sich im Zustand des ewigen Wandels, weil ja immer neue Dialekte nach Berlin kommen, schnell werden Redewendungen aufgegriffen und eingebürgert. Wobei ich bemerkt habe, dass zur Zeit der Witz nachgelassen und sich eher Unverschämtheit durchgesetzt hat, das Freundliche, das hinter dem ganzen Aufschneiden steht, ist teilweise verlorengegangen. Nun ja, Sprache ist eben ein Kind der Zeit. Angelika
  20. Angelika

    Nu isser da, der Lenz

    Wer sagt et denn, der holde Lenz is da. Een Wetter vonne Schokoladenseite. Der Winter? Ach, der is nu endlich pleite. Die janze halbe Welt schreit laut hurra! Man sitzt im Vorjarten und will nischt tun. Man sitzt bloß rum, nur so, bekiekt sich Leute. Is ja nur eenmal Lenz, besonders heute. Det is der janz persönliche High-noon. Man jeht spaziern, Familije in spee, und wie am Spieß brülln Kinder uff de Wiese, der Wind dajejen weht bloß schwache Brise. Und eener grölt wat vonner Frühlingsfee. Die ersten Blümchen traun sich an die Luft, is wat zum Riechen, wat für Herz und Seele, verjessen is da sicher manch Querele, man schnuppert sich durch himmlisch-reinen Duft. Een Lenz, wie frisch jewaschen, unjebraucht, der Himmel voller Flöten, Bums und Geijen, det Herz will reden, nich mehr schweijen – der Lenz, der holde Lenz is da! Det schlaucht.
  21. Danke, Perry, für deinen Kommentar. Das hast du gut verstanden, der Text kann als Metapher durchgehen. Ja, mit Titeln habe ich immer so meine Schwierigkeiten. Wie findest du das: Zugiges. Angelika
  22. Angelika

    Landwinter

    Danke, Berthold, für deinen Kommentar. Ich verstehe die Frage nicht zu "Krähenflug über dem Acker" - an welches Verb denkst du? Meiner Ansicht nach fehlt kein Verb, es ist eine Zustandsbeschreibung. Stört dich das Substantiv Krähenflug, würdest du schreiben "Krähen fliegen über den Acker" - meinst du das? Angelika
  23. Hallo Wundi, mir gefällt dein Gedicht auch, wie du die Atmosphäre am Meer einfängst. Unwillkürlich vergleicht man die Weite des Meeres mit der Endlichkeit des Lebens. Und trotzdem, irgendwo habe ich mal gelesen, dass ein deutsches Gedicht (damit waren die romantischen Gedichte gemeint) oder ein deutsches Lied vor Todessüchtigkeit strotzt. Du greifst diese Todessehnsucht auf, aber ich hatte beim Lesen nicht das Gefühl der Larmoyanz, sondern eher fühlte ich eine Aufforderung, mich loszureißen vom melancholischen Gefühl und in die Wirklichkeit zu gehen. Gut gemacht, Wundi. Angelika
  24. Angelika

    Zugfahrtgedanken

    Immer die Bahnhöfe. Der Zug fährt, er hält nicht. Traurige kleine Bahnhöfe fliegen vorbei wie Schatten großer Vögel. Einmal erreiche ich die ferne Stadt. Unbekannte hasten über den Bahnsteig, als gewönnen sie so Lebenszeit, vergessen sind Felder, Kirchtürme und Sehnsüchte. Etwas brennt in mir. Vielleicht die Fremde, die neuen Gerüche, die Angst, die Hoffnung auf einen Himmel von schöner Weite. Und ich entdecke, dass ich an jene denke, die dort hinter uns blieben, uns lachend zuwinkten an den traurigen kleinen Bahnhöfen.
  25. Hallo Berthold, toll, danke für deinen Kommentar. Ja, du hast natürlich recht, die Personage steht fest. Alles da: Protagonist, Antagonist, Konflikte, Spannungsbogen. Auf Emotionen verzichten, das ist so gemeint, dass ich jede Larmoyanz vermeiden will. Ich habe mal ein Buch gelesen, da ging es um eine andere Krankheit, auch eher ein Bericht, wurde aber als Roman ausgegeben, da trieften die Tränen aus jeder Seite, die man umschlug. Das hat mich abgestoßen. Ich bin auch der Ansicht, das Krebs heute schon zu einer normalen Krankheit geworden ist, man sollte da kein mystisches emotionales Geschwurbel reinbringen. Ich bin ein rationaler Mensch, und das kann ich natürlich bei allem, was ich schreibe, nicht verleugnen, will ich auch gar nicht. Das Thema, um das es eigentlich geht, ist gar nicht die Krankheit, die ist nur die Folge, so dass im Grunde, wenn ich diese Szene als Exposition benutze, der Schluss am Anfang steht. Das ist ein Trick, ob er gut ist, wird sich zeigen. Ich will zeigen, wie ist es dazu gekommen. Da ist viel Gegenwart vorhanden, auch Kritik der Gegenwart unter Vermeidung jedes Plakativen. Jedenfalls hoffe ich, dass mir das gelingt. Wenn es mir nicht gelingt, landet der Stoß Papier dahin, wo er hingehört. Angelika
×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Community-Regeln
Datenschutzerklärung
Nutzungsbedingungen
Wir haben Cookies auf deinem Gerät platziert, um die Bedienung dieser Website zu verbessern. Du kannst deine Cookie-Einstellungen anpassen, andernfalls gehen wir davon aus, dass du damit einverstanden bist.