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Angelika

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Alle erstellten Inhalte von Angelika

  1. Flaco, wenn du mit deinem Bild von der Donau an der Spree stehen würdest, ich versichere dir, du würdest gar nicht darauf kommen, dass es sich bei der Spree um einen ausgewachsenen Fluss handelt. Vergiss, was du jemals über die Spree gehört hast - du könntest direkt Mitleid mit diesem kanalisierten schwarzen Rinnsal kriegen. Übrigens ist meine Familie auch ein Geschlecht Berlins zurück bis in die Steinzeit. Arme Leute, viele Kinder. Ich hatte zum Beispiel elf Großonkels und -tanten. Die bundesdeutschen Demographen würden das neidisch lesen, denke ich. Falls sie des Lesens kundig sind. Du hast völlig recht, mein Verhältnis zur Spree und zum nun wieder Großberlin ist etwas angespannt. Aber ich helfe mir mit Ironie darüber hinweg. Schließlich bleibt mir ja auch gar nichts anderes übrig. Angelika
  2. Angelika

    kauboi

    Danke, Flaco. Hätte ich nicht gedacht, dass das auch Wienerisch ist. Wienerisch, das war bisher für mich immer so eine Art Küss-die-Hand-Wienerisch. Ich muss schon sagen, dein Wienerisch unterscheidet sich stark von meinem Wienerisch. Überhaupt, mich als eingeborener Berlinerin erstaunt es eigentlich immer wieder, dass Leute, die nicht Berlinisch sprechen, sich trotzdem verständigen können. Aber zu deinem Gedicht: Gerade durch den Wiener Dialekt, der ja partout nichts mit dem wilden Westen zu tun hat, entsteht eine umwerfende Komik. Diesen Effekt muss ich mir merken. Aber du schreibst auch Erzählungen und Kurzgeschichten? Stell doch bitte mal was ein. Danke, ich freu mich schon im voraus. Angelika
  3. Ich weiß noch gar nicht, ob es wirklich ein Roman wird, vielleicht eher ein Bericht. Denn letztlich geht es darum, wie meine Protagonistin zu ihrem Krebs kam. Ich bemühe mich, jede Gefühligkeit zu vermeiden, von der ja der Roman lebt. Aber es ist noch alles in der Rohfassung, und wenn der Text vorliegt, vielleicht schmeiße ich ihn vielleicht sogar um oder lösche ihn. Ist alles noch nicht raus. Jedenfalls ist das mal ein größeres Projekt als eine kurze Erzählung. Und ob diese Szene wirklich die Einleitung wird, das entscheidet sich, wenn der Text insgesamt vorliegt. Angelika
  4. Danke, Eiselfe, für dein Mitgefühl. Ich fühle mich nicht besonders mutig, wenn ich darüber schreibe. Ist doch keine Schande, wenn man Krebs hat. Krebs ist doch heutzutage eine Krankheit wie jede andere. Der Mensch ist eben ein leichtes Opfer für Krankheiten. Mutiger ist es schon, dass ich mich an einen Roman mache. Mal sehen, ob ich das über ungefähr 250 Seiten durchstehe und den Leser nicht langweile. Ich stell mal ab und zu was ein, es ist aber noch die Rohfassung. Muss alles noch überarbeitet werden. Und da würde ich ganz gern wissen, wie es beim Leser ankommt, ob es Vorschläge gibt, die ich aufnehmen kann. Angelika
  5. Angelika

    kauboi

    Hallo Flaco, was wäre der Western ohne Cowboys und Kanonen? John Wayne, was sag ich, Hollywood wäre arbeitslos. Aber ein rosa gestrichener Gaul, den gab es wirklich noch nicht. Gut, dass du draufgekommen bist. Und nun frage ich mich, was ist das für ein Dialekt? Kommt mir so Kärntisch oder Steierisch vor, jedenfalls Richtung Österreich. Dadurch allein schon entsteht so eine "Hallo, jetzt komm ich"- komische Atmosphäre. Der Wumm am Schluss ist prima. Angelika
  6. Dienstag, 13. Februar 2018 „Nicht nachweisbar.“ Der Arzt beobachtet, wie ich reagiere. Er ist jung, hat volles blondes Haar und strahlend blaue Augen und ist nicht älter als vierzig, entschieden jünger als ich. Ein schöner Mann, würde meine Mutter gesagt haben. Aber für sie war ja auch Willy Forst ein schöner Mann. Nicht nachweisbar, wo ich mir den Krebs eingefangen habe, aha. Dr. Mehlis hat ihn mir gezeigt auf dem Bildschirm: Ein rundes schwarzes Gebilde, eher ein Geflecht, sitzt an der linken Niere. „Sechs Zentimeter Durchschnitt“, sagt der Arzt gerade. „Und Sie haben keine Schmerzen gehabt? Tja“, Dr. Mehlis lehnt sich zurück im Bürostuhl, „ kommt öfter vor bei Nierentumor.“ Er vermeidet den Begriff Krebs, registriere ich. Er will mich nicht aufregen. Aber ich bin gar nicht aufgeregt. Ich bin neugierig, ich habe noch nie einen Krebstumor gesehen. Ich beuge mich zum Bildschirm vor, um ihn mir genau anzusehen: So sieht er also aus, mein persönlicher Krebs. „So ein Tumor“, sagt Dr. Mehlis, „der baut sich auf über eine längere Zeit.“ Ich wüsste schon, wo ich ihn mir eingefangen habe. Ich will es ihm sagen, zögere aber, das gäbe ein längeres Gespräch, und der Arzt macht nicht den Eindruck, als ob er dazu Zeit erübrigen könnte. Also nicke ich nur und sage etwas leiser als sonst: „Was passiert nun? Operation?“ Dr. Mehlis richtet sich im Stuhl auf: „Ja, schnellstens. Erst die Voruntersuchung, dann am 1. März die OP.“ Jetzt verliert sein Blick das Sachliche. Er sieht mich an und schweigt. „Den Termin für die Untersuchung habe ich schon“, sage ich. „Bisschen früh am Tage.“ Ich grinse ein bisschen gequält. „Nüchtern“, sagt er. Sein kleiner Mitleidsblick verfliegt, er wird wieder sachlich. Er reicht mir die Hand. Vielleicht will er prüfen, ob ich zittere, denke ich. Ich zittere nicht und drücke fest zu. Es ist ein evangelisches Krankenhaus, zu dem mich Frau Dr. Lange, die Urologin, geschickt hat. Sie wird sich was dabei gedacht haben, vermute ich. Beim dem heutigen Mangel an Pflegepersonal. Die Schwestern werden den mit dem lieben Gott wettmachen. Auf dem Weg zur Straßenbahn überlege ich, ob ich Dr. Mehlis hätte sagen sollen, woher ich den Krebs habe. Jedenfalls, was ich vermute, woher. Als ich in die Bahn einsteige, entscheide ich, es war gut, dass wir darüber nicht gesprochen haben. Alles fing damit an, dass mir die Jeans zu weit wurden. Im Spiegel sah ich ein graues, eingefallenes Gesicht, meins. Die Haut an den Armen wurde faltig. Ich stieg auf die Waage: Ich hatte abgenommen. Mal nachrechnen, wie viele Kilo – 16 Kilo, seit ich mich das letzte Mal Ende Oktober gewogen hatte. Bisschen viel. Irgendwas ist doch mit mir los, ich tu doch nichts fürs Abnehmen, Hungern kommt bei mir nicht in Frage. Kurzentschlossen holte ich mir einen Termin bei Dr. Hollasch, meinem Hausarzt. Dr. Hollasch hatte einen Tag, an dem er nur Ultraschall machte. Die Bänke vor dem Behandlungszimmer waren alle besetzt, als ich ankam. Ich war dann die Zweite, die Dr. Hollasch aufrief. Er schmierte mir das glibbrige Zeug auf den Bauch und fing mit dem Gerät unter dem Rippenbogen an. Ich sah nur sein Gesicht, ihm war nichts anzumerken. Plötzlich, am linken Unterbauch, hielt er an. Er richtete sich auf. „Das muss ich mir noch einmal genau ansehen“, sagte er. Zu betont sachlich, kam es mir vor. Ich fragte nicht, warum er sich das noch einmal genau ansehen müsse, ich erhob mich von der Liege und zog mir die Jeans hoch. Er schickte mich in die Radiologie. Dort wurde mein Bauch abgetastet. „Ein CT“, hatte die junge Frau am Tresen gesagt. Dr. Hollasch ist ein Schweiger. Er sagte mir nicht, weshalb er mich zu Dr. Lange, der Urologin, überwies, nachdem er die CT-Aufnahme sah. Endlich Frau Dr. Lange, eine pummlige, freundliche Frau über Vierzig, sprach mit mir Klartext: Nierenkrebs. Ich glaube, ich war ein bisschen blass geworden. Aber ansonsten nahm ich mich zusammen und sagte nur: „Ach so?“ Irgendwas Ernsthaftes hatte ich mir ja gedacht, das es sein könnte, aber Krebs? Nun ja. Ich nahm die Überweisung zu dem mir unbekannten evangelischen Krankenhaus wortlos entgegen, schüttelte der Frau Doktor ordentlich die Hand und ging. Dr. Lange sah mir bis zur Tür nach, spürte ich. So lernte ich Dr. Mehlis, der mich operieren würde, und meinen Krebs kennen. Und jetzt sitzt mir der Mann im Arztkittel gegenüber und wird in meinen Eingeweiden herumwirtschaften.
  7. Angelika

    Unter Ihresgleichen

    Die Gräser des vergangenen Sommers könnte ich beneiden, die kahlen Winterbäume, das frierende Herz, den Schmerz des Leibes und die Wolken, die sich über den Häusern zu Sturzbächen öffnen. Sie alle wissen, warum. Die mich sehen könnten, sind gestorben. Die tun, als ob sie noch lebten, wollen mich nicht sehen. Sie schlürfen das Wasser des Wegsehens, so geschieht es nicht. So bin ich von mir und von der Welt getrennt, ich könnte sterben, was würde sich ändern? So bleibt alles in ihrer Ordnung, die kalten Tage enden nicht am Abend, und die Blinden finden nicht heim.
  8. Angelika

    Verse der Hoffnung

    Hallo Perry, hallo Flaco, habt schönen Dank für euer verständnisvolles Lesen. Mein Gedicht wurde verstanden. Angelika
  9. Tja, das ist so eine Sache mit dem Gönnen von Luxus der "Eliten". Immerhin gönnen Sie sich den auf unsere Kosten, auf Kosten derer, die sie eigentlich vertreten müssten, falls es Politiker sein sollten. Lass die doch Champus trinken und Kaviar schlucken, Rosenrot, meine oder deine Ernährung jedenfalls ist es nicht. Sieh dir mal unsere Bundeskanzlerin an, wie sehr sie mit den Jahren und Hunderten von Empfängen in die Breite gewachsen ist. Also gesund ist Kaviar nur bedingt. Das Gedicht ist eine Feststellung. Geht mir aber am wirklichen Problem vorbei, nämlich am Elend ganzer Teile der Bevölkerung. So, wie es jetzt dasteht, kann sehr schnell das hämische Schlagwort Sozialneid aufkommen, und damit hätte sich dein Gedicht erledigt. Was mir fehlt, ist das, was man die Struktur eines Gedichtes nennt, um zu einer einsichtigen Aussage zu gelangen, nämlich zur Gegenüberstellung von Reich zu Arm. Das ist doch das Problem von heute, die soziale Spaltung der Gesellschaft. Um die geht es dir doch. Was mich außerdem stört, ist, dass dein Gedicht theoretisiert. Um wirklich den Leser zu erreichen, brauchst du konkrete Personen, die du ins Licht des Lesers stellst. Lass am Beispiel des Herrn Groß und des Herrn Klein den Leser selbst zu dieser Einsicht kommen, dass da was nicht stimmen kann, wenn nämlich außerdem noch totale Harmonie zwischen oben und unten gewünscht wird, eine Vergewaltigung jeder Logik. Indem du aber von uns als dem "Fußvolk" sprichst, triffst du die Sache nicht. Soviel zum Inhaltlichen, zum Technischen habe ich im großen und ganzen keine Einwände. Das Kursive stört mich, das hat so was von "Seht her, ich habe ein Gedicht geschrieben!" Warum willst du mit deinem Schriftbild dich von den anderen unterscheiden? Vielleicht solltest du dir noch mal die Rechtschreibung genau ansehen, zum Beispiel wird Schönes (das Schöne) als Substantiv behandelt. Angelika
  10. Angelika

    Verse der Hoffnung

    Sicher, man kann auch im Himmel glücklich werden, wenn die Seele sich flüchtet vor dem Fluch der Erdenwirklichkeit. Ich sehe in deine sandgrauen Augen, ein seltsames Flehen darin, das ich mir zu erklären versuche, ich, die Erdenfrau. Ich streite mich nicht, ich flüchte zu dir, wenn auch mit Erbarmen, das mich hinreißt, dich zu umarmen. Nicht der Himmel gab die Liebe uns, das Licht, das jedes Menschen So-Sein erhellt, leuchtet aus uns in die Welt.
  11. Angelika

    Dichtkunst

    Hallo Alter Wein, ich sehe einiges anders als die Mehrzahl der Kommentatoren in diesem Faden. Ich stehe nämlich auf dem Standpunkt: Beim Schreiben ist es wie beim Reden - man muss von den Dingen etwas verstehen. Und dazu gehört eben Wissen von den Dingen. Und Hobbyschreiben darf nicht gleichbedeutend sein mit Pfuschen. Du aber willst uns weismachen, weil du nichts von der "Metrik" verstehst, ist es für den Autor generell nicht nötig, sich das entsprechende Wissen anzueignen? Und das soll ein akzeptabler Inhalt sein? Übrigens meinst du nicht die Metrik, sondern das Metrum. Wenn du Ahnung hättest, dann hättest du diesen Begriff auch benutzt. Ich verstehe völlig, dass es dir Spaß macht, deine Langeweile mit ein bisschen "Dichten" zu vertreiben. Dagegen ist nichts einzuwenden. Einzuwenden habe ich aber etwas dagegen, wenn du dich hinstellst und tönst: Bleibt unwissend, ich bin es auch. Das ist nämlich der Inhalt deines Gedichts. Du hast nicht begriffen, dass der Mensch wächst, egal, was er tut, er wächst - nämlich dann, wenn er wissen will und nicht an der Oberfläche bloß ein bisschen herumtändeln will. Der Mensch wächst übrigens, so alt er wird, bis zur letzten bewussten Minute. Du aber gehst nach der Methode vor: Sieht aus wie ein Gedicht, also ist es ein Gedicht. Du weigerst dich zu wachsen und forderst indirekt die anderen Schreiber auf, dir gleichzutun. Ich bin die Letzte, die sich mokieren würde, wenn ich merke: Hier fängt einer erst an zu schreiben. Da muss man vorsichtig helfen, man will ja nicht das Selbstbewusstsein des jungen Autors beschädigen - ich betone vorsichtig, denn allzu leicht kann man dabei in die Rolle des Lehrmeisters geraten. Es gibt viele Möglichkeiten, sich Wissen darüber anzueignen, was man tut. Und eine Möglichkeit ist, wie Sushan auch geschrieben hat, hier dieser Blog. Dass man sich nämlich austauscht und nicht nur lobhudelt über jedes missglückte Gedicht, was hier gang und gäbe zu sein scheint. In einem gebe ich dir recht: Auf den Inhalt kommt es an. Wenn aber der Inhalt nichts taugt und dazu die Form hinkt - ist es dann ein Gedicht? Man kann den besten Inhalt mit einer ungekonnten Form versauen. Umgekehrt funktioniert das allerdings auch, davon abgesehen. Nun betonst du in deinem Gedicht, du willst keinen Ruhm. Ich versichere dir, den kriegst du von mir auch nicht. Jedenfalls nicht für dieses zusammengeschusterte Geschreibsel. Angelika
  12. Angelika

    Was auch war

    Die Monde gehen, die Sonnen, und Jahr um Jahre gehen, was bleibt, ist Vergangenheit des Menschenlebens. Die nicht mehr sind. Manchmal denke ich an sie, an die Mutter, die Schwester, schwarz wie die Erde nun. Verloren die Freunde, fern von mir gegangen oder nah, gestorben an Leid oder weil ihre Zeit gekommen war. Die Orte, an denen ich wohnte, die Wände glichen sich, das Herz entflammt in ihnen, bis es beinahe verbrannte. Tausend Bücher, die ich gelesen, was wäre ich ohne sie. Wohin ich noch gehe, sie bleiben mir bis zur letzten Stunde. Paar Verse über das Glück des Menschen, gelebt zu haben, standfest, nicht auf den Knien. Weiter nichts als das.
  13. Danke, Perry, für deinen Kommentar. Du hast natürlich recht, die minoische Kultur ist zwar auch untergegangen durch einen Tsunami, aber nicht so geläufig wie z. B. Atlantis. Bloß dann hätte ich den Bogen zur Kultur nicht gehabt. Das siehst du hoffentlich ein. Nee, in der Spree würde ich selbst nach gründlicher Reinigung nicht baden wollen. Dann schon lieber in der Badewanne. Angelika
  14. Angelika

    Gedankenfluss

    Ich bin mit Spreewasser getauft. Von allein alt geworden, stehe ich am Ufer und denke: Die dreckige Kloake! Das einem Säugling anzutun. Die Spree fließt. Was soll sie auch sonst tun. Über die Ufer treten kann sie nicht bei öffentlich verkündetem Hochwasser, sie ist eingezäunt wie ein wildes Tier im Zoo. Trotzdem trete ich zurück – man kann nie wissen, Wasser ist ein selbstdenkendes Wesen. Sogar die minoische Kultur ist ahnungs- und restlos im Wasser versunken. Allerdings ohne Grundmauern, die blieben der Nachwelt erhalten zwecks kulturellem Tourismus. Ach ja, Kultur. Als kultureller Laie habe ich da gewisse Vorstellungen. Reden wir nicht drüber. Man käme sonst darauf, dass sie sich nicht auszahlt, die Kultur, keine Rendite bringt. Sozusagen. Die Spree. Ach. Ja doch. Nun fließt sie immer noch wie einst, als Fontane schrieb, die kann uns keiner nehmen. Oder meinte er den preußischen Offizier? Irgendwas in dieser Richtung oder anders hat er gemeint, muss noch mal nachlesen. Berlin und die Spree. Das muss man nicht erklären. Das klärt sich von selbst. Manchmal. Wenn es geregnet hat. Man muss nur am Ufer stehen und den beiden drei Meter tiefer auf den Grund sehen.
  15. Ach, 3. Jeije, du weißt vermutlich nicht, dass die EU von den USA befürwortet und quasi mitgegründet wurde. Und es hätte ja auch alles gut geklappt, wäre nicht Trump der Präsident geworden. Also glaub nicht, dass die EU was prinzipiell anderes ist als das US-Imperium. Dass die sich gegenwärtig in Handelskriege verstricken, das hängt doch damit zusammen, dass Deutschland "mehr Verantwortung" übernehmen will, sprich mehr Absatzmärkte und Recht auf Ausbeutung von Ressourcen schwächerer Länder, momentan speziell Afrika, erobern will, wo so etwas wie ein neues Kolonialsystem eingeführt werden soll. Das gefällt dem Trump nicht mit seinem "America first". Aber ansonsten gibt es eigentlich keine grundsätzlichen Meinungsverschiedenheiten. Du siehst also, es ist gehupft wie gesprungen, ob du nun für oder gegen Trump oder für oder gegen die EU bist - entscheidend ist eben immer, was hinten rauskommt. Was aber das "englische Hickhack" angeht, so verhält es sich so, dass die EU den Briten mit dem Backstop unannehmbare Bedingungen gestellt hat, in der Hoffnung, weil damit in London als echter Brite niemand einverstanden sein kann, dass genau dieses Hickhack entsteht und man sich dann zu einem zweiten Referendum entscheidet. Das ist die Politik der EU gegenüber Großbritannien. Erstaunlicherweise aber lassen sich die Briten (gegenwärtig noch nicht) auf ein zweites Referendum ein, das vielleicht ein anderes Ergebnis bringen würde, weil sie die Demokratie wesentlich höher hängen als die EU. Für die Briten hat das Volk gesprochen, und deshalb muss der Brexit durchgesetzt werden, egal, was draus wird. Und deswegen schreibe ich ja auch, die EU muss sich jetzt bewegen und den Briten zum Beispiel die lebenslange Mitgliedschaft in der Zollunion erlassen oder einen Austritt ermöglichen. So wie der Deal bisher mit der May läuft, wird Großbritannien von der EU erpresst. Das sind die Hintergründe des "Hickhacks", deshalb hat sie bei allen Abstimmungen ein Nein geerntet. Angelika
  16. Angelika

    Die beiden Ziegen

    In Brüssel ist man voller Angst und Sorgen. Hat man zu hoch gepokert mit den Briten? Das fragen sich seit langem die „Eliten“ in Brüssel und Berlin mit Furcht vor morgen. Die Briten lassen sich nicht gern erpressen, sie gehen in die Falle der EU nicht gerne. Denn über London leuchten gleichfalls Sterne, auch dort ist man von Machtgier rein zerfressen. Ein zweites Votum kommt nicht in die Tüte. Doch hätte man's in Brüssel gern gesehen. Die Welt ist müd vom Brexit, dem Geschehen. Nicht noch einmal Theater, Gott behüte! Man weiß nicht weiter, guter Rat ist teuer. In Brüssel müsste man sich bald bewegen, ein Kompromiss, der käme jetzt gelegen. Doch der EU wär der ein Abenteuer. Was lange währt, wird gut, so hört man sagen. Und man erinnert sich der beiden Ziegen. Allein, dies Bild, es wäre wohl verstiegen. Doch ist es eines ganz aus unsern Tagen.
  17. Angelika

    Obdachlos

    Der städtische Mond hat Sterne, Nachtwolken geschluckt. Wespenschnell Autos, Herbstlaub allerwegen. In den Wind gestreute Zeit. Sie torkelt unter Brücken, zerhackt, zerheult, zerbeißt aasigen Müllgestank. Wer bereitet denen da ein Bett in der Wärme des Hauses? Worte, denkst du. Nichts als sie. Wer aber sagt: Genug! Schweigen der grauen Stadt, verwirrtes Lärmen Schlafloser im Straßenbett. In der Dachrinne lacht eine zornige Elster.
  18. Danke, Ruedi, für deinen Kommentar. Was nun die Zikaden angeht, so scheinst du ihr Liebesrufen in den Kellern sommersüber zu überhören. An den Gleisen sind sie eher nicht, dort haben sie wenig Ruhe (die Züge!), und Zikaden lieben es nun mal, dass man sie nicht stört beim Paaren. Du kennst dich im Liebesleben der Zikaden nicht aus? Kein Problem, man kann nicht alles wissen. Angelika
  19. Klar ist das alles subjektiv, das ist ja deine Aufgabe im Gedicht. Überleg mal, ob es passt: statt kriechen zutreffender "sich (hin)schleppen"? Angelika
  20. Angelika

    Nacht und Tag

    Warum bist du denn in der letzten Strophe zum Trochäus gewechselt? Angelika
  21. Hallo Jimmy Darmody, ich hatte beim Lesen das Gefühl, dass dich ein bekanntes Bild von Otto Nagel zu diesem Gedicht inspiriert haben könnte: Proleten, die morgens in das Ungeheuer Fabrik im Berliner Wedding stolpern, müde noch vom gestrigen Tag und all den Tagen zuvor, gezwungen zur täglichen Fron. Wenn es so wäre, würde ich sagen, dein Gedicht ist ein Versuch, dieses Bild zu bedichten. Ich neige aber eher dazu, anzunehmen, dass dir dieses Bild von Otto Nagel gar nicht bekannt ist. Du schreibst, dass durch die beginnende Dunkelheit Gestalten kriechen - kein schlechter Begriff dieses "kriechen", aber ich finde ihn ein bisschen zu stark und nicht wirklich zutreffend. Denn das Gegenteil ist der Fall, den Menschen ist danach, kriechen zu wollen, aber das zeigen sie nicht, sondern versuchen jede Schwäche zu verbergen. Denn wer schwach ist, wird gefeuert. Und das musst du darstellen, diesen Widerspruch. Dann wäre es für mich ein wirklich interessantes Gedicht geworden. So fehlt mir ein bisschen der Pfeffer, dass es mich auch wirklich anspricht. Zur Technik äußere ich mich nicht, das weißt du sicher selbst, dass es da noch einiges zu lernen gibt. Angelika
  22. Wie glücklos lebt‘s sich nach der Norm dahin, kaum können wir noch wahres Glück ermessen, was Menschsein heißt, darf man getrost vergessen, wir fragen nicht mehr nach dem kleinsten Sinn. Das nackte Schweigen, es folgt jedem Schritt, schon halbe Wahrheit müssen wir bezahlen, und Widerspruch, der wird im Nu zermahlen. Wer auf sich hält, geht mit den andern mit. Der Schleier kühner Worte deckt nichts zu, wir jagen Monstren, die uns selber jagen, verschmerzen krampfhaft unsre Niederlagen. Was zählt, ist Geld, das große Manitou.
  23. Angelika

    Märzenzeit

    Nun geht der trübe Winter, das erste Grün der Sträucher und Büsche in den Anlagen verspricht schon den satten Frühling. Vogelstimmen in kahlen Straßenbäumen heben das Herz mir, und ich hoffe auf mildere Temperaturen. Manchmal sehe ich wolkenlosen Himmel mit Kondensstreifen, die mich kommendes Unheil befürchten lassen. Ich stehe am offenen Fenster, atemlos jagen Autos vorbei, vorbei, vorbei, doch unversehens ein bisschen Glück: berührend Gesang einer Amsel.
  24. Hallo Carry, was hast du denn dagegen, wenn unsere Bundeskanzlerin, Frau Dr. Merkel, sich neben ihrer aufreibenden Tätigkeit für das Wohl des deutschen Volkes auch noch für Fußball interessiert? Sicher, man meint, wie sie aussieht, müsse sie sich fürs Strümpfestricken interessieren, aber das scheint ein männliches Vorurteil zu sein. Schade, dass es noch keine Fußballweltmeisterschaften der Diversen gibt. Falls aber doch, würde mich mal interessieren, welcher Regierungsdiverser dort im Namen des deutschen Volkes Beifall klatscht. Aber Fußball ist ein weites Feld, da kann man endlos drüber diskutieren, mal so und mal so und divers. Angelika
  25. Angelika

    Etwas von dir

    Vorschlag, Rosenrot: Wenn dich das Digitale so ärgert - wie wäre es mit einem Poesiealbum? Hübsch in Leder gebunden, Schleifchen drum? Angelika
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