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Berthold

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Alle erstellten Inhalte von Berthold

  1. Hallo Perry, jetzt also das Frühlingsrefugium: Die Bank am See. Der Vergleich Phantasie - Mückenschwarm gefällt mir sehr gut. Warum aber die Umwelt (auf)atmet, dann, wenn das LI sich auf die Bank setzt? Vielleicht eine Empfindung des LI, ein Erspüren des erwachenden Lebens. (Ein Bezug zum LI wäre hier mE hilfreich.) Die zweite Strophe finde ich rundum gelungen. Dann, vom Tanz der Phantasie zur Reise mit den Wellenkreisen hin zum LD; wie einst zur Maienzeit ... So wie ich es lese, ein Frühlingsaufbruch mit starken Bezügen zu Vergangenem. Oder aber ein ganz anderer Frühling, eine ganz andere, jenseitige Form von Frühling und Wiedersehen. Sehr gern gelesen und sinniert. LG Berthold
  2. Berthold

    Sommermorgen im Garten

    Hallo Perry, freut mich, dass du vorbeigeschaut hast. So ein kurzer Aufenthalt im Schatten ist sehr erquickend ... Aber früher oder später gilt es dann, den kühlen, beschaulichen Ort zu verlassen und das Tagwerk zu erledigen ... Danke für deinen freundlichen Kommentar. LG Berthold
  3. Hallo Lichtsammlerin, ich bin mir nicht sicher, ob ich dein Gedicht richtig verstanden habe. So wie ich es lese, geht es dir hier um die Art und Weise des Gebens. In einer Zeit, in einem Kontext in dem es vor allem um Wahrung des Besitzstandes geht, um Sammeln und Raffen, bis hin zur leidenschaftlichen Schnäppchenjagd ... ist das LI - wenig überraschend - 'zaghaft im Geben'. Was also muss geschehen, damit das LI 'groß' im Geben wird? Es ist der 'Impuls des Herzens', der das Geben schön und wertvoll macht. Geben sollte also nicht hierarchisch von oben nach unten erfolgen, sondern paritätisch, von gleich zu gleich. Geben sollte nicht primär vom Mitleid motiviert sein, von dem Wissen um die Bedürftigkeit des Gegenüber (wenngleich das natürlich ehrenwerte philanthropische Beweggründe sind), sondern das LI sollte erkennen, wie schön und wertvoll das Geben an und für sich ist - für beide Seiten. In einer Doku über buddhistische Bettelmönche habe ich gesehen, wie die Mönche am frühen Morgen von Tür zu Tür gegangen sind und um Speisen gebeten haben. Die Menschen dort haben gern und reichlich gegeben und sich dann - bedankt. Bedankt dafür, dass sie geben durften, dass es ihnen also möglich war, etwas Gutes zu tun ... Lichtsammlerin, vielleicht hast du mit deinem Gedicht auf etwas ganz anderes hinweisen wollen? Bei mir haben deine Verse jedoch genau die o.g. Gedanken ausgelöst: Von der Schönheit des Gebens. Gern gelesen, gern sinniert. LG Berthold
  4. Hallo Sternenstaubsucher, deine Geschichte von Pelle, Lisa und der Busfahrt gefällt mir. Lebendig erzählt, schön zu lesen und ein kleines Abenteuer hast du auch noch hineingeschrieben ... Finde ich prima. Gern gelesen und ein paar Stationen mitgefahren. LG Berthold
  5. Berthold

    Sommermorgen im Garten

    Hallo Josina, freut mich, dass dir mein Gedicht gefällt. Selbst so ein kleines Stück Natur, wie ein Garten, bietet Raum für unzählige Beobachtungen, Gedanken etc. Eine Trauerweide im Garten - die gefiele mir auch ... Danke für deine freundlichen Kommentar. LG Berthold
  6. Berthold

    Sommermorgen im Garten

    Hallo Eulenflügel, das 'Kuchenstück' gehört nicht zum Gedicht, ist meine Signatur. Freut mich, dass dir meine Beobachtungen zur aktuellen Wetterlage gefallen. Ja, nächste Woche wird es wohl noch mal ein paar Grad heißer. Bleibt zu hoffen, es regnet dann auch ab und zu ... Und da mir alle vier Jahreszeiten gefallen, bleibt mir aktuell nichts weiter übrig, als den Stoiker zu geben. Danke für deinen Kommentar. LG Berthold
  7. Berthold

    Sommermorgen im Garten

    Der starke Regen letzte Nacht Hat den heißen Stein gekühlt Die feuchten Gräser sind zerwühlt Ein bunter See von Blüten lacht Aus dem Dunkel zweier Buchen Die Luft wird wieder warm und schwer Von Ästen, Zweigen, Simsen, Firsten trällern Vögel kreuz und quer Und Bienen summen, sammeln, suchen Sogar ein Eichhorn hopst umher Die Blumen in den Töpfen dürsten Das Feucht verweht und es wird heiß Auf meiner Stirn perlt erster Schweiß So strebe ich entlang Rabatten Mit grünem Tee in Richtung Schatten
  8. Hallo Perry, auch dein Gedicht 'nebenbei 2' gefällt mir sehr. Wintergedanken über die Flucht aus dem Fegefeuer / Schneetreiben, Polarlichter und pipes and drums / Heiße geistige Getränke und Reflexionen über Neujahrsvorsätze Meine Gedanken zu deinem Gedicht: Das LI sinniert über eine mögliche bessere Welt. Draußen schneit es, während im TV Musik vor einer 'grün wabernden Polarlichtkulisse' gespielt wird. Ein weiteres Element der Zerstreuung und Ablenkung sind Glühwein und Grog. Die ursprünglich erhabenen Gedanken über die Flucht aus dem Fegefeuer, schmelzen im Kontext dieser optischen, akustischen und 'geistigen' Reize zu einer mageren Frage nach Sinn und Unsinn guter Neujahrsvorsätze. - Was als handfester Gedankensturm begann, endet als marginales Dampfwölkchen über dem Glühweinglas. Mein Fazit: Der Mensch menschelt ... im 'Sommer' wie im 'Winter'. Gern gelesen, gern sinniert. LG Berthold
  9. Hallo Josina, dein Gedicht 'Elena aus Kasachstan' gefällt mir gut. Ich meine, du hast hier emotional und überzeugend davon geschrieben, wie die kleine Elena unter der Alkoholsucht ihrer Mutter leidet ... Konstruktiv frage ich mich, warum du die dritte Strophe geteilt hast. Kleinigkeiten: Mutter flüchtete im Alkohol Eher: ... flüchtete (sich) in Alkohol kannten unsern Pein Eher: ... unsere Pein Josina, ich habe dein Gedicht gern gelesen. LG Berthold
  10. Hallo samotnie, herzlich willkommen in der Poeten-WG. Dein erstes Werk 'Ich hab nur eine Seele' gefällt mir. Das LI erinnert sich an oder träumt von einem LD. Deine Sprache finde ich schön und emotional. Was Reim und Rhythmus betrifft, da sehe ich noch Luft nach oben ... Das ist aber kein Grund sich zu grämen. Hier in diesem Forum sind wir alle Hobbydichter und Lernende. Also ... Schau dich hier um, lese, schreibe und fühle dich wohl. samotnie, ich habe dein Gedicht gern gelesen. LG Berthold
  11. Hallo Lichtsammlerin, ich habe dein Gedicht 'Wortsuche' gelesen; es gefällt mir. Wenn ich es richtig verstehe, begibst du dich auf die Suche nach Worten. Wichtigen Worten. Worte *die antworten auf die Fragen nach dem Woher, dem Wohin. *die unseren Mut zeigen, Position zu beziehen, eine Minderheitsmeinung zu vertreten, sich gegen Unterdrückung auflehnen. *der Hoffnung, der Trauer, des Trostes. *des Verstehens, des Verzeihens und der Vergebung. *die lange unterdrückt endlich gesprochen werden wollen. Ich glaube, diese Form der Wortsuche ist eine Lebensaufgabe an der sich jeder versuchen sollte. Sehr gern gelesen und sinniert. LG Berthold
  12. Hallo Perry, meine Gedanken zu deinem Gedicht: das LI erinnert sich an ein Phantasiebild, ein Traumbild, vielleicht auch ein Wunschbild, das es in jungen Jahren 'gezeichnet' hat. Doch dann sind'Regen' und 'Gewitter' aufgezogen ... Damit das verblassende Werk nicht in Vergessenheit gerät, schreibt das LI diese Erinnerungen nun auf, koloriert sie gleichsam nach. Von Träumen, Wünschen, Phantasien junger Jahre, die sich im Mahlwerk der Realität und der Zeit verändern und zu verschwinden drohen. Gern gelesen, gern sinniert. LG Berthold
  13. Hallo Sternenstaubsucher, diesmal erfahre ich, wie aus der kleinen Hexe Neolani eine große kleine Hexe Neolani wird, mit der Lizenz einen Flugbesen zu steuern ... Wieder sehr hübsch erzählt und kurzweilig zu lesen. Einen Wunsch habe ich aber doch: Unterwegs hext Neolani ein bisschen herum, nur so. Sie trödelt und der kleine Stern ist schon ganz nervös. Hier wüsste ich gern, was die kleine Hexe so alles zusammengehext hat; ein paar konkrete Beispiele ... Sehr gern gelesen. LG Berthold
  14. Berthold

    Adele - 2. Teil

    Hallo Josina, freut mich, dass du die ganze Geschichte gelesen hast und sie dir gefällt. Denn wenn man etwas nicht ausprobiert wird man nie erfahren, ob man es nicht doch gekonnt hätte. Genau so ist es. Muss ja nicht jeder Versuch von Erfolg gekrönt sein, es darf auch mal etwas schief gehen. Wichtig ist nur, es zu versuchen ... Danke für deinen freundlichen Kommentar. LG Berthold
  15. Berthold

    Adele - 2. Teil

    Hallo Sternenstaubsucher, freut mich, dass dir meine Geschichte gefällt. Der gute Balthasar, so wie ich ihn mir vorstelle, ist gleichsam die 'Inkarnation der Entschleunigung' ... Danke für deinen Kommentar und das 'toll'. LG Berthold
  16. Berthold

    Adele - 1. Teil

    Hallo Josina, freut mich, dass du vorbeigeschaut hast. Heute Abend werde ich die Folge zwei lesen, bin schon sehr gespannt, wie es weitergeht. Genau genommen, handelt es sich hier um eine Geschichte, die ich geteilt habe, damit die Datei nicht zu groß wird ... Nur noch mal so laut gedacht. Carla und Charlotte diese Namen klingen für mich ähnlich. Bei einer längeren Geschichte würde es mich vielleicht etwas verwirren (wäre ich ein Kind) Ja, da hast du recht, das könnte passieren. Ich warte noch ein wenig ab, ob die ähnlichen Namen auch andere Leser/innen stören; falls ja, werde ich das ändern. Danke für den Tipp. ,warum Charlotte so denkt. Ist sie die Chefin vom Hühnerhof? Ja. Charlotte ist die erste Henne am Hof. Das wird im 'zweiten Teil' der Geschichte noch klar gesagt. Danke für deinen hilfreichen Kommentar. LG Berthold
  17. Berthold

    Adele - 2. Teil

    Hallo Perry, freut mich, dass dir meine Geschichte gefällt. Ich ordne sie mal in die Rubrik Tiergeschichte für Kinder und Junggebliebene mit einem Anklang in Richtung Fabel ein, Darüber habe ich mir vorab gar keine Gedanken gemacht, meine aber, deine Zuordnung trifft es. Danke für deinen freundlichen Kommentar und das 'Klasse'. LG Berthold
  18. Berthold

    Adele - 2. Teil

    Als die anderen Tiere auf dem Hof satt in der Mittagssonne dösten, schlich Adele davon und machte sich auf den beschwerlichen Fußweg hinauf zur Burgruine. In Gedanken flog sie majestätisch über die Wiese und das Feld, über den kleinen Bach und über den Wald. Schließlich stand sie unter der Eiche im Burghof, blickte hinauf zu dem starken Ast, auf dem Brutus saß und hatte ein bisschen Angst. „Du frisst mich doch nicht?“ Langsam, sehr langsam, schob Brutus seine Augenlider nach oben und glotzte hinab zu Adele. „Aber nein, du frisst mich nicht. Oder?“ Brutus räusperte sich. „ Du bist mir viel zu lebendig.“ Adele wurde mutiger. „Weil wir uns gerade so nett unterhalten, sag mal, bringst du mir Fliegen bei?“ Brutus dachte nach. Renés Fragen waren schwer. Adeles Frage war einfach. Er konnte ja oder nein wählen. „Ja.“ “Toll!“, jubelte Adele und stand plötzlich im Schatten. Brutus hatte seine gewaltigen Flügel ausgebreitet, glitt vom Baum, schlug ein paar Mal kräftig mit seinen Schwingen, schraubte sich wie ein Segelflugzeug in die Höhe, flog seine berühmte Acht, stieß mit angelegten Flügeln pfeifend in die Tiefe, bremste seine Geschwindigkeit und landete wieder auf dem Ast. „So geht Fliegen“, erklärte Brutus und schloss seine Augen. „Ja, aber ...“, stotterte Adele. Brutus schien bereits zu schlafen. Adele überlegte. „Ich komme morgen wieder“, verabschiedete sie sich. Dann sauste sie über den Burghof zu einem Loch in der Mauer. Aus dem Augenwinkel beobachtete sie René, ob der Anstalten machte, sie zu verschleppen. Nein. René würdigte Adele keines Blickes. Er saß auf dem Balken, der aus dem Mauerstreifen herausragte und schaute genau in die entgegengesetzte Richtung. Adele war erleichtert, schlüpfte durch das Loch und verschwand im Brombeerdickicht hinter der Mauer. Tags darauf, kurz nach Sonnenaufgang, marschierte Adele nachdenklich über den Hof, durch die Wiese, bis ganz hinter zu dem alten Stadel, in dem ein grauer Esel seine Tage verdöste. Sie musste sich sputen, denn spätestens um sieben Uhr kam die Bäuerin, die Zenz, in den Hühnerstall, um die Eier einzusammeln. Sie sah es nicht gern, wenn sich die Hühner schon vor getaner Arbeit draußen im Hof oder sonst wo herumtrieben. Der alte Balthasar stand gerade bei seinem Frühstück, zermalmte ein Maul voll Getreidekörner und genoss die Morgensonne. „Guten Morgen Balthasar“, grüßte Adele. Der Graue wandte sich um, erkannte Adele, schluckte erst mal herunter und erwiderte den Gruß. „Du bist doch schon sehr alt, bist weit herumgekommen und hast viel gesehen.“ Adele hielt sich nicht lang mit der Vorrede auf. „Na ja“, schob der Graue ein, „ich habe drüben in der Mühle die schweren Säcke getragen. Von der Mühle ins Lager. Jahrein, jahraus.“ „Und während du die Säcke ins Lager getragen hast, hattest du Zeit nachzudenken.“ „Na ja. Zeit schon.“ „ Charlotte sagt, Hühner können nicht fliegen, aber ich möchte es trotzdem ...“ Balthasar hörte zu. „Charlotte ist die erste Henne am Hof und ich muss ihr gehorchen.“ Adele sprach jetzt lauter. „Was aber wenn sich Charlotte irrt und wir Hühner doch fliegen können, es aber gar nicht wissen, weil wir es nie ausprobiert haben?“ „Na ja, Charlotte ist die erste Henne am Hof und du musst ihr gehorchen.“ „Was meinst du, Balthasar, soll ich es trotzdem versuchen?“ Adele trippelte ganz nah zu dem Grauen, der senkte seinen Kopf und Adele flüsterte aufgeregt: „Ich übe mit Brutus Fliegen. Heute gehe ich wieder zu ihm hinauf. Ich habe einen Termin. Aber vorher, also nach dem Eier legen, gehe ich zu dem Geröllhang und trainiere Segelfliegen.“ Balthasar mühte sich redlich, seine Gedanken zu sortieren. „Na ja, wenn du fliegen kannst, hat sich Charlotte geirrt und ein Termin ist ein Termin.“ „Ich wusste es!“ Adele war erleichtert. Fröhlich trippelte sie los. „Balthasar ich muss mich sputen, hab' heute noch kein Ei gelegt.“ Sprachs und sauste über die Wiese zurück in den Hühnerstall. „Na ja“, meinte der Graue, „Eier legen muss sie auch.“ Dann ging er die wenigen Schritte zu der staubigen Emaille-Badewanne, die bis oben hin mit frischem Wasser gefüllt war und trank. René saß auf dem Balken und beobachtete die Umgebung mit scharfem Blick. Seit zwei Tagen hatte er nichts zum Fressen gefunden. Er hatte Hunger, hoffte auf Jagdglück und ein feines Frühstück. Er entdeckte Adele als erster; gleich als sie durch das Loch in der Burgmauer schlüpfte. “Hühnchen zum Frühstück?“ René lief das Wasser im Schnabel zusammen und er war drauf und dran loszufliegen, um Adele zu fangen – da grollte Brutus von dem starken Ast der Eiche zu ihm herüber: „Such dir was anderes zum Fressen und lass Adele in Frieden, sonst reiße ich dir eine Schwanzfeder aus!“ René wollte keinen Streit mit seinem Nachbarn, hatte auch Sorge um sein gepflegtes Äußeres und strich Hühnchen von seiner Speisekarte, zumindest für heute. Neugierig beobachtete er stattdessen, wie Adele zu Brutus marschierte und zu ihm aufblickte. “Ich habe geübt“, begrüßte sie ihn. Brutus hörte zu. „Ich bin den Geröllhang hinunter gerannt, habe meine Flügel weit ausgebreitet, bin abgesprungen und gesegelt. Aber ich habe nicht an Höhe gewonnen. Und als der Baumstumpf plötzlich vor mir auftauchte ...“ Adele schaute verlegen zu Boden. “Hühner können überhaupt nicht fliegen“, mischte sich René ein. „Sie können nur flattern, gackern und lächerlich kleine Hopser machen. Ungefähr so.“ René flatterte ungelenk von dem Holzbalken, spielte Bruchlandung und hüpfte gackernd über den Burghof, stolperte und torkelte über ein paar kleine Steine und schlug wild mit seinen Flügeln. Dann hopste er einmal in die Höhe, plumpste zurück auf die Erde und saß still. Adele musste sich ein bisschen Mühe geben, um nicht lauthals zu lachen über Renés Vorführung. Aber er hatte behauptet, dass weder sie noch ihre Hühnerkolleginnen dazu fähig wären zu fliegen. Und deshalb war Adele jetzt zornig. „Gar nicht wahr“, widersprach sie. „Wenn du wüsstest ...“ „Was denn?“, hakte René nach und Adele suchte flügelringend eine Antwort. Brutus ignorierte die Streitereien, denn er hatte eine Idee und eine Frage. „Du willst also fliegen?“ „Oh ja!“, seufzte Adele. „Hast du immer noch Angst vor mir?“ „Oh nein!“, versicherte Adele. “Geh ein paar Schritte zurück“, bat Brutus freundlich. Adele tat es. Brutus breitete seine gewaltigen Flügel aus und glitt vom Baum. Plötzlich stand Adele im Schatten, wurde von einem mächtigen Paar Klauen umfasst und in die Höhe gerissen. Vor Schreck schloss sie die Augen. Mit kräftigen Flügelschlägen setzte Brutus über die Mauer und schraubte sich wie ein Segelflugzeug in die Höhe. Adeles Herz schlug laut und schnell, in ihren Schläfen spürte sie ein Pochen, Gedanken wirbelten in ihrem Kopf. Der Wind fuhr ihr durch die Federn, plusterte sie auf und zauste sie. Er machte ihr das Atmen schwer. Allmählich beruhigte sich Adele und ihr Herz schlug wieder langsamer. Sie öffnete ihre Augen, der Wind fuhr hinein und sie zwinkerte. Ihr wurde bewusst, dass sie hoch oben in der Luft war, so hoch, wie noch nie in ihrem ganzen Leben. „Ich fliege“, staunte Adele. Neugierig blickte sie hinunter auf ihre bekannte Welt. Eine Welt, die plötzlich so anders ausschaute. Da lag der Hof von Bauer Bartel, klein wie eine Zündholzschachtel, die Wiesen und Felder glichen bunten Tüchern und der muntere Bach war ein silberner Faden. “Ich fliege!“, jauchzte Adele, „ich fliege!“ Auch Brutus hatte prima Laune, schrieb seine berühmte Acht in das Himmelsblau, hatte plötzlich Lust auf dem Rücken zu fliegen und schoss wie eine Rakete mit angelegten Flügeln auf die Erde zu. Dann breitete er seine Schwingen aus und segelte über Pilnikau. Adele war selig. „Fliegen ist wunderschön“, jubilierte sie. „Brutus, du bist einfach toll!“ Der Himmel über Pilnikau war heute besonders blau. Eine Handvoll weiße Wolken standen über das Firmament gestreut und von fern erklang das glückliche Jauchzen einer Henne. *** *** *** *** *** *** *** *** *** *** *** *** Die Kühe, Schweine, Hunde, Katzen, Gänse und Hennen auf dem Hof des Bauern Bartel trauten ihren Augen nicht. Tatsächlich. Adele flog. „Na also, geht doch“, meinte der dicke Hugo und machte es sich auf dem Holzstapel am Rand der Wiese gemütlich. Die Hühner unterbrachen das Körnerpicken. Charlotte blickte mit trüben Augen ungläubig in den Himmel und stammelte: “Hühner … können … nicht ... fliegen.“ Carla erlitt einen Schwächeanfall, lag rücklings auf dem Boden und schnappte mit offenem Schnabel nach Luft. Hugo beschloss, seinem Kumpel, dem schwerhörigen Rex die Neuigkeit zu erzählen, gleich nach seiner Mittagsruhe. Damit auch er Bescheid wusste. Wenn auch, wie immer, als Letzter.
  19. Berthold

    Adele - 1. Teil

    ADELE „Einunddreißig, zweiunddreißig, dreiunddreißig ...“ Der Himmel über Pilnikau war heute besonders blau. Eine Handvoll weiße Wolken standen über das Firmament gestreut. Der Schrei eines Adlers war zu hören. „Vierunddreißig, fünfunddreißig ...“ Da! Über der Weide kreiste er: Der Adler René. Die Sonne strahlte golden auf seine weit ausgebreiteten Flügel und der Wind trug ihn durch die Luft. René hatte scharfe Augen und war stolz, weil er so gut rechnen konnte. Konzentriert zählte er die Schafe, die auf der Weide am Fuße eines Hügels grasten: „Sechsunddreißig – siebenunddreißig!“ Oben auf dem Hügel stand eine Burg: Die Burg von Pilnikau. Sie befand sich in einem mitleiderregenden Zustand. Das Dach und viele Mauern fehlten. Mauersteine lagen auf dem grauen Boden, ein paar Grasbüschel kümmerten um eine schwarz glänzende Pfütze, in einem Winkel vergessen, lag verdorrtes Gestrüpp. Der Regen hatte Rinnen und Furchen aus dem Boden gespült, der Wind hatte die gute Erde weggeblasen und die Sonne hatte den fruchtlosen Rest zu einer harten, rissigen Masse gebacken. Auch der Burgturm verdiente kaum mehr seinen Namen. Von ihm war nur ein schmaler Streifen Mauer übriggeblieben: löcherig, zernagt und von Moosen und Flechten bewachsen. Die Spitze dieses schmalen Mauerstreifens krallte sich mit unerschütterlicher Zuversicht in den blauen Himmel. Ein schwerer Holzbalken ragte einen Arm weit aus der Mauer hervor. René flog auf den Mauerstreifen zu, bremste mit wenigen kräftigen Flügelschlägen seine Geschwindigkeit und landete auf dem Balken. Sorgfältig fächerte er seine Flügel zusammen, korrigierte einmal nach, saß bequem und beobachtete mit scharfem Blick den Burghof. Dort stand eine mächtige Eiche und grünte. Sie hatte einen starken Ast, der besonders weit und waagrecht gewachsen war. Auf dem saß der Geier Brutus. Er hatte seine Augen geschlossen und genoss die Sonnenstrahlen, die ihn wärmten. Brutus war schon alt und dachte gerne an Früher. Da hatte er in Spanien gelebt. Im menschenleeren, kargen Hochland war er durch die flirrende Hitze gesegelt und hatte Ausschau gehalten nach Aas. Als er älter geworden war und die Hitze nicht mehr so gut vertragen hatte, war er nach Pilnikau geflogen; direkt auf den starken Ast der mächtigen Eiche. Er hatte verschnauft, nach links geschaut, nach rechts geschaut und beschlossen: „Hier bleib ich.“ Dann hatte Brutus den Adler René kennen gelernt, der ihm erzählte, dass er schon immer hier in Pilnikau gelebt habe. So wie schon sein Vater, sein Großvater, sein Urgroßvater und sein Ururgroßvater. Sie alle hätten sehr gut rechnen können, dass läge ihnen einfach im Blut. „Willst du wissen“, rief René dem Geier Brutus zu, „wie viele Schafe auf der Weide des Bauern Bartel stehen?“ Brutus beantwortete diese Frage, wie jede dieser Fragen. Er saß da, wie in Stein gehauen, auf dem starken Ast der mächtigen Eiche, die im Burghof der Burgruine grünte und schwieg. Der Hof des Bauern Bartel lag am Fuß des Hügels, auf dem die Burgruine von Pilnikau stand. Dort grasten nicht nur genau 37 Schafe; da gab es auch scheckige Kühe, fette Schweine, Hunde und Katzen, schnatternde Gänse und fröhliche Hennen; die fröhlichste war Adele. Sie trug ein weißes Federkleid und hatte einen Traum: Sie wollte fliegen. Rex, der alte, schwerhörige Hofhund, döste vor seiner Hütte in der Sonne. Charlotte, Carla und die anderen Hühner suchten auf dem Platz zwischen Hühnerstall und Scheune nach Körnern und pickten sie vom Boden. Adele war stattdessen zu dem Apfelbaum in der Wiese gelaufen und fixierte einen niedrigen Stapel Holz, der am Rand der umzäunten Wiese stand. Sie lockerte Flügel und Beinchen, dehnte dann ihren Körper, spannte ihn, lockerte ihn, holte tief Luft und stieß sie kraftvoll aus, klatschte in die Flügelspitzen, konzentrierte sich und sauste los. Ein dicker, rotbrauner Kater hatte Adeles Dehnübungen beobachtet, war zu dem niedrigen Stapel Holz geschlendert und während Adele jetzt über die Wiese sauste, stieg er behäbig den schräg ansteigenden Stapel hinauf; er hieß Hugo. Mit lautem Gackern schrammte Adele gerade über ein obenauf liegendes Rundholz, schlug einen Purzelbaum und wurde dann von dem höherstehenden Zaun gebremst. Aus dem Augenwinkel sah Hugo, wie Charlotte, Carla und die anderen Hühner herbei trippelten und neugierig zuschauten. Dann blickte er zu Adele, die gerade Flügel und Beinchen sortierte und offensichtlich unverletzt war. „Der Flug ist geglückt“, lobte Hugo. Adele stand wieder. Sie atmete schwer. „Die Landung war zu hart“, keuchte sie und beäugte vom Holzstapel aus, die erreichte Flughöhe: „Fast ein Meter.“ „Ein guter Anfang“, sagte Hugo. Sehnsüchtig blickte Adele in den tiefblauen Himmel. Dort segelte Brutus und hielt Ausschau – vielleicht nach einer leichten Mahlzeit. „Genau so“, träumte sie, „möchte ich fliegen.“ Hugo blickte in den Himmel, verfolgte Brutus' Flugbahn mit den Augen und schwieg. Charlotte, Carla und die anderen Hühner standen bereits vor dem Holzstapel und die alte Charlotte blickte mit trüben Augen zum Himmel. “Träumst du wieder vom Fliegen!“, keifte sie. Die anderen Hennen kicherten. Adele senkte ihren Blick. „Wir Hühner können nicht fliegen. Basta!“ Carla säuselte: „Ich bin auf dem ganzen Hof die einzige Henne, die grüne Eier legen kann, aber Fliegen kann selbst ich nicht.“ „Du hast es noch nie versucht“, meinte der dicke Hugo. „Vielleicht gibt mir Brutus Flugunterricht?“, überlegte Adele. „Frag ihn“, sagte Hugo. „Wieso fragst du nicht gleich den Adler René?“, schimpfte Charlotte. „Der mag Hühnchen!“ Adele schaute zweifelnd zu Charlotte. „Um Gottes Willen, liebste Charlotte“, säuselte Carla, „ das dumme Ding, kennt die Tragödie von meiner lieben Base selig doch überhaupt nicht und glaubt womöglich du meinst es ernst.“ „Welche Tragödie?“, fragte Adele erstaunt. Carla trippelte vor Charlotte, was die missbilligend zur Kenntnis nahm, stellte sich in Positur und legte los. „Meine liebe Base Klara ist Opfer eines feigen Meuchelmörders geworden. Sie ist am frühen Abend ein wenig spazieren gegangen – dass sie sich mit einem anderen Gockel treffen wollte, ist nichts weiter als böswillige Verleumdung, glaube mir das Adele -“ Carla holte tief Luft. „Ein unschuldiger kleiner Spaziergang, weiter nichts. Da hat sie aus dem nahen Gebüsch ein Schatten angesprungen und verschleppt. Wegen der zunehmenden Dunkelheit und auch weil Constanze – von ihr habe ich diese fürchterliche Tragödie erfahren – nicht mehr so gut sieht, konnte sie nicht mit letzter Bestimmtheit sagen, dass es René war, der ihr da feige und hinterlistig aufgelauert hatte und ...“ Carla musste erneut Luft holen und Charlotte platzte der Kragen. „Wenn hier einer die Tragödie von Klara kennt, dann bin das ja wohl ich!“, fauchte sie in Richtung Carla, trippelte in den Vordergrund und fuhr fort: „Und wenn hier einer die Tragödie von Klara erzählt“, sie machte eine Pause, zerquetschte Carla mit einem Blick - und sprach sanft weiter, „dann bin das ja wohl auch ich.“ Carla blickte betreten. „Verzeih, liebste Charlotte“, sie trippelte zurück, „meine große Trauer um Klara hat mich vergessen lassen, der furchtbare Schmerz, aber selbstverständlich gebührt allein dir, ich war ja wie von Sinnen als ich erfuhr ...“ Charlotte war sehr zufrieden. „Aber ich verstehe doch, liebste Carla, deinen Schmerz. Wer wollte da jedes Wort auf die Goldwaage legen?“ Carla nickte unterwürfig. „Liebes, was möchtest du wissen?“, wandte sich Charlotte zu Adele. „Ob dieser René … verdammich, warum überhaupt ist Carla so ausfällig geworden. Vergessen meine liebe Carla, vergeben und vergessen.“ Charlotte wandte sich wieder zu Adele. „Gib dich nicht mit diesem René ab, Liebes, der taugt nichts. Und merke dir: Hühner können nicht fliegen.“ „Ganz genau!“, sagte Carla. Charlotte entdeckte einen Regenwurm in der Erde, pickte ihn auf und trippelte stolz davon. Der alte Rex konnte von seinem Platz vor der Hütte, direkt auf den Apfelbaum und den Holzstapel schauen. Da ihm aber niemand ins Ohr gebrüllt hatte, dass es sich lohnte, seine Augen zu öffnen, oder wenigstens eines davon, hat er die ganze Geschichte verschlafen.
  20. Hallo Perry, ich meine, dir ist da ein richtig feines Gedicht gelungen. aint: Zurückgezogen in den lauschigen Pavillon, von der konzertierenden Natur umgeben, verträumt das LI den Tag, spekuliert über dies und jenes und schreibt Gedichte, die aufrütteln sollen - so nebenbei. Hübsche Wortspielereien: im Schatten des Hintergedanken / das Zauberflöten der Vögel Der Kampf Wortkrümel versus Windmühle findet hier in einem recht gemütlichen und beschaulichen Kontext statt; es sei dem LI gegönnt. Ich lese dein Gedicht mit einem Schmunzeln und habe den Eindruck, du hältst mir da einen Spiegel vor die Nase und ja, ich fühle mich ... irgendwie ertappt. Dein Gedicht hat mich an ein Textstück von E. Ionesco erinnert, das mir sehr gefällt, ich habe es dem Kommentar angefügt. Sehr gern gelesen und sinniert. LG Berthold ****************************** "Der Schauspieler D. sagte neulich in einem Meeting, es sei die Pflicht aller Theaterautoren, Stücke über den Hunger in der Welt zu schreiben, und der Schauspieler, solche Stücke überall zu spielen, denn darauf allein komme es an. Ich sagte: Wir sollten dafür sorgen, daß den Völkern, die Hunger leiden, Getreide geschickt wird, aber nicht Theater, die mit Stücken über den Hunger gastieren. Da war der Herr D. mir böse, denn er will ja nicht Hungersnöte bekämpfen, sondern Theater spielen" (Eugene Ionesco). ******************************
  21. Berthold

    kristallin

    Hallo Kirsten, dein Gedicht 'kristallin' gefällt mir. Die Bilder, die du zeichnest, finde ich spannend und geheimnisvoll: *das Herz erblüht kristallin *in meiner Haut schimmern diamantene Regenbogen Auch wenn ich nicht weiß, wovon genau das LI schwärmt, es setzt auf die 'allumfassende Liebe'und das ist gewiss eine sehr gute Entscheidung. Dein Gedicht vermittelt ein positives Gefühl. Gern gelesen. LG Berthold
  22. Hallo Sternenstaubsucher, wieder eine hübsche Geschichte von der Hexe Neolani und dem kleinen Stern. Man nehme: eine schmutzige Hexe, einen reinlichen kleinen Stern, ein gefährliches Stück Seife und einen Zuber mit sauberem Wasser. Aus diesen Zutaten entsteht ruck, zuck etwas Wohlriechendes, etwas Neues, etwas was ja überhaupt nicht geht - eine blitzeblank saubere Hexe. Da hilft nur eins ... Gern gelesen, gern geschmunzelt. LG Berthold
  23. Hallo Lichtsammlerin, wenn ich dein Gedicht richtig lese, stellt das LI hier Fragen an eine Vaterfigur, vielleicht himmlischer Natur, vielleicht irdischer, vielleicht beides. Und so wie es ausschaut, bekommt es keine Antwort. In der ersten Strophe beklagt das LI, wenn ich es richtig verstehe, die mühevolle Kommunikation mit dem 'Vater'. Auf die zweite Strophe kann ich mir keinen Reim machen, sie erschließt sich mir nicht. In der dritten Strophe klagt das LI, es werde wieder Kind, wenn es auf Knien um Liebe flehen müsse. Spannend wäre es, zu hören, was der 'Vater' auf diese Fragen antwortet. Aber der scheint mit 'versteinerter Miene' zu schweigen ... Verse, die zum Nachdenken anregen. Gern gelesen, gern sinniert. LG Berthold
  24. Hallo Perry, gefällt mir immer wieder, wenn du in deine Gedichte Binnenreime und Alliterationen einflichtst (hier durchgehend); das erzeugt einen schönen Rhythmus, der mich anspricht. - Nach einem Abendspaziergang verbring das LI eine schlaflose Nacht und genießt am frühen Morgen den neuen Tag, das neue Licht. So wie ich dein Gedicht lese, ist das Licht des Leuchtturms Stern und Halt in der Nacht, doch wenn dann am Morgen tatsächlich die Sonne aufgeht, empfindet das LI ein tiefes Glücksgefühl: spüre tief im bauch frohe worte die rauhe kehle fühlt sie auch Dein Gedicht vermittelt mir die tröstlich Gewissheit, dass jeder Nacht ein Morgen folgt (erinnert mich spontan an:"denn immer immer wieder geht die Sonne auf" - U. Jürgens). Ein Gedicht mit Balsam zwischen den Versen. Gern gelesen. LG Berthold
  25. Berthold

    zeit abzulegen

    Hallo Perry, dein Gedicht 'zeit abzulegen' gefällt mir sehr; Schwermut und Müdigkeit lese ich in den Versen. Die schönen Erinnerungen an das LD mischen sich mit Schwermut, das LI wünscht sich / träumt von einem Wiedersehen ... Der Blick in die Zukunft ist nebelverhangen, das meiste was zu tun war, ist, so scheint es, getan. Zeit also an Bord zu gehen. - Dieser Schlussgedanke klingt pessimistisch. Das LI möchte ablegen, um endlich wieder mit dem LD zusammenzutreffen. Und doch schwingt in diesen Versen ganz leise die Möglichkeit eines Neubeginns mit. Wer weiß schon, was auf solch einer 'letzten Ausfahrt' alles geschieht ... Sehr gern gelesen. LG Berthold
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