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Berthold

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Alle erstellten Inhalte von Berthold

  1. Hallo Perry, dein Gedicht 'montagmorgen' gefällt mir. Die erste Strophe lese ich / empfinde ich als ein Verlieren der Zeit / sich verlieren in der Zeit, ein Heraustreten aus der Zeit ... (Üblicherweise läuft ja die 'Zeit' ab und nicht die 'Uhr', aber okay.) Das zweimalige 'bricht' empfinde ich als leichte Störung, ansonsten gefällt mir dieses Bild gut. - Ein Bild der Kälte ... Die Kehlköpfe 'auf aus' stellen halte ich für optimierbar; auf 'stumm' stellen wäre mE eine Alternative. - Ein Bild des Schweigens ... Genug genörgelt. Wie schon gesagt, dein Gedicht gefällt mir gut, auch wenn ich es nur unscharf lesen und deuten kann. LG Berthold
  2. Berthold

    Der Gucker

    Hallo Hulamalunga, dein Gedicht vom 'Gucker' gefällt mir. Das Leben der anderen beobachten und dabei vergessen sein eigenes Leben zu leben - kann heutzutage bei so vielen 'Guckoptionen' natürlich leicht passieren ... im Internet guckt er dann gern egal ob nah, egal ob fern - was andere so machen und was er liest, das macht ihn lachen Hier würde ich die Verse entsprechend den Reimen gestalten: im Internet guckt er dann gern egal ob nah, egal ob fern - was andere so machen und was er liest, das macht ihn lachen Gern gelesen und geschmunzelt. LG Berthold
  3. Berthold

    Mein Lieblingsmonat

    Hallo eiselfe, dein Gedicht gefällt mir. Und wenn wir nicht mal im Wonnemonat Mai jubeln, tanzen und uns an der herrlichen Natur berauschen - wann dann? Gern gelesen LG Berthold
  4. Berthold

    fischauge sei wachsam

    Hallo Perry, dein Gedicht gefällt mir. Ja, wir bestaunen die Natur in der wir leben und gleichzeitig zerstören wir sie nach und nach: ob bunte Korallenriffe, Fischschwärme, Urwälder - sie alle leiden unter unserem Tun ... Ein besseres Verstehen anderer Arten, der Ökosysteme etc. wäre sicher ein guter erster Schritt hin zu deren Erhaltung. Doch ich glaube, wir müssten vor allem begreifen, dass wir selbst ein Teil dieses großen Räderwerkes sind in dem, mit dem und von dem wir Menschen leben. Wir stehen nicht außerhalb oder über alledem, sondern sind unmittelbar betroffen: Und wenn wir das Meer vergiften, vergiften wir uns selbst. Möge also der Blauflosssenthun überleben, damit wir seine Schönheit und auch seinen feinen Geschmack weiterhin (in Maßen) genießen können. Gern gelesen, gern sinniert. LG Berthold
  5. Berthold

    Trost

    Hallo Birke, dein Gedicht 'Trost' gefällt mir. Das LI beobachtet, wie ein taubenetztes Spinnennetz sich langsam auflöst. Doch die Spinne baut, wie so oft, einfach ein neues Netz. Diese immer wiederkehrende Arbeit, diese Sisyphosarbeit, lässt sich unschwer auf das menschliche Leben übertragen ... Geräubert das Netz, doch noch ziehen Fäden von hier nach dort. Hier kann ich mir nicht so recht vorstellen, wer das Netz 'geräubert' hat? Und die 'ziehenden Fäden' lesen sich ein wenig so, als ob die Fäden auf Wanderschaft wären und herumziehen. Vielleicht wäre hier 'ziehen sich Fäden' treffender? Birke, ich habe dein Gedicht gern gelesen. LG Berthold
  6. Hallo Perry, das LI erwacht zeitig und steht auf, doch draußen ist es noch dunkel / dämmrig und es sieht lediglich ein paar Spatzen, die ihrerseits auf den Morgen warten. Das LI betrachtet ein Weinglas und erinnert sich an die Nähe des LD. Meine Gedanken: Während draußen der Frühling / der neue Tag noch auf sich warten lässt, scheint das LI Vergangenem nachzuspüren: ob der hauchwarme Atem des LD von der vergangenen Nacht erzählt oder von weiter zurückliegenden Erinnerungen - bleibt offen. Zu früh erwachen und auf den anbrechenden Tag warten und Erinnerungen nachhängen die vergangen sind, in beiden Fällen lebt das LI mE außerhalb des Hier und Jetzt. Während die Natur jedoch ihrem großen (Frühlings-) Auftritt entgegenfiebert, vermitteln die Gedanken des LI eine herbstliche Stimmung. Gern gelesen, gern sinniert. LG Berthold
  7. Hallo alterwein, dein Gedicht 'Das Leben ist ...' gefällt mir. Du vergleichst das wechselhafte Leben mit den Kapriolen des Wetters, seine Entwicklung mit dem Lauf der Jahreszeiten. Die Schlussstrophe lese ich als Appell, Verantwortung für sein Leben zu übernehmen und stark zu bleiben. Allerdings halte ich es für fraglich, ob zum Beispiel Menschen in autoritären Gesellschaftssystemen tatsächlich die Möglichkeit haben, zu entscheiden, ob sie in Freiheit oder Gefangenschaft leben wollen. Formal könntest du mE auf die Doppelpunkte verzichten. Die unterbrechen den Lesefluss doch sehr. Zum Beispiel so: Im Frühling wächst es (heran), gedeiht im Sommer, erreicht im Herbst seinen Höhepunkt und erlischt im Winter. Leben ist Eigenverantwortung alterwein, ich habe dein Gedicht gern gelesen. LG Berthold
  8. Berthold

    Wiederkehr

    Hallo Birke, herzlich willkommen in der Poeten-WG. Dein Gedicht 'Wiederkehr' gefällt mir gut. Du zeichnest die ständig wechselnden, die ständig wiederkehrenden Jahreszeiten, und in diesem kosmischen Räderwerk - das LI. Den Einstieg finde ich sehr schön. Silberpfützen - Frühlingsregen Krokus blüht auf allen Wegen Nordwind heißt der See "Gefrier!" 'Heißen' in dieser Bedeutung wird in der Regel mit Infinitiv und Akkusativ verbunden. Also eher: Nordwind heißt den See gefrieren - Ich bin mir da aber nicht sicher! ?( Birke, ich habe dein Gedicht gern gelesen. LG Berthold
  9. Hallo Perry, dein Gedicht gefällt mir. Du führst das LI auf mehrere Gedanken-Flucht-Wege. Ins Hier und Jetzt (eine Flucht, die mE gar keine Flucht ist); da denke ich an das Sich-Versenken in eine Betrachtung, an das 'Verweile doch! Du bist so schön!', an ein tiefes und bewusstes Wahrnehmen mit allen Sinnen. Dies wäre eine erstrebenswerte Form der 'Flucht', meine ich. Dann die Flucht oder der Rückzug in eine heile Welt. Hier blendet das LI alles Negative aus, pflegt eine Gartenzwergidylle o.ä. Und schließlich die Flucht in eine Traumwelt. Das LI kreiert sich seine ganz eigene Welt, lebt in ihr und wäre in der realen Welt vielleicht als Spinner o.ä. verschrien. Ja. So ein Gedankenspaziergang hat schon was. Wichtig ist nur, dabei nicht den Kontakt zur realen Welt zu verlieren. Gern gelesen. Gern sinniert. LG Berthold
  10. Berthold

    Glücks- Kleeblatt

    Hallo Josina, ich habe dein Gedicht 'Glücks-Kleeblatt' entdeckt. Hübsch. Die zugrunde liegende Legende habe ich nicht gekannt; schön, dass du sie erzählt hast. Gern gelesen. LG Berthold
  11. Hallo Perry, für Liebhaber hochprozentiger geistiger Getränke hier nun ihre wichtigsten Vertreter. Ich selbst habe vor etwa zwanzig Jahren entschieden, dass ich auch ohne diese mobilen 'Heizelemente' ein bekömmliches Leben führen kann. Seitdem trinke ich nur noch gesunde Sachen wie Tee, Kaffee und Bier ... Die 'grogigen Zeiten' sind Ich habe deine informativen und wohl gesetzten Verse gern gelesen. LG Berthold
  12. Hallo eiselfe, ein wehmütiges Gedicht hast du hier geschrieben. Das LI und das LD erleben und genießen den 'letzen Tanz'. Mit geschlossenen Augen, in trauter Zweisamkeit, durchströmt von Glücksgefühlen ... Finde ich sehr schön. Vorschlag: Den letzten Tanz mit meiner Lieblingsmelodie - vergesse ich nie. eiselfe, ich habe dein Gedicht sehr gern gelesen. LG Berthold
  13. Hallo Perry, ein anrührendes Gedicht hast du hier verfasst. Ein müdes LI trauert um das LD, singt dessen Namen, spricht mit ihm, klagt ... Selbst die Lilien auf dem Grab locken mit ihrem Duft das LD. Hier klingt das Orpheus-und-Eurydike-Thema an. Doch das LI ist müde, schaut mit 'bleischweren Lidern ins Abendrot'. Es scheint eher gewillt, seiner 'Eurydike' in den Tod zu folgen, als sie ins Leben zurückzuholen. Vielleicht, so mutmaßt das LI, war diese Liebe zu sehr auf den jeweils anderen fixiert, vielleicht zu sehr im Hier und Jetzt verankert. Ja. Trauer ist auch eine Form von Liebe, doch mE ohne Hoffnung, ohne Freude und ohne Perspektive. Gern gelesen. LG Berthold
  14. Hallo Josina, das LI wähnt sich im sicheren Hafen, da rollt eine gewaltige Welle heran (LD), die das Herz des LI betört. - Nehme ich mal an. Geschrieben hast du jedoch von einem 'Wellenbrecher', also einem Schutzwall o.ä. gerade gegen große Wellen ... Ich meine: Monsterwelle, Riesenwelle, Kaventsmann o.ä. wäre stimmiger. Ja. Altes Holz, einmal entzündet, brennt lichterloh ... Josina, ich habe dein Gedicht gern gelesen. LG Berthold
  15. Berthold

    Elfenkind

    Hallo Saron, herzlich willkommen in der Poeten-WG. Dein Feenmärchen, das du hier als Erstling präsentierst, gefällt mir gut. Elfenkind macht sich auf, um wenigsten einen Menschen zu finden, der an Feen glaubt und mit dem Herzen sieht ... Hübsche Idee. Kleine Tränen rannen über ihre Wange Eher: über ihre Wangen „Wir müssen sterben, wenn niemand mehr an uns denkt, laßt uns nach Ophir ziehen. Die Elfen scheinen nicht ernsthaft über ihren möglichen baldigen Tod nachzudenken und beschäftigen sich statt dessen mit dem anstehenden Umzug? - Das scheint mir unlogisch. Saron, ich habe dein Feenmärchen sehr gern gelesen. LG Berthold
  16. Berthold

    Das Zirkusmädchen

    Hallo Perry, da habe ich ja Glück gehabt, dass Saron so ein hübsches Feenmärchen eingestellt hat. Und du hast gleich einen Roman geschrieben. Beeindruckend. Ich habe ihn gegoogelt, er ist bei Amazon derzeit nicht verfügbar. Stell doch ein paar Seiten als Appetizer ins Forum; mich hast du jedenfalls schon mal neugierig gemacht. Was meine kleine Geschichte betrifft, so hat die keine Fortsetzung. Deshalb habe ich auch die kurze Rahmenhandlung um die 'Erinnerungen' geflochten. Aber es freut mich, dass ich dich neugierig gemacht habe und du danach gefragt hast. Danke für deinen freundlichen Kommentar. LG Berthold
  17. Berthold

    endlich ruhe

    Hallo Perry, dieses Gedicht verstehe ich nicht so recht ... Formen des Schweigens und die Position im Raum: Sitzend schweigen, die Arme verschränkt. (Die Begriffe 'entspannt' und 'abblocken' bekomme ich nur schwer zusammen. 'Abblocken' ist zwar eine passive Tätigkeit, aber auch die braucht Energie und Kraft?) Liegend verstummen ... im Tode vereint ... der Tod, als Ort der Stille. Ich frage mich, ob du hier das bekannte Axiom des Herrn Watzlawick (Man kann nicht nicht kommunizieren) im Hinterkopf hattest, da du in deinem Gedicht auch schilderst, wie beredt Schweigen sein kann. Vielleicht beleuchtest du die Motive des Schweigens: Schweigen als Protest. Schweigen als Erkenntnis (Reden ist Silber, Schweigen ist Gold). Schweigen als Resignation. Vielleicht auch betrachtest du die Ruhe als einen Freund, so wie es ja möglich ist, mit einem Freund gemeinsam Ruhe zu genießen, ohne den Druck zu verspüren unbedingt Konversation betreiben zu müssen? Gern geknobelt. LG Berthold
  18. Berthold

    Liebe ist ...

    Hallo alterwein, deine Gedanken zum Thema 'Liebe' gefallen mir gut. Die Liebe ist wunderschön, doch auch ein mühevoller Entwicklungsprozess, sie kann wie hartes Brot schmecken, hat tausend Facetten ... Eine Idee: man muss stets daran bauen - (So passte der Rhythmus m.E. besser.) alterwein, ich habe dein Gedicht gern gelesen. LG Berthold
  19. Berthold

    Das Zirkusmädchen

    Hallo Josina, freut mich, dass dir meine kleine Geschichte gefallen hat. Schön, dass du vorbeigeschaut hast. Danke für deinen Kommentar. LG Berthold
  20. Berthold

    Das Zirkusmädchen

    Zirkusbesuche bescheren mir noch heute kindliche Freude, und wenn ich in dem bunten Zelt auf meinem Platz sitze, um auf den Beginn der Vorstellung zu warten, erinnere ich mich gerne an eine weit zurückliegende Begegnung … Damals besuchte ich die Knabenrealschule in Oberau, fuhr ein blaues Fahrrad mit hakeliger Dreigang-Schaltung und trieb mich oft auf dem Bolzplatz herum. Zum fünfzigsten Geburtstag des Direktors besagter Schule hatten wir uns in der Aula versammelt und lauschten gehorsam seinen Worten, seiner Rede, in der er gerade über die Zahl Fünfzig philosophierte: Beachtliches Alter … Lebenserfahrung, die er an uns Jüngere weitergeben möchte … Gähn … ein halbes Jahrhundert schon … da tippte jemand auf meine Schulter. Ich habe zweierlei vergessen zu erwähnen. Der gesellige Teil der Veranstaltung bestand aus einigen Vorführungen, die eine Zirkusfamilie auf dem freien Platz inmitten der Aula darbieten sollte. Der Rest der Aula war bestuhlt worden, so dass wir im Sitzen der Rede des Herrn Direktor lauschen konnten. Ich selbst saß in der hintersten Stuhlreihe, ganz am Rand in unmittelbarer Nähe zur Eingangstür, zu der die Zirkusfamilie bereits Zirkusdinge hereinschaffte: Podeste, Sprungbretter, Zylinder, Keulen, Kaninchen und Ähnliches. Da tippte, wie schon gesagt, jemand auf meine Schulter. „Kannst du mir helfen?“ Die grüngrauen Augen des Mädchens unterstrichen diese Frage. Sie hatte wellige braune Haare. „Ja klar“, flüsterte ich und schaute sie fragend an. „Komm mit.“ Sie wendete sich um und ging voraus. Ich stand auf und folgte ihr. Sie trug eine bestickte Bluse mit Weste darüber und eine Hose aus Leder. Sie roch nach Stall, Heu und Abenteuer, und ich wusste, dass sie oft unentschuldigt die Schule schwänzte, zum Beispiel heute, und sich statt dessen mit Messerwerfen und Löwendressur beschäftigte. Bestimmt wurden auch ihre Hausaufgaben nicht ständig kontrolliert, wenn sie denn mal in der Schule war, und sie durfte bestimmt viel länger als bis zur einbrechenden Dämmerung mit ihren Zirkusfreunden um die Zirkuswagen ziehen. Bestimmt hatte sie schon mal geflucht, geraucht und ein Bier getrunken. Und dann ihre Schuhe: Knallrote Cowgirl-Stiefel mit schwarzen Verzierungen und Stahlkappe. Von meinen erdfarbenen Klamotten will ich nicht reden, schon gar nicht von meiner grauen Stoffhose, die bereits im vorigen Schuljahr ein bisschen zu kurz war; nur von den Schuhen. In jener Zeit herrschte in der Staatlichen Knabenrealschule in Oberau Hausschuhpflicht. Nicht nur in den Klassenräumen, auch in der Aula. Wenn es auch den meisten Lehrkörpern recht gleichgültig war, ob wir tatsächlich unsere Straßenschuhe mit den Hausschuhen getauscht hatten, Hausmeister Kruse hatte da eine sehr klare Meinung. Er baute sich vor dem vergesslichen Übeltäter auf, den er in flagranti erwischt hatte, strich mit der Rückseite seines rechten Zeigefingers seinen Seehundschnauzer auf beiden Seiten einmal nach unten und lamentierte: „Was glaubst du wohl, wer den ganzen Dreck von euren schmutzigen Schuhen wieder wegputzen muss?“ Er stand da, stramm, überlegen, siegessicher. Der Blaumann spannte sich über seinen Bauch, wie ein Segel gegen den Sturm, während er beobachtete, wie der Übeltäter mit gesenktem Kopf Richtung Schuhschrank trabte. Was also konnte ich den feurigen Stiefeln der Abenteurerin entgegensetzen? Blaubraune Hausschuhe aus Cord und Filz, hinten geschlossen. Meine Form der Revolte gegen diesen konformistischen Hausschuhzwang bestand einzig darin, den Steg an der Ferse herunterzutreten und dann, lässig schlappend durch Pultreihen und Gänge zu laufen, um so meinen gerechten Zorn über die ungerechte Bevormundung zum Ausdruck zu bringen. Das Mädchen war in meinem Alter. Dreizehn? Vierzehn? Ob sie sich für Fußball interessierte? Ihr Haar schaukelte im Rhythmus der Schritte. „Du brauchst keine Angst zu haben.“ Ich doch nicht. Wenn sie mich den Löwen zum Fraß vorwerfen will, rufe ich einfach den Herrn Direktor. „Die Schlange ist ganz harmlos und sie hat ein Mittel bekommen, das sie beruhigt.“ Na wenn sie ein Mittel bekommen hat, das sie beruhigt, … Die Schlange!? Tapfer lugte ich hinter dem Rücken des Zirkusmädchens hervor, hin zu der geöffneten Ladefläche eines rostigen Kleinlasters, und da lag sie. Die riesige Anakonda hatte sich platzsparend zwischen den Radkästen zusammengerollt, die Augen fast geschlossen - total beruhigt und extrem harmlos. Jetzt bloß keine Angst zeigen. „Allein kann ich sie nicht tragen.“ Das Zirkusmädchen lächelte mich freundlich an, musterte mich kurz neugierig, mich!, beugte sich zu der Schlange und zog sie bis an den Rand der Ladefläche; dabei fiel ihr Haar zur Seite. Ihr Hals war weiß und im Nacken wuchs ein Flaum heller Haare. „Okay, kein Problem.“ Anakondas schlucken ihre Mahlzeiten am Stück. Sie lauern Beutetieren bis zur Größe eines Kleinwagens auf - und Happs! Keine Panik. Bloß keine Panik. Ich will nicht von einem Mädchen ausgelacht werden, nur weil ich mich vor Würgeschlangen fürchte. Schon gar nicht von ihr. Dann pulte ich meine Finger unter die Schlange, so wie das Zirkusmädchen, und gemeinsam hoben wir die Schlummernde in die Höhe und schleppten sie in die Aula, durch den Gang zwischen den Stuhlreihen nach vorne, hin zu dem freien Platz. Ich hatte mir lebende Schlangenhaut glitschig vorgestellt. Doch das riesige Reptil hatte trockene, kühle Haut, kein bisschen ekelig. Ich bin ein Held. Jetzt nicht die Nerven verlieren. Ich bin ein Held. Ich versuchte abzuschätzen, wie die Stimmung der Schlange war. Gut gelaunt? Gleichgültig? Gereizt? Echt schwer zu sagen. Ihre Augen waren jetzt fast vollständig geschlossen und keine Stimmung herauszulesen. Bestimmt war sie eine erfahrene Zirkusschlange, an Auftritte gewöhnt und ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Routiniert eben. Hat die Schlange nicht eben geblinzelt? Keine Panik. Ich bin ein … Huch! Ein gewaltiger Muskel unter der Schlangenhaut hatte gezuckt. Ich blickte verstohlen zu dem Zirkusmädchen. Nein, sie machte kein besorgtes Gesicht, blickte gleichgültig mit einer Prise Stolz und konzentrierte sich auf ihren Weg. Eine Haarsträhne war ihr ins Gesicht gefallen und schaukelte auf ihrer Nase. Die Unterarme waren sonnengebräunt und schlank. Die Schlange war tatsächlich äußerst träge, hing durch wie ein nasser Sack zwischen unseren Händen. Vielleicht war die Anakonda gar keine Anakonda und vielleicht war sie auch ein wenig kürzer. Der erste Eindruck … „Ich heiße Smeralda. Wie heißt du?“ Ein lauter Tusch riss mich aus meinen Erinnerungen, ein Scheinwerfer bestrahlte die Mitte des roten Vorhangs. Der Vorhang öffnete sich und herein marschierte der Zirkusdirektor, blieb stehen, hob seinen schwarzen Zylinder vom Kopf und verbeugte sich tief.
  21. Berthold

    Loch

    Hallo Julie, herzlich willkommen in der Poeten-WG. Ein recht düsteres Gedicht hast du hier als Erstling eingestellt. Das LI befindet sich in einem Loch, ganz unten; Gleichgültigkeit und Leere sind die vorherrschenden Gefühle ... Was Mut macht, was mir gefällt, ist der Schluss: Erhebe dich. Spuck die Träume aus. Hol dich hier raus. Gib dir mehr Ponyhof. Das LI gibt sich selbst einen Tritt, ermuntert sich selbst aus dem Loch herauszukriechen - und die Hoffnung lebt. Julie, schaue dich in der WG um, finde Anregungen und fühle dich hier wohl. Ich habe dein Gedicht gern gelesen. LG Berthold
  22. Berthold

    Das Risiko

    Hallo alterwein, ein Gedicht über die Risiken, die mit der Finanzierung und dem Bau eines Hauses verbunden sind. Ein Thema, mit dem sich viele junge Paare beschäftigen, ein Thema mitten aus dem Leben ... Insgesamt gefällt mir dein Gedicht. Im Detail schlage ich dir ein paar Änderungen vor ( die du natürlich entspannt verwerfen kannst). Ein junges Paar, das denkt daran ein Eigenheim zu bauen - genehmigt ist bereits der Plan, Das Grundstück ist schon ausgesucht Die Schlussstrophe finde ich sympathisch, sie macht den jungen Menschen Mut, auch mal etwas zu wagen ... alterwein, ich habe dein Gedicht gern gelesen. LG Berthold
  23. Hallo Perry, dein Gedicht 'semannsgarn' gefällt mir. Als Kind träumt das LI von großen Abenteuern auf See. Dann geht es hinaus ins Leben (auf die offene See) ... Am Ende des Lebens (heimgekehrt) trübt 'der dunst des vergessens' die Sicht auf das was war; gleichwohl weiß das LI, dass am Horizont 'schiffe mit zerfetzten segeln' herumgeistern. Die können für all das stehen, was im Leben des LI schief gegangen ist, für all das, wobei es einen Scherbenhaufen hinterlassen hat etc. So wie ich dein Gedicht lese, bietest du hier, mir dem Leser, lediglich eine leere Leinwand mit Rahmen auf die ich mein Leben 'malen' kann. Freilich, ein paar dunkle Hintergrundfarben hast du bereits aufgetragen. Alles Weitere, die Geschichte meines Lebens, den Seemannsgarn muss ich selbst spinnen ... Stimmungsvolle Bilder hast du skizziert. Deine Idee für dieses Gedicht finde ich spannend. Gern gelesen, gern sinniert. LG Berthold Was sind Windkatzen?
  24. Berthold

    in see stechen

    Hallo Perry, dein Gedicht 'in see stechen' gefällt mir. Du hast viele amüsante Wortspielereien zu Wasser gelassen: Das 'Windgejammer' und die 'Wellenkammzähne', die sich im Bootskiel verbeißen gefallen mir am besten. Das kleine Boot im großen Meer lässt sich wohl auch als Metapher für das Leben lesen, auch da ist es ja oft sinnvoll mit dem Wind zu segeln ... Gern gelesen. LG Berthold
  25. Berthold

    Fernweh

    Hallo alterwein, wenn es dem LI schon nicht möglich ist, tatsächlich zu verreisen, so möchte es zumindest die Gedanken auf große Reise schicken: in ferne Länder, zu unbekannten Menschen und ihrer Kultur ... In deinem Gedicht 'Fernweh' finden sich schöne Gedanken. alterwein, ich habe dein Gedicht gern gelesen. LG Berthold
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