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Freienweide

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  1. Noch besser, als der erste Teil Ich mag deinen Stil ja generell (ist denke ich kein Geheimnis) Erinnert mich irgendwie immer etwas an meine Kurzgeschichten
  2. Bist neu oder? Du solltest noch etwas am Metrum feilen Aber nicht desto trotz: Erstmal herzlich Willkommen
  3. Der Puppe fällt auf, dass die junge Frau bislang noch nicht ein einziges Wort gesagt hat und fragt, ob so ein Verhalten für Menschen, hier in der Gegend denn normal wäre. Wie in Zeitlupe, mit dem Zeigefinger auf den Lippen und weit aufgerissenen Augen dreht sich die Frau im Rock zu unseren zwei Freunden um. Sprachlos schauen sie ihr ins Gesicht, denn vor ihnen steht ein stark geschminkter Mann, mit langen Haaren und Frauenkleidern, dessen Lippenstift großzügig auf der Bluse verteilt ist, der aber trotz alle dem eine sehr anmutige und elegante Figur abgibt. „Ja, ihr seht richtig.“, bringt er, sie oder es mit schriller Stimme hervor. Ob es sich nun um einen Mann in Damenkleidung, eine operierte Frau, oder einen sich ungeschlechtlich durch Zellteilung fortpflanzenden Zwitter handelt, ist nicht klar, tut allerdings auch nichts zur Sache und verändert sowieso keineswegs etwas am Inhalt dieser Geschichte. Dem Wirt ist all das dagegen leider nicht egal, denn er möchte, wie die Puppe durch das Gespräch mit der jungen Frau erfährt, durch den Verkauf der Werte gleichzeitig jegliche Diversität restlos verschwinden lassen und demnach, sollte er von ihrer Anwesenheit erfahren, auch ihre, in seinen Augen abnormale Wesensart, auslöschen. Warum der Wirt dieses Ziel verfolgt dürfte klar sein. Was soll ein Mann auch großartig Denken, wenn er nicht mal in der Lage ist, aus seinem eigenen Schatten heraus zu treten. Schließlich ist schon die Frau an sich eine für ihn unerreichbare und unverständlich komplexe neue Art, welche er nur in alter Jäger und Sammlermanier, entweder zu zähmen oder zu besiegen braucht. Da verwirrt ein drittes Geschlecht nur noch um so mehr. Auch zieht er lieber alleine seine Bahnen durch den für ihn so bunten Dschungel. Er verhält sich wie ein wildes Tier, das Wirtshaus ist sein Käfig und jeder Besucher, der nur vor dem Gitter steht, wird bereits mit gefletschten Zähnen und zornigem Gebrüll begrüßt. Sag, welcher Häftling verteidigt schon die eigene Zelle? Liebend gerne würde ich jetzt davon erzählen, wie das schöne, auf allen Vieren kriechende Mädchen unterm Tisch hervorkommt und dem Wirt, gegen ihren Willen, alles verraten muss. Doch leider hat dieser mir verboten über sie zu sprechen. Des Weiteren wird sie nun, hungernd und allein, in den dunklen, fensterlosen Nebenraum, gesperrt. Der Mann in Damenkleidung wird zudem, wie auch nicht anders zu erwarten, der Schenke verwiesen und darf sich überlegen, wo er bleibt. Gleiches gilt für unsere drei Freunde, sodass jenes enge, kleine Fachwerkhaus keine Gäste mehr hat. Selbstverständlich darf der Direktor mit unseren Freunden reisen. Schließlich hat ihm das Röslein eine Chance versprochen. Doch Liebe ist für die Rose bloß ein Wort und die drei Wörter süßen Klangs kommen ihr zwar wie ausgehöhlte Phrasen über die Lippen, nicht aber übers Herz. Dennoch kann sie nicht ohne und nutzt ihre Reize, um dem Direktor zu imponieren, sowie um damit ihre unbestreitbare Hilflosigkeit zu überspielen, denn klare Worte sind ihre Sache nicht. Lege nur einen Tropfen Hoffnung in ein ganzes Meer aus Tränen und man wird darin baden. Gebe dir zudem niemals die Schuld, am Unglück anderer, es könnte dich ja noch verletzen... „Aber genug! Wir benehmen uns doch immer wieder, wie manisch depressive Clowns.“, ruft die Maske mit der lachenden und weinenden Seite, als der Vorhang langsam zugezogen wird. Ähnlich wie bei der letzten Unterbrechung verlassen einige Menschen ihre Särge und den Saal. „Man meint ich wäre wunschlos glücklich und voller Tatendrang, doch in Wahrheit frag ich gar nicht: Wo? Und Wie? Und Wer? Und Wann?“ Es folgt frenetischer Applaus, allerdings nicht für die Maske, sondern für sich, woraufhin das Stück für die verbliebenen Zuschauer hinter geschlossenem Vorhang weitergeht.
  4. Freienweide

    Schwerelose Tränen

    ebenfalls herzlich willkommen (und nebenbei: ziemlich gutes Gedicht)
  5. Kurzgeschichten liegen dir etwas besser als Lyrik^^ Nichts desto trotz ist die Botschaft atemberaubend gut. Ich hab leider die ersten beiden Akte nicht gelesen. (Muss ich mal nachholen)
  6. Hab lange dran gesessen, aber auch mir fehlt die Fähigkeit, die 3. Strophe zu verstehen. Wenn du das mal aufklären könntest, wäre ich sehr dankbar
  7. Freienweide

    Der bescheuerte Osram

    Ist der Standard jener Horizont, an dem wir uns orientieren? Zeigt der Durchschnitt mahnend auf das Individuum, welches dahinter hervorlugt? Sie tauchen den Pinsel in den Lack, um großzügig ihre roten Linien zu ziehen, bis die gesamte Welt in ein rotes Tuch gehüllt ist. Darin verpackt und zugeschnürt, vegetiert Osram langsam vor sich hin. In einem Anfall unsagbarer Dreistigkeit, entschließt er sich, Papier und Bleistift zu verschwenden. Ein letztes Werk im Zustand geistiger Umnachtung sollen seine Finger auf den vergilbten Zettel fesseln. Eine böse Zunge tanzt über den Tisch aus Eichenholz, schnalzt und windet sich. Sie erklärt ihn für unvermögend. Durch ihre feuchte Aussprache ergießen sich Bäche reinen Speichels über das Blatt, seinen Stift und den Tisch. „Die Zähne verfault, das Mundwerk lose, jeder Satz purzelt hinaus, über die spröden Lippen. Einige Fragmente bleiben in den Furchen hängen und gebären ein holpriges Gestotter. Buchstaben verheddern sich, bilden verwirrende Knäule, zerbarsten unter dem Druck sich zu ordnen.“ Wie nach einem Faustschlag ins Gesicht hockt er da. Mit weit aufgerissenem Mund, weit entfernt von dieser Welt. Tropfen für Tropfen verlässt die warme Höhle, klatscht auf seine ersten Notizen und überzieht den Tisch mit einem feuchten Film. Doch verkommt die Peinlichkeit an sich für ihn inzwischen des Öfteren zur Nebensache, indem er zum krönenden Abschluss einer solchen Situation ein gigantisches, alles verdeckendes, mentales Ausrufezeichen dahinter setzt und dabei mit einem kindlichen Lachen, das unangenehme Gefühl anders zu sein, ausradiert. Osrams Augen suchen derweil vergeblich nach einem Blatt Papier, dessen Fasern noch keinen Tropfen Flüssigkeit haben spüren müssen. Dabei bleibt sein Blick unverhofft an seinem Gesicht hängen, welches sich des Nachts im Fenster vor ihm spiegelt. Diese farblose Erscheinung, so zerbrechlich wie das Glas der Scheibe, lässt ihn für einen Moment innehalten und um das Hochkochen der Emotionen zu unterbinden, vergleicht er in einem Akt völliger Gedankenlosigkeit das flimmernde Licht der Straßenlaterne mit dem schier endlosen Strahlen der Sterne. Ein Träumer, der trotz der Differenzen keinen Unterschied erkennen kann. Doch als die Realität grinsend, mit blankem, erhobenen Messer durch die Tür des Wohnzimmers schleicht und mit einem gezielten, kräftigen Stich, die Kehle des gerade regierenden Traumes zerfetzt, erlangt sie durch das Ausbluten des freiesten aller Gedanken jene Herrschaft, jene Diktatur, die sie seit Anbeginn der Existenz Osrams zu erreichen versuchte. Das Gekreische des Dahinscheidenden packt und zerrt an ihm, bis er durchtränkt von Schweiß und Tränen, zurück in die „wahre Welt“ gerissen wird. Er schlägt die Worte förmlich in das nun auch tränennasse Papier hinein. Seine spitzen Zähne bohren sich in den winzigen Rest des Bleistifts, in der Hoffnung, dieser würde durch die Folter freiwillig die Sätze zu Papier bringen. Diese zwanghafte Störung kramt leider auch eine längst verdrängte Erinnerung aus den längst vergessenen, verstaubten Schubladen wieder hervor und zwar den Gedanken an diesen ständigen Leistungsdruck, der so giftig und schwer wie Blei, bereits in der Schule auf seinen Schultern lastete. Dieses Erdrücken, Ersticken der freien Entfaltung ließ ihn damals in einem Kokon zurück, aus dem er sich bis heute offenbar nicht ganz befreien konnte. Letztendlich verlernte er dadurch wortwörtlich ein Kind zu sein. Wann nur würde er endlich Frieden mit sich schließen können? Wenn er wie dessen Symbol nur die positiven Erlebnisse der Vergangenheit herauspickt und verschlingt? Oder wenn er sich von jeglicher Zeitform befreit und unabhängig von Konventionen, sowie der Realität erst wahrhaftig zu Leben beginnt? Ist es möglich, dass Traum und Wirklichkeit einen Kompromiss finden werden und der chaotischen Fehde in seinem Kopf ein Ende setzen? Wo sich beide überlappen, soviel ist klar, dort gedeiht der Wahnsinn. „Sieh auf zu mir! Im goldgelben Kleid will ich dir gefallen, die Winkel deines Mundes hoch zum blauen Himmel ziehen, auf das auch deine matten Augen durch meine reizvolle Gestalt wieder in altem Glanz erstrahlen. Schau mich an, geborene Frohnatur! Jeder Kern von mir nickt begeisterter dem Leben zu, als all deine Zellen im Kollektiv.“ Dieser Fluss aus belanglosem Zuspruch, strömt aus dem Munde der prächtigen Sonnenblume, welche ihren festen Platz auf der Fensterbank gefunden hat. Jedes gesprochene Wort zerreißen seine Ohren noch bevor dessen Inhalt überhaupt am festgefahrenen negativen Bild kratzen kann. Diese symbolische Ohrfeige kränkt die Blume zutiefst. Sie entledigt sich ihrer Blätter und offenbart verlegen alles, was sonst unter ihrem gelben Kleid verborgen liegt. Unscheinbar wie ein Mauerblümchen und ohne jeden Charme steht sie da. Jedenfalls denkt sie das. Durch die Gleichgültigkeit, welche Osram ihr entgegenbringt, steigt ein längst totgeglaubter, stark verwester Zweifel wieder aus der Erde empor. Ist ungehemmter Frohsinn denn das Laster der Naiven? Waren die Worte, die sie sprach nicht mehr, als hohle, ausgespülte, leere Phrasen, in die sie sich hüllte und in denen sie sich versteckte? Waren sie nur eine simple Verkleidung, bei der sie dachte, es wäre eine stählerne Rüstung? Ein einziger Spatenstich genügt hier, um den schlafenden Peiniger zu exhumieren. Er beißt sich in den Wurzeln, den Quellen der Kraft fest und zerfetzt diese bis zur Unkenntlichkeit. Mit einem Handschlag empfängt die Realität den Zweifel, mit einem Schulterzucken legen sie den Grundstein ihrer Freundschaft. Die verwelkte Pflanze lispelt ein paar unverständliche Worte, bevor sich auch das letzte Blütenblatt löst und dem Boden entgegensegelt. Osram verfolgt es eine Weile, bevor er sich wieder dem Schreiben zuwendet. Als sich Mine und Blatt berühren, richtet sich sein Blick, allerdings ungewollt, auf die halbgeöffnete Schublade zu seiner Linken. Obwohl vollkommen leer, scheint es, als würden Stimmen flüsternd miteinander reden oder kichern. Nicht allein die Hand zittert, während er sie um den Knauf legt, vielmehr ist es der ganze Körper, der krampfhaft versucht zu ergründen, welch grässlicher Dämon in den sonst leblosen Gegenständen seine Heimat gefunden hat. Enttäuscht muss er feststellen, dass sie klemmt und damit weiterhin nur der winzige, pechschwarze Spalt einen Blick ins Innere gewährt. Das Öffnen der Schublade stellt eine Gefahr ungeahnten Ausmaßes, für die an purer Sturheit gefesselten Stimmen dar, sodass sie sich mit brachialer Gewalt dagegen wehren, zum Einen als frei von Mitgefühl bezeichnet zu werden und zum Anderen, ihren Horizont, welcher von allen Seiten durch Eichenholz begrenzt zu sein scheint, erweitern zu müssen. Empört ergreifen sie das Wort und erdrosseln, zertrampeln, erschlagen jeden, der Anstalten macht es sich zu borgen. Stumm, gezwungener Maßen, lauscht Osram ihren Tiraden. „Wer glücklich ist, der ignoriert meinen Pessimismus.“ „Wer pessimistisch ist, ist depressiv.“ „Der Andersartige muss normal werden, auch wenn normal für ihn andersartig ist.“ „Wer Menschen für verrückt erklärt, kann unmöglich verrückt sein.“ Mit einem kräftigen Stoß, schließt er die Schublade und wird sie auch nie wieder öffnen. Allmählich zieht sich die Schlinge zu. Der schwere Balken über ihm, welcher die gesamte Last der Gebäudes trägt, setzt nunmehr alles daran, auch den als Last für die Bevölkerung geltenden Osram zu tragen. Doch als der Strick bereits fordernd vor sich hin baumelt, ist das Werk schon längst vollendet. Verwirrt durch Osrams Widerstand, bricht der Balken zusammen und reißt das Haus, also auch Tisch und Pflänzchen, mit sich.
  8. Hm...die Sura ist ein Fluss....ich glaube in Russland... Yarra ? Wüsste ich jetzt nicht...auch ein Fluss?
  9. Auf die Frage des Direktors, ob das Röslein denn für einen kurzen Tanz mit ihm zur Verfügung steht, antwortet dieses, dass ihr ein wenig Gesellschaft sicherlich gut tun würde, er sich aber erst noch als ihrer würdig erweisen muss. Mit diesen Worten überträgt sie ihr gemeines Spiel an jene Frau, deren Laster das verzweifelte Gieren nach Glück ist. Die vor Aufregung zitternde Großmutter, welche die Unterhaltung bis hier her verfolgt hat, lächelt verschmitzt und schlägt vor, eine Münze entscheiden zu lassen. Bei Zahl erhält er die Chance um die Gunst der Rose zu kämpfen, bei Kopf müsse er sie vergessen. Keineswegs stellt man ihn damit vor eine Wahl, vielmehr gleicht es einer emotionalen Erpressung, denn für ihn gibt es keine zwei Optionen. Der Rose gefällt dieser Gedanke und so willigt sie ein. Aus ihrer Jackentasche kramt die alte Frau einen Kreuzer hervor, den sie ohne weitere Umschweife in die Luft schnipst und nach etwa ein dutzend Drehungen wieder auffängt. Obwohl es nur einige Sekunden sind, in denen die Münze durch den Raum segelt, kommt es dem Direktor so vor, als wären es Jahre. Die qualvolle Gewissheit, dass nicht er oder die Rose, sondern der Zufall über sie beide entscheiden wird, bringt ihn an den Rand der Verzweiflung. Nach einiger Zeit öffnet die Frau ihre Hand und gibt den Blick auf das verhasste Kleingeld frei. Wenn die Welt ein Spiegel wäre, so hätte der beklagenswerte Herr Direktor sie wohl in abertausend kleine Teile zerschlagen und dies im sicheren Wissen, dass durch die Splitter seine Hände vor Blut ebenso rot gefärbt wären, wie es die Blütenblätter der Rose sind. Er ist nicht mehr bei sich. Im Prinzip steht er selbst vor seiner Person und blickt tief in die eigenen, vor Schreck, leeren Augen, denn statt Zahl, sieht er Kopf. Die alte Dame genießt die Stille, den Geruch, den süßen Geschmack des Sieges. Berauscht, wie durch einen kräftigen Schuss Gift in ihre Venen, fragt sie, ob er an einem zweiten Versuch interessiert wäre. Der Direktor, welcher durch den Vorschlag neuen Mut schöpft, sagt zu, verlangt von der Großmutter allerdings, sich die Münze vorher noch einmal ansehen zu dürfen. Bereitwillig übergibt sie ihm das Geld, doch weißt zusätzlich darauf hin, dass ihm das, was er gleich zu sehen bekommt, wohl nicht gefällt. Und tatsächlich staunt er nicht schlecht, als er feststellt, dass auf beide Seiten des Kreuzers ein Kopf geprägt worden ist. „Er passt sich stets deiner reellen Chance an, doch du hattest ja nie eine.“, flüstert die alte Frau. „Dennoch gebe ich dir die Möglichkeit, es ein weiteres Mal zu versuchen.“ Aus Angst, die Dame könnte das Angebot zurücknehmen, sollte er sich beschweren, hält er den Mund und gibt ihr die Münze zurück. Erneut schnipst sie diese in die Luft und nach der haargenau gleichen Anzahl an Drehungen, wie bei dem vorherigen Versuch, fängt sie sie wieder auf. Natürlich ist das Ergebnis identisch, doch der Herr Direktor ist nicht dumm. Wieder lässt er sich den Kreuzer geben und wieder genießt die Großmutter ihren Sieg in vollen Zügen. Durch den bedauernswerten Anblick, des jungen Mannes, der den Anschein erweckt, als würde er gleich anfangen zu weinen, entwickelt das Röslein plötzlich Mitleid. Mit dünner Stimme bittet der junge Mann um einen dritten Versuch, den ihm die Frau, im Glücksrausch, selbstverständlich gewährt. Sein Herz schlägt dermaßen schnell, dass sein Kreislauf versagt und die Geschehnisse nur noch schemenhaft an ihm vorüberziehen. In der Sekunde, als der Kreuzer der alten Frau durch die Finger gleitet und auf dem Tisch liegen bleibt, fallen beide, der Mann durch die Aufregung und die alte Dame durch die Fassungslosigkeit darüber, dass sie verloren hat, von den Stühlen. Für die Großmutter war es das letzte Spiel, denn Glück kann man nicht pachten. Für den Direktor dürfte dies der schönste Moment seines Lebens sein, drum lassen wir ihn erst einmal in Ruhe. Das Dahinscheiden der alten Frau scheint offenbar nicht auf sonderlich großes Interesse zu stoßen. Weder der Wirt, noch das kleine Mädchen nehmen vom Leichnam der Frau Notiz. Nach einer Weile jedoch wird das kollektive Schweigen durch einen tiefen Seufzer der Dame, welche vor der Dartscheibe steht, gebrochen.
  10. Lass dir Zeit, ich hetze ja keinen
  11. Freienweide

    Zylinder

    Das musst du mir mal erklären, aber ansonsten ein sprachlich sehr starkes Stück Lyrik.
  12. Freienweide

    Die endgültige Fassung Das Varieté Teil 4

    Es sind einige Wochen vergangen, seitdem die Schaufensterpuppe, gemeinsam mit der Rose, die Stadt verlassen hat. Wie hirnlose Zombies, komatös, willenlos und schwach, torkeln sie durch endlose Steppen und Wälder, doch gebrochen sind sie noch nicht. Es dauert zwar eine Weile, bis man die Verlockungen der glänzenden Stadt endgültig abgeschüttelt hat, doch ganz langsam lichtet sich der Schleier und zum ersten Mal seit Langem stehen sie wieder, bei vollem Bewusstsein, vor einem der vielen von Menschenhand geschaffenen Gebäude. Ein Plattenbau, von dem die Farbe allmählich abblättert, der aber dennoch in gutem Zustand ist, steht hier, in Mitten einer grünen Wiese. Die Sonne geht in diesem Moment unter, sodass die Fassade noch für einen Augenblick im schönsten Orange erstrahlt. Allgemein ein idyllisches Bild, jedoch kommt man nicht umhin festzustellen, dass sich dies bald ändern wird. Bis auf das leise Zwitschern eines Vogels, kann man keinen Laut vernehmen. Nur aus wenigen Fenstern strahlt noch Licht hinab auf unsere Freunde. Die Puppe, welche es lange nicht mehr tat, beginnt nun, wohl aus Trotz, zu tanzen. Auch das Röslein ist des Schlafens müde und stimmt ein fröhlich, munteres Liedchen an. Beide lassen das Gebäude, welches gerade fehl am Platze scheint, es aber ganz bestimmt nicht ist, nunmehr hinter sich und tanzen weiter Richtung Horizont. Auch wenn die schlichte Aufteilung in schwarz und weiß, weder richtig, noch kreativ ist, so nutzen wir sie trotzdem für den Irrsinn dieses Stücks. Mit dem Eintritt der Dunkelheit also, suchen die Rose und die Puppe einen Platz zum Ausruhen. An einer Schenke am Wegesrand machen sie schließlich halt. Das vollkommen heruntergewirtschaftete, enge Fachwerkhaus und diese beklemmende Stille des Waldes, trüben die frisch wieder aufgeflammte gute Laune ein wenig ein. In der Sekunde, als die Sonne nun vollständig am Horizont verschwindet, öffnet sich mit einem ohrenbetäubenden Knarren die schmale Eingangstür. Ein junges Mädchen kommt, auf allen Vieren, zu ihnen gekrochen und bittet sie hinein. Die Puppe folgt ihr wortlos und betritt die schlecht beleuchtete Schenke. Dort befinden sich, zur Überraschung unserer Freunde, noch drei weitere Gestalten, welche die Neuankömmlinge gründlich, von oben bis unten mustern. Eine korpulentere, am ganzen Körper zitternde Großmutter sitzt an einem Tisch ganz am Ende des Raumes. Dieser ist bedeckt von diversen Kartenspielen, Würfeln und großen Bierkrügen. Direkt vor ihr, an der Dartscheibe, steht eine etwas jüngere blonde Frau mit kurzem Rock, die gerade dabei ist, die geworfenen Pfeile einzusammeln. Dabei wird sie von einem kleinen, bleichen Mann im Frack beobachtet, welcher genüsslich sein Bier schlürft. Durch eine Hintertür tritt plötzlich eine vierte Person in den Raum. Die zwei randvollen Gläser in der Hand des Mannes, lassen die Puppe vermuten, dass es sich wohl um den Wirt des Hauses handelt. Dieser tritt auch sofort an sie heran und befielt dem jungen Mädchen, dass noch neben ihnen kniet, einen Tisch fertig zu machen und etwas zum Trinken zu holen. Ohne Widerwort, aber etwas verängstigt krabbelt sie Richtung Bar. Das Röslein, dem die Szenerie irgendwie bekannt vorkommt, überlegt kurz und fragt, ob es denn auch etwas zu Essen gäbe, woraufhin sämtliche Gäste der Schenke leise zu kichern beginnen. „An der Theke findet lediglich der Ausverkauf unserer Werte statt“, antwortet der Wirt sichtlich amüsiert. Fleiß, Toleranz und Rücksicht wären momentan sehr gefragt, fügt er hinzu. Angewidert lehnt die Puppe das Angebot ab und erklärt, dass ihre Werte weder zum Verkauf stehen, noch das sie vorhat anderen Menschen die Ihren zu nehmen. Unterbrochen wird diese kleine, unbedeutende Unterhaltung, als das kriechende Mädchen, mit zwei Weinflaschen auf dem Rücken, aus dem Nebenraum zurückkehrt und ihnen mit einer zögerlichen Geste den Weg zu jenem Tisch weist, an dem sie Platz nehmen können. Die Schaufensterpuppe setzt sich und legt das Röslein neben sich. Der Mann im Frack, der unser Direktor ist, erstarrt, denn als seine Augen das kräftige Rot der Blüte und das grazile, zerbrechliche, aber auch verletzende Wesen der Rose erblicken, verliert er sich vollkommen in ihrer Schönheit und beleidigt so jeden, der schon einmal wahrhaft geliebt hat. Als würde beim Kuss des Fluches, dem alten Herren die Luft aus den Lungen gesaugt werden, findet er sich stumm, nach Atem ringend und zusätzlich ohne zu wissen, wie er hier hergekommen ist, kniend, vor dem Tisch wieder, auf dem seine Muse liegt. Nicht im Entferntesten kann man sich vorstellen, welch übles Schauspiel dieses Gewächs vollzieht, um wie ein Schwarm Heuschrecken über den in voller Blüte stehenden Mann herzufallen, ihn für unbegrenzte Zeit, sowohl im Traum, als auch im klarsten Zustande zu plagen und so dafür Sorge zu tragen, dass er nur noch in der miteinander verschwommenen, verwaschenen Verbindung aus Traum und Realität halbwegs sorglos leben kann. Der edle Tropfen ist damit zugleich das Irrlicht und der vermeintlich einzige Weg, auf den es ihn führt.
  13. Voller Stolz treten sie durch die Tore der Stadt, welche einem Nachtclub gleicht. Wenig Licht und wenig Leuchten, jedoch eine Menge glänzende, glitzernde Menschen, mit Tüten über dem Kopf. Nur für Nase, Augen und Ohren gibt es Öffnungen. Eine der Gestalten kommt auf sie zu und fragt mit tiefer Stimme, was zwei Dörfler hier verloren hätten. Ganz offensichtlich ist es möglich zu erkennen, ob jemand im Dorf oder der Stadt geboren wurde. Ich schätze dem Röslein gefällt dieser Gedanke und diese gar nicht so fremde Welt sehr gut. Es schaut hinauf zum Tütenkopf und fragt, ob es auch so werden kann, wie er. Der Mann scheint zu überlegen: „Naja, ich fälle keine Entscheidungen und hab erst recht keine Meinung, doch dafür spreche ich genau dies offen aus. Jetzt verschwindet!“ Das Röslein sieht, während die Puppe weiter tanzt, dem Mann mit Tüte sehnsüchtig hinterher, bis er letztlich in einiger Entfernung mit seinen Leidensgenossen verschmilzt. Je weiter sie nun laufen, desto prunkvoller wird die Stadt. Geblendet von der Pracht und dem Überfluss vergessen sie allmählich des Dorfes Elend. Die angeekelten Gesichter derer, die noch keine Tüte über dem Kopf haben, zeigen ihnen allerdings, dass sie weder jetzt, noch in Zukunft willkommen sind oder sein werden. Als sich ihre Augen langsam an den Glanz gewöhnt haben, sehen sie, einige Meter vor sich, ein kleines und heruntergekommenes Bordell. Die Rose gähnt und signalisiert damit, dass es an der Zeit ist einzuschlafen, sowie die Zweifel, welche sie noch plagen, abzulegen. Zwar sind der Kopf und das Herz der Puppe strikt dagegen, doch leider werden beide für diese Entscheidung nicht gebraucht. Also nickt sie zustimmend und betritt das Etablissement. Hier bietet sich unseren beiden Freunden ein skurriler Anblick. Auf einem hölzernen, alten Stuhl, der zusammen zu brechen droht, sitzt ein uralter, fadendünner Mann, auf dessen Schoß wiederum drei bildhübsche Frauen sitzen. Er versucht sie krampfhaft festzuhalten und bohrt seine dünnen, knochigen Finger in ihre Schenkel. Zu seiner Linken steht eine fette, ja beinahe aufgedunsene Frau, die vorsichtig um ihn herumschleicht und immer wieder versucht die Mädchen aus seinen Fängen zu befreien. Dabei keucht sie, als sei sie gerade einen Marathon gerannt. In der hintersten Ecke des Raumes, liegt, auf einem samtenem Sofa, ein weiter Mann, der von circa 40 jungen Damen gestreichelt und liebkost wird. Er trinkt ein Glas Wein nach dem Anderen und wird mit feinsten Speisen gefüttert. „Wa...soll da...?“ ,versucht die Puppe zu fragen, doch es kommen nur Fetzen aus ihrem Mund. „Was soll das?“, fragt sie ein weiteres mal und diesmal mit Erfolg. „Nun...“, meldet sich die dicke Frau zu Wort. „Deine Worte sind jetzt meine. Sei froh, dass ich nicht alle genommen hab!“ Verdutzt steht die Puppe in der Gegend herum und schaut sich das Chaos an. Die Frau und der Mann im Stuhl zerreißen die Mädchen fast, bei dem Versuch sie zu sich zu holen oder eben bei sich zu behalten. Auf den Hinweis der Rose, dass man doch teilen könne, antwortet der fast zweidimensionale Greis: „Nicht genug... mehr haben!“ und wendet sich danach wieder der Frau zu. Als drittes spricht nun auch der Mann im Sofa zur Puppe: „Glaub mir, ich würde mich ja einmischen, aber es ist zwecklos. Etliche Male hab ich es probiert, doch da geht eher ein Kamel durchs Nadelöhr, als dass sich diese beiden Verrückten endlich einig werden. Ich bekomme selten Besuch und eine tanzende Schaufensterpuppe hab ich auch noch nie gesehen. Sag, ist die Rose in deiner Hand wirklich aus Glas, oder täuscht mich mein Blick. Naja, ungewöhnlich wäre es nicht, bin ja auch nicht mehr der Jüngste und da kann es durchaus mal vorkommen, dass.... Die Puppe aber hört nicht weiter hin und läuft, so schnell es geht, durch die Tür nach draußen. Weit kommt sie allerdings nicht, denn direkt vor dem Eingang des Bordells schwebt ein sehr gepflegter grauer Anzug, mit professionell gebundener Krawatte, auf sie zu. Dieser erklärt der Rose und der Puppe, dass sie hier nur Unruhe stiften und deshalb leider zeitnah gehen müssen. Anschließend entfernt er sich wieder von ihnen und alle Menschen um ihn herum, alle Tütenköpfe, die fette Frau, der verwöhnte Mann und der fadendünne Greis bilden eine scheinbar endlos lange Schlange und folgen ihm vergnügt im Stechschritt. Jetzt ist es an der Zeit, den Vorhang kurz zu schließen, beziehungsweise neu aufzuhängen. Die Maske mit dem weinenden und lachenden Gesicht wartet noch, bis jene, die sich entschieden haben, das Varieté zu verlassen, dies auch getan haben und richtet dann das Wort an die Verbliebenen: „Die Ersten werden sesshaft, auf der Reise hin zum wahren Glück? Denkt daran, steigt ihr jetzt aus, gibt es später kein zurück!“
  14. Ich mach mir die Arbeit jetzt aber! Du musst allerdings schon Geduld haben, denn das könnte durchaus einige Tage dauern, bis alles da ist. (ist eine recht lange Kurzgeschichte)
  15. Freienweide

    Igel & Rabe

    Was das Metrum betrifft, stimme ich Walther zu, aber das ist zweitrangig. Die Aussage ist hier entscheidend und die ist eindeutig zu bestimmen. Die Sehnsucht nach etwas, was man nicht hat, aber gerne haben möchte, Eifersucht, auf das was andere haben. Die leichte Wortwahl macht den text zudem noch sehr verständlich.
  16. Freienweide

    Das Scheitern von Himmel und Hölle

    Tief im Nadelwald erliegt der Teufel seinen Wunden, jeder Stich lähmt seine Glieder und durchdringt sein noch so dickes Fell. Dem Regenwurm gleich, windet er sich unter Höllenqualen. Auf dem Feld sieht man des Teufels Ringen mit dem Leben wohl, doch Anteilnahme ist kein Wesenszug der Ähren mehr. Vom Wind lediglich mal nach links, mal nach rechts geweht, sind sie ansonsten unflexibel, starr, bis dass der Sensenmann sie schließlich erntet. Doch kurz bevor der letzte Hauch des Lebens aus seinen Lungen strömt und eins mit dem Wind wird, stürzt bei donnerndem Applaus, bei lieblichem Gesang und mitten in tiefschwarzer Nacht, ein wahrer Engel vom Himmelszelt, dessen Gegensätzlichkeit zu des Teufels Wesen, von diesem wie ein Magnet angezogen wird. Es entsteht eine Verbindung, die zum Scheitern bestimmt ist. Wenn Himmel sich mit Hölle paart, sprengt das die Ketten, mit denen der grausige Dämon bislang im Zaum gehalten werden konnte. Ein quälendes Schweigen kündigt seine Ankunft an. Ein stiller Schrei beider Akteure reicht, um ihn zu rufen. Denn erst, wenn er erscheint, schenkt er der Wut die bösen Worte und den Ton. Zerreißt euch in der Luft, in abertausend Stücke! Das Konfetti zur Feier des Tages, entsteht durch jenen falschen, unnötig empfundenen Schmerz, welcher erst reichlich später als göttliche Fügung verstanden werden wird. Doch sowohl der sanfte Teufel, als auch der gefallene Engel haben den Verstand längst dem Herzen geopfert. Wie schnell doch die Ähren für beide zu billigem Heu werden können. So liegen sie, getrennt und unter Qualen, im Wald und suchen ihres im Nadelhaufen. Teufel, sowie Engel kehren und nähen sich zusammen. Um den Verlust zu kompensieren, wird hektisch die nächstbeste Gelegenheit beim Schopfe gepackt. Sich gegenseitig vorzuspielen, wie wunderbar es einem geht, eine zweite Welt zu schaffen, in der man sich dies selber glaubt und dennoch bei jedem sich treffenden Blick, vor einer Mischung aus Wut und Liebe zu erstarren, lässt jeden Tag, jede Woche, jedes Jahr, zur elenden Tortur werden. Zum Glück währt, bis auf den Tod, rein gar nichts für immer und so gilt es lang zu warten oder schnell zu sterben. Es winkt der endgültige Abschied bei Blitz und Donner. Unter der verkohlten Fichte läuft der Regen wie Tränen über das Gesicht, die feine weiße Haut des gefallenen Engels und hinterlässt für jeden Tropfen, welcher ihre Wangen herabkullert, ein Hämatom. So empfindlich, wie ihr Körper ist auch ihre Seele. Das Tor zur Selbigen wirkt arg verletzt durch den stetigen, kraftvollen Schlag des Herzens. Wie ein Saphir, so blau und facettenreich glänzte es einst. Doch dies war lange vor dem Sommerregen, der nebst Sommer auch die Hoffnung fortspült. Der salzige Geschmack auf ihren Lippen offenbart das Brechen des Dammes. Auf dem Feld liegt das vertrocknete Gras und über ihm hängen die sechs grauen, schweren Wolken. Am späten Nachmittag, zu zweit unter dem Baum, dem Rascheln der Blätter lauschend, durch grelle Blitze hin und wieder aufgeschreckt, wie scheue Rehe, wortlos, ohne Mimik, liegen sie sich in den Armen und hindern den jeweils anderen somit daran los zu lassen. Beide legen sich flach ins Feld, um still in die für sie hellblauen Wolken zu starren und allmählich zu verfaulen, während dieser Traum, als Ausgangspunkt allen Schmerzes, wie ein Parasit den Nächsten befällt, der sich vergnügt zu ihnen gesellt.
  17. Freienweide

    Weide im Wind Teil 3

    "Hast Du gesehen? Nicht? Den Mann, der abends aus dem Vorraum der Sparkasse vertrieben wird. Beinahe sein Schlafplatz für die kalte Nacht. Die alte Frau, die aus der Bahn steigt. Am Rollator die Beutel voll mit Pfandflaschen. In der Hand die Taschenlampe, um die Mülleimer auszuleuchten. Wert zu schöpfen, aus dem was andere wegwarfen. Weinen. Die Kinder, die ohne Essen in die Schule gehen. Stets bei den Klassenfahrten plötzlich krank sind. Lange Schlangen vor den Tafeln. Niemand wird mehr aufgenommen. Kapazitäten erschöpft. Probleme bei der Belieferung. Die Zombies werfen einfach nicht genug weg. Sortieren zu wenig aus. Für die Ränder..." Gesellschaftskritik in Kurzgeschichten Form kommt mir bekannt vor Gerade diese beiden Absätze sind unglaublich gut! Vor Allem der Erzählstil, mit den kurzen Sätzen und dem immer wiederkehrenden Schema. Ich war lange nicht mehr hier auf der Seite, deshalb fehlt mir noch etwas der Überblick. Ich hol aber mal ein wenig nach und schau, was sonst noch so von dir hier herumschwirrt^^
  18. Freienweide

    Die endgültige Fassung Das Varieté Teil 2

    Während sie also auf den Straßen, suchend nach einem neuen Zuhause umhertanzt, kommt sie an einem Podest vorbei, auf dem eine gläserne Vitrine steht. In ihr liegt ein kleines rotes Röslein, dessen Schönheit die Puppe aber nicht erkennen kann. Sie tritt näher heran und fragt, warum die Rose denn in einen Glaskasten gesperrt worden ist. Ihre Antwort lässt eine Weile auf sich warten, doch dann erzählt sie, dass ihr bisher gar nicht klar war, dass es außerhalb der Vitrine noch andere Wesen gibt. Außerdem sei sie viel zu zerbrechlich, als dass sie sich trauen würde, den Kasten zu verlassen und zudem treibt sie die Angst davor, von jemandem berührt zu werden, in den Wahnsinn. Doch als das wunderhübsche Röslein schließlich bemerkt, dass die Schaufensterpuppe ihrem Zauber nicht erliegt, entschließt sie sich mit ihr zu gehen. Seitdem wandeln beide, mit unterschiedlichen Zielen gemeinsam durch den Ort. Eines Nachts, es ist stockdunkel, kommen beide an eine Lichtung. Die Puppe bleibt abrupt stehen und beobachtet gebannt das Schauspiel, welches sich ihr bietet. Hunderte junge Männer hüpfen mit lachenden Gesichtern und einer brennenden Fackel in der Hand über die Wiese und fallen, am Horizont angekommen, vom Rand der Welt. Obwohl ein jeder, der nachfolgenden Herren sieht was passiert, kommt keiner auf die Idee umzudrehen. Die Rose meldet sich zu Wort: „Das ist faszinierend, oder? Die Fackelträger, deren Fackel ihre eigene Naivität ist, springen, fröhlich und vergnügt des Nachts über die Blumenwiese und sehen dabei blind vor Liebe nicht, wie sie der Klippe immer näher kommen.“ Die Puppe bemerkt wohl, die Respektlosigkeit in der Stimme des Rösleins, doch denkt nicht weiter drüber nach. Viel lieber möchte sie das Lichtermeer hinter sich lassen und verschwinden. Also gewährt sie der Rose noch einige Sekunden einen Blick auf das Spektakel und geht dann, schnellen Schrittes, weiter. Noch am selben Tag durchqueren unsere ungleichen Freunde den Wald, welcher das Dorf und die Stadt voneinander trennt. Auf halber Strecke stehen sie plötzlich vor einem unendlich breiten und hohen Turm. Sie finden keine Möglichkeit diese Grenze zu überwinden und fragen deshalb, etwas enttäuscht, ob jemand im Inneren des Turmes wohne, der sie durchlassen könne. Eine nasale Stimme antwortet prompt und sagt, dass es ihnen nicht gestattet sei zu passieren. Schließlich habe es Gründe, warum man im Dorf oder der Stadt geboren wurde. Die Schaufensterpuppe fragt verwirrt, welche Gründe es denn dafür geben soll. Doch die Person im Turm schmettert die Frage ab und ruft in harschem Ton, dass beide, Röslein und Puppe, verschwinden sollen. Anstatt dem Befehl zu folgen, fängt unsere Tänzerin jedoch an, einige Steine aus dem losen Mauerwerk zu reißen. Dem Mann auf dem Turm bleibt das ganze natürlich nicht verborgen. Er beleidigt und beschimpft die Puppe, fragt warum sie das tut und was sie damit bezwecken will, doch er bekommt keine Antwort. Erst, als unsere Freunde auf der anderen Seite angekommen sind, wendet sie sich ihm zu: „Du glaubst, nur weil du über uns stehst, auf uns herabblicken zu können, doch in Wahrheit stehst du auf marodem Fundament. Du bist nichts weiter, als die Spitze des Eisbergs. Wenn du uns bestrafen willst, so musst du schon zu uns hinunter kommen!“ Auch das Röslein lacht verlegen und beide ziehen weiter.
  19. Da der Wunsch geäußert wurde (von einer Person^^), die vollständige Geschichte zu lesen, versuche ich jetzt einmal alle Teile in den nächsten Tagen zu veröffentlichen
  20. Die Geschichte der tanzenden Schaufensterpuppe ist nur solange lustig, wie diese auch tanzt. Sie selbst hält sich für wertlos, denn wie soll man die schönen Kleider an ihr bestaunen, wenn es ihr nicht gelingt einfach mal stehen zu bleiben? Eine außergewöhnliche Puppe, doch eben wie alle Puppen ohne Emotionen und gerade deshalb nicht viel mehr als ein Würfel, bei dessen Wurf nur Sechsen fallen. Schön anzuschauen, aber eben nutzlos. In der linken Hand hält sie eine kleine, gläserne Rose, welche jeden Blick auf sich zieht und mit glanzvoller Schönheit verflucht worden ist. Ein jeder der sie sieht, verfällt in den Zustand der abgöttischen Liebe zu ihr. Wie schade das doch ist. Sie können ihr ja weder Blumen schicken, noch ihre Blüte berühren, da diese sonst zerbricht. Denn brechen möchte man ausschließlich den Fluch, was nebenbei nur gelingen würde, wenn man jenes Wesen findet, das innerlich so hässlich ist, wie das Röslein außen schön. Die dritte Person, in diesem beklagenswerten Bunde ist der feine Herr Direktor, welcher stets betrunken ist, ohne es zu merken. Denn leider zeigt der Alkohol bei ihm keine Wirkung. So versucht er seinen Frust über diese Tatsache im Schnaps zu ertränken und gerät somit in einen ewigen Kreislauf aus Verzweiflung und Hoffnung gleicher Maßen. Doch nun wollt ihr sicher wissen, warum ich das erzähle. Nun, diese drei Gestalten sind die zentralen Akteure im wohl größten aller Varietés. Es vergeht wahrlich kein Tag ohne Vorführung und ausverkaufte Ränge. Ich bin wie die Anderen, doch nur einer von vielen Zuschauern. Noch ist der grüne Vorhang geschlossen und wir sitzen alle, jeweils alleine, still in unseren offenen Särgen und sind gespannt, ob das was passiert das Gleiche sein wird, wie beim letzten und vorletzten Mal. Die Maske mit der lachenden und weinenden Hälfte schiebt sich nach einer Weile durch besagten Vorhang und spricht: „Die tragische Geschichte, die jeder kennt, nimmt ihren Lauf. Mal ist man eben gut und mal auch schlechter drauf.“ Zwei Mädchen, eingehüllt in grauem Stoff mit Schleier vorm Gesicht, beginnen damit, eine von rechts, die andere von links, den Vorhang zu zerreißen. Wir lehnen uns zurück, denn erst jetzt beginnt das Stück. Man erinnert sich als Erstes, an etwas sehr positives oder sehr negatives. In diesem Fall beginnen wir mit Letzterem. Wir sehen ein Geschäft voll alter Kleider und den Mann, der sie verkauft. Die Menschen schätzen ihn und seine Ware, welche neben der Kleidung wohl auch die gute Laune ist. Denn sie steckt an und sein strahlend weißes Lächeln zaubert selbiges in die Gesichter seiner Kunden. Auch ist die eine oder andere Leckerei unter seinem Zylinder versteckt, sollte sich der Sohn oder die Tochter einmal langweilen. Dies ist der Vater unserer tanzenden Puppe. Ohne zu klagen tut diese ihr Werk und präsentiert gekonnt den bunten Stoff. Doch abends, wenn das Licht erlischt, fängt sie erst wirklich an zu leben. Eines Nachts kehrt der alte Herr unverhofft in das Geschäft zurück und sieht sein Püppchen tanzen. Seine schönen weißen Zähne werden gelb, die Augen glühen rot und seine Haut wird so grau, wie der dichteste Nebel. Wütend fragt er was ihr denn einfällt ihre Pflicht so zu missachten. Das Schwarz der Nacht zeichnet seinen Charakter nun mal ebenso, wie das weiße Licht der Sonne und so verlässt die Puppe ihr geistiges Gefängnis und zieht von dannen.
  21. Freienweide

    Das Varieté I.

    Vielen Dank! Der restliche Teil geht durchaus in eine andere Richtung, wird aber auch dieses Thema wieder aufgreifen Es sind sehr viele Themen von mir in diese Kurzgeschichte eingebaut worden. (Sie ist etwas veraltet, ich habe sie inzwischen leicht umgeschrieben) Ich weiß gar nicht, ob ich alle Teile vom Varieté hier veröffentlicht habe. Wenn du magst, dann mach ich mir die Mühe und stell die überarbeitete Version gern komplett hier hinein.
  22. Ob es so sinnvoll ist mit dir nun über Politik zu sprechen glaube ich nicht..... Konservative Parteien wie CDU und CSU überwachen ganz gerne mal die linke Partei im Bundestag (hust BND hust) und wollen auch gar nicht, dass diese an Einfluss gewinnt. Wenn du das Parteiprogramm gelesen hättest, wüsstest du, dass wenn eine linke Regierung existieren würde, kein Soldat mehr in diese von die hervorragend beschriebenen Stellvertreterkriege geschickt werden würde. PS: Sorry aber wer sich als Konservativ bezeichnet, der sollte vllt. auch mal googlen zu was er sich da bekennt Jeder darf seine Meinung vertreten, aber Nationalismus ist keine Meinung und wenn man wie der nette Herr Seehofer sagt, eine Ausländermaut wäre rechtens, dann ist das nun mal falsch Grün ist eben nicht blau mein guter.... Leider wird in Deutschland kaum noch differenziert. Nur noch plappern, ohne Hintergrundwissen. Die Intelligenz liegt leider links mein Gutster, einfach mal die wichtigsten Philosophen googlen. Wette das sind ab dem 20. jahrhundert größtenteils Linke Aber überzeug dich selbst
  23. Hab mal etwas mehr mit Bildern gearbeitet. Ich hoffe es ist nicht zu verworren geworden.
  24. Konservativ bedeutet auf altes bedacht oder erhaltend. Also in jedem Falle rückständig, aber niemals: sich entwickelnd. Wer rechte Gesinnungen hat, der ist im 21. Jahrhundert aber an ganz falscher Adresse, siehe Europa und Globalisierung. Wer links orientiert ist, der ist in keinem Fall rückständig und niemals herzlos.
  25. Freienweide

    Schimäre

    Definitiv die beste Strophe, allerdings verliert sich das Gedicht, etwa ab der vierten Strophe ein wenig. Die unreinen Reime stören nicht weiter, aber die letzte Strophe wirkt im Vergleich mit den vorherigen ziemlich matt. Ich habe einige Zeit überlegt, wie man es besser schreiben könnte, aber mir fehlt dazu die Situation in der du dich befunden hast, als du es schriebst. Also ist meine Kritik in diesem Fall mehr eine Bitte
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