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Christine

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  1. Vielen Dank, Nils! Dieser Text ist natürlich nur eine Momentaufnahme. Er soll genau dieses Gefühl der Scham und des Versteckens wiederspiegeln. In keiner Weise soll hier eine komplette Lebenseinstellung beschrieben werden. An dieser Stelle würde ich gerne einmal sagen, dass meine Texte eher Ansätze für Songtexte sind. Daher verwende ich sehr selten typischen Gedichtcharakter. Freue mich jederzeit über Zuspruch und konstruktive Kritik!
  2. Christine

    Da Vinci

    Wenn der Himmel hinab saust, schneller und schneller und du nicht da bist, um ihn aufzufangen. Wohin soll ich dann flüchten in einem Raum ohne Türen und Fenster. Wo ist die Ecke, in der ich mich verkriechen kann im runden Turmzimmer? Sie war in deinen Armen, an Abenden voller Emotion und Philosophie. Es war unsere Zeit, nur wir zwei, etwas Besonderes, das sonst niemand versteht. Doch jetzt fehlt die Säule, die alles aufrecht hielt. Du hast entschieden sie abzureißen. Vielleicht passte sie nicht in dein Kunstwerk, ich traue mich nicht, dir die Frage zu stellen. Will dich nicht kritisieren, den großen Künstler! Ich schau dir gern’ beim malen zu, ich seh’ dich gerne lachen, ich schau dir gern’ beim Leben zu. Dass ich dich kenne, macht mich stark. Meine Löwin auf der Jagd. Doch teilen tust du deine Beute nie mit mir, lässt mich nur zusehen von weit entfernt. Ich bin der Zuschauer, der deiner Show einen Sinn gibt, der Betrachter, der dein Bild interpretiert, der Fan, der dein Ego pusht. Doch ich kann deine Farbwahl nicht deuten: warum machst du mich zu dem nach allem was wir hatten? Ist es dir wirklich egal? Ich will von dir lernen und verstehen. Ist dir entgangen, dass ich meinen Lehrer brauche? Habe ich zu selten die Hand gehoben, zu leise mit den Fingern geschnippt? So muss es sein! Denn du triffst den Goldenen Schnitt immer exakt, bist ein Da Vinci in allem was du tust, bist ja unfehlbar!
  3. Christine

    Karten spielen

    Mein Leben ist wie eine endlose Partie Karten. So wie ein Spiel gegen mich selbst. Und ständig muss ich zwei ziehen, aussetzen, zwei ziehen, mein Blatt wächst und wächst. Wenn ich eine Karte lege, kommen zwei neue dazu. Mein Unterbewusstsein trickst mich aus. Tag für Tag, Stunde für Stunde, Runde für Runde. Es hat die Karten gezinkt, Perfektion der Manipulation. Doch ich kann nicht aufhören zu spielen, Sucht und Kampfgeist treiben mich an. Ich will gewinnen, aufgeben ist keine Option, dann wäre alles verloren. Also lasse ich die Qual über mich ergehen, lasse mich demütigen, will die Prüfung bestehen und motiviere mich nach jedem Schlag und jedem Stich, erneut zum Weiterspielen. Wenn ich aufgebe, ist alles verloren, dann gibt es keinen Weg mehr nach vorne, dann bin ich sein Sklave den Rest meines Lebens. Das ist der Einsatz, also muss ich gewinnen. Ich muss besser spielen, die Fäden spinnen, Strategien kreieren und Contra regieren. Also werde ich beobachten und aufmerksam warten, denn meine Zeit kommt. Das Blatt wird sich wenden und ich werde als Sieger enden!
  4. Christine

    Schmutz

    Über mein Leben hat sich eine Schicht aus Dreck und Müll gelegt. Ich würde sie zu gern abschütteln, einfach alles säubern, doch mir fehlt die Kraft und der Sinn darin. Jedes mal wenn ich etwas sauber kriege, liegt an einer anderen Stelle schon wieder neuer Schmutz. Ich möchte, dass es aufhört, möchte nur rein sein. Doch immer kommt irgendwann die Erkenntnis, dass es sich nicht für mich lohnt. Zum einen, weil das Säubern ein ewiger Kreislauf aus Mühen ist, zum anderen weil es eh keiner sieht, keinen interessiert, ob ich schmutzig bin oder nicht. Es gibt nur mich, und ich tauge nicht zum putzen, habe es nie gelernt, nie gelernt wofür. Bin nur Experte im rausputzen, den Schein wahren, eine Maske der Schönheit tragen, das kann ich sehr gut. Dabei will ich meinen Dreck nicht länger verstecken, will meine Makel offen zeigen und sehen wie ihr darauf reagiert und dass ihr es akzeptiert. Doch ich trau mich nicht, steh mir nur im weg, stell mich vor die Skulptur und hoffe, sie verdecken zu können, das Kunstwerk meines Lebens. Es ist mein Abbild aus Müll. Kritikern will ich es nicht zeigen, habe Angst an den scharfen Worten zu zerbrechen.
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