Savant

Unter der Linde Ich saß im strüppigsten Dickicht und blickte in dein Angesicht. Für mich war's eine Ewigkeit, und dennoch viel zu wenig Zeit. Der Baum nur hat uns zwei gesehen Von uns'rer Ankunft bis zum Gehen, und froh bin ich, dass er es war, der uns damals im Garten sah. Denn hätte uns ein Mensch gesehen, ich möcht' nicht wissen, was geschehen. Dem Baum, dem danke ich bis heut, die Tat? Die hab ich nie bereut.

Ovid Das Wasser treibt ein Fläschchen her, Ich öffne es, ich atme schwer. Ein Brief aus längst vergess'ner Zeit, ein Bote schneller Ewigkeit. Selbst in fremder Schrift und Sprach' klingt ein altes Leben nach, weckt Gefühl und Emotion mit leichter Hand und dunklem Ton. Für und wider hallt der Vers den jemand einst geschrieben. Jemand mit Gefühl und Herz, der aus dem Land vertrieben. Ein wahrer Dichter, voll von Schmerz, in ewig bitt'rer Sehnsucht, Ein elend Flehen himmelwärts gefallen in tiefe Schlucht. Und selbst wenn er und ich verloren: wir sind nicht ohne Grund geboren! Selbst wenn der letzte Vers verklingt, die Muse sitzt, und spielt, und singt.