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Ruedi

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Alle erstellten Inhalte von Ruedi

  1. Hallo fairykate, das ist ein großes Thema, das Sterben eines Menschen zu schildern, die letzten Stunden miterlebbar für den Leser zu machen. Und inhaltlich ist dir das sehr gut gelungen und hat mich mitgenommen. Falls es um ein aktuelles Ereignis geht, herzliches Beileid. Falls nicht, würde ich mir wünschen, dass Du nochmal am Versmaß arbeitest, um der gelungenen Schilderung noch mehr Wucht (und evtl. Eleganz) zu verleihen. Als Vorschlag mal die ersten 3 Strophen umgearbeitet: Ich pack' das Bild aus, schau' hinein --> "in sich" gelöscht; In Ich-Form geändert, passend zu den nächsten beiden (und den weiteren) Strophen Sein Blick konnte so innig sein --> Wortstellung geändert Das Lächeln warm, die Augen klar --> 2. "Blick" geändert Ein wundervoller Mensch er war Im Geiste halt ich seine Hand Die damals sich mit meiner fand --> "verband" zu "fand" geändert Wie schockierend schnell das Sterben. --> umgeschrieben Wollt' die Wahrheit uns verbergen --> leicht eingedampft Eingriff sollte Leben bringen --> Silben reduziert muss er plötzlich darum ringen Still wartend saß ich jeden Tag Und hoffte, dass er leben mag Ich will mich nicht an deinem Text vergreifen, nur eine Anregung bringen, was sich durch die Form noch erreichen lässt. LG Ruedi
  2. Ruedi

    am kettlein ersah ich es wohl

    Habe euren Dialog sehr genossen und finde auch, dass die letzte Version ein Fortschritt im Vergleich zur ersten Version ist. Wobei vermutlich die wenigsten Leser das Zitat, das den Titel bildet, auf Anhieb erkennen werden - ich vermute mal höchstens eingefleischte Wagner-Fans. Wodurch sich die Verbindung zum fotografierten Motiv nicht herstellen lässt. Aber ist ja nicht dein Problem, Perry. LG Ruedi
  3. Hallo senseless98. ich lese hier heraus Unsicherheit, Verwirrung, eine gewisse Bedrohung. Interessant finde ich, dass Du den Endreim in jeder Zeile durchgehalten hast. Aber nicht nur formal ist da nach meinem Empfinden noch Luft nach oben, also z.B. beim Metrum und bei der Originalität der Metaphern. Z.B. dünnes Eis / Gefahr des Einbrechens, getrübte Sicht. Gut finde ich die ersten 4 Zeilen, die sind (abgesehen vom Metrum) in den Bildern gelungen. Weiterhin viel Spaß beim Schreiben Ruedi
  4. Ruedi

    Brav liegt es da!

    Hier schnürt es mir die Luft ab. Ich bin Vater. Ruedi
  5. Ruedi

    State of play

    Noch vergessen: Gefällt mir ganz besonders gut, weil es die Machoidee so herrlich persifliert (James Bond, Goldfinger (Buch), die lesbische Pussy Galore braucht nur mal einen richtigen Mann, um nicht mehr lesbisch zu sein...grins) Ruedi
  6. Ruedi

    State of play

    Musste nochmal aufsetzten, der Cursor hat mich nasgeführt. Also der Titel passt in meinen Augen. Es ist zwar erkennbar, dass das jüngere LI einen Änderungsbedarf erkennt, aber sich noch nicht wirklich zu einer Änderung durchgerungen hat. Von daher würde sowas wie "Geänderte Regeln" nicht passen. ich würde jetzt auch nicht zwanghaft eindeutschen, wenn der bekannte englische Begriff so gut passt. Spielstand gefällt mir auch nicht so gut. Der Schluss der zweiten Fassung Warum…? Kannst Du nicht von mir lassen Und ich Dich auch nicht wirklich hassen.. gefällt mir deutlich weniger gut als das hier gereimte Ende. Soweit meine Meinung. LG Ruedi
  7. Ruedi

    State of play

    Hier mal meine Lieblingsversion, basierend auf der ersten Fassung: Hast sie mal wieder einbestellt Die wohl dümmste Kuh der Welt Weil sie nach Deiner Nähe giert Brav Dein Stöckchen apportiert Schon der erste Schritt geschafft Gleich wirst wieder mamihaft Ist so süß Dein kleines Mädchen Fein tanzt`s an den alten Fädchen Dann das Gefäß mit altem Wein Dieses Mal wird`s anders sein Nun fehlt noch Mamis Trillerpfeife Und für das Kind die rote Schleife (Und wenn sie nicht gestorben sind… Sagt die Frau zum süßen Kind… Denn Du weißt es doch genau Du brauchst eine richt`ge Frau Nur hübsch sein und dabei nett lachen Den Rest wird Mami für Dich machen) Die erste Strophe der zweiten Fassung gefällt mir nicht - erscheint mir zum einen die Beziehung übererklärt, zum anderen wird ein Motiv unterstellt, dass sein kann, aber ein wenig herabwürdigend für beide Beteiligte wirkt ("bloß Gier"). Verzeih meine Nachsicht mit dem Alter. Die beiden ersten gestrichenen Zeilen "Dann das Gefäß..." erscheinen mir metaphorisch misslungen. Anders gesagt: Ich kapiere die Metapher nicht. Am ehesten denke ich noch an den biblischen Gedanken, dass man neuen Wein nicht in alten Schläuchen aufbewahren soll. Aber was soll mir das hier sagen? Oder will die ältere Beteiligte die jüngere betrunken machen, um sie leichter rumzukriegen? Die beiden gestrichenen Schlusszeilen finde ich überflüssig, sie tragen nichts neues bei. Wenn Dir daran liegt fände ich sie zwei Zeilen weiter oben besser platziert. Den ganzen Rest finde ich sprachlich schön, ironisch formuliert und auf den Punkt gebracht. Zum Titel: "State of Play" kann je nach Zusammenhang mit Sachstand, aktueller Stand, Stand der Dinge übersetzt werden.
  8. Ruedi

    State of play

    Hallo Sushan, nicht von Konfuzius, aber altes deutsches Sprichwort: Allen Menschen recht getan ist eine Kunst, die keiner kann. LG Ruedi
  9. Ruedi

    Auf Deinem Kissen

    Hallo Sushan, ich sehe Änderungsbedarf eigentlich - wenn überhaupt - nur in der dritten Zeile. Die Wortfolge "mich Dich" lässt mich etwas stolpern. Was hältst Du hiervon? Ich döse hier auf Deinem Kissen Ein Hauch von Dir liegt in der Luft Erst lässt er mich Dich noch vermissen --> verführt mich erst, dich zu vermissen Hüllt dann den Schlaf in Deinen Duft --> Hüllt dann den Schlaf in seinen Duft ? LG Ruedi
  10. Ruedi

    Lautlos

    Hallo Carry, deine Bilder erinnern mich unwillkürlich an das Symbol, mit dem Yin und Yang dargestellt werden: /img Zweige werfen einen Schatten im Mondlicht und malen. Klar soweit. Aber warum sterbende Zweige? Ein Bild von Nacht und Tod. Schattenbilder gemalt von Mondlicht und Zweigen, die den Schatten werfen und die sich im hinzugedeuteten Wind bewegen. Im zweiten Teil: Leben. Hohes Gras und Getreide, das im Wind wogt. Ob Nacht oder Tag ist nicht erwähnt, aber das Schweigen deutet auf die Ruhe der Nacht hin. Die zwei gegensätzlichen Themen Leben und Tod in einander verschränkt wie die schwarze und weiße Fläche des Symbols. Und Nacht und Stille wie die kontrastierenden Punkte - der schwarze im Weißen und der weiße im Schwarzen. Soviel zu meinen Eindrücken und Assoziationen. LG Ruedi
  11. Hallo Sushan, hast Du dir schon mal die Erläuterungen unter Lexikon - FAQ - Lyrik Label durchgelesen? Hilft dir das dann bei der Beschreibung, was dir fehlt? Oder fehlt gar nichts und du kanntest nur den Zweck der Labels nicht? LG Ruedi
  12. Ruedi

    Die Liebe

    Hallo Danny, herzlich Willkommen erstmal. Ich habe auch noch einige Anmerkungen: Gute Einstellung. Aber das ist keine Seite von oder für Profis, also nicht von jedem Mitbewohner kopfscheu machen lassen und gleich aufgeben. Das steht zwar so sicher nicht im Duden, ich kann aber mit der Neuschöpfung ganz gut leben. Eine Schliere ist eine Trübung, schlier als Adjektiv wäre also durchaus denkbar. Das ist kreativisch für mich nicht daneben, auch wenn man beim lesen darüber stolpert. Anders sieht es mit echten Tipp- und sonstigen Fehlern aus. Da sollte man sich nicht auf die dichterische Freiheit herauszureden versuchen. Aber wie oben gesagt: Nicht von Klugscheissern wie mir entmutigen lassen. kreative Grüße Ruedi
  13. Ruedi

    kleine Liebe

    Hallo Clara, wenn Du eingeloggt bist kannst Du ganz einfach in dem Block, in dem dein Text steht (gilt auch für Kommentare) mit der Maus ins rechte untere Eck fahren. dann erscheinen mehrere Möglichkeiten, u.a. "Bearbeiten". Damit kannst Du den text nachträglich ändern. Wenn Du die Ursprungsversion erhalten willst kannst Du den Text einfach mittels copy/Paste in ein Kommentarfeld ("Antworten") kopieren und dort anpassen. Alles klar? LG Ruedi
  14. Wenn Du die Datei haben willst, wirst Du mir deine eMail-Adresse geben müssen. LG Ruedi
  15. Hallo eiselfe, klingt nach einer ziemlichen Mühsal. Ausgerechnet die Nacht, in der man sich erholen sollte und darf, verweigert einem dieses "Auftanken" und diesen Trost. Das Gegenteil wird in den Song "Alles ist gut" von Reinhard Mey geschildert. Und im Kopf die Tretmühle, die Gedanken, die um Probleme kreisen, deren Lösung in einem nebligen Grau verschwunden ist. Immer im Kreis herum. Sollte das einen realen Hintergrund haben und nicht nach wenigen Tagen wieder vergehen, würde ich jemanden fragen, der sich damit auskennt. LG Ruedi
  16. Ruedi

    Sonnenaufgang

    Hallo fairykate, dein Gedicht gefällt mir sowohl inhaltlich, als auch von den Reimen her. Sehr schön, etwas nicht problembeladenes sondern so positiv schwärmerisches (wie frisch verliebt) zu lesen. Wünschen würde ich mir - gerade bei so schönen Gedanken und Beobachtungen - dass Du auch ein wenig auf das sprachliche Maß achtest, was gerade hier gar nicht so schwer sein dürfte. Ich versuche es mal an den ersten beiden Strophen: Die Sonne geht auf, strahlt hell hinein (9) Der Augenblick könnte schöner nicht sein (10) Ich schaue zu dir, denn du liegst noch da (10) Ich bin nicht allein, du bist mir so nah (10) Ich seh deine Augen, noch sind sie im Traum (11) Kann mein Glück nicht fassen, ich glaube es kaum (11) Ich streichle ganz sanft über dein Gesicht (10) Du atmest ganz leise, spürst mich noch nicht (10) Die Sonne geht auf, strahlt helle hinein (10) ("hell" -> "helle") Der Augenblick könnte schöner nicht sein (10) Ich schaue zu dir, denn du liegst noch da (10) Ich bin nicht allein, du bist mir so nah (10) Ich seh deine Augen, noch wie im Traum (10) Fasse mein Glück nicht, ich glaube es kaum (10) Ich streichele sanft dir übers Gesicht (10) (hier das "ganz" raus um die Wiederholung in der letzten Zeile zu vermeiden, dafür ein e in "streichle" rein) Du atmest ganz leise, spürst mich noch nicht (10) LG Ruedi
  17. Ruedi

    HerbstSommer

    Hallo Carry, ich finde dein Gedicht ebenfalls ganz bezaubernd und sehr gelungen. Und auch die "unreinen" Reime in der 3. Strophe klingen in meinen Ohren durchaus elegant und gefällig. Mein erster Gedanke war ja: "Kaum ist die Hitze vorbei, fängt schon das Gejammer nach dem Sommer an." Aber das wird der milden Herbststimmung in deinen Zeilen nicht gerecht. Noch ist es ja angenehm warm, dafür nicht mehr lähmend heiß. Man kann noch draußen sitzen, aber halt nicht mehr bis 10 oder Mitternacht. Und langsam wird es bunt...... Zur zweiten Strophe zwei Anmerkungen: In der letzten Zeile fängst Du mit Großschreibung an. Ist das Absicht oder ein Versehen? Und am Anfang der 3. Zeile könnte ich mir statt "denkt" auch gut ein "dankt" vorstellen. Nur so ein spontaner Gedanke, keine Aufforderung etwas zu ändern. LG Ruedi
  18. Ruedi

    kleine Liebe

    Hallo Clara, Du hast da einige Beobachtungen dieser Situation sehr hübsch eingefangen. Obwohl ich weiß, dass nach einer großen Liebe durchaus eine noch größere folgen kann (ein Glück, dass leider nicht jeder hat). Ich weiß aber auch, dass die Erinnerung an die erste große Liebe nie ganz vergehen wird. Zum technischen: Ich schließe mich Chetis Äußerungen an. Er hat da alles wesentliche gesagt. Zusätzlich möchte ich dich darauf hinweisen, dass in der ersten Strophe der Reim "kommt" auf "kommt" für mich nicht so schön klingt. Vielleicht fällt dir ja noch etwas besseres ein. kreative Grüße Ruedi
  19. Hallo sushan, danke für das nette Feedback. Ich habe die Erzählung ja nie vollendet. Daher fände ich es etwas unfair eventuellen Lesern gegenüber, hier Lust drauf zu machen, ohne auch ein Ende präsentieren zu können. Dieses Kapitel habe ich herausgezogen, weil der Wolfstraum eine in sich geschlossenen kleine Erzählung darstellt. Von daher ist eher nichts weiteres zu erwarten. Falls es dich wahnsinnig interessiert, kann ich dir die Word-Datei per Mail schicken (die aber nur z.T. formatiert ist, weil das Ganze ursprünglich auf einem anderen System geschrieben wurde). LG Ruedi
  20. Fortsetzung Zuerst verzerrte sich mein Rückgrat. Die gepeinigten Wirbel ächzten hörbar auf. Dann weitete etwas meinen Brustkorb von innen seitlich auf. Mein Becken wurde nach vorne gedrückt. Gleichzeitig schoben sich die Knochen meiner Hinterläufe nach oben auseinander.Alles tat entsetzlich weh. Mein Fell fiel mir büschelweise aus, ich stand nackt in der Kälte der Nacht. Meine Rute löste sich auf und die Krallen meiner Vorderpfoten zogen sich zurück. Dafür wurden die Knochen nach vorne gezogen, bis sie alle Fünf spinnenartig vor mir aufragten. Die ganze Zeit heulte ich vor Schmerzen, bis meine Kehle sich ebenfalls veränderte und ich nicht mehr heulte, sondern schrie. Meine Kiefer schoben sich in mein Gesicht hinein und die Reißzähne wiederum in die Kiefer. Erst als ich mich auf meine Hinterläufe aufrichtete und gerade stand, erst als ich meine viel zu zarte weiße Hand sah und in der Kälte zu zittern begann, erst als mein Verstand von den Hilferufen meiner gequälten Nerven befreit war, erkannte ich mein Wesen. Ich war zum Menschen geworden. Um mich standen meine Geschwister, die ich zu lieben glaubte. Ihre Augen waren wieder golden im Mondlicht. Ich stand nackt und erfroren in ihrer Mitte und hatte Angst, sie würden über mich herfallen. Ich wußte, daß sie hungriger waren als ich. Ich an ihrer Stelle hätte es auch ohne Hunger getan. Doch sie hielten sich an das Gesetz. Einer nach dem anderen wandte sich ab und verschmolz nach einiger Zeit mit den Schatten des Waldrandes. Ich fuhr mir mit der Hand eines Menschen über die Stirn und durch die Haare, immer wieder über die Stirn und durch die Haare, immer wieder, immer wieder.... ....bis ich erwachte und mir immer noch durch die Haare fuhr, durch die Haare und über die Stirn, obwohl etwas meine Hände festhielt fuhr ich mir immer wieder über den Kopf und das Gesicht. Ich konnte mich kaum bewegen, doch spürte ich eine Handauf meiner Stirn und eine schwere aber weiche Last auf meiner Brust. Ihre Hand war klein und weiß. Sie saß neben mir auf der engen Bank, und streichelte mich, wobei sie fast auf mir lag. Sie flüsterte mir beruhigend ins Ohr und bemühte sich mich festzuhalten und aufzuwecken gleichzeitig. Ihre Stimme klang sanft in meinem Kopf, ihr Atem strich warm über meine Wange, doch der Griff ihrer zweiten Hand lag fest und unnachgiebig auf meinen Handgelenken. „Wach auf, Geliebter, wach auf. Es ist genug.“ Ich öffnete die Augen und sah sie an. Meine Muskeln entspannten sich und mein Rücken begann prompt zu meckern. Eine lange Nacht auf einer hölzernen Kirchenbank war nichts für mein Hohlkreuz. Ihr Gesicht schälte sich aus dem Nebel meiner schlafbetäubten Augen heraus. Ich sah es und wachte endgültig auf. Schon wieder eine schöne Frau. „Guten Morgen, Liebling.“, sagte sie und küßte mich. Ich versank in einer Wolke der Geborgenheit. Als Katze hätte ich sicher geschnurrt. „Wer bist Du?“, flüsterte ich mit meiner heiseren Noch-nicht-ganz-fit-nach-der-durchsoffenen-Nacht-Stimme. „Ich bin Una. Ich liebe dich.“ Sie strahlte mich bei diesen Worten mit einem herzerwärmenden Lächeln an, das die Kirche mit Licht und Wärme zu füllen schien. Ich konnte mir nicht erklären wieso, aber sie schien echt froh mich zu sehen.
  21. Ich habe vor vielen Jahren mal eine Erzählung begonnen, ohne Plan, einfach nach dem Motto: Ich will sehen, wie weit ich komme. Ich kam auf 114 eng beschriebene Seiten in 25 Kapiteln und habe dann die Lust verloren. Dabei bin ich höchstens bei der Hälfte der Geschichte angekommen. Es handelt sich um eine Fantasy-Geschichte über einen Typen, der sich in eine fremde, rätselhafte Welt begibt, in der er für jede Entscheidung, die er trifft ein Stück von seinem Fleisch verliert. Wenn er es nicht rechtzeitig schafft, einen Weg aus dieser Welt hinauszufinden, ist er dazu verdammt, als lebendes Skelett im "Labyrinth" umherzuirren. "Das Labyrinth" heisst auch die Erzählung, jedenfalls bis jetzt. Auf seinem Weg begegnet er einigen rätselhaften Gestalten und manchmal träumt er. Kapitel 5 handelt im Wesentlichen von einem dieser Träume: Ich schlief wie ein Toter bis weit in den Tag hinein. Man sollte meinen, daß mich nichts hätte stören können, doch an zwei Episoden dieser Nacht erinnere ich mich noch. Die eine muß sich ziemlich früh am Morgen abgespielt haben, denn als ich kurz die Augen öffnete, schien ein Hauch von dämmrigem Licht durch die Glasfenster der Kirche. Ein Geräusch hatte mich geweckt. Es knirschte und krachte etwas, wie wenn junges Holz arbeitet oder Dachgebälk einem heftigen Sturm widerstehen muß. Ich wurde fast richtig wach, als das Geräusch aber nach einigen Sekunden wieder aufhörte, war ich zu faul, der Sache nachzugehen. Ich konnte einfach noch nicht aufstehen, mein Körper war viel zu schwer. Später, kurz bevor ich wirklich aufwachte, hatte ich dann einen Traum. Ich lief mit meinen Brüdern, den Wölfen, durch einen verschneiten Wald und über Felder, deren Schneeteppich im hellen Mondlicht aufgeregt glitzerte. Die Nacht unter dem klaren Himmel war bitterkalt, ich spürte es durch mein Fell, doch ich war ein Wolf, so bereitete mir die Kälte kein Unbehagen, denn ich war geschützt und innerlich warm. Warm vom Laufen, warm von der Jagd. Ich hatte mich eine zeitlang vom Rudel getrennt und ein unvorsichtiges Kaninchen gerissen, das in seinem Schrecken über mich einen Moment zu lange gezögert hatte, bevor es davonrannte. Ich schmeckte sein Blut noch in meinem Maul und seine Lebenskraft wärmte jetzt mich. Ich war ein Wolf und die Welt erschien mir herrlich. Mein Körper war kraftvoll, schnell und ausdauernd, mein Fell schützte mich vor der Kälte, ich genoß es, die Bewegung meiner Muskeln im Lauf zu spüren. Die Jagd bereitete mir eine vollkommene Freude, der Geschmack des frischen, warmen Blutes auf meiner Zunge labte Körper und Seele. Die Weibchen sahen mich mit immer begehrlicheren Augen an. Bald würde ich die begehrenswerteste unter ihnen wählen können. Noch war ich nicht Leitwolf, doch nächstes Jahr um diese Zeit würde ich es sein. Ich war mit mir und der Welt zufrieden und fühlte mich von meinem Schöpfer gesegnet. Hatte ER uns nicht geheißen zu jagen? Erfüllten wir, seine auserwählten Kämpfer, nicht seinen Plan, indem wir die Alten erlösten und die Schwachen tilgten? Mein Leben schien sicher und glanzvoll. Ich hatte das Gefühl, ich könnte über Bäume und Berge hinweg bis zum Mond springen, um dort das sagenhafte Kalb zu reißen. DerGedanke belustigte mich sehr. Das Rudel hatte das letzte Feld überquert und war den Hang hinaufgelaufen, auf dessen kahler Kuppe wir in dieser Nacht den Vollmond begrüßen wollten. Während wir uns versammelten hingen die weißen Wolken unseres Atems vor unseren Fängen, unser aller Augen leuchteten und ich bereitete mich darauf vor unseren Gesang zu eröffnen. Gerade als ich mich mit vor freudiger Erregung zuckenden Flanken in den Schnee gesetzt hatte und meinen Kopf zu einem langgezogenen Heulen in die Höhe reckte knurrte Grauschweif, unser Anführer, mich mit steil aufgerichteter Rute von hinten an. Alle anderen Wölfe hatten sich um uns geschart, ich befand mich auf einmal in der Mitte eines Kreises aus goldenen Augen und weißen Zähnen. Meine Brüder und Schwestern sahen mich an, ich witterte ihre Feindseligkeit. „Mondauge,“, sprach Grauschweif mich nach Art der Wölfe an, „Wölfe jagen gemeinsam. Du aber hast allein gejagt. Wölfe töten, um zu leben. Auch Du tötest um zu essen, doch Du würdest auch töten, wenn Du jeden Tag Futter bekämst, denn es bereitet dir Freude, das habe ich gesehen. Du willst die Angst deiner Beute in deiner Kehle spüren. Du kämpfst um des kämpfens willen. Du würdest in deiner Hybris sogar den Menschen angreifen, nicht weil Du dich verteidigen mußt, sondern weil Du dich mit ihm messen willst. Ich weiß, daß sich niemand hier im Rudel gegen Dich behaupten kann. So wirst Du nächsten Sommer meinen Rang einnehmen. Du wirst mich, wenn Du mich besiegt haben wirst, nicht töten, dazu ist dein Respekt vor mir, meinem Alter und meiner Erfahrung noch zu groß. Später aber befürchte ich, daß Du jeden deiner Herausforderer entgegen unseren Gesetzen töten wirst, wenn er dir unterlegen ist. Für lange Zeit könntest Du ein hervorragender Rudelführer sein, aber ich ahne, daß Du unseren Stamm in den Untergang führen wirst, wenn Du alt genug bist, so daß dein Ehrgeiz und dein Machtwille ausgereift sind. Du könntest gar nicht mehr aufhören zu jagen, zu erobern und zu töten. Bis Du unser Volk zu weit führen wirst und der Schöpfer aller Wölfe Dir Einhalt gebieten wird. Das wird unser aller Ende sein. Wie es üblich ist,werden wir dir daher deine wahre Gestalt offenbaren. Hast Du noch etwas zusagen?“ Ich hatte die ganze Zeit nichts erwidert, denn das ziemte sich nicht. Außerdem war ich völlig von dieser Anklage überrascht worden. Meine Verteidigung war dementsprechend schwach. „Bist Du schon so alt geworden, Grauschweif? Hast Du Gesichte? Wie kommst Du zu deinen Anschuldigungen? Habe ich je Anlaß zum Ärgernis gegeben? Habe ich je einem meiner Brüder ein Leid zugefügt? Habe ich je unsere Gesetze gebrochen? Ich würde nie etwas tun, das unserem Volk schaden könnte, das weißt Du. Jeder einzelne hier im Rudel ist mir wertvoll.Du kannst es lediglich nicht ertragen, daß ich dich ablösen werde! Du hast Angst.“ Das glaubst Du wirklich,“, entgegnete mir Grauschweif, „ich weiß. Doch ich sehe mehr in dir, als Du selbst. Unsere Magie wird dir und uns zeigen, wer Du wirklich bist.“ „Halt! Wartet! Das könnt ihr doch nicht so einfach machen.“ Meine Einwände verhallten ungehört,der Spruch war schon gefallen. Noch während ich winselte begannen die Augen meiner Geschwister mich zu fixieren. Ihre Farbe veränderte sich von Gelb zu einem leuchtenden kalten Blau. Magie war uns verliehen, sobald wir jagdreif wurden, auch mir. Sie leitete uns zu unserer Beute, sie warnte uns vor unseren Feinden, sie half uns, uns in neuen Revieren zurechtzufinden. Sie gehörte zum Leben wie die Kämpfe um die Rangfolge, wie die Jagd und das Fressen selbst. Was ich jetzt erlebte, hatte ich noch nie erlebt, selbst gehört hatte ich davon nur im Flüsterton. Mein Instinkt wußte, was geschah, auch in mir ruhte diese Macht, doch jetzt wandte sich die gesammelte Energie meiner Familie gegen mich. Die Magie der Trennung, der Bann des Rudels strömte auf mich ein. Er durchfloß mich in einer Welle von Emotionen, die heiß und kalt zugleich wirkten. Die Macht strömte durch alle Fasern meines Körpers und verwandelte meine Muskeln in krampfgequälte, schmerzende und zuckende Knoten. Fortsetzung und Ende aufgrund der Zeichenbeschränkung in einem eigenen Thread.
  22. Hallo Carry, wo hast Du denn diese prophetische Perle herausgezogen? Der Datierung nach 2016 so aktuell wie heute. LG Ruedi
  23. Ruedi

    Keine roten Rosen ...

    @eiselfe Na dann bin ich ja beruhigt. LG Ruedi
  24. Ruedi

    ... UND WIRD GEDICHT

    Hallo Jenno Casali, ich find's ja nett, was Du hier verbrätst, dennoch schießt mir unwillkürlich der Satz durch den Kopf: "Zeige mir, wen Du kopierst und ich zeige dir, für wen Du dich hältst." Nicht zu ernst nehmen Ruedi
  25. Ruedi

    Keine roten Rosen ...

    Hallo eiselfe, danke für die ausführliche Antwort, aber verstehe ich das richtig: Du hast damit gerechnet, dass speziell ich nachfrage? Das verblüfft mich jetzt. Übrigens: ich kenne die Augenfarbe meiner Frau, aber ihr Lieblingsessen? Bin mir nicht sicher, ob sie selbst das weiß. LG Ruedi
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