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Ruedi

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Alle erstellten Inhalte von Ruedi

  1. Konservativ heisst nicht "irgendwie blöd" oder "herzlos". Rechts ist nicht gleichbedeutend mit "Rechtsradikal" Mir werden in diesem Land in den letzten Jahren ein paar Worte zu synonym gesetzt, die das nicht sind. Links ist nicht "progressiv" oder "modern" oder "menschlicher als andere". Und das obige Gedicht ist nicht links. Das ist menschlich und spricht etwas an, womit die (linken und die rechten und die grünen und die sonstigen) Angehörigen der sogenannten westlichen Länder sich seit ca. 30 Jahren den Ruf der Freiheitlichkeit und der Achtung der Menschenwürde zerstören, den sie mal hatten. Und das finde ich so richtig Scheisse. Ruedi
  2. Ruedi

    im übertragenen sinn

    Hallo Perry, ich finde deine Terzette und anderen Texte meist auch gut bis sehr gut gelungen. Hier speziell finde ich es inhaltlich schade, dass die Idee mit dem LI nicht im weiteren Verlauf weiter ausgeführt wird. That's all LG Ruedi
  3. Ruedi

    wo geselligkeit selig zusammensitzt

    Manchmal denke ich mir, dass man beim herunterreißen der ach so vielen Masken ein wenig aufpassen sollte, dass man keine Gesichter erwischt, die gar keine Maske tragen. Im Biergarten mit Freunden zu sitzen, den beginnenden leichten Rausch zu genießen, das Rascheln der Blätter über sich, das Vergnügen einer heiteren Bedienung (nicht selbstverständlich), die Geselligkeit, lieber ohne als mit Musik jedweder Art, das ist ein ziemlich reines Vergnügen. Das kann schon fast eine Andeutung des Paradieses sein. Da muss man m.E. gar keine verborgene böse bürgerliche Mittelstandshölle vermuten. Natürlich wollen Rosi und Resi auch leben. Und der Wirt, der uns die Bänke und den Zapfhahn hinstellt. Muss ja so sein. Aber mindert das das Vergnügen? Wird es entwertet dadurch, dass man sich bedienen lässt? Bei uns gibt es eine Menge Biergärten (oder auch "Keller" im Fränkischen, ist aber dasselbe) mit Selbstbedienung, für diejenigen, die sich den Luxus nicht leisten können oder wollen. Traditionell kann man sogar seine Brotzeit mitbringen, solange man das Bier dort kauft. Das Oktoberfest ist ein anderes Thema, da gehen die Münchner nur noch Vormittags oder Mittags hin, danach ist (mehr oder weniger) Malle. Oder Kir Royal (TV). Ich will Perrys Text als Erinnerung an schöne Nachmittage und Abende verstehen. Es würde keine Biergärten geben, wenn das Konzept nicht ein dauerhaftes Bedürfnis befriedigen würde. LG Ruedi.
  4. Ruedi

    im übertragenen sinn

    Interpretation: Zwei Tage keine Antworten = allgemeine Ratlosigkeit. Geht mir natürlich auch so. Allerdings finde ich den Anfang mit dem regieführenden LI einen tollen Einfall. Ein lyrischer Kurzschluss, eine literarische Zeitschleife. Und dazu einen netten Binnenreim in der nächsten Zeile. Aber die Idee wird leider nicht weiterverfolgt. Jedenfalls für mich nicht erkennbar. Stattdessen wieder eine Strandszene. Weil sich ja die Gedanken des Autors immer.....? Sorry, Ruedi Ratlos.
  5. Ruedi

    Leben

    Hallo Eiselfe, erstmal: es geht mir natürlich ähnlich wie meinen Vorrednern. Seufz.... Dann: Die letzte Zeile wäre mir zu lang. Was hältst Du von und wünsch' mir das alte Leben zurück ? LG Ruedi
  6. Ruedi

    Die Hoffnung bleibt

    Hallo eiselfe, gefällt mir sehr gut, das Gedicht. Nur eine Frage: Ist das "bleibet" in der letzten Zeile ein Tippfehler oder Absicht? Ich finde es ein wenig störend. Ich hatte mal eine ganz ähnliche Idee, nachzulesen hier: Trostgedicht LG Ruedi
  7. Ruedi

    Schluckauf

    elefantenfluegel ist also ein Bewohner unseres wunderschönen Nachbarländles Bade-Wüttembersch? Grüße nach Westen, falls meine Vermutung stimmt. Ruedi
  8. Ruedi

    Sich verlieren

    Hallo Eiselfe, da ich den zweiten Teil der zweiten Strophe etwas holprig finde, schlage ich vor, die zweite und dritte Strophe zu einer zusammenzuziehen. Dazu kommt, dass in der jetzigen 3. Strophe inhaltlich nichts neues mehr kommt. Das sähe dann so aus: Oft bekommen sie Gäste, feiern berauschende Feste. Besuche gehen hin und her, ohne sie wär es so leer. Ich könnte mir vorstellen, dass durch die kürzere Form der "Endknall" in der letzten Strophe besser ankommt. Und in der ersten Strophe könnte man im Interesse des Versmaßes auf das "Auto" verzichten. LG Ruedi
  9. Ruedi

    Unfall

    Titelvorschlag: Vergessen wie vergessen LG Ruedi
  10. Hallo, ich habe eben überlegt, ob eine Nixe ein Herztattoo haben würde und kam zu der Entscheidung, dass wohl eher nicht. Aber was weiß ich von Nixen? Leider hatte ich dann eine äußerst unschöne Erklärung für diesen angespülten weißen Körper mit Tattoo, aber das breite ich besser nicht aus. Das LI stellt sich in der ersten Strophe auch nicht übertrieben sympathisch da mit der Sehnsucht nach Bewunderern. Mir kommen da die Bodybuilder vom kalifornischen Venice Beach in den Sinn. Also irgendwie finde ich da eine äußerst makabre Ebene in dem Text. Könnte natürlich auch alles ganz harmlos sein, wie Dichtel schrieb. Formal natürlich wieder wie gewohnt makellos - feine Sahne Fischfilet sozusagen. Hoffe ich trat dir nicht auf die Zehen, Perry. Ruedi
  11. Ruedi

    Schimäre

    Hallo Anonyma, ein schönes durchaus gelungenes Stück Arbeit. Inhaltlich dreht es sich um eine Frau (?), jedenfalls einen Menschen, die/der sich aus einer langjährigen Leidensphase selbst befreit. Dazulernt oder besser: wächst. Über die unglückliche Beziehung hinauswächst. Das sehe ich jedenfalls darin, aber das weißt Du natürlich selbst. Formal sehe ich zwei spiegelverkehrte Sonette untereinander. Auch wenn die Reime z.T. unrein sind, egal. Das ist eine interessante Form. Im klassischen Sonett die Leidenszeit geschildert, im vertauschten die Befreiung - oder ist es nur ein Vorsatz der Befreiung? Der Weg zur Hölle usw. Das wird offen gelassen - absichtlich? Diese Stelle ist reichlich allgemein gehalten. Ich hab's ja gerne ein bisschen eindeutiger. Wer mir etwas erklären will, der tue dies deutlich. Rätselhaft bin ich mir selber genug. Kein Wunder, dass ich mit gewissen Texten nichts zu tun haben will (hi hi). Aber das erzeugt natürlich auch Spannung. War es ein Streit? Hat er zuviel getrunken und sich unbeabsichtigt geöffnet? Hat das LI etwas entlarvendes beobachtet? Wer weiß. Also: Respekt. Kleiner Hinweis noch: vorletzte Zeile, Tippfehjler "dich lasse dich ganz schlicht..." LG Ruedi
  12. Hallo eiselfe, ich mag dein Gedicht auch. Vielleicht bist Du zu jung dazu, aber kennst Du Volker Lechtenbrink und den Song "Ich mag"? Falls nicht, könnte er dir gefallen. Lässt sich leicht auf Youtube finden. LG Ruedi
  13. Ruedi

    Schluckauf

    Hallo und willkommen elefantenfluegel, ich kenne auch die Aussage "Da denkt jetzt einer an dich". In meinem Fall hat meine Mutter das immer gesagt, damit ist das natürlich zweifelsfrei korrekt. Pfeifen im Ohr kann ja gar nicht sein Deine Gedanken finde ich schön eingefangen, die Idee gut, aber ich würde mir, ähnlich wie Anonyma, noch ein bisschen Feilen wünschen. Um es konkret zu machen: Damit wäre nebenbei auch ein durchgängiges Reimschema entstanden. Ich hoffe Du bist jetzt nicht sauer. Aber ich mache mir diese Mühe, weil mir dein Gedicht gefällt. Vielleicht kannst Du damit was anfangen. Viele kreative Grüße Ruedi
  14. Ruedi

    Totentanz

    (eine halbwegs gereimte Erzählung) Die Frau ohne Kopf und der Mann mit dem Schwert ruhen in wirbelndem Tanz. Das Lamm ohne Augen und die Taube aus Stein umrahmen den Ball in nebligem Glanz. Die Taube bedroht die Wesen in Not, gebettet in tiefdunkles Rot. Es ist die Nacht der Verschiedenen, die einsam und abgeschieden sind. Sie wandeln durchs Haus der Verwesung, zu Gast bei Mutter Gruft. Endlich! Ein Fest der Leichen. Und unter Modernden und Bleichen steigt der Ball der stillen Herzen, die weder schlagen noch scherzen. Die Vergessenen der Metropole finden sich in der Nekropole zum Tanz der Untoten ein. Und in leeren Augenhöhlen glimmt schwefliger gelber Schein. Reden ist Silber, Schweigen ist Tod, man spricht hier nicht, nicht mal mit Gott. Der Tanzboden zuckt rhythmisch mit. Das sind die Knochen von Soldaten, abgehobelt von Granaten, die auch ein wenig mittun möchten. Sie sind nur noch als Dielen tauglich. Ein General ist auch dabei, glaub‘ ich. Und über ihnen, noch ganz in Weiß ein Brautgerippe schwebt. Die hat die Hochzeitsnacht nicht mehr erlebt, weil sie an ihrem schönsten Tag, sich tanzte in ´nen Herzinfarkt. Ein alter Spanner sieht ihre spitzen Rippen durch’s fadenscheinige Kleidchen blitzen. Naja, so ein Voyeur hat’s hier nicht schwer - lange halten die Leichenhemden nie. Jetzt hat er ´nen Hang zur Nekrophilie. Ab und zu ging er kleine Mädchen erschrecken, heut schaut er ihnen in die leeren Becken. Er hat schwere Zeiten durchgemacht. er weiß noch, er ist Jahrgang null-drei: Dreiundvierzig, Fronturlaub, da haben sie ihn geschnappt, da war es mit ihm vorbei. Und der wurstige Gestapomann, der ihn damals in die Finger bekam, der ihn gefoltert und erschossen hat, freundet sich langsam mit ihm an. Die Gäste schlürfen von den Kränzen frischer Gräber mondbeschienenen Tau. Die Toten sagen, wenn’s Neumond war, macht der Tau sogar die Toten blau. Das Fest mimt Fortschritt, Skelette feiern und heiser zwischen Urnenfeuern verqualmen sie Weihrauch wie Shit. Neben drei Birken, unter goldgelbem Laub steh’n drei frische Junkies. Sie wünschen sich was zu kiffen. Sie haben’s noch nicht begriffen. Sie jammern nach Engelsstaub. Die Würmer und Maden laben sich. Peinliches Fleisch fault langsam, fällt herbstlich, Schicht um Schicht. Noch erscheinen sie sich menschlich und fürchten die Totenpolizei. Doch der Gestapomann nahm heut Nacht frei. Frischlinge eben, gerade so jenseits der Grenze. Sie beobachten alles genau. Ungläubig sehen sie und lauschen und begreifen nicht die Tänze. So sachte glüh’n die fremden Augen. So hauchzart prüft der Wind die tauben Sinne der scheinbar nicht Verdammten. Und außerhalb der Friedhofsmauern schleicht das Leben um diese Zeit wie bitt’re alte Tanten. Drinnen spielen jetzt die toten Kinder, äffen einen unbegangenen Lebenspfad. Zu ewiger Kindheit verurteilt aber ist ihnen der Pfad bereits fad. Vom Tod verraten wie vom Leben, eingesargt in fruchtloses Streben ersehnen sie vergeblich den Henker. Kleine Augen suchen zu sehen, viel zu kleine Köpfe, zu verstehen und entarten daran. Kein Bub wird hier Mann. Und kein Mörder, kein Spanner, kein Gestapomann, reicht nach einiger Zeit an ihre böse Artigkeit heran. Die Hölle ist immobil. Ihr Stillstand wandelt Kinder zu Idioten. Und die Immobilien der Verdammnis sind die Gräber der Toten. So dreht sich die Menge im Taumel überflutet von höllischem Glanz. und nur für die Toten sichtbar liegt über allen und allem wie Smog eine dunstige Glocke aus Angst. Endlich ist es soweit! Weiß in weiß wabernd wallt widerlich aus den Winkeln und Schatten schleimschäumende Form, getragen von den Dünsten der Unterwelt, geronnen zu reiner Hässlichkeit. „Der Fürst!“ weht Wispern ängstlich durch die Nacht. Der Tod hält Hof den Toten, die Finsternis verblasst vor seiner bösen Pracht. Er nimmt seinen Thron ein, er zeigt seine Macht. Schaudernd fährt durch alle Gäste ein Rückblick auf erfahr’nes Sterben, das sie zusammentrug, das sie zusammenschlug. Der Auftritt bricht die Kriegerknochen, der Tanzboden birst. Hier und dort platzen junge Augen kochend aus leeren Köpfen. Die sich jetzt nicht beugen vergeh’n, weh’n auf kalten bockigen Winden in ungeahnte Tiefen. Niemand wagt, sie verschwinden zu seh’n. Eine Party der Blinden, die schliefen. Die Junkies haben (wie üblich) weder Peilung noch Meinung. Und unbetrauert werden sie verschlungen. Unbesungen fort. Der Gestapomann steht natürlich stramm. Der Spanner winselt nur und verliert einen Freund. Der Fürst schreitet weiter, hier schreitet der Feind. Die Menge wagt es nicht zu flieh’n. Jeder lauert. Die Alten wissen, der Fürst sucht heut ein Ruhekissen, für sein verdorrtes Haupt. Der Fürst wählt heute eine Braut oder viele. Dann wird er weiterzieh’n. Eine fürstliche Geste – Musik! und ein Klappern und Heulen hebt an. Die Panischen schreien, die Irren plappern Stakkato im Chor und über der Kakophonie rufen Eulen Verzweiflung ins Ohr. Damen werden aufgefordert und folgen. Schweben in die neblige Gestalt, übergeben sich der höheren Gewalt zu ihrem letzten Stück. Doch Respekt gezollt und Gnade erwiesen. Sie fließen nach Geisterart in die Schatten zurück. Der Fürst trifft seine Wahl. Und es gesellen sich der Zahl seiner Wesenheiten noch zwei hinzu. Die Frau ohne Kopf und der Mann mit dem Schwert ruhen nicht mehr. Es ist keine Heimkehr zu erwarten. Der Fürst ist Legion, auf vielerlei Arten. Das Lamm ohne Augen starrt auf die Taube aus Stein. Die Taube bedroht die Wesen in Not, gebettet in tiefdunkles Rot. (Begonnenca. 1994 Fertiggestellt 8.7.201
  15. Ruedi

    Deine Rückkehr

    Sehr sehr schöne Prosa. Hat mich berührt. Ich weiß zwar nicht, was genau ein milchiger Kontakt sein soll, aber ich finde es sehr gelungen zweimal variiert verarbeitet, sehr passend. Ich stelle mir etwas klebriges vor, etwas, nach dessen Berührung man sich die Hände waschen will. Diese genauen Beobachtungen machen das Verstreichen der Zeit für mich sehr nachvollziehbar und spürbar. Und diesen Wunsch kann jeder verstehen, der mal Liebeskummer hatte. Und die meisten werden wohl erfahren haben, dass das LI da keine gute Idee hat. Sehr gerne gelesen. Ruedi
  16. Ruedi

    Trag mich durch die Angst

    Vielen Dank. Schön, dass es dir gefällt. Ich schreibe vermutlich so, wie du es von dir selbst geschildert hast - aus dem bauch raus mit einem Ohr am Klang und Rhythmus. Ohne ständig Silben zu Bzählen. LG Ruedi
  17. Ruedi

    Trag mich durch die Angst

    Trag mich durch die Angst Halt mich still in deinen Armen Liebe mich, wenn Du es kannst und hab mit diesem Kind Erbarmen Lass das Leben Wogen schlagen, die sich in die Zeit hin brechen Du bist frei zu tun, zu wagen und zu lassen – mein Versprechen Wie gescheitert muss Mann sein um sich als Geschenk zu lieben Wie unsäglich weich und klein sind große Kinder, die sich geben Und plötzlich strahlt ein Sonnenschein, vor dem Ozon nicht schützen muss Die großen Kinder werden klein Durch alle Sphären schreit ein Kuss
  18. Ruedi

    KLARTEXT-LYRIK

    Und ich hör mir an, was ein jeder zu sagen hat und schweig fein still. Und setz mich auf mein Achtel Lorbeerblatt und mache, was ich will. Reinhard Mey - ca. Ende der 1960er / Anfang der 1970er Jahre. Kernige kompromisslose Klugscheisser und rotzfreche radikale Rechthaber gab's schon immer. Was soll's. Diskussion bzw. Argumentation in Geschmacksfragen ist zwecklose Liebesmüh, nur ein Gesellschaftsspiel. Wer heilt hat unter Ärzten recht. Wer gelesen wird bei der schreibenden Zunft. Alle kennen die Gemeinsamkeit zwischen Kritikern und Eunuchen (Weiss genau wie's geht, möchte auch furchtbar gerne, kann aber einfach nicht) Die Sehnsucht nach dem großen deutschen Gegenwartsdichter ist nur die Sehnsucht nach der "guten alten Zeit" mit umgekehrten Vorzeichen. Ruedi
  19. Ruedi

    Neigung

    Es neigt sich die Weide zum Fluss Es neigt sich das greise Haupt Man neigt sich gewöhnlich zum Gruß oder zum Laster, da’s unerlaubt Es neigen sich Bäume im Wind wie schwere Ähren, um nicht zu brechen Es neigt sich natürlich das Kind vor den Alten, um’s später zu rächen Man neigt sich einander zu und in Neigung kann Liebe währen So neigen sich Lippen zum Mund, zum Kuss in stetem Begehren Es neigt sich das Leben zum Tode zu der bittersten Neige Wein Was sich nie neigt, wird verbogen Nichts wird groß, das nicht zur rechten Zeit ungebrochen geneigt und klein 1993 /1994
  20. Hallo, ich bin hier, glaube ich, noch eine Stellungnahme schuldig. Wie kam es zu diesen Zeilen, die ich ja im Gegensatz zur Mehrzahl meiner anderen kleinen Texte ganz aktuell verfasst habe? Nun, als erstes habe ich mir natürlich diese Fragen selbst gestellt. Fällt mir noch etwas Neues ein, bin ich bloß noch eitel, stehe ich unter Druck oder bin ich verspielt? Wo jetzt "wir" steht, stand in meinen Gedanken ursprünglich mal ein "ich". Dieses "ich" habe ich aber sehr schnell ausgedehnt auf diese WG hier. Wieso? Wer veröffentlicht, will gesehen werden und sich vergleichen. Will Kontakt herstellen. Sich austauschen. Ihr müsstet mir doch irgendwie in manchen Punkten ähneln, oder? Ich nehme stark an, daß dieser spezielle Text in diesem Kontext der "Veröffentlichung" mit meiner typisch deutschen Neurose zusammenhängt, die es nach Orientierung und (wie bei jedem gesunden Neurotiker) Aufmerksamkeit und Kontakt drängt. Neben vielen anderen Wegen gibt es zwei, die ich häufiger anwende, um diese Bedürfnisse zu stillen: Zum einen: Ich klopfe mal "auf den Busch", um zu sehen, zu hören (oder wie hier, zu lesen), welches Echo kommt. Ähnlich wie Delfine und Wale sich orientieren. Daran erkenne ich ein Stück weit, wo ich stehe. Und wenn ich wie hier den Nestbeschmutzer spiele, kann ich mir eines Minimums an Aufmerksamkeit sicher sein. Daher muss es provozierend sein, wenn ich klopfe, schwärzer gefärbt, als notwendig. Ich hätte ja manche meiner Zeilen auch positiv formulieren können, gerade wo es um den inneren Drang zum Schreiben geht und die Freude am kreativ sein - egal auf welchem Level. Aber nein, es musste ja provokant sein. Hat funktioniert. Ich sehe an den Antworten, dass aus Gründen geschrieben wird, die ich sehr gut nachvollziehen kann. Leid als Auslöser beim einen, innerer Drang beim anderen, Freude an der eigenen Begabung usw. Ein Gemenge, dass in mir so auch existiert und ich könnte meine Neigung zum Schreiben nicht auf einen einzigen Grund zurückführen. Ich möchte mich bei allen für die souveräne Reaktion bedanken. Das hätte ich mir auch anders vorstellen können. Danke für eure Mühe, eure Zeit, eure Gedanken. Ich hoffe, ich komme jetzt nicht als manipulativer Drecksack rüber. Ich wollte ja keine bestimmte, von mir gewünschte Reaktion provozieren, sondern einfach nur eine offene, authentische. Ich werde mich bemühen, das in Zukunft bleiben zu lassen. Aber manchmal kommen auch aus reinem Spieltrieb ein paar provokante Sachen raus. Da müsst ihr dann halt durch. Wird ja vielleicht lustig. Schönen Abend noch und einen guten Start in die Woche. Das war jetzt anstrengend zu verfassen. Ruedi.
  21. Hallo Perry, vor der Antwort an die Allgemeinheit dir noch die schuldige Antwort auf dein dankenswertes Feedback. Pixelschwarz stehen die Buchstaben auf meinem Bildschirm, wenn ich dort schreibe. Und ein Kugelschreiber ist ein Stift, der mit Tinte schreibt, wenn ich Papier bevorzuge. Manchmal hilft mir das. Man kann Teile streichen, ohne sie zu löschen und ggf. reaktivieren. Passiert schon mal. Ringer-Weh-Hemm. Klar, da flossen das Ringen im kreativen Prozess und die Fußball-WM als Eindrücke mit rein (und verkrampften die Hand) . Aber Ringer-WM wie im ersten Anlauf war mir nicht verspielt genug. Das Ringen mit den eigenen Schmerzen und Hemmungen im kreativen Prozess anzudeuten, erschien mir jedenfalls im Verlauf nicht unlogisch. SelbstverlegenVerlag. Bei manchem lobenden Feedback hier habe ich als Reaktion des gelobten Autors Verlegenheit geäussert gefunden. Das schien mir in die Mitte des Selbstverlages zu passen. An den faden Beigeschmack habe ich dabei gar nicht gedacht. Bei "Jedes Wort ein verschlagenes Kind" bin ich selbst noch am suchen, was sich da im Hinterkopf abgespielt hat. Ein Kind, das geschlagen wurde, dann Überlebens- und Ausweichstrategien entwickelt hat, um den Schmerz zu vermeiden? Also durch das geschlagen-Werden als intelligentes Kind "verschlagen" (= gewitzt, ein wenig hinterhältig, doppelbödig) zu werden? Dieses Kind würde sich dann versteckt in manchen - nicht allen - Texten im Hintergrund äußern. Könnte schon sein. Danke für die Rückmeldung Ruedi.
  22. Ruedi

    Herzstille

    Hallo Perry, 1994 war das meine ganz persönliche Horrorvision, wie es werden würde, wenn es so weiterginge, wie es damals ging. Wurde aber wieder besser. LG Ruedi
  23. Ruedi

    Herzstille

    Schweig still mein Herz Glaube nicht dem Glauben Liebe nicht die Liebe Traue nicht der Treue Schweig still mein Herz Hoffe nicht auf Hoffnung Lache nicht dein Lachen Schlag nicht deinen Schlag Schweig still mein Herz Stille deine Stille Ruh in deiner Ruhe Stirb dich aus dem Leben ca. 1994
  24. Ruedi

    KLARTEXT-LYRIK

    Wenn ich Jenno Casali richtig verstanden habe (und wozu ich Beifall geklatscht habe), waren die Worte sowie die Stelle Für mich hieß das: Rätselhaftigkeit und Unverständlichkeit sind noch kein Qualitätsmerkmal. Den Leser zu fordern ist kein Selbstzweck und kein Sport, ihn zu Überfordern keine Erziehung zur Bildung. Und Verschwurbelung, das Zusammensetzen scheinbar gewichtiger tiefer Worte wie Freiheit, Tod, Liebe, womöglich in seltsamen Zusammenhängen, das Einstreuen von Fremdworten, die nicht jeder kennt, , das allein ist noch keine Kunst. Auch das Befolgen der Gesetze der Metrik, Rhythmik und der äußeren Form allein machen noch keine gute oder schöne Lyrik. Und nicht alles, was sprachlich "schön" klingt ist ja zwingend verschnörkelt oder romantisch. Ich würde z.B. an den folgenden beiden Texten kein einziges Wort vermissen wollen. Und ich halte sie auch nicht für künstlich geheimnisvoll. Der Panther Im Jardin des Plantes, Paris Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe so müd geworden, dass er nichts mehr hält. Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe und hinter tausend Stäben keine Welt. Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte, der sich im allerkleinsten Kreise dreht, ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte, in der betäubt ein großer Wille steht. Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein, geht durch der Glieder angespannte Stille - und hört im Herzen auf zu sein. Rainer Maria Rilke, 6.11.1902, Paris Kennst Du das Land, wo die Kanonen blühn Kennst Du das Land, wo die Kanonen blühn? Du kennst es nicht? Du wirst es kennenlernen! Dort stehn die Prokuristen stolz und kühn in den Büros, als wären es Kasernen. Dort wachsen unterm Schlips Gefreitenknöpfe. Und unsichtbare Helme trägt man dort. Gesichter hat man dort, doch keine Köpfe. Und wer zu Bett geht, pflanzt sich auch schon fort! Wenn dort ein Vorgesetzter etwas will - und es ist sein Beruf etwas zu wollen - steht der Verstand erst stramm und zweitens still. Die Augen rechts! Und mit dem Rückgrat rollen! Die Kinder kommen dort mit kleinen Sporen und mit gezognem Scheitel auf die Welt. Dort wird man nicht als Zivilist geboren. Dort wird befördert, wer die Schnauze hält. Kennst Du das Land? Es könnte glücklich sein. Es könnte glücklich sein und glücklich machen? Dort gibt es Äcker, Kohle, Stahl und Stein und Fleiß und Kraft und andre schöne Sachen. Selbst Geist und Güte gibt's dort dann und wann! Und wahres Heldentum. Doch nicht bei vielen. Dort steckt ein Kind in jedem zweiten Mann. Das will mit Bleisoldaten spielen. Dort reift die Freiheit nicht. Dort bleibt sie grün. Was man auch baut - es werden stets Kasernen. Kennst Du das Land, wo die Kanonen blühn? Du kennst es nicht? Du wirst es kennenlernen! Erich Kästner; Umdichtung von Goethes Mignon ("Kennst Du das Land, wo die Zitronen blüh'n") Mein Beitrag Ruedi
  25. Ruedi

    HYMNE AN DEN STAU

    Hallo, muss ich noch ein paarmal lesen. Ist für mich aber super! Kleiner Tippfehler: 3. Strophe, erste Zeile "...bestaunen lehrst." 5. Strophe, erste Zeile bin ich mir unsicher: "soziables Wesen" - kenne ich das Wort nicht oder soll das sozial heissen? Gut unterhalten Ruedi
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