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maxi01

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  1. Danke, ich merke es mir fürs nächste Mal
  2. maxi01

    Fratze (1)

    Langsam, benommen blinzelt er. Ganz leicht, bewegt sich das Lid über der Pupille, sodass der Raum, der Ihn umgibt kaum, eigentlich eher ungenügend zu erkennen ist. Harmlos beginnend macht sich ein brennen der Augen und ein Stechen zwischen ihnen bemerkbar, welches ihn zwingt immer mehr aus der Ohnmacht des Schlafes zu erwachen und ihn ins Bewusstsein schiebt. Jeder schwächliche Versuch sich dagegen zu wehren, zeigt sich erfolglos und bewirkt mehr noch das Gegenteil.Eine kalte Schwere überzieht seinen Körper dennoch kann er nicht zittern, da ihn die steife Bettdecke zu sehr auf die steinartige Matratze nieder drückt. Vorsichtig und sehr schwermütig durchstreift sein Blick den Raum. Die Sonne strahlt durch das alte Fenster auf die eisigen alten Holzdielen, die bereits beim Blickkontakt ein lautes, beinahe markerschütterndes Knarren von sich geben. Wie zum Hohn scheint dieser hohe Ton über dem schweren Gemüt zu liegen. Ein letztes Mal schließt und öffnet er seine Augen recht behutsam und findet nun gerade ausreichend Elan, um seine schweren Knochen in die Vertikale zu bringen. Während er auf der Bettkante sitzt und der Kalte Fußboden ihn ein stechen in die Knöchel jagt, wischt er sich langsam mit seinen Handflächen über sein Profil, wobei er die Wärme seines Atems darauf spürt. Er richtet sich auf und stellt sich vor den dreckigen Spiegel und für einen kurzen Augenblick stockt ihm der Atem. Eine unorganische Fratze bedeckt die Vorderseite seines Kopfes. Erst jetzt spürt wie unbeweglich und starr seine Mimik ist. Sein Gesicht fühlt sich unnatürlich an. Eine große verwirrte Leere macht sich in seinem Kopf breit und löscht jeden Gedanken aus. Verzweifelt versucht er einen klaren Gedanken zu fassen, doch gelingt es ihm nur bedingt. Ein unruhiges Gefühl, eine Nervosität oder vielleicht sogar Panik macht sich in seiner Brust breit und ihm wird übel. Er möchte sich am liebsten übergeben, fasst sich aber im letzten Moment und verhindert es doch noch. Er schaut in das Waschbecken, auf welches er sich stützt oder besser an welches er sich klammert. Sacht wendet er seinen Blick wieder auf und starrt, wie gebannt für einige Sekunden, die ihm vorkamen wie Minuten in den Spiegel. Fremdartig grinst ihn eine Larve kühl an. Er fasst sich ins Gesicht. Seine Finger fahren über eine perfekt geglättete, unorganische Oberfläche.Zwischen Stirn und Haaransatz versucht er seine Haut zu fassen und abzureißen, wie eine Maske. Es ist ihm nicht möglich sie zu packen. Mit Nachdruck krallt er seine kurzen Nägel in die Haut. Der Schmerz wird von einer Mischung aus Wut und Angst überzogen. Ein kleiner Tropfen Blut rinnt über seine Stirn, die Wange, das Kinn, den Hals und versiegt auf seiner Brust. Er greift nach einem weißen Handtuch auf dem Schrank neben dem Waschbecken. Sein Blick fällt dabei ungewollt auf die Uhr, deren lautes Ticken er an diesem Morgen zum ersten Mal wahrnimmt. Erst ein Schreck, dann Stress,überfällt ihn. Hetzend jagt er von einem Raum in den nächsten, presst sich in einen unbehaglichen Anzug, greift und verfehlt fast seine Tasche und verlässt die Wohnung. Als er in dem baufälligen Hausflur, mit der Hand auf dem Geländer, bei welchem bereits der Lack bröckelt die Treppe hinunterrennt, hat seinen Schritt etwas Tänzelndes. Draußen bestrahlt die grelle Sonne den gefrorenen Teerboden. Er mischt sich in das Gedränge der Menschenmassen in der grauen Großstadt. Zum ersten Mal seit langen, kann er keinerlei Widerstand von den Massen vermerken, die ihm entgegenkommen, egal wie sehr er sich auch bemüht. Aus irgendeinem Grund hat er das Gefühl, dass ihm heute auf der Straße mehr Aufmerksamkeit zukommt, als er es gewohnt ist. Jedoch keine Aufmerksamkeit der schlechten Art, vielmehr sieht er, wie ihm Fremde wohlwollend, fast freundlich zunicken. Bei dem Versuch freundlich lächelnd die Geste zu erwidern, fällt ihm auf, dass ihm immer noch sein starres Grinsen auf den Lippen liegt. Er versucht es zu ignorieren. Ein kalter Schwall von Luft zieht durch seinen Mantel, der für diese Jahreszeit eigentlich nicht ausreichend Wärme spenden kann, doch in seiner Brust ist ihm warm. Er beginnt beinahe schon zu schwitzen. Die Kälte scheint ihm nichts anhaben zu können. Wie in wohlwollender Trance durchstreift er die Straßen. Erst die Laute Hupe eines vorrüber fahrenden Autos holt ihn zurück in die Welt. Er realisiert wieder, dass er ja in Eile war, um seinen Arbeitsplatz zu erreichen. Er spürt seinen Herzschlag bis hoch in die Kehle. Aus Angst, zu spät zu kommen beginnt er zu rennen, dabei rempelt er versehentlich ein paar entgegenkommende Personen unabsichtlich an. Diese scheinen ihm dies allerdings nicht übel zu nehmen, es scheint ihm widersprüchlich aber gelegentlich wird ihm sogar kulant zur Seite gewichen. Völlig abgehetzt erreicht er das große, graubraune Gebäude, in welchem sich sein Büro befindet. Imposant aber auch kühl steht es vor ihm. Er hält kurz inne, um es ein Mal von oben nach unten zu mustern. Er wendet sich geistesabwesend ab, zur Straße um sich eine Zigarette aus dem kleinen silberfarbenen Etui aus seiner Mantelinnentasche anzuzünden. Sein Puls mäßigt sich ein wenig. Er lässt die noch glimmende Zigarette vor sich auf den mit Steinen gepflasterten Boden fallen und tritt sie mit seinen Lederschuhen aus. Er betritt die Eingangshalle des riesigen Bürogebäudes. Beim Weg zum Fahrstuhl kann er ein kurzes Lächeln der streng aussehenden Dame hinter dem Empfangstresen erhaschen. Die Luft im Fahrstuhl ist nicht gerade frisch.Er drückt den Metallknopf mit der Nummer seines Stockwerkes und die Tür schließt sich vor ihm. Auf seiner gewünschten Etage angekommen, begegnen ihm viele Menschen, die bereits dabei sind ihre Arbeit zu verrichten. Wie in einem Bienenstock schwirren zahlreiche Arbeiter umher. Er schreitet bis zum Ende des Ganges zu seinem Büro, auf diesem Weg wird ihm des Öfteren herzlich zugenickt oder die Hand geschüttelt. Er betritt seinen mittelgroßen Arbeitsraum und schließt die hohe Glastür hinter sich. Er stellt seine Tasche neben seinen Schreibtisch und lässt sich geringfügig erschöpft in seinen Bürostuhl sinken. Nun fühlt er sich unbeobachtet und beginnt zu denken. Warum wohl gar niemanden die Maske auf seinem Gesicht aufgefallen ist oder hat man ihn einfach nicht darauf angesprochen? Körperlich fühlt er sich schwach und etwas müde, dennoch muss er sich eingestehen, dass ihm der Weg zur Arbeit irgendwie leichter gefallen ist. Das beklemmende, fremdartige Gefühl verlässt seine Brust aber nicht. Er begibt sich ins Bad, um festzustellen, ob er die Maske tatsächlich noch trägt. Er dreht den Wasserhahn auf und benetzt sich seine Augen etwas. Danach atmet er ein Mal tief ein und aus und schaut in den Spiegel, den er bis eben noch gemieden hatte. Ein kurzer aber heftiger Schock durchzuckt seinen ganzen Körper, er öffnet seinen Mund zum Schreien aber kein laut verlässt ihn. Verängstigt wendet er seinen Blick ab, obwohl er eigentlich erwartet hatte, dass sich die Maske noch auf seinem Gesicht befindet. Fassungslos setzt er sich wieder hinter seinen Schreibtisch, er ist verängstigt. Unruhig erhebt er sich und läuft im Raum auf und ab. Er nimmt aus einer Glasvitrine eine schwere, mit Alkohol gefüllte Flasche und ein Glas, welches er bis zum Anschlag volllaufen lässt und es anschließend, ohne abzusetzen, hastig austrinkt. Es dämmert ihm und so lässt er sich erneut auf seinen Stuhl sinken und er schläft ein.
  3. Niemand geht bei Regen gerne raus, um sich so richtig schlecht zu fühlen und die geballte Ästhetik seiner Melancholie auskosten zu können. Dabei denkt Niemand gern nach: wie er sich bei dem letzten Antirassismus Konzert blamiert hat, als er vor großer Runde in Frage gestellt hat, ob es Opfern von Rassismus wirklich hilft, wenn 50 weiße Menschen, mit Bierflaschen in der Hand, Indie Pop hören. Alle haben sich aufgeregt. Niemand fuhr früh nach Hause und überlegte, in der Straßenbahn, ob er sich ein Ticket kaufen soll oder lieber sein letztes Geld den Obdachlosen vor dem Bahnhof gibt. Niemand fährt heute schwarz. Niemand ist müde aber dreht eine extra Runde durch sein Viertel, obwohl ihm die Beine schmerzen.Dabei liest er Müll von der Straße auf und bringt ihn zum nächsten Mülleimer. Wenn seine Freunde dabei sind, macht Niemand das nicht. Er schämt sich dafür und dafür, dass er sich dafür schämt. Aber Niemand geht gern Nachts spazieren, um seine Einsamkeit zu spüren. Denn Niemand ist sensibler, als Alle denken. Niemand spürt seine Trauer als physischen Schmerz, in der Brust, wenn er sich abends ins Bett legt. Niemand kann nicht schlafen, weil er nachdenken muss. Niemand weint am nächsten Morgen, heimlich unter der Dusche, weil er aus Versehen eine Fliege erschlagen hat. Niemand ist melancholisch, müde, einsam und traurig und immer wenn sich Niemand so richtig schlecht fühlt, dann geht er bei Regen raus und schreibt Gedichte, die er keinem zeigt.
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