Alexanderplatz
Klebrige Turnschuhsohlen machen schmatzende Geräusche auf dem billigen abgenutzten Kunststoffboden der Bahn. Die Jeans haben dunkle Ränder an den Hosentaschen, Hand rein, Hand raus. Getrockneter Schweiß hinterlässt leichte weisse Ränder im Gesicht und die Jacken sind viel zu dünn an diesem kalten Morgen. Hier ging es gestern nicht um Funktion, nur um Optik. Die Fingernägel sind schmutzig vom Rauchen, Trinken, Feiern und natürlich tausendmal Hand rein, Hand raus. Die Augen liegen bereits in tiefen dunklen Höhlen, kein Ausdruck mehr, kein Blick. Die Haare sind durchfeiert und die Haut ist großporig. Suff und Kippengeruch mischen sich mit dem längst verflogenen Duft von gestern. Ich kann leider nicht mehr entziffern ob der Duft Antörner war, die vielen Stunden verdrehen alles ins Gegenteil. War wohl eine harte Nacht und jetzt, ein noch härterer Morgen. In kleinen Grüppchen haben sie sich im Abteil angeordnet. Alle die noch Akku haben, beschäftigen sich mit Ihrem Smartphone. Bei manchen ist es jetzt nur noch Limonade oder nichts mehr, einige wenige trinken immer noch, Respekt. Immer mal wieder ein dumpfes Lachen über das Erlebte, jetzt schnell die Anekdote formulieren, die man ab morgen erzählt. Oder besser noch, vergessen. Die sind auf dem Weg nach Hause, ich komme von da. Für die ist es ein schwerer Gang, für mich auch. Irgendwas hat sich verändert. Party kann am nächsten Morgen ganz schön hässlich sein. Unausgeschlafen und der Mundgeruch des leeren Magens aber auch. Ich versuche noch ein bisschen zu lesen, die Jungs und Mädchen versuchen noch wach zu bleiben. 2 Stationen später sind wir alle ein bisschen eingeschlafen. So unähnlich sind wir uns doch noch nicht an einem Samstag früh gegen 6:00.