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Schmuddelkind

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Alle erstellten Inhalte von Schmuddelkind

  1. Schmuddelkind

    Schiffbruch

    Auf weitem Ozean treib ich umher. Mein Leben heißt, dass ich nicht sterben konnte und über mir liegt Wolkenschwärze schwer und ringsherum nur leere Horizonte. Schon viel zu lange kann ich nicht mehr sehn, wem dieses karge Leben denn noch nütze. Ich möchte untergehn, nur untergehn! Doch dann kommst du und hebst mich aus der Pfütze. (Aus dem Fundus)
  2. Da ich gerne Musik aus den 90ern höre, bedeutet das wohl, dass ich meine Kindheit noch nicht überwunden habe, wa? Ansonsten auch gerne Klassik - wie alle Leute mit gespaltener Persönlichkeit.
  3. Schmuddelkind

    42

    zwei mal drei mal sieben sarkastische Tautologie zwei mal drei mal sieben mal eins mal eins mal eins mal eins mal... so sagen die Ketzer das tut nichts zur Sache (Aus dem Fundus)
  4. Vielen Dank fürs Teilen! Das kannte ich noch nicht. Ist auch wirklich durch die ganzen sympathischen Personifikationen ein schönes Gedicht. Komm zur dunklen Seite der Macht! Nein, im Ernst - ich freue mich sehr über dein Lob, liebe Letreo und dass ich dich als Leserin so bannen konnte. Ein Glück unter den Lebenden. Aber hoffentlich nicht mehr unter den Decken und Wärmflaschen? LG
  5. Schmuddelkind

    Schlaflied

    Wie soll ich dir ein Schlaflied singen in einer Welt, die bange macht? Wie soll ich dir bei all den Dingen, die jäh vergehn in einer Nacht in sanften Tönen näherbringen, dass über dich Frau Luna wacht? Wie soll ein Schlaflied von mir klingen, das nicht laut weint, das leise lacht? (Aus dem Fundus)
  6. Danke, lieber Elmar! Das ist das Gemälde, das ich vor einigen Jahren in der alten Nationalgalerie gesehen habe und das mich unerklärlich stark fasziniert hat. LG
  7. Vielen Dank für dein großes Lob, liebe Sonja! Welches Gedicht meinst du? Jedenfalls wünsche ich dir viel Spaß beim Hören. Das Lied ist für mich eines der schönsten "klassischen" Stücke der Musikgeschichte. Das Gemälde, das man im Video sieht, hat mich auch nachhaltig beeindruckt, als ich es in der alten Nationalgalerie in Berlin gesehen habe. Wow! Da bin ich sprachlos - so viel zu meiner starken Form des Ausdrucks. Und nun kam auch dein Lob hinzu, lieber gummibaum. Vielen Dank auch an dich. Da bin ich beruhigt, dass du die Lektüre nicht bereuen musstest. LG
  8. Oh, vielen Dank für die vielen positiven Reaktionen, ihr Lieben! Danke für das Lob, Lisa! Traurige Anlässe sind mir immer sehr willkommen. Dein Wunsch schmeichelt mir sehr, Freiform. Leider wollte das Gedicht nicht mehr von sich zeigen. Schön, dass die Melancholie dich erreicht und dir Anlass zur Freude gibt. Klingt paradox, aber so geht's mir auch meist, wenn ich was Trauriges lese. Man darf müssen, wenn man will. Ach, wie ich mich freue, dass auch dir das Gedicht so gut gefallen hat, Sonja, und allseits so gut angekommen ist. Endlich mal wieder was Neues von mir! Dachte schon, mir wollen keine Gedichte mehr einfallen. Oh, das ist wieder eine tolle Beobachtung von dir, gummibaum. Die "Mauern" der Trauerweide, die einst das Paar von der Welt schützten, trennen nun das LI von der Außenwelt, von welcher das LD nun ein Teil ist. LG
  9. Schmuddelkind

    Insel der Toten

    Von leisem Traum herangezogen durchstößt das Boot, als ob es gleite, den trägen Dunst und raue Wogen. Ein Felsen dämmert in der Weite. Die Macht, die man noch schwerlich sieht, durchspannt den Raum wie eine Norne. Der Fährmann singt sein ewges Lied und steuert ungerührt nach vorne: "Die dunklen Augen nah des Lichts umherscheinender weißer Kerzen, sie spiegeln das erwirkte Nichts und tiefe Nacht erschallt im Herzen." Der Kahn in seinem steten Flug, als ob er durch den Hauch zerschelle, er knarrt mit jedem Atemzug, mit jeder aufgeregten Welle. Doch mit Gewissheit, so erhaben wie jene Insel, die entsteigt aus schlummernd Meer und stummen Farben, führt er zum Steg, der drohend zeigt. Da türmen sich die Felsenhallen - in ihren Fenstern dunkle Nacht - und unentwegt einander schallen das Hoffen und Verzweifeln sacht. Im Innern kolossaler Schanzen entscheidet sich nun das Geschick, entschwinden alle Resonanzen. Dahinter nämlich reicht kein Blick. (Inspiriert durch Rachmaninows "Insel der Toten")
  10. Und wenn du gehst, so zieht's mich wieder zum Fluss an unsre Trauerweide, in deren schützendem Gefieder wir einstmals weilten - nur wir beide. Hier spüre ich, wie deine Hände die meinen nicht mehr zärtlich streifen und kann erst jetzt des Tages Ende mit meinen Tränen ganz begreifen.
  11. Liebe Lisa, schön, dass du Köpenick deine erste Berliner Heimat nennen kannst, denn Köpenick ist wirklich ein Ort schönster Prägung. Tatsächlich habe ich dieses Gedicht auch dort geschrieben und freue mich, dass ich dich damit drei Jahre später ganz unverhofft an deine Köpenicker Zeit erinnern kann. Danke für deinen Kommentar! LG
  12. Die Dahme wiegt in Trunkenheit. Ach Fluss, du kennst mein Leiden schon. Drum trag es in die Nacht davon! Komm, lass uns gehn! Es ist längst Zeit. Vom Rathauskeller strömt der Klang aus eines bessern Morgens Gestern. Verdandi tanzt mit ihren Schwestern den bunten Straßenzug entlang. Das Pflaster klatscht im Takt der Pferde, aus fremden Menschen werden Brüder. Ich schaue von der Bank herüber und warte, dass ich jünger werde. (Aus dem Fundus)
  13. Vielen Dank für eure ausführliche Beschäftigung mit meinem Gedichtchen und insbesondere für die Textarbeit, lieber gummibaum und liebe Sonja! Klasse Interpretation! Bin immer wieder erstaunt (obwohl es mich inzwischen ja nicht mehr überraschen sollte), wie gut du beobachtest. Du siehst besonders die Dinge, die nur angedeutet sind. Danke jedenfalls, dass du auf diesen Sachverhalt hingewiesen hast! Vielen Dank! Das Gedicht ist inzwischen schon etwas älter und ich weiß noch, dass ich damals aus irgendeinem Grund dachte, dass dieser Metrik-Salat dem Gedicht gut steht (zu der Zeit habe ich ein paar Gedichte in etwa so geschrieben). Inzwischen stört es mich aber selbst. So ist das wohl, wenn man seine Experimente mit etwas Abstand betrachtet. Deinen Vorschlag finde ich klasse. Super gelöst und dabei weichst du kaum von der Vorlage ab (auf die Faxen muss und kann ich dann auch verzichten). Das übernehme ich gerne genau so. Vielen Dank für das Lob! Auch freut es mich natürlich, dass ich dir (und vielleicht dem ein oder anderen Leser) Anlass gab, an die Kindheit zurück zu denken. So ist es ja auch, wenn man sich alte Fotoalben anschaut und dieses Grundgefühl des Durchwühlens der eigenen Kindheit wollte ich hier vermitteln - daher auch der fragmentarische Charakter und die elliptischen Formulierungen, denn so ein Fotoalbum hat ja keinen klaren roten Faden, auch wenn manche Bilder im Zusammenhang schon eine kleine Geschichte erzählen (wie z.B. das erste Fahrrad, der Armbruch und das zweite Fahrrad). Au weia! Aber das habe ich auch gerne gemacht. Kletterte wahnsinnig gerne auf Bäumen herum und ließ mich in die Hecken fallen. LG
  14. Das freut mich sehr, liebe Lisa! LG
  15. Wobei man in einem Gemälde den Maler zum Glück ja nicht sieht. Vielen Dank, liebe Lisa, für dein besonderes Lob. Das macht mich ganz verlegen. LG
  16. Uiuiui, da sind ja ne ganze Menge Reaktionen! Vielen Dank für so viel Aufmerksamkeit an alle! Ja, man darf ja nichts mehr sagen. Du hast recht, Lichtsammlerin: Das ist auch einer dieser Sätze, die man überall hört, die ein seltsames Demokratieverständnis offenlegen. Da fühlen sich Leute in ihrer Meinungsfreiheit beschnitten, wenn sie merken, dass ihre Ausgrenzung nicht überall sozial erwünscht ist. Im Grunde genommen gibt es kein Land, das kein Einwanderungsland war. Egal welche Person auf der großen weiten Welt man betrachtet - geht man nur weit genug in die Familiengeschichte zurück, finden sich immer mehr Ahnen aus aller Herren Länder. So gesehen ist das Konzept von Verknüpfung von monolithisch definierter Kultur (oder gar Ethnie) mit einem Ort völlig widersinnig. Besonders fällt mir das in zeitgenössischen Debatten über Migration in den USA auf. Da gibt es Leute, die sich beschweren, dass immer mehr Einwanderer nach Amerika kommen - dabei hat jeder von denen einen Migrationshintergrund, den man meist noch im Namen erkennt. Ja, Vieles, was man für kulturell langfristig tradiert oder historisch gewachsen hält, ist entweder ein Import oder eine moderne Erfindung, aus einer Not oder einem politischen bzw. ökonomischen Kalkül heraus. Nicht wenige der Ernährungsgewohnheiten hierzulande entstanden erst nach dem zweiten Weltkrieg als Reaktion auf Rationierung etc.. Die angeblich lange Tradition des Frühstücks ist eine Erfindung der Werbeindustrie, die uns "die wichtigste Mahlzeit des Tages" verkauft hat, um mehr Nahrungsmittel zu verkaufen, als diese massenweise und billig produziert werden konnten. Ebenfalls eine Erfindungs der Werbeindustrie ist die Vorstellung, dass Diamanten Edelsteine seien (obwohl sie nur gar nicht so seltene Industrieprodukte sind). Zu diesem Zweck hat man auch den Verlobungsring erfunden. Heute denkt jeder, dass sei schon immer so gewesen und ewige Tradition in diesem Land, dass man einer Frau zur Verlobung einen Ring ansteckt. Ach, es gibt so viele Beispiele von Dingen und Gepflogenheiten, die angeblich immer so gewesen sind, aber in Wahrheit, wenn man sich genauer damit beschäftigt, vor nicht allzu langer Zeit zu einem spezifischen Zweck erfunden wurden... Wobei es die CDU ja nicht gäbe, gäbe es keine CDU-Wähler. Dass die Gleichberechtigung der Geschlechter in Deutschland vielen Ländern hinterher hinkt, drückt sich zwar konkret in politischen Entscheidungen aus, hat aber natürlich viel tiefere Ursachen - im Denken der Menschen. Eigentlich erschreckend zu sehen, in wie vielen Ehen im Jahr 2020 noch Frauen mehr oder weniger als Appendix ihres Mannes gesehen werden. Und auch die Trennung von Kirche und Staat ist in Deutschland nicht besonders ausgeprägt. Da ist es dann schon seltsam, wenn man kritisiert, "der Islam" (wer auch immer das sein soll) habe eine politische Agenda. Danke, Melda-Sabine! Ich freue mich sehr, dass ich ein paar Denkanstöße geben konnte. Auch dir vielen Dank, avalo! Absolut! Wir haben zum Glück nicht dasselbe Rassismusproblem wie die Vereinigten Staaten und auch die politische Ausgrenzung religiöser Minderheiten, die indische Muslime derzeit erleben, ist uns zum Glück (noch) fremd. Man muss aber eben auch immer darauf achten, wie es in diesen Ländern so weit kommen konnte und verhindern, dass es bei uns mal so weit kommt. Danke für deinen Denkanstoß, Federtanz. Ich schätze, jeder Mensch hat eine gewisse Reichweite. Es ist wohl wichtig, diese Reichweite zu erkennen und versuchen etwas innerhalb dieser Grenzen zu bewirken. Wenn man weiter ausreichen will, ist es vergeudete Kraft und irgendwann wird man vielleicht zynisch angesichts einer Welt der fortwährenden Ungerechtigkeit. Welche Partei ist das denn? Ich kannte von früher nur die SVP als halbwegs rechtspopulistische Partei, wobei das ja in der Schweiz besonders problematisch ist, weil alle im Parlament vetretenen Parteien an der Regierung beteiligt sind. Kann man sich in Deutschland gar nicht vorstellen: Die Grünen müssten mit der AFD zusammen arbeiten. Ja, da hat Einstein nicht ganz unrecht, auch wenn das eher ein Satz ist, den ich aus Verbitterung und nicht aus Überzeugung sagen würde. Naja, Einstein war ja auch zuweilen verbittert - zurecht. Beim Schreiben gibt es für mich keine Grenzen mehr - die Gesetzmäßigkeiten der Wirklichkeit sind aufgehoben. Die Kunst ist das Refugium einer empfindsamen Seele, die nicht in eine kalte Welt passt. LG
  17. Schmuddelkind

    Die Blume

    Eine Blume steht auf weiter Flur und vertraulich öffnet sich die Blüte. Floras generöse Frühlingsgüte unterbricht den Kummer jeder Uhr. Fragt die Blume, wie es mir gefiele, wählte sie stattdessen mich zum Ziele, angestarrt beim Liebesakt von Gaffern, benutzt für mittelmäßige Metaphern. (Aus dem Fundus)
  18. Danke für deinen Kommentar, Joshua! Oh, ich bin froh, dass man ihn tatsächlich auch erkennt. Damals, als ich den Text einen Tag vor der Präsidentenwahl geschrieben habe, hielt ich es ja noch für Satire, aber inzwischen wurde die Satire längst von der Realität eingeholt. Wenn man mal einen Schritt zur Seite tritt, ist es eigentlich unglaublich, was zur Zeit alles auf der Welt passiert - in Amerika im Besonderen. Aber grundsätzlich habe ich das Gefühl, die Welt wird immer verrückter. Ich wäre auch null überrascht, wenn Trump wieder gewählt wird, obwohl das mit gesundem Menschenverstand ja eigentlich gar nicht in Einklang zu bringen ist. LG
  19. Vielen lieben Dank für deinen erneut so ausführlichen Kommentar, liebe Lichtsammlerin! Ich werde hier ja richtig verwöhnt und schaffe es selbst leider kaum, die Kommentare zu beantworten, geschweige denn selbst mal wieder zu kommentieren. Andeutungen sind in Gedichten oft wirksamer als explizite Beschreibungen, weil der Leser selbst gewzungen ist, aus seiner Vorstellung und seinen Erfahrungen heraus die Kulisse zu gestalten. Dadurch wird diese dann umso plastischer. Ich freue mich, dass das Gedicht dich so angerührt hat. Ja, so sehe ich es auch. Besonders schön finde ich, dass du die letzten beiden Verse als Spiegelbild des LI gedeutet hast. Das war auch von Anfang an mein Bild. Ich persönlich neige tatsächlich zur Interpretation, dass das LI der Mörder des LD ist, weil es faszinierende Fragen aufwirft: Warum bfeand sich dann das LD mit ihm auf dem See? Dazu ist ja ein gewisses Vertrauen nötig. Das lässt mich schaudern: Wie gut kann man einen Menschen tatsächlich kennen? Diese Unsicherheit, wer das LI wirklich ist, das verschwommene Bild dieses Menschen drückt sich dann gut in der Vagheit der letzten beiden Verse aus, da es ja in der Tat Interpretationsspielraum gibt. Es ist ja nicht unplausibel, von einem Unfall auszugehen, wie du geschrieben hast. Letztendlich weiß natürlich nur das LI, welche Schuld er im See gespiegelt sah. Aber genau das ist wohl das Düstere an dem Gedicht. Vielen Dank! Mir ist meist an einer einfachen, aber nicht seichten Sprache gelegen, der man als Leser sofort intuitiv zugänglich ist. LG
  20. Aus dem Krankenbett? Komm da bitte schnell wieder raus, liebe Letreo! Mensch, gute Besserung! Aber jetzt auch vielen Dank für dein großes Lob! Ach, in meinem Kopf löst sich der Unterschied zwischen Ernsthaftigkeit und Humor auf. Insofern: Ob man über meine Texte lacht oder ob sie einen zum Nachdenken anregen - beides finde ich cool. Ja, der moralische Zeigefinger steht mir auch nicht besonders gut (in meiner Jugend habe ich eher mal den moralischen Mittelfinger erhoben, aber das ist auch keine Lösung). Daher bin ich froh, dass es mir gelungen ist, auf das Problem aufmerksam zu machen, ohne den Leuten zu erklären, dass sie alles falsch sehen und dabei noch ein Schmunzeln zu provozieren. LG
  21. Vielen Dank für eure Gedanken zum Gedicht, lieber gummibaum und lieber Feuerfunke! Danke für das Lob! Seh sucht ist irgendwie oft mein Thema. Weiß gar nicht, wo das genau herkommt. Ist wohl einfach nur Weltschmerz. Der vergeht bestimmt wieder. Danke, dass du die Analogie so gut beleuchtet hast! Dabei ist ja die Bindungsenergie in Atomen viel größer als die Schwerkraft, wenn ich das als bedauernswerter Nichtchemiker richtig sehe. Da fällt also die Welt des LI völlig auseinander, wenn das LD nicht da ist. LG
  22. Oh, vielen Dank für die vielen tiefgründigen Worte, ihr Lieben! Ja, sieht so aus. Eine Lüge ist, so gesehen, nicht zwangsläufig etwas Schlechtes. Zumindest ist sie in diesem Fall vollkommen menschlich. Durch Tod, durch Trennung oder weil einfach die Wege in unterschiedliche Richtungen gehen - ja, die meisten Menschen haben schon mal einen solchen Verlust erlebt und daher sind Texte über den Verlust eines Menschen oft so nahegehend. Ich liebe Bücher und Filme, die dieses Thema empfindsam verarbeiten. Gute Beobachtung! Es ist eine unglaublich große Herausforderung, den Tod zu akzeptieren, sei es den eigenen oder den eines nahestehenden Menschen. Es ist die eine Sache, die niemand erleben möchte, die aber zwangsläufig passiert. Da ist die Versuchung groß, wegzusehen, sich vom Tod abzuwenden. Letztendlich nützt es aber natürlich nichts. Wenn man den einen Menschen verliert, der einem mehr wert ist als alles andere in der Welt, ist es nur schwer vorstellbar, dass das Leben weitergehen soll. Schließlich war bisher im Begriff "Leben" dieser besondere Mensch inbegriffen. Daher finde ich deine Formulierung so schön, dass das LD seine Lüge zärtlich um die Angst des LI legt, denn nur in der Lüge kann das LI Trost finden, nur in der Vorstellung. Doch genau dadurch wirkt das LD noch nach dem Tod auf das Leben des LI ein, fast als wäre ein Teil, quasi der Geist des geliebten Menschen noch am Leben. Das ist dann vielleicht das größte Maß an Realität, auf das man sich in einer solchen Situation noch einlassen kann. Jein, würde ich sagen. In sich selbst kann es die Akzeptanz der Realität tatsächlich nicht finden, aber die Erinnerung an das LD und dessen Worte, helfen darüber hinweg. Das LI muss sich erst auf eine Täuschung einlassen, um aus der Welt der Täuschung heraus die Wirklichkeit anzunehmen. Wow! Die Sprache ist definitiv sehr schlicht und auch die größtenteils parataktische Satzstruktur wirkt eher unaufgeregt. Es ist wohl die Sprache eines Mannes, der nach Jahren gelernt hat, mit dem Verlust zu leben, ohne ihn wirklich ganz akzeptieren zu können. Ich schätze, darin drückt sich v.a. aus, wie sehr das LI in seinen Gedanken beim verstorbenen LD ist. Wenn ich manchmal in meinen Gedanken verloren bin, antworte ich meinen Gesprächspartnern auch meist einsilbig und halbwegs nüchtern. Ja, solche Situationen drängen sich im Leben manchmal auf und das könnte auch ganz gut auf das Gedicht passen. Letztendlich ist es, so oder so, wohl ein unvermeidlicher Verlust, der eine ähnliche emotionale Wirkung haben könnte, auch wenn der Tod eines Liebsten noch mal ein Stück härter sein dürfte. Aber dieser Unterschied ist wohl graduell. Ja, wenn man einander wirklich liebt, ist es nicht leicht, das Leben danach wirklich als Leben aufzufassen, zumindest am Anfang. Auch da passt deine Interpretation wieder gut zum Geschriebenen. Krasser Scheiß! Klingt interessant. Werde ich vielleicht mal lesen... Was bei deiner Interpretation faszinierend ist: Das LD weiß dann sehr genau, dass es eine Lüge war und lügst sich somit auch selbst was vor, um den Kopf über Wasser zu halten. Das ist irgendwie noch härter, glaube ich. Manchmal bleiben einem nicht mehr als Erinnerungen und wenn die Gegenwart zu schwer zu ertragen ist, bleibt einem wohl nur noch, die Vergangenheit zur ganzen Wirklichkeit zu erheben. Ich hatte tatsächlich auch eher den Tod des LD im Sinn, aber deine Lesart passt ebenso zum Gedicht und ich danke dir, dass du das Gedicht noch einmal aus einem leicht anderen Blickwinkel beleuchtet hast - nur so kann das ganze Gedicht zu Vorschein kommen. Gedichte sind nämlich wie Statuen. Man muss um sie herum gehen, sie von allen Seiten betrachten, um sie ganz zu verstehen. LG
  23. Vielen Dank, lieber gummibaum! Dein Lob bedeutet mir viel. LG
  24. Vielen Dank, dass ihr über meinen Witz zur Sprache der Ausgrenzung lachen konntet, Joshua und alter Wein! Es ist schon etwas Merkwürdiges. Einige Menschen benutzen diese Sprache, ohne dass ihnen etwa auffällt, dass Sätze, die mit "Ich bin kein Rassist, aber..." beginnen, meist mit einer diskriminierenden Aussage fortgeführt werden. Erst wenn man mal die Variablen tauscht, wie ich es hier getan habe, erfährt man diese Ausgrenzung und vielleicht gelingt es dann, sich mal in die Lage der Migranten, Flüchtlinge usw. zu versetzen, die sonst meist Ziel von Herablassung oder Anfeindung sind. Vielen Dank, aber ich fürchte, das ist zu viel des Lobes. Diese Sprache liegt ja auf der Straße. Ich habe sie nur aufgelesen und "Ausländer" oder "Flüchtlinge" durch "Deutsche" ersetzt. Dennoch freue ich mich, dass das Resultat dann auch zum Grinsen einlädt. Gerade über ernste Themen muss man lachen können, wenn man nicht abgestumpft oder depressiv enden will. Das kann ich nachvollziehen. Geht mir meist auch so. Ich will ja ein Land kennenlernen und dabei generell möglichst wenigen Touristen (ob aus Deutschland oder sonstwo) begegnen, um mich ganz auf das Land einlassen zu können. Ist halt meist nicht möglich, weil schöne Orte ja die Menschen anziehen und wenn ich dann mal mit einem Deutschen ins Gespräch komme, finde ich das auch nicht weiter schlimm, aber lehrreicger ist es halt meist, sich mit Einheimischen zu unterhalten. Darüber bin ich untröstlich. Naja, im Grunde genommen, steckt in den Menschen mehr Gutes, als man gemeinhin sieht, auch bei denen, die man vielleicht zu den Missgünstigen, Oberflächlichen und Ichbezogenen zählt. Ich kenne einige Leute, deren politische Einstellungen mir höchst fragwürdig erscheinen. Aber wenn man sie näher kennenlernt, merkt man, dass da auch nicht die pure Bosheit durch die Seele weht. Oft sind es Ängste, die umso verständlicher sind, je näher man sich mit den Leuten beschäftigt, die vielleicht im direkten zwischenmenschlichen Bereich eine unglaubliche Herzlichkeit offenbaren. "Böse" und "gut" sind Adjektive, die einem Menschen nie gerecht werden, aber manchmal gibt es eben den Impuls, zumindest verbal mal den Spieß umzudrehen und die Menschen erfahren zu lassen, was sie anderen antun. Das ist zumindest meine fromme pädagogische Hoffnung. LG
  25. Schmuddelkind

    Fremd im eigenen Land

    Ich bin kein Rassist, aber ich finde, es gibt einfach zu viele Deutsche in diesem Land. Versteht mich nicht falsch: Gewiss sind nicht alle Deutschen schlimm. Ich kenne sogar ein paar persönlich und das sind nette Menschen. Hin und wieder gehe ich auch beim Deutschen essen und gegen das Essen kann man nichts sagen - ist halt ein bisschen gewöhnungsbedürftig, dass die ohne Gewürze kochen, aber da bin ich tolerant. Solange die Deutschen sich ordentlich benehmen, habe ich jedenfalls nichts dagegen, dass sie hier leben. Aber wenn ich sehe, wie viele Deutsche Steuern hinterziehen... oder spielende Kinder von Wiesen vertreiben... oder trinken... oder ihre Frauen schlagen. Und dann schauen die alle so grimmig - man fühlt sich ja gar nicht mehr sicher, wenn man über die Straße geht. Die meisten Deutschen können sich auch gar nicht richtig artikulieren. Neulich habe ich in der S-Bahn einen Streit zwischen zwei Deutschen mitgehört. Da meinte der eine: "Fenster auf!" und öffnete das Fenster. Der andere entgegnete: "Fenster zu!" und schloss es wieder. Dies setzte sich einige Minuten so fort, bis einer der beiden aussteigen musste. Diese Kultur ist einfach in der Steinzeit stecken geblieben. Und wenn man mal versucht, mit einem Deutschen ins Gespräch zu kommen, schaut der die ganze Zeit auf sein Handy. Echte Gesprächssituationen sind ihm zu komplex und er ist auch gar nicht an seiner Umgebung interessiert. Auch finde ich es unerträglich, wie viele Deutsche auf der faulen Haut liegen - auf unseren Kosten! Und dann nehmen sie uns die Arbeitsplätze weg. Wenn man in einer deutschen Kleinstadt durch die Fußgängerzone geht, sieht man manchmal fast nur deutsche Läden - fürchterlich ist das! Ein Spielzeugladen, ein Schmuckladen, ein Immobilienmakler, ein Versicherungsbüro, ein Waffenladen, ein Beerdigungsinstitut, aneinandergereiht wie die Stationen einer deutschen Biographie. Die deutsche Kultur - Engstirnigkeit, Hedonismus, Suff, Pornographie - läuft allem zuwider, wofür dieses Land steht. Unserer Gesellschaft ginge es besser, schöbe man die Hälfte (oder zumindest 12,6%) der Deutschen nach Syrien ab. (Aus dem Fundus)
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