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Hayk

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Alle erstellten Inhalte von Hayk

  1. Hayk

    Das Urteil des Paris

    Lieber Holger, liebe Line, von der Wortwahl begeistert, von den Erläuterungen zur griechischen Mythologie durch Line sehr angetan, muss ich erst einmal mein Lob los werden! Nur beim "Ursprung" der ganzen Malaise, der Krieg um Troja bzw. des Untergangs Trojas, schießt Ihr m.M.n. am Ziel des "weithin treffenden" Homers vorbei. Bei der Geburts des Paris weissagte das Orakel, dass Paris die Schuld am Untergangs Trojas habe. Paris wurde ausgesetzt, von Bären gerettet und umsorgt, wurde Hirt und später als Verteiler des Erisapfels ausgewählt. Aphrodite gewann den Wettbewerb und Helena war sozusagen seine Belohnung. Er entführte die schöne Gattin des Menelaos undschonwar ein plausibler Grund geschaffen, den Götterspruch vom Untergang Trojas einzuleiten. Die Geschichte wird noch komplizierter, wenn man sich die beteiligten Damen genauer anschaut. Hera, die Frau des Zeus (manchmal auch seine Schwester genannt), Athene, die "Kopfgeburt" des Zeus, somit seine Tochter, und Aphrodite, die nach Homer die Tochter des Zeus, nach Hesiod die des Uranos und aus dem Schaum seines abgeschnittene Glieds entstand. Bei der Geschichte rund um Paris dürfen wir davon ausgehen, dass Homer die Aphrodite als Tochter des Zeus sah. Letzten Endes - und in den griechischen Tragödien gibt es kein Entkommen und alles Psychologisiern wird angesichts der Allmacht der Götter obsolet - erfüllt sich der Orakelspruch, Troja würde untergehen. Die schönste Frau der Welt, Helena, das bitte ich zu bedenken, war keine "Irdische", sondern dank eines Seitensprungs des Göttervaters Zeus mit Leda (in der Figur eines Schwanes) zur Welt gekommen. Liebe Grüße, Hayk
  2. Hayk

    Thanatosiade

    Zum dritten Male wagtest du es anzuklopfen und immer wieder habe ich dich weggeschickt; ich sah aus deinen hohlen Augen Tränen tropfen, denn wiedermal ist‘s dir auch heute nicht geglückt, des Frohgesanges mich, des Saufens zu entwöhnen, zu einem letzten, tiefen Seufzer mich zu zwingen. Versuch es, Bruder Hein, es wird dir nicht gelingen - die Knochenhände reißen nimmer mich von schönen, aus Meeresschaum gebornen Aphroditenleibern. Ich lebe ewig, dank des Sangs, des Weins, den Weibern! Weil ich deiner spotte, elendes Schlottergestell, und auch diesem geifernden Köter mit seinem Gebell die furchtsame Demut verweigre, befiehlst du zur Stelle Sibylle, die schauende Schwester, die gradwegs zur Hölle den Weg mir beschreibt, um im letzten Moment zu verhindern, dass Leichtsinn den Weg in den Himmel dem Toren verschließt. So sei mir, du knöchernes Männchen, sehr herzlich gegrüßt, du bleibst immer bleich - ich aber lebe in all meinen Kindern!
  3. Im Zwielicht seh ich kaum noch den Pokal, die Lippen lechzen durstig und vergebens nach einem Trunk, dem Inhalt meines Lebens, ich winde mich in ungenannter Qual. Kaum tritt das Morgenlicht in meine Kammer, ergreift ein stilles Sehnen meine Brust; ich greif zum gut gefüllten Glas voll Lust, ertränke schnell der Nächte Katzenjammer. Dein Geist, o Bacchus, möge mich unschweben vom ersten bis zum letzten Glockenschlag! Nur du kannst mich der Erden Last entheben, Esprit entzünden und für den, der 's mag, die Sterne, dank dem Saft vergorner Reben, uns leuchten lassen auch am hellen Tag.
  4. Hayk

    Nänie

    Fruchtverkündend schmücken Bäume sich mit Blütenschleiern ganz, Aphrodite gibt den Namen, leiht dem Monat Götterglanz. Tochter links, den Sohn zur Rechten, hoch in Hoffnung, hin zum Born klaren Wassers eilt die Mutter - düstre Wolken ziehn herauf. Fernes Grollen, fahle Blitze drängen sie zu schnellem Lauf. Ängstlich blökend flüchten Schafe vor des Himmels Zorn, Bäume biegen sich zum Boden, Regen peitscht die Kirschbaumblüten. Satans Flüche fernher gellen, übertönen Sturmes Wüten: Hekatomben schwarzer Stiere - spart sie euch, die Opferrinder! Höllenhunde werden hetzen Mann und Frau und Kinder! Bajonette schneiden fühllos Leben aus der Mutter Leib, Kolbenhiebe löschen grausam dunkler Kinderaugen Glut: Waren nur Armenierschweine und ein Christenweib! Grause Mordlust aufgepeitschter Türkenwut - rot Fontänen sprudeln - tausendfach Armenierblut. Nichts Weißes mehr - dunkle Schatten hindern des Mondes vollen Silberglanz, Khatchkare oben in den Bergen- blutbesudelt - ganz. Tränen der Steine gerinnen zu hartem Obsidian, ein schwarzes Leichentuch bedeckt mein Hayastan. Stumme Trauer lähmt das Land - nicht genügen vierzig Tage, Leid aus tief betrübten Augen zu verdrängen. Aprikosenhölzern weint die Duduk Wehmutsklage, ein Strom von Tränen quillt aus Komitas Gesängen. Der Masis hüllt sein Haupt in dichte Wolken. Nänie - Totenklage Aphrodite - Aprilis - = April (am 24. April 1915 begann der Genozid an den Armeniern, dem ca. 1,5 Mio Menschen zum Opfer fielen) Hekatomben= 100 Opfertiere Im April fehlte 1/5 des Mondes zur voll sichtbaren Scheibe Khatchkare- Kreuzsteine in Armenien Duduk- Holzblasinstrument mit dunklen Oboenton, aus Aprikosenholz gefertigt ("armenische Flöte") Komitas - berühmter armenischer Komponist Masis - der große Ararat (daneben ist der "Sis" - der kleine Ararat) hier landete der Bibel nach Noah mit seiner Arche
  5. Hallo Carlos, vielleicht findet sich ja noch die eine oder der andere. Hayk
  6. Hallo Freiform, dankefür den Hinweis! Und Dank auch fürs "gut geschrieben! Gruß, Hayk
  7. Drei Tage im April 1945 Jahrzehnte lang erzählte ich meinen Kindern, meinen Freunden und sicherlich auch einigen, die geheucheltes Interesse vorgaben, von meiner frühesten Kindheitserinnerung, nämlich das Erlebnis des Kriegsendes am 12. April 1945. Drei Jahre zuvor, an einem Sonntag, schenkte meine Mutter der Welt mich, ihren Erstgeborenen, dessen erster Schrei sie erlöste und meine Großmutter entzückte. Die Abwesenheit des Herrn Papa hatte einen gewichtigen Grund: Er musste, wie so viele andere, seine Knochen als Unteroffizier der Deutschen Wehrmacht für den GröFaZ hinhalten. Drei Jahre später, ich hatte schon ein Brüderchen bekommen, war der Untergang des „Dritten Reiches“ auch den größten Sieg- und Heilkrakeelern zur Gewissheit geworden, rückten die Amis, Tommys und Franzmänner aus dem Westen, die zu Untermenschen deklassierten Russen aus dem Osten immer näher, und um ihre beiden Knaben und sich selbst aus der unmittelbaren Schusslinie zu nehmen, dem Bombardement der Alliierten auf die Stadt Jena zu entgehen, packte unsere gerade mal dreiundzwanzigjährige Mutter den Jüngsten in einen Kinderwagen, nahm mich an die Hand und flüchtete mit uns und meinen Urgroßeltern aus der Stadt in westliche Richtung, den „Birnstiel“ hinauf - der später zu unserer liebsten und längsten Schlittenfahrtstrecke wurde - zum Forstturm und dann im Schutz des Waldes zur Waldgaststätte „Einhügelquelle“. Diese inzwischen leerstehende und dem Untergang geweihte Gaststätte gehörte meinem Urgoßonkel Oskar Schmidt und seiner Frau, meiner liebsten Urgroßtante Berta. Die „Einhügelquelle“erreicht man auch auf einem anderen Weg: Fährt der Suchende von Jena aus auf der B 7 Richtung Weimar, liegt nahe des westlichen Stadtrandes auf der rechten Seite die „Papiermühle“, die heute eine gut besuchte Gaststätte ist. Nach einer kurzen Wegstrecke weist ein Straßenschild auf das wenige Kilometer entfernte Dörfchen Müchenroda und die schmale Straße hat den Namen Müchenrodaer Grund. Nach ein paar hundert Metern, weshalb ich das erwähne, wird im Lauf der Erzählung klar, fährt man durch einen kleinen Tunnel unter einer Eisenbahnlinie , lässt rechter Hand eine Kleingartensiedlung liegen und sieht auf der linken Straßenseite das Schild einer Bushaltestelle „Einhügelquelle“. Eine eingemauerte Quelle entlässt einen kleinen Bach. Überquert man diesen, ist die ehemalige Waldgaststätte nach 100 Metern erreicht. Hier, in einem reizvollen Tal, linker Hand der Hang eines Berges, eingerahmt von hochragenden Fichten, von keiner Seite einsehbar, hätten wir uns einigermaßen sicher fühlen können, wären nicht auf Grund eines widersinnigen Befehls drei minderjährige Jungs über dem schon erwähnten Tunnel platziert worden, auf dass sie als letztes Aufgebot dem näher rückenden Feind Paroli böten. Am Nachmittag meines dritten Geburtstages zerriss Maschinengewehrfeuer und das Krachen von Handgranaten die Stille. Angst machte sich breit, die ich selbst als kleines Kind wahr nahm. Die anschließende Ruhe war unheilschwanger und es dauerte nicht lange, bis meine Tante Berta, „bewaffnet“ mit einer Bohnenstange, an die sie ein weißes Bettlaken befestigt hatte, einem Trupp Soldaten entgegen ging. Was weiter geschah, konnte ich nicht sehen, denn Onkel Oskar trieb uns alle ins Haus, durch den Gastraum in die dahinter liegende Küche. Seine Order war klar und lässt sich in dem Satz zusammen fassen: „Hinsetzen und Klappe halten!“ Zur Orientierung: Will ein Gast die Gaststätte betreten, geht er nach dem Passieren der Eingangstür durch einen einen winzig kleinen Vorraum durch eine zweite Tür und betritt den großen Gastraum. Links von ihm steht ein beeindruckend großer Ofen, rechts befindet sich eine Tür zum Jagdzimmer. Schaut er geradeaus, blickt er auf die Theke und hinter dieser Theke ist die Tür zur Küche. Ich durfte auf einem Stuhl sitzen, der links der Küchentür stand, neben mir war die Tür zum Flur, von dem die Geschäftsräume meines Onkels. der Hinterhof und eine steile Treppe in die oberen Räume erreichbar waren. Die Erwachsenen waren sehr nervös,, bei mir herrschte Neugier vor, die bald gestillt werden sollte. Die Tür zum Gastraum wurde geöffnet und zwei mit Gewehren bewaffnete Soldaten kamen in die Küche. Alles erstarrte, nur ich krähte im besten Thüringer Dialekt: „Na, da seid ihr Halunken ja!“. Das nächste Gräusch war die Backpfeife, die mir meine über alles geliebte Tante Berta spendierte. Bevor ich losheulen konnte, eher vor Entsetzen als wegen des Schmerzes (meine Tante Berta und eine Ohrfeige, das ging weit über meinen Verstand), schnappte mich einer der beiden Soldaten, nahm mich auf den Arm, sprach unverständliche, aber beruhigende Worte und seitdem darf ich behaupten: Meine Befreiung und die Beendigung des Krieges fand am 12. April 1945 gegen 16.00 Uhr in der Waldgaststätte Einhügelquelle durch die Rote Armee statt! Durch die gefürchteten Russen, die „Halunken“, wie ich es wohl von den Erwachsenen gehört hatte, war mir die Angst vor einer möglichen zweiten Ohrfeige genommen. So (siehe den Anfang der Geschichte) erzählte ich es jahrelang, bis meine Mutter mal zuhörte und: „Was erzählst du für einen Quatsch? Das waren damals keine Russen. Das waren Amerikaner!“ Der kindliche Irrtum ist verständlich, denn die Amerikaner haben Thüringen sehr bald wieder verlassen und als Kinder haben wir nur die Soldaten der Roten Armee erlebt. Es waren also Amerikaner, die aus Weimar auf Jena vorrückten und von einem Himmelsfahrtkommando an dem Tunnel unter der Eisenbahnlinie Jena- Weimar aufgehalten werden sollten. Auf eine kleinere Einheit an der rechten Flanke der nach Osten vordringenden amerikanischen Soldaten eröffneten die drei oder vier Jüngelchen, geführt von einem Unteroffizier, das Feuer. Für die kampferprobten Frontsoldaten ein schnell erledigtes Problem, aber Anlass, Spähtrupps los zu schicken, und einer dieser Erkundungstrupps stieß zufällig auf im Wald verborgene „Einhügelquelle“. Von unserer Harmlosigkeit überzeugt, zogen die Soldaten bald wieder ab. Niemanden war ein Haar gekrümmt worden, ein paar Kleinigkeiten hatten sie als Souvernir mitgenommen, aber meine Mutter, die ihren Ehering nicht von dem geschwollenen Finger bekam, durfte ihn behalten Zwei Stunden nach dem Abzug der Amerikaner trieb die Neugier meinen Onkel Oskar dahin, wo er den Ort des kurzen Scharmützels (den Tunnel) vermutete. Meine Mutter begleitete ihn und ich trappelte hinter den beiden her. Kurz vor dem Tunnel: „Du wartest hier, wir sind gleich wieder da!“ Links der Straße (ich habe mich kürzlich von seinem Vorhandenssein überzeugt) befindet sich ein großes, unbenutztes Abflussrohr, das kurz vor dem Tunnel endet. Ein beliebter Spielplatz! In das wohl fünfzig Meter lange Rohr zu kriechen (und darin aus den Stoßfugen wachsende Pfefferminze abzupflücken, um sie stolz meiner Tante Berta zu präsentieren), war ein waghalsiges Spiel. In diesem Rohr kroch ich also Richtung Tunnel, schaute neugierig am Ende meines Geheimgangs hinaus und - sah den ersten toten Menschen meines jungen Lebens. Meine Mutter hing weinend in den Armen meines Onkels und als ich zu ihrer rannte, fiel mein Auge auf das zweite Opfer des sinnlosen Unternehmens. Später habe ich, zunächst in der SED-Darstellung des Geschehens, sehr viel später die historische Schilderung der Befreiung des KZ Buchenwald, gelegen auf dem Ettersberg nahe Weimar, erfahren. Angehörige der 3. US-Armee sind auf das von der SS verlassene KZ gestoßen und habe für die erste ärztliche Versorgung der übrig gebliebenen Insassen gesorgt. Dies geschah am 11. April 1945, also einen Tag vor unserer Begegnung mit den amerikanischen Soldaten. Anlass für die genauere Erforschung der Geschehnisse war, dass ich viele Jahrzehnte später bei einer Vernehmung durch einen Hauptmann des Staatssicherheitsdienstes (kurz „Stasi“ genannt), nach meinen Kenntnissen über Buchenwald befragt wurde. Was, um Himmels Willen, sollte ich als Dreijähriger von Buchenwald gewusst haben? Die Fragen zielten auf eine Person namens Otto. Otto hieß mein erster Schwiegervater mit Vornamen, Otto hieß mit Nachnamen ein Lehrer, der in der „Katholischen Knabenschule St, Michael“ in Geldern/Niederhein mal zwei Stunden unseren Klassenlehrer vertreten hatte. Gemunkelt wurde, dass er wegen unsittlichen Betragens von der Mädchenschule an eine andere Schule strafversetzt werden sollte. Im weiteren Verlauf der Vernehmung erfuhr ich, dass der Stasi fest davon überzeugt war, dass dieser Herr Otto einer (von mehreren) der Hauptverdächtigen war, der den Vorsitzenden der KPD, Ernst Thälmann, in Buchenwald ermordet hätte. Dieser Wolfgang Otto war Stabsscharführer der SS und galt als einer der Mörder des Vorsitzenden der KPD, der 1933 in Bautzen inhaftiert war und von da aus in das KZ Buchenwald verlegt wurde. Nach jahrelangen Strafverfahren wurde Otto 1988 in der Bundesrepublik freigesprochen. So holt einen ohne eigenes Zutun die Geschichte ein! Der 11. April 1945 wird mír als Tag des Einmarsches der Amerikaner in Buchenwald im Gedächtnis bleiben, der 12. April 1945 als private Kapitulation meiner Tante Berta ebenfalls. Und der 13. April 1945? An diesem Freitag, knapp zwei Wochen nach Ostern, übergaben Vertreter der Universität Jena die Stadt Jena kampflos den Amerikanern. Die amerikanischen Truppen marschierten von Weimar kommend Richtung Jena. Die Hauptverbindungsstraße ist die B 7 (komisch - an der B 7 liegt im Westen auch Wuppertal, wo ich viele Jahre gelebt, geliebt und studiert habe). An dieser B 7 liegt auch (von Weimar aus kommend etwa 5 km vor der Stadtgrenze zu Jena) die Gaststätte „Carl August“. In dieser Gaststätte wurde die Kapitulation unterzeichnet. Ich erinnere mich, dass ich vor über 50 Jahren in dieser Gaststätte gespeist habe. Der Speisenkarte war ein Blatt zugefügt, auf dem die Geschichte der kampflosen Übergabe Jenas dokumentiert war. Zur Zeit ist die Gaststätte geschlossen und meine Suche nach dem Beweis der Wahrhaftigkeit meiner Erzählung war vergebens. Immerhin: Bei meiner Recherche stieß ich auf den Hinweis, in unmittelbarer Nähe der Einhügelquelle seien vor Jahren bronzezeitliche Funde gemacht worden. Menschen der Bronzezeit fühlten sich demnach in der Nähe meiner Herzensheimat genauso wohl wie ich. Die Funde zu sehen, begab ich mich in das Jenaer Stadtmuseum. Einer der Mitarbeiter riet mir, mich an einen der Security-Männer zu wenden, weil der sich in der Gegend um die Einhügelquelle herum recht gut auskenne. Jörg Berthel, ein liebenswürdiger Thüringer, war sehr auskunftsfreudig und hatte, kaum konnte ich es glauben, Kenntnis von dem eingehefteten Blatt in der Speisenkarte der Gaststätte „Carl-August“, kannte sogar den Namen meiner Tante Berta und meines Onkels Oskar. Von 110 000 Einwohnern Jenas hatte ich den einen getroffen, der meine Geschichte bestätigen konnte. Kein Wunder: Dieser Jörg Berthel war der Inhaber/Gastwirt des Carl-August (leider z.Zt. 2020 geschlossen). Wundert es jemanden, wenn ich mir wünsche, dass meine Kinder die Urne mit meiner Asche (hoffentlich noch nicht so bald) entwenden, um sie in der Nähe der Einhügelquelle zu verstecken? Anfang 2020 ist das ehemalige Waldrestaurant „Einhügelquelle“ abgerissen worden. Eine Rose werde ich an meinem Geburtstag pflanzen. Meine Herzensheimat gibt es nicht mehr. Zu meinem Geburtstag werde ich dort sein und eine Rose pflanzen.
  8. Hallo Carlos Larrea, abgesen davon, dass die Orgel ursprünglich kein kirchliches Instrument war, halte ich die Duduk für mehr "armeneinbezogen". Für Deine tiefsinnige Antwortsage ich herzlichen Dank! Liebe Grüße, Hayk
  9. Hayk

    Die Duduk

    (die Duduk ist ein Holzblasinstrument/armenisch/aus Aprikosenholz und hat einen oboenähnlichen Ton) Ich sah in Goldgepränge mich und prächtig gekleidet folgten mir wohl tausend Pilger den Pfad bergan zur Ebne nah der Sonne. Ein Blumenteppich dämpfte unsre Schritte, und nur das Kufenknirschen eines Schlittens, das Ächzen eingeschirrter Ochsen störten die weihevolle Stille. Vor einer Stunde war die Schlucht gequert, die uns von jenem großen Steinbruch trennte, dem wir, begleitet von Gesängen, mühsam den Steinkoloss entrissen, um die Reihe gewaltiger Menhire ganz zu schließen. Nur hundert Schritte müssen wir noch gehen, erreicht ist dann der heilge Platz. Wir folgen gehorsam und murmeln nur leise Gebete. Es möge der mächtige Stein, den wir mühsam gebrochen, alsbald die bedächtig gewählte und sorgsam mit bunten, geflochtenen Bändern bezeichnete Stelle erreichen. Warum wir im oberen Drittel den Felsen durchbohrten, verraten wir erst, wenn er neben den anderen steht und selbst das Geheimnis enthüllt. Vor Jahren begannen die Mütter und Väter des Volkes auf Ratschluss der Weisen die kultige Stätte zu bauen. Ein Kranich verriet uns , auf ruhigen Fittichen schwebend, die heilige Stelle, an der majestätisch Menhire die steinernen Häuser der Priester umgeben, geruhsam der Aufgabe harrend, für ewig den Göttern zu Ehren in sphärischen Klängen zu tönen. Ich höhlte Aprikosenholz und schuf damit zehn Ellen lange runde Röhren; die steckten wir in jene schon gebohrten, geheimnisvollen, spannenweiten Löcher. Es galt nun auf den Abendwind zu warten, der wispernd erst und dann in vollen Tönen Choräle laut erklingen lässt. Der Mond beschien die Gipfel hoher Berge, ein leiser, wehmutsvoller Ton erklang, es sangen laut bald alle Megalithen, wir senkten unsre Häupter, knieten nieder und lauschten diesen Himmelsmelodien. Das künftge Leid der Hay erahnend klingt in tausend Jahren noch die Duduk. Diese teils durchlöcherten Megalithen befinden sich in der Nähe von Sisian - im Südosten Armeniens - sind ca. 7000 Jahre alt - bei Google sind Bilder unter "armenischer Steinkreis" zu finden. "Hay" ist die Selbstbezeichnung der Armenier, das Land heißt in der Landessprache Hayastan. Die "spannenweiten Löcher" sind noch nicht endgültig erklärt, aber meine Vermutung, dass sie für den Transport erforderlich waren, wurde von einer bedeutenden Wissenschaftlerin bestätigt. Die "steinernen Häuser", so erfuhr ich von ihr, sind Steinkastengräber jener Zeit.
  10. Hallo Martin, in der Tat - aber nicht, weil ich größenwahnsinnig bin, sondern Hayastan (Armenien) so etwas wie meine zweite Heimat ist und meine besten Freunde Armenier sind (und die haben mir diesen Namen verpasst). Nach einem Traum, den ich in Armenien in einer Vollmondnacht träumte, habe ich ein Gedicht ("Die Duduk") geschrieben. Mal sehen, ob die Einstellfrist es jetzt schon zulässt. Liebe Grüße (von einem Hobbydichter), Hayk
  11. Lieber Carlos, danke! Im übrigen gebe ich Dir Recht: Ein Gedicht soll "packen". Da wir hier alle (ich denke, damit trete ich niemanden zu nahe) Hobbydichter sind, ist es für mich immer interessant zu erfahren, womit ich - wenn überhaupt - es geschafft habe, Emotionen hervor zu rufen. Liebe Grüße, Hayk
  12. Das große Bild zeigt meinen Kater "Tigran" - ein Maine Coon

  13. Hallo Letreo, Du siehst mich hier als blutigen Anfänger. Verrätst Fu mir, wie man eine PN sendet? Gruß, Hayk
  14. Hallo Carlos, mein Text hat Dich überrumpelt? Ist das jetzt als Tadel oder als Lob zu verstehen? Liebe Grüße, Hak
  15. Hallo Sofakatze, danke fürs "Danke" ! Hayk
  16. Hallo Martin Heide, Nomen est Omen bin ich bei Deinem Namen versucht zu sagen. Was wäre gegen einen guten Heiden einzuwenden? Dein kritischer Blick auf die Schwierigkeiten schon im Kindergarten und in der Schule hat sicher gute Gründe. Blicke ich auf meine Schulzeit zurück (ich musste mit neun Jahren katholisch getauft werden, um eine katholische Knabenschule besuchen zu dürfen (die wenigen Evangelischen hatten gerade mal zwei Räume für alle Jahrgänge). Die Einschränkungen, Vorschriften und Zwänge waren in den 50er und 60er Jahren noch wesentlich größer und die Stellung eines Dechanten in einer "schwarzen" Gemeinde am Niederrhein war ungleich maßgebender als die des Bürgermeisters. Da hat sich einiges geändert: Aus vollen sind beinahe leere Kirchen geworden und was ein Dechant ist, weiß heute fast niemand mehr. Ab einem bestimmten Alter kann man aber schon allein bestimmen, ob man einer Religionsgemeinschaft angehört. Ich bin "aus der Kirche ausgetreten", wie man so schön sagt. Liebe Grüße, Hayk
  17. Lieber Berthold, ich kenne mich mit den Gepflogenheiten hier noch nicht aus, habe nur ein "gefällt mir" von Dir entdeckt. Dafür sage ich danke und denke mal, dass meine Warnung richtig verstanden wird. Liebe Grüße, Hayk ———————————— Hallo Letreo, danke fürs "Wow"! Das Brecht-Zitat lautet natürlich "der Schoß ist fruchtbar noch...". Dass in meinen beiden ersten Strophen "furchtbar" steht - ja, das ist Absicht und drückt meine Meinung aus und ist eine kleine Wortspielerei. In der letzten Strophe verwende ich das Originalzitat und letzten Endes will ich sagen: Das Furchtbare, das dieser Schoß gebiert, kann er nur gebären, weil er noch fruchtbar ist. Kann ich es so stehen lassen? Liebe Grüße, Hayk
  18. Ihr wagt es wieder, übelste Gestalten, die schon vor neunzig Jahren aller Welt mit Stiefeltritten, die aufs Pflaster knallten und einem Ruf der weithin grässlich gellt, uns in dem Schlund des Hasses festzuhalten? Verrückt ist jeder, der noch zu euch hält! Hinab mit euch ins tiefste Höllenloch - der Schoß ist furchtbar noch, aus dem das kroch. Ihr braunen Horden zwingt erneut das Grauen in unsre Herzen, bringt die Angst zurück und lasst uns schaudernd in die Zukunft schauen, wir glaubens kaum und starr wird unser Blick: In Frieden wollten wir Europa bauen, das große Ziel war aller Menschen Glück; doch statt Verständnis gähnt bei euch ein Loch - der Schoß ist furchtbar doch, aus dem das kroch! Gleich einem Albtraum steigen Bilder auf, mein Glaube an die Menschheit ist erschüttert; wie hemmt man euren forschen Siegeslauf, bei dem ein jeder edle Mensch erzittert? Wie Faulgas steigt Gestank zu mir herauf von trüber Ahnung wird mein Geist umwittert. Verhindert, Freunde, dieses braune Joch - der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.
  19. Hallo DickyWest, ich will ganz bestimmt keinen Streit über Bibelauslegungen entfachen. Möge jede/r nach seine Facon selig werden. Die Ansichten darüber, ob Jesus = Gott ist, oder ob er Gottes Sohn ist (ich erinnere an die letzten Worte: Mein Gott, warum hast du mich verlassen?), hat schon vor hunderten Jahren die Theologen beschäftigt und ich lasse jedem seinen Glauben. Wo ich ins Grübeln komme, ist die Behauptung, dass der Menschgewordene die größte Rettungsaktion der Weltgeschichte gestartet hat. Die Probleme dieser Welt sind größer geworden. Wann kommt der zweite Sohn Gottes? Hallo Matze, eigentlich habe ich schon etwas ähnliches gesagt: Möge jede/r nach seiner Facon... Liebe Grüße Euch beiden! Hayk
  20. Hallo Freiform, wenn das, was ich da "raus gehauen" habe, schon ein bisschen gefällt, bin ich ja schon ganz happy. Bei anderen Gedichten (ich bin mit der Bezeichnung "Gedicht" sehr vorsichtig) hoffe ich, dass - vor allem bei längeren - die Vers- und Strophenform zum Lesen des gesamten Werkleins anregt. Danke für das eingeschränkte Lob! Hallo avalo, bisschen Beachtung zu finden, ist doch auch ganz schön! Was ich nicht ganz unterbringe, ist der Hinweis auf die jungen Wilden. In meiner Selbstauskunft gebe ich an, dass ich zu den älteren Semestern zähle. Liebe Grüße Euch beiden, Hayk
  21. Hi Matze, danke für das "bärenstark"! Liebe Grüße, Hayk
  22. Hallo Perry, mit Trappatoni hast Du weitestgehend Recht. Wenn man diverse Bibeltexte ernst nimmt, versteht sich "Gott" aber selbst als Plural, und dann stimmt das "was erlauben sich..." schon fast wieder. Mit Deiner entwicklungsgeschichtlich fundierten Aussage hast Du natürlich auch Recht. Die Schilderung der zehn ägyptischen Plagen ließe sich vielleicht auch so erklären/deuten. Aber im Alten Testament werden sie als gottgewollt und nach Gottes Willen beschrieben. Liebe Grüße, Hayk
  23. Hallo Perry, nein, eine flachbrüstige Bibel- oder Religionssatire war nicht meine Absicht. Wenn meine Intention daneben gegangen ist, liegt das an mir. Was war meine Intention? Die Summe der Leiden/Plagen, so behaupte ich, ist zu allen Zeiten gleich. Was den alten Ägyptern ihre zehn Plagen waren, sind uns Heutigen die zahlreichen Allergien. (Dass sie allesamt, nimmt man den Allmachtsanspruch eines Gottes ernst, eben von desem Gott zu verantworten sind, ist nur ein kleiner Seitenhieb auf die Schriftgläubigen). Zurück zu der Summe der Plagen: Selbst ein glückliches Individuum, das von sich behaupten kann, unbeschadet von Allergien durchs Leben zu wandeln, entdeckt irgendwann das Lindenblatt, das seine Verletzbarkeit markiert. Beim Autor ist es die Plage des Gesamtpakets Dummheit, Hass, geschwätziges Dilettantentum. Der daraus resultierende anaphylaktische Schock ist nicht die Plage, sondern die Folgeerscheinung des in diesem Fall menschengemachten Übels. Liebe Grüße, Hayk
  24. Hallo Carlos, der anaphylaktische Schock, diese schlimmste Reaktion auf eine Allergie, naht sich mir, wenn die Sprache vergewaltigt, die Poesie beleidigt wird. Für Dein übergroßes Lob danke ich Dir sehr! Jetzt trau ich mich, auch kürzere (zwölfstophige) Gedichte einzustellen. Liebe Grüße, Hayk
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