Cherry und das liebevolle Verbrechen meiner Eltern
oder Warum ich überall die Lüge suche und Notlügen nutzlos finde
Schon von klein auf wollte ich einen eigenen Hund
Mit Pelzpfoten kuscheln ist für die Seele einfach gesund.
Wir wohnten damals im 7ten Stock, in dieser Wohnung
Zum meinem Glück hatten wir da auch noch Nachbarn
So kam es, dass vorerst zur Eltern Schonung,
wir deren Hund manchmal für Stunden bewacht hab´n.
Einen Dackel – eher selten – ganz ein Leiser!
Konnte ewig Männchen Machen - wie ein standhafter Kaiser
So war er mir ganz schnell ans Herz gewachsen
dann war da noch der Freund, dieser riesen Rottweiler
Zum Polizeihund ausgebildet, doch sollte er gegen den Dackel „Faxen“
Konnte der Zwerg auch growen, bis zum kolossalen „Keiler“.
Der Dackel verteidigte dominant sein Revier
Zack, weg war der Rotti … einfach nicht mehr hier.
Die Zwei bildeten ein Dreamteam aus Widersprüchen
Doch wirklich! zum Walken nahmen die Leute den Wagen.
Welch Schwachsinn, statt zu Fuß übers Land gestrichen
Eines Tages hat sich dann, prophezeibar, ein Drama zugetragen.
Die Kleffer entliefen bei der Spazierfahrtrunde
In einer unaufmerksamen Besitzersekunde
Dann zum Glück, schon nach ein paar kurzen Stunden
Denn sie suchten ja auf den frequentierten Wegen
War der Rottweiler auch schon wiedergefunden,
doch nein, ganz allein, ohne seinen kleinen Kollegen.
So wurde dies von meinen Eltern berichtet
Ohne ihr Wissen, hatten sie damit so viel angerichtet
Denn von nun an begann ich wie wild zu suchen
Fand keine Frieden, keine Ruhe, immer am Hoffen und Denken
Wollte die Besitzer sogar direkt und persönlich verfluchen
Wie konnten sie nur!!! ihre Hunde vom Auto aus lenken???
An jeder Ecke glaubte ich Cherry wieder zu finden
Fragte ständig, ob denn vielleicht News bestünden
Jeden Morgen, das erste was ich nach dem Erwachen tat
Mama fragen: „Hat irgendwer, irgendwo diesen Hund gesehen?“
Lange Zeit später, etwa sechs Monde, wusste sie keinen Rat
jetzt musste sie offen ihre Notlüge gestehen…
Zum Schutz vor dem Schmerz des Verlustes
Tat sie spontan etwas nicht wirklich Bewusstes
Erzählte mir, der Dackel sei nur weit weg gelaufen
Sie dachte wohl, ich würde ihn bald vergessen
und plante auch einen eigenen zu kaufen
So fand sie die Lüge für sich angemessen.
… gestand nicht direkt, dass Cherry, mein Schatz, damals vom Auto überfahren worden war
Ein Stich Mitten ins Herz … er ist tot … Kein Wiedersehen!, das war plötzlich klar.
Und was ich euch hiermit ins Gewissen sage:
„Aus der Not in der Liebe auf die Lüge zu bauen
Ist ein Fehler!, denn die Wahrheit schmerzt später, wie am ersten Tage
Doch summiert sich dazu dieses Suchen …und dann noch… verlorenes Vertrauen!“
RittsinUs,18.6.2020