Was mich mit fast 11 Jahren schon erfüllt
und ich mit kleinen Kinderhänden fast verspielt
durchblättert, weil vom Vater mir empfohlen,
hat mir ein nie enden wollendes Erleben schenken sollen.
Schiller, doch vor allem Goethe weckte mein Erstaunen
und ich erlebte eine Sprache, eine Inbrunst oder Launen,
die ich faszinierend immer wieder versuchte, zu versteh´n,
und dies ließ mich verzaubert in seine Gedankenwelten geh´n,
sodass die Zeilen wie “Walle! Walle! Manche Strecke,
dass zum Zwecke Wasser fliesse und mit reichem, vollem Schwalle
zu dem Bade sich ergieße” aus dem Zauberlehrling Goethes Schriften,
mich ließ erschaudern und in eine Welt abdriften,
weil gleichwohl auch so beschrieben steht, dass “Geister, die ich rief,
um nicht mehr davon loszukommen”, mich seither begleiten jeden Schritt
und so gerne gehe ich jeden davon mit.
Wer kennt sie nicht, die Worte, diese ganz besonders innigen
und eines Königs wohl entsprungenen, besonders sinnigen
“Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?” ,
die wir geschwind und ohne es zu wollen in der Schulzeit,
zwar nicht bereit und nicht des Inhalts wohl verstehend
und ohne Begriffserfahrung oder Lust am Lernen einhergehend
gelernt und niemals mehr vergessen haben?
Selbst wenn man nur die Worte hört “Mein Vater, mein Vater...”,
dann ist man Zuhaus und spürt diese Kraft,
die Ehrfurcht, Leben, Tod und Trauer schafft,
während man sich aus gutem Grunde eingesteht,
dass ein Genie voll Energie und ebenso verzaubertem Gemüt,
sich offenbart und ich war und bin dann so bemüht,
mir diese Gabe im Vertrauen auf die Liebe zu dem Wort,
das immerfort sich in mir regt,
zu bewahren und motivierend vertiefe ich mich darin,
weil ich Goethe hoffnungslos verfallen bin.
So lese, höre und empfinde ich
“Sah ein Knab ein Röslein steh´n, Röslein auf der Heiden”,
was für das Herz und das Gemüt ein wahres Leiden,
wohlwahr noch mehr des Werthers Schmerz,
der aufzeigt, was ein verwundet Herz, welches Lotte war so sehr geneigt,
unerfüllt und nicht geschenkt Schatten auf seine Seele hat gesenkt.
Was mir allerdings ganz nah und voll Gefühl so viel empfinden lässt,
sind Goethes Zeilen aus dem Gedicht “Gefunden”,
die unumwunden mich deshalb wohl so sehr berühren,
weil sich diese Spuren direkt in Weimar im Sommerhaus verlieren,
wo dieses Gedicht im Ursprung der Ideen sich zeigt
und die Urfassung sich vor dem Besucher verneigt.
“Ich ging im Walde (Ich ging im Walde)
so für mich hin, (So vor mich hin)
um nichts zu suchen, (Ich war so heiter, wollt immer weiter)
das war mein Sinn” (Das war mein Sinn)
ein wahrer Genuss und eine Freude,
die ich fotografiert, kopiert, oft und immer wieder ,
gleich dem Kommen und Gehen im Jahresrhytmus
dem ich nicht werd müder,
lese, genieße und die Gedanken an den Besuch,
halte ich fest in in meinem Kopf gleich einem Buch,
in meinem Innern, weil jeder Tag vor Ort auf seinen Spuren
mich so empfinden ließ und der Besuch im Cranach-Haus
mit nicht enden wollendem frenetischem Applaus
an jedem Abend, als Schiller und nur Goethe sich mir boten
mehr als lebendig als Überbringer aus dem Reich der Toten,
sich zeigten mit Charakter und die in ihrer Eigenschaft
mit voll pointierter und sexuell geneigter Lebenskraft
des “erotischen Goethe” abzweigte auf eine andre Seite,
die meinen Eintrag im Gästebuch mit einem Gruß aus Österreich beflügelte:
“Eine Wonne, sich ohne zu genieren,
sich verführen zu lassen vom rezidieren,
das bisweilen die Zeilen erschüttert, die gefüttert
sind mit Lust und Trieb, weil sonst nichts blieb –
Den Darstellern ein Lob, Goethe war heute etwas grob”.
Nichts desto trotz spürte ich in Weimar Gedanken viel
und schrieb sie nieder des Nachts mit viel Gefühl:
Ich bin hier und es ist mir, als ob die Welt sich erhellt,
als ob verführt gespürt sich Vergangenheit
mit der Zeit im Jetzt vernetzt.
Die Gegenwart gepaart mit Zeit rückt vor
um das Zuvor zu erheben, mit dem Bestreben,
es mit Bedacht zu erreichen - es anzugleichen.
Gefühle fühlen und spülen die Zeit der Nacht hinweg,
weil zu eng und atemlos, das, was zu groß dem Schoß
der Welt entstiegen, mich in den Schlaf will wiegen.
Bis ins Innerste trifft mich das Erkennen,
um mich beim Namen zu nennen,
sodass fiebrig leicht es mein Gemüt erreicht
und es erblüht in meinem Jetzt dergestalt nur Wortgewalt.
Sie trägt mich fort, bleibt stehen an einem Ort,
ich kann ihn sehen, der eingebettet rettet, schenkt, verwöhnt,
sich nach Erfüllung sehnt.
Benommen angekommen, spür ich ein Beben,
ein vergangenes Leben, erkenne Vertrauen, ein Schauen,
und Demut und Lust, mich fallen zu lassen,
will fassen die Reime, das Wort immerfort.
Welch glückselig Empfinden ist Wolfgang von Goethe,
der stete Begleiter in mir, gerade hier, ich danke euch dafür.