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gummibaum

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Alle erstellten Inhalte von gummibaum

  1. gummibaum

    Mein Ahnenkult

    Modern im Denken, hat mein Leben sich jedem Ritus streng versagt, doch wie zur Strafe war mein Streben wie von Dämonen angenagt. Die Eltern, die noch gläubig dachten, vertrauten auf des Himmels Wink. Ich sah sie bei den Würmern schmachten, weshalb ich sie besuchen ging. Am Grab schien Traurigkeit zu lungern, zwei Stimmen flüsterten wie Wind: „Was lässt du unsre Geister hungern, du treulos rationales Kind? Ein Sohn, der elterliche Gaben genossen hat, kennt seine Schuld, der Toten Geister sanft zu laben und stiftet einen Ahnenkult.“ Ich zuckte unter diesen Worten. Nun war mir all mein Unglück klar. Dann kaufte ich zwei Sahnetorten und baute einen Grabaltar. Am gleichen Tag noch schwand das Nagen an meinem Glück, es blieb stabil. Dämonen in die Flucht zu schlagen, schien satten Toten leichtes Spiel. Drum hab ich sie bald mehr gekräftigt, stand ein Menü auf dem Altar, hat Sport und Spiel die zwei beschäftigt, für die ich nun ein Glückskind war. Und ihrem Schutz war zu vertrauen. Ich stieg zu höchsten Ämtern auf, hab Kinder von den schönsten Frauen und nach dem Leben Kult zu Hauf …
  2. Lieber Carolus, dankbare Worte an das Herz, das Körper und Geist befügelt, die Gefühle wachsen und überborden lässt. Schließlich die Aufforderung an das Herz, seinen Reichtum zu verschenken und das Versprechen, dass dieses nur reicher macht. Statt "gibst drein" würde "verschwendest" schreiben. Mit Freude gelesen. LG g
  3. Vielen Dank für eure Likes. Lieber Cornelius, das hast du sehr schön ausgedrückt. Ich danke dir. Lieber Sidgrani, hab besten Dank. Der sich liebende und vor dem Erguss bewahrende Jüngling war mein Thema. LG g
  4. Lieber Anaximandala, der von Sidgrani wegen „ne“ bemängelte Vers 5 ist nicht nur durch den Wechsel der Sprachebene, sondern auch den Begriff „Religion“, der beim Leser christliche Vorstellungen weckt und nicht zu „abstrahiert“ passt, suboptimal. Ich mache daher mal Vorschläge, die aber eine Anpassung von Vers 6 erfordern: Laotse hat daraus ein Muster abstrahiert (ein Vorbild, die Regeln, Gesetze), Suboptimal ist auch „erbaut“ (Vers 11), da es erbauten heißen müsste. Auch hierzu ein Vorschlag: gewachsen, Kaiser stürzen und ihr Reich erbaut. Außerdem würde ich Jahrtausende groß schreiben und alle Relativsätze durch Komma abtrennen. LG g
  5. Lieber Anaximandala, das Gedicht erklärt knapp Entstehung und Bedeutung des Buchs der Wandlungen = I Ging („es“ in Vers 1). Es zeigt auch, dass Konfuzius und Laotse unterschiedlich mit den zu ihrer Zeit schon alten Schriften umgegangen sind (Ableitung einer Staatsethik bzw. einer individuellen Ethik daraus). Laotse soll 20 Jahre vor Konfuzius gelebt haben, er ist aber wohl keine historische Gestalt. Konfuzius hat dem Buch der Wandlungen eigene Schriften hinzugefügt, so wie es auch andere Gelehrte und Herrscher nach seinem Tod taten, so viel ich weiß. Sehr gern gelesen. LG g
  6. Lieber Sidgrani, "kindgemäß" bezog sich besonders auf die Lyriktorte. Auf einer Geburtstagstorte für Kinder sind doch so viele Kerzen wie das Kind Jahre alt ist. LG g
  7. Herzige Verwandlungen durch magische Kleidung und Übergang in die Frühlingsflora. Mit Freude gelesen, liebe Letreo. LG g
  8. Leider ist das kein Einzelfall in Beziehungen, in Politik u.a. Es ist eher eine Taktik, als ein Unvermögen. Die Enttäuschung ist verständlich und die Konsequenz sehr richtig, liebe Rosa. (Ein "Du" hat kein u.) LG g
  9. Das Problem kennen sicher viele, lieber Sidgrani. Du hast es gut bedichtet und mit lustigen, kindgemäßen Bildern veranschaulicht. Sehr gern gelesen. LG g
  10. Ja, die Wahrsagerin hatte recht mit dem Gehen und vielleicht erfüllt sich das prophezeite Kommen bald. (Orakel sind ja so allgemein gehalten, dass sie nicht fehlgehen können.) Schön knapp und sprachlich stimmig in eine simple Denkart eingebettet. Sehr gern gelesen, liebe Seeadler. LG g
  11. Ihn dürstet nach den Töchtern (vgl das Bild von Rubens u.a.). Schöne Umschreibung, lieber Endeavour. LG g
  12. Ich habe keinen Hang zum Paar, weil ich mich selbst verführe. Mein süßer Leib ist wunderbar und frisst mich auf mit Haut und Haar, sobald ich ihn berühre. Dann fällt mir gleich das Atmen schwer, und meine Lippen beben. Ich stöhne und verlange mehr, wenn meiner Hände Hin und Her kurz ruht, mir Lust zu geben. Wie herrlich ist das Hügelland aus Muskeln, Knöcheln, Sehnen, das sich beim Streicheln meiner Hand wie unter Frühlingswind entspannt, um sich verwöhnt zu dehnen. Und oberhalb der Schenkel schwillt ein saftgefüllter Stängel, aus dem ein süßer Tropfen quillt. Doch bin ich nie zu mehr gewillt - ich bleibe mir ein Engel…
  13. „Morbus Kawasaki!", strahlt mein Professor. „Heut sind Ihre Enzyme ganz frisch, also melden Sie sich in der Patho.“ „Hier!“, sagt man dort, „Ihre Beutel mit Leber, mit Herz, und seien Sie vorsichtig, es tropft.“ Ich extrahiere wie immer nach Vorschrift und friere, beschriftet, alle Proben ein. Draußen, der Sonne entgegen, jagen sie blitzend wieder vorbei. Dann ein Anruf, Räuspern: „Ihr Sohn - mit dem Motorrrad - leider - den Unfall - nicht überlebt.“ (2010)
      • 5
      • Traurig
  14. Danke, lieber Sidgrani. Der Bauerngarten ist ein schönes Bild mit seiner Verschränkung zwischen üppiger Natur und schlichter menschlicher Gläubigkeit. Auf Klimts Spuren war ich mal am Attersee. Gruß von gummibaum
  15. gummibaum

    Der Einsiedler

    Du starbst so früh, und meine Wunde war tief und blutete mich aus. Da träumte ich aus deinem Munde die Worte: "Baue uns ein Haus." Und seit ich in der Hütte lebe, am Ufer eines stillen Sees, und nichts als Einfachheit erstrebe, verheilt der Einschnitt meines Wehs. Du zogst zu mir in allen Gaben, woraus Natur sich täglich schenkt. Die fernen Bilder von dir haben sich mit den nahen reich durchtränkt… (2021)
      • 5
      • Schön
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  16. Danke, liebe Pegasus. Schön, dass du Bild und Text miteinander verglichen hast und dem Gedicht gute Übereinstimmung attestierst. Ja, die Bilder von Modersohn Becker und Van Gogh sind ähnlich. Die Malerin starb früh an den Folgen einer Geburt. Liebe Grüße von gummibaum
  17. Eine luftige Ode an die Frühlingswinde, lieber Carolus. Etwas stört mich der Hebungsprall bei „Zweig/schaffen“ und „Grün/lassen“ und der starr wirkende und an Konsonanten reiche „Brustkorb“. Vorschlag: „erschaffen Wiegen … und regnen Blütenblätter/aufs…“ und „in meine Lungenflügel ein“ Gut gefallen mir aber die (augenzwinkernd) distanzlose Anrede „O, Frühling, du Schelm“, die versverknüpfenden Binnenreime (takt/nackt und her/wär) und das Bild der Seele als Segel und des Menschen als dahingleitendes Schiff. Sehr gern gelesen. Gruß von gummibaum
  18. Lieber Anaximandala, du widmest dich einer breiten Palette von Themen mit einfacher, schöner und präziser Sprache. Hier hast du die vorchristliche chinesische Philosophie aufgegriffen und ihr harmonisches Weltbild mit einem entsprechend harmonischen Sprachgefüge gut verdeutlicht. Sehr gern gelesen. Gruß von gummibaum
  19. Lieber Cornelius, das Gedicht ist recht lang, aber originell. Inhaltlich hält es sich enger als Heine (der Daniel nicht erwähnt) an die Bibel. Der panische Schreck angesichts des Mentekels kommt ähnlich gut wie bei Rembrandt zum Ausdruck. Originell, witzig und sprechend finde ich manche Reime (kräuseln/säuseln und tuscheln/nuscheln), Worte (wieselflink, Meute) und Vergleiche (Zitternd wie der Espe Laub/kniet er in des Bodens Staub). Sehr gern gelesen. Gruß von gummibaum
  20. gummibaum

    Typisch Mann

    Ich musste lachen, lieber Sidgrani. Gutes Aussehen und Charme einer Frau machen den wütendsten Mann zahm. Gruß von gummibaum
  21. Entschuldigung, lieber Carolus, für die Namensverwechslung und danke, dass du mit Nachsicht darauf reagiert hast. Gute Nacht wünscht dir gummibaum
  22. gummibaum

    Die Häuslerin

    Die Häuslerin sitzt still im kleinen Garten. Der Mohn blüht leuchtend um das alte Weib mit erdigem Gesicht und rundem Leib und aus den groben Händen steigt mit zarten Verzweigungen ein Stängel in die Kelche des Fingerhuts, den sie sich frisch gepflückt und dessen Schönheit ihren Blick berückt, und die Gedanken streut. - Man weiß nicht, welche… (2017 nach dem Bild "Alte Armenhäuslerin im Garten" von Paula Modersohn Becker)
  23. Amüsant und ansprechend geschrieben, lieber Cornelius. Wer es noch nicht wusste: die Mittellage ist heilsam, die Extreme sind tödlich. Mit Freude gelesen. Grüße von gummibaum
  24. Sehr erheiternd, liebe Melda, deine abwechslungsreiche Reise, die kaum ein Transportmittel ungenutzt lässt. Vom Papst hätte mehr Barmherzigkeit für so viel Pilgereifer erwartet. Für Strophe 23 schlage ich vor „Als er Modena angepeilt“. Mit Freude gelesen. Beste Grüße von gummibaum
  25. Sehr gut, lieber Cornelius, wie du Julia Nawalnaja mit Antigone, Putin mit Kreon gleichsetzt, denn wieder geht es darum, einem geliebten Menschen, der umgebracht wurde, Gerechtigkeit zu erweisen und sich dem Tyrannen nicht zu unterwerfen, auch wenn dies den eigenen Tod bedeuten kann. Mit Freude gelesen. Grüße von gummibaum
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