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gummibaum

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Alle erstellten Inhalte von gummibaum

  1. Lieber Herbert, ein bedrückender Vorfall. Man fragt sich vielleicht, ob man besser nachgeschaut und eventuell eingegriffen hätte. Gruß von gummibaum
  2. gummibaum

    Harry

    Vielen Dank für eure Likes. Ich freue mich. Danke, lieber Herbert, für deinen erfrischenden Kommentar. Ja, es gleicht den Versgeschichten von Wilhelm Busch. Lieber Sidgrani, schön, dass du auch so dreist und dazu eine wendiger Schwimmer warst. Was wäre auch das Leben ohne Streiche! Danke, lieber JoVo, ich lasse mich gern eines Besseren belehren; hatte, von einem anderen Vorfall ausgehend, die Dimension auf Dosengröße verkleinert. Ich war nämlich Zeuge davon, wie ein Schäferhund vor einem Laden an einen eisernen Fahrradständer (für mehrere Fahrräder) gebunden wurde und dann, des Wartens überdrüssig, an der Leine zog, bis der Ständer umfiel. Er geriet durch den Knall so in Panik, dass er mit dem scheppernden Ständer im Schlepptau auf die vierspurige Straße rannte und auf dieser im dichten Verkehr immer weiter, bis er nicht mehr zu sehen war. Euch liebe Grüße gummibaum
  3. gummibaum

    Harry

    (Aus dem Fundus, 2016) Harry war noch jung an Jahren, doch im Foppen schon erfahren: Sah er Wartende an Pfützen, schoss er, um sie nass zu spritzen, mit die Fahrrad durch die Lache und entzog sich schnell der Rache. Hunden band er leere Dosen an den Schwanz und sah famosen Fluchten zu, die diese deppern, aufgeregt vom wilden Scheppern, um den Häuserblock begingen, bis sie schlapp in Büschen hingen. Sonntags, wenn die Glocken klangen, und die Büßer lauthals sangen, trank er heimlich aus dem Kelche, füllte ihn mit Pisse, welche alle, um dem Herrn zu danken, unter Schüttelkrämpfen tranken. Doch als Harrys Zwillingsbruder dem verschämten, frechen Luder, das im Brunnen nackt geschwommen, alle Kleider weggenommen, fand man auf dem Grund die Leiche, und es legten sich die Streiche…
  4. Lieber Cornelius, ein erwärmendes Gedicht zur Würdigung der klassischen Musik und der Klavierstücke Rachmaninows. Schön, hier mitzuträumen. Grüße von gummibaum
  5. Lieber Cornelius, in die Kürze liegt die Würze. Das stimmt bei dir hier wirklich. Danke für den originellen Kommentar. Einen schönen Abend und eine gute Nacht wünscht dir gummibaum .
  6. Lieber Wolkenwolf, ein Erinnerungsgedicht an Tage erster Annäherung und beginnender Liebe. Die Angeredete wird aus der Kälte in wärmende Gefilde geholt. Sehr schön geschrieben. Um welche "Schuld" es geht, bleibt offen für Mutmaßungen. Liebe Grüße von gummibaum
  7. Danke euch für die Likes. Vlelen Dank, lieber horstgrosse2. Ein kleiner Spaß am Rande. Waschmaschinen wurden schon öfters bedichtet, ihre Betreiber weniger. Gruß von gumibaum
  8. gummibaum

    Waschfreuden

    Meine Frau hat ihre Gaben sicher von den sieben Schwaben: Seit die Waschmaschine zittert, hat sie Wut bei ihr gewittert. Es wär gut, sie zu justieren, doch das will sie nicht probieren, nimmt die schmutzigen Gewänder und verreist in ferne Länder. Waschsalons in Asiens Weiten sind die Sehenswürdigkeiten, die sie aufsucht, um zu sehen, wie sich dort die Trommeln drehen. Wie die fremden Menschen waschen, wartend hüsteln, spucken, naschen, und sie macht’s auf deren Weisen, lässt die Wäsche lange kreisen. Wenn sie heimkehrt von dem Zauber, ist nicht nur die Kleidung sauber. Weiß und rein ist dann die Miene. - Gott, erhalte ihre Spleene!
  9. Lieber Anaximandala, ein interessanter geschichtlicher Ausflug zu den drei Teilungen Polens im 18. Jahrhundert und der Arbeiterbewegung. Schönes Reimschema am Schluss. Kommunist reimt nicht (Komsomolsk?). Gern gelesen. Gruß von gummibaum
  10. gummibaum

    Die vier Flüsse Chinas

    aus dem Fundus (2015) China hatte keine Flüsse, nur am Rande lag ein Meer, und der Wind zog Regenküsse mit den Wolken von dort her. In dem Meer, im Osten grenzend, lebten Drachen. Je ein Tier gelb und schwarz und lang und glänzend, aber freundlich alle vier. Flügelwesen, die gern spielten in den Wolken überm Land, sorgend nach den Menschen schielten, ob sich jeder wohl befand. Einmal hörten sie das Beten Aufgeregter überall. Regen fehlte, Menschen flehten, dass er auf die Ernte fall‘. Und die Vier, um Hilfe, flogen zu des Himmelkaisers Saal, doch dem Gott war, selbstbezogen, alles Menschenleid egal. Zwar versprach er ihnen Regen, doch er rührte keine Hand, und Verhungern drohte jedem der sein Feld vertrocknet fand. Da beeilten sich die Drachen, sogen Wasser aus dem Meer, und, um Regen selbst machen, spuckten sie die Bäuche leer. Rasch erhoben sich die Pflanzen, waren bald die Scheunen voll, fingen Menschen an zu tanzen, doch der Kaiser hegte Groll. Rief, als er die Zähne fletschte: „Bergesgott, heb du genug deine Gipfel!“ Der zerquetschte so die Drachen prompt beim Flug. Doch das Leben zu verlieren, ließ den Toten keine Ruh. Flüsse wurden aus den vieren: Amur, Jangtse, Hwangho, Zhu.
  11. Lieber Alexander, herzlichen Dank fürs Lesen und dafür, dass du mich auf den Kopierfehler hinweist. Ich habe die fehlenden Märchen eingefügt und bin dabei, ein paar Stellen zu überarbeiten. Liebe Grüße von gummibaum
  12. Vielen Dank für eure Likes! Danke, liebe Donna, für das tolle Lob. Ich war damals eifrig bei der Sache, wollte was zur Modenschau der zukünftigen Schneiderinnen an unserer Schule betragen, die unter dem Thema Märchenfiguren stand. Das hat Spaß gemacht. Am Feierabend habe ich immer ein Märchen gelesen. Danach brauchte ich mindestens eine Stunde für die erste Strophe, dann aber flutschte es. Aber es gibt einige Flüchtigkeitsfehler. Vielen Dank, lieber Fehyla. Schön, dass es dir gefällt. Ich bin dem Inhalt der Märchen treu geblieben. Humor und Vers verändern den Charakter der Urform natürlich. Nicht jeder mag das. Danke, lieber Herbert, für den schönen Kommentar mit Reim. Liebe Melda, hab Dank für die freundlichen Worte. Euch liebe Grüße von gummibaum
  13. Lieber Herbert, deine Beschreibung und Devise kann ich nur unterschreiben. Das Leben erscheint uns als Auf und Ab, und darin liegt vielleicht die Würze. Am besten die Talfahrt mit Vorfreude auf die Bergfahrt zu genießen. Gruß von gummibaum .
  14. gummibaum

    Grimms Märchen in Versen

    Aus dem Fundus, 2013) Inhalt Froschkönig Das tapfere Schneiderlein Rotkäppchen-Fragment Schneewittchen König Drosselbart Die Bremer Stadtmusikanten Rumpelstilzchen Hans im Glück Der goldene Schlüssel Hänsel und Gretel Zoom der 4. Strophe Der süße Brei Tischlein, deck dich… Frau Holle Dornröschen Die sieben Raben Der Wolf und die sieben Geißlein Aschenputtel Der gestiefelte Kater Schneeweißchen und Rosenrot Froschkönig Ein Frosch taucht auf am Brunnenrand, hält eine Kugel in der Hand und spricht: „Prinzessin, diese hier aus Gold gehört doch sicher dir.“ Die Königstochter freut sich sehr, der Frosch jedoch verlangt nun mehr als nur ein schnödes Dankeschön, er möcht das Mädchen nackend sehn. Und wirklich, kurz nach Mitternacht hat er die Drohung wahr gemacht und schleimig grün erscheint der Kecke und schmiegt sich unter ihre Decke. Da packt das Mädchen kurzerhand den Nackten, wirft ihn an die Wand. Dem platzt die Haut und aus der Lücke entsteigt ein Prinz. - Welch Glückes Tücke. Das tapfere Schneiderlein Er liebte Brot mit Pflaumenmus und bitter war drum sein Verdruss, als Fliegen stiegen auf dies Brot. Ein harter Schlag - und sieben tot! Die Zahl beeindruckte ihn gleich und „Siebene auf einen Streich!“ hat er, damit man recht erschrickt, auf seinen Gürtel sich gestickt. Und als er sich verliebt von nah im Spiegel mit der Aufschrift sah, war klar, das Schneidern zählt nicht mehr. Hier steht ein Held, braucht Ruhm und Ehr! Er geht zum König jetzt, verdingt als Held sich ihm, der Feinde zwingt. Der König aber, der selbst bangt vor diesem Helden, der verlangt: „Zwei Riesen, die mit Urgewalt dem Lande Böses tun, mach kalt, ein Einhorn noch, ein wildes Schwein, fang als gezähmte Bestien ein!“ Lockt ihn mit Tochter, Reich und Geld als Lohn. Und hofft derweil: der fällt. Der Held jedoch ein Schneider ist - und nutzt nicht Kraft. Nein, er nutzt List. Den Riesen schwillt, gereizt, der Kamm, sie töten sich - und in den Stamm spitzt sich das Einhorn - und das Schwein fängt er in der Kapelle ein. So ist der Schneider König nun und darf bei der Prinzessin ruhn, beherrscht, trotz der Palastintrigen, ein ganzes Reich und nicht nur Fliegen. Rotkäppchen Großmutter liegt im Waldeshaus in ihrem Bett, sieht schwächlich aus. Sie ist sehr krank. - Rotkäppchen bringt ihr Gutes, dass sie isst und trinkt. Der Wolf im Wald, der hungrig ist und gerne zart und saftig frisst, der spricht es an und sagt: „Mein Kind, wohin des Weges so geschwind?“ Und als er hört: „Zu Omas Haus“, da wittert er vermehrten Schmaus: „Die Alte sei mein Hauptgericht und das Dessert dies Leichtgewicht!“ Gedacht, getan, er rennt voraus, gibt sich als Rotes Käppchen aus. Verschlingt die Frau und liegt im Bett, als wenn er selbst die Grippe hätt. Und Mädchen, Korb und Blumenstrauß, die sind alsbald sein nächster Schmaus. Dann schnarcht er. - Doch ein Jäger hört verwundert, wie die Alte röhrt. Im Bett entdeckt er dann das Tier, das in der allergrößten Gier die Menschen, sorglos unzerkaut, verschluckt hat, doch schon bald verdaut. Der Jäger, der das ahnt, beeilt sich, packt die Schere und zerteilt das Bauchfell, sieht ein Kappenrot. Dann schon die beiden, noch nicht tot. Sie jubeln und das Mädchen bläht den Bauch mit Steinen. - Zugenäht erwacht der Wolf, springt auf und fällt als Toter in die Schattenwelt. Schneewittchen Frau Königin, die schwanger war, gebar ein Mädchen: schwarz sein Haar, die Lippen rot und weiß die Haut. Hat wie ein Engel ausgeschaut. Doch starb die Mutter. Und schon bald hat sich der Vater neu verknallt. Nahm eine eitle Frau ins Schloss, die so ein Engel prompt verdross. Wollt, dass ihr Spiegel einzig rief: „Ihr seid die Schönste hier, Frau Stief.“ Doch sprach das Ding nach einer Frist: „Schneewittchen vielmals schöner ist!“ Da war die Frau vor Schreck eiskalt, sprach bös zum Jäger: „In den Wald schlepp mir dies Kind, erstech’s dort leis und bring das Herz mir zum Beweis.“ Den Jäger stach des Kindes Schmerz, er ließ es laufen. Gab ein Herz der Königin aus Schweinerumpf. Die fraß es kichernd voll Triumph. Und über sieben Berge lief Schneewittchen. Tief im Walde schlief ein leeres Haus. Dort trat es ein, fand sieben Bettchen, klein und rein. Bald kehrten sieben Zwerge heim, die wussten sich drauf keinen Reim, dass man ihr Essen angefasst, doch einer fand im Bett den Gast. „Wie lieblich ist des Kinds Gestalt im Schlaf!“, fühlt‘ jeder mit Gewalt und als Schneewittchen war erwacht, so durft‘ es bleiben Tag und Nacht. Zur gleichen Zeit, da trat im Schloss die Frau, die ihren Mord genoss, zum Spiegel, rief mit Siegessinn: „Sprich endlich, dass ich Toppgirl bin!“ Drauf gab der Spiegel laut bekannt: „Jawohl, die Schönste hier im Land.“ Dann leiser: „Bei den Zwergen doch, Schneewittchen ist viel schöner noch.“ Die Königin, grüngelb vor Neid, zog an der Krämerinnen Kleid, sie schminkte sich als altes Weib und schrie: „Ich schnüre dir den Leib!“ Nahm Riemen mit, lief siebenmal den Berg hinauf, hinab ins Tal und siehe da, grad sah heraus Schneewittchen aus dem Zwergenhaus. Es dacht sich mit naivem Sinn: „Ich helf dir, arme Krämerin, kauf Riemchen.“ Doch die schnürte fest, bis alle Luft heraus gepresst. Die Zwerge fanden es wie tot. Doch, losgeschnürt, trat frisches Rot auf seine Wangen und es hob den Kopf. Man rief: „Es lebt, gottlob!“ Der Zwergenschar war völlig klar, wer hier mit List am Werke war. Sie warnten: „Schatz, die Tür lass zu, das böse Weib gibt keine Ruh!“ Schneewittchen aber blieb naiv und als verkleidet wieder rief die Königin die Ware aus, verließ sie abermals das Haus. Vergiftet war ein alter Kamm als erstes, dann, ein Apfel, stramm und als es abbiss von dem Rot, sank es zu Boden und blieb tot. Allein, Schneewittchen war noch schön. Und um es immer anzusehen, schloss man des Mädchens Ebenmaß in einen Sarg ein, ganz aus Glas. Als nun ein Prinz den Wald durchritt, fand er den Sarg: „Die nehm ich mit!“ rief er betrübt und doch entzückt. - Die schöne Leich‘ ward rausgerückt. Die Träger schulterten den Sarg und stolperten sofort so arg, dass sich das gift’ge Apfelstück im Halse lockerte zum Glück. Und plötzlich saß Schneewittchen froh in ihrem Sarg. Und lichterloh entflammte da des Prinzen Herz. Er sprach: „Wir heiraten März!“ Das wollte das Schneewittchen auch. - Man lud zum Fest. Und ganz nach Brauch auch Mutter Stief recht herzlich ein, doch diesmal sollt es Rache sein. In Eisenschuhen, glühend rot zu tanzen, bis sie mausetot zu Boden fiel, war ihr Geschick. - Schneewittchen aber blieb im Glück. König Drosselbart Schön war Prinzesschen, frech ihr Sinn. Mit drosselschnabelkrummem Kinn begehrte sie ein Freier zart. Den höhnt‘ sie: „König Drosselbart!“ Da sprach ihr eigner Vater grimm: „Genug des Spottes! Ich bestimm: Dem nächsten Bettler, der jetzt kommt, wirst du zur Frau gegeben – prompt!“ Gesagt, getan. Ein Spielmann kam, der sie sogleich zur Gattin nahm. Zu Fuß zog sie zu ihrer Schand‘ in Lumpen nun mit ihm durchs Land. Wohin sie kamen, hieß es gleich: „Das hier ist Drosselbartes Reich.“ Da sah sie nun, was sie verpasst und hat sich gründlich selbst gehasst. Sie musste harte Arbeit tun, nie gab es Zeit, sich auszuruhn. Auf Märkten bot sie eine Weil den Reichen irdne Töpfe feil. Da galoppierte ein Husar, besoffen, wie er grade war, durch ihr Geschirr und es zerbrach zu Scherben alles - welche Schmach! Ihr Mann entschied: „Geh hin zum Koch ins Schloss, da gibt es Arbeit noch. Es feiert Drosselbart ein Fest, zu dem er lecker kochen lässt.“ Als sie, die Kochmagd, fettbeschmiert, herumstand, kam daher spaziert der König selbst, mit Gold behängt, hat sie aufs Tanzparkett gedrängt. Wie wurde ihr da höllisch warm vor lauter Scham im Königsarm! Doch Drosselbart, der sprach sie an: „Sieh nur genau, ich bin’s, dein Mann. Ich war der Bettler, der Husar, ich bin’s, der immer bei dir war und hab dich alle Zeit verehrt - durchs Elend endlich wohl bekehrt.“ Da rief sie: „Drosselbart, wie schön ist es, dein krummes Kinn zu sehn!“ Geläutert war ihr frecher Sinn, sie war voll Glück und… Königin. Die Bremer Stadtmusikanten Ein Esel trug sein Leben lang getreu die Säcke. Müd im Gang geworden, wollte man ihn jetzt enthäuten, doch er floh entsetzt. Er zog gen Bremen quer durchs Land, um sich als „I-ah“-Musikant hervorzutun. Applaus und Brot, die schienen reizender als Tod. Vom Wegrand rief ein Hund, schon alt: „Oh weh, mein Herr erschlägt mich bald.“ Da sprach der Esel: „Liebes Tier, komm mit mir, bell und musizier‘!“ Sie wanderten. Am Wegesrand miaute noch ein Musikant und klagte: „Stumpf ist schon mein Zahn.“ Der Esel drauf: „Komm, sing Sopran!“ Sie zogen weiter und da fleht‘ ein Hahn vom Mist: „So helft, man dreht mir heute noch den Hals um.“ „Hahn!“, sprach drum der Esel, „schließ dich an.“ Am Abend rasteten die Vier im Wald, sie hatten kein Quartier. Da sah der Hahn vom Wipfel aus ein fernes Licht, bestimmt ein Haus…. Tatsächlich, angekommen sah die Schar das Häuschen, hörte da im Innern Schmatzen und Gebrüll, sah hungrig durch das Fenster still. Da saßen Räuber und man aß vom Allerfeinsten, hatte Spaß und jedes Tier hat sich gefragt, wie es das Pack vom Tisch verjagt. Der Esel tat als erster kund: „Auf meinen Rücken setz dich, Hund.“ Dann sprach der Hund: „Katz, spring auf mich.“ Zuletzt der Hahn: „Zuoberst ich!“ Und mit „I-ah! Wau! Kiek! Miau!“ sprang dieser Drache in den Bau, das Fenster klirrte und mit Graus riss jeder Räuber zitternd aus. So war im Streich ihr Haus besetzt. Und drinnen musizierten jetzt die Viere. Der Seniorenhort war gar zu schön. Man blieb am Ort... Rumpelstilzchen Ein Kobold, winzig, lebt im Wald verborgen. – Eines Tages schallt von fern, vom Schloss her, aufgeregt, ein Stimmchen, das sein Herz bewegt. Er läuft dorthin, so schnell er kann und trifft ein hübsches Mädchen an, das, eingesperrt, die Wangen heiß, sich einfach nicht zu helfen weiß. Es zittert, klagt: „Dem König soll ich all das Stroh, die Kammer voll, zu Gold verspinnen, heute Nacht, sonst werd ich morgen umgebracht.“ Da piepst der Zwerg: Ich spinn's dir, Kind, gib mir – zur Treu – den Ring geschwind. Du bist so schön, wie mich das rührt!“ Und -- dreimal schnurr -- ist's ausgeführt. Dann eilt er fort und lässt allein das frohe Mädchen. - Prompt herein tritt schon der König und er rollt die Augen, ganz entzückt vom Gold. Und fordert hart: „In Tagesfrist, wenn dir dein Leben teuer ist, verspinnst du nochmals grade so für mich ein großes Haus voll Stroh!“ Und schließt das Mädchen wieder ein, verspricht jedoch: „Bald kannst du sein die Königin hier. - Zum Altar führ ich dich, wird mein Goldtraum wahr.“ Da hockt die junge Frau sehr bleich und jammert furchtbar. Doch schon gleich dreht sich die Tür, erscheint der Wicht, der zärtlich, doch auch fordernd spricht: „Mein lieber Schatz, was gibst du mir, wenn ich‘s für dich nochmal pobier‘?“ Und weil sie nichts mehr hat, ersinnt der Zwerg das Pfand: „Dein erstes Kind!“ Die junge Frau weiß keinen Rat, stimmt schließlich zu und - schnurr - die Tat gelingt. Der König kommt und traut den Augen nicht. - Und sie wird Braut. Ein Jahr verstreicht, die Königin ist Mutter und vergnügt ihr Sinn, spielt mit dem Prinz. Mit einem Mal betritt der Zwerg den Krabbelsaal. Und piepst: „Das Kind, das nehm ich mit. Heut ist der Tag und wir sind quitt! Da fleht die Königin im Schmerz um Gnade, schreit: „Mir bricht das Herz!“ Erschüttert von der Liebsten Pein räumt ihr der Zwerg drei Tage ein: „Dir bleibt dein Kind, nutzt du die Frist, entdeckst mir, was mein Name ist.“ Die Königin beeilt sich gleich, schickt Boten durch das ganze Reich. Doch lacht der Zwerg ihr ins Gesicht, und ruft stets: Nein, so heiß ich nicht!“ Erst in den tiefsten Wald versetzt entdeckt ein Späher ganz zuletzt, den Zwerg, der seinen Namen singt und tanzend um ein Feuer springt. Da ist die Königin nun froh. Und rät erst falsch: „Du heißt wohl so, dann graderaus, du bist vom Berg, heißt Rumpelstilzchen, lieber Zwerg. Da brüllt der Zwerg voll Zorn, entsetzt: „Das hat der Teufel dir verpetzt!“ Stampft einen Fuß auf. Dann mit Schrei reißt er sich mittendurch entzwei. Die Königin hebt auf ihr Kind. Ruft: „Schön, dass wir zusammen sind!“ Da lacht der Prinz, was ihr entdeckt, dass Rumpelstilzchen in ihm steckt. Hans im Glück Hans hat geschuftet sieben Jahr und weil er bienenfleißig war, so gibt der Meister ihm als Sold zum Abschied einen Klumpen Gold. Hans wandert heimwärts, doch er hat den schweren Klumpen bald schon satt. Da trabt ein Reiter, unbeschwert, Hans tauscht sein Gold und nimmt das Pferd. Das Pferd trägt ihn zunächst, doch dann setzt es zum Galoppieren an. Hans fliegt davon, schlägt auf und faucht im Graben, jämmerlich gestaucht. Ein Bauer zieht mit seiner Kuh des Wegs, der fängt den Gaul im Nu. Hans tauscht ihn gern. Er nimmt das Rind, weil Milch und Butter sich‘rer sind. Die Sonne glüht. Vor Durst verrückt melkt Hans die Kuh, doch ungeschickt, so dass das Tier ihm vor die Stirn, gekitzelt, tritt. Hans brummt sein Hirn. Da schenkt ein Metzger, der ein Schwein an seiner Seite hat, ihm ein und sagt: „Erfrisch dich, gönn dir Ruh, und nimm das Schwein, ich schlacht‘ die Kuh.“ Das macht der Hans. Er fühlt sich gut. „Das Glück ist mit mir, wohl beschuht“, so singt er, „was mich auch beschwert, es endet gut. Ich bin es wert.“ Da nähert sich mit einer Gans ein Junge, spricht: „Der Schweineschwanz ist mir bekannt. Im Dorf, dem Schulz stahl man dies Schwein.“ Hans rast der Puls. „So nimm es“, spricht er angsterblasst, „sonst lande ich als Dieb im Knast.“ Er zieht nun mit der Gans zum Markt, wo grad ein Scherenschleifer parkt. Der fragt den Hans, wie ihm geschehn, lässt ihn erzählend rückwärts gehn von Gans zu Schwein, zu Rind und Ross und sieht, wie Gold zu Gans zerfloss. Und schlau spricht er: „Nimm einen Stein, so kannst du Scherenschleifer sein und Geld verdienen, so wie ich. Um deine Gans hier kümmr’ ich mich.“ Hans nimmt den Stein sofort zur Hand, und trägt ihn fort. Am Brunnenrand legt er ihn ab und als er trinkt, fällt der ins Wasser, plumps, versinkt. Da ist Hans endlich wieder frei von aller Last. Ein Freudenschrei entfährt ihm und er dankt dem Herrn im Himmel: „Ja, du hast mich gern!“ Der goldene Schlüssel Ein armer Junge, der im Bett am hellen Tag noch friert, denkt: „Hätt ich doch nur Holz, die Stube wär bald warm, ich zitterte nicht mehr.“ Er nimmt den Schlitten drum, es schneit im Winterwald um diese Zeit, stapft unter Bäumen, sammelt, lädt die Reiser auf, es wird schon spät. Doch er entschließt: „Ich mache mir noch, mich zu wärmen, Feuer hier.“ Er schiebt den Schnee zur Seite und entdeckt ein Schlüsselchen am Grund. Ein goldner Schlüssel, sonderbar. Und denkt sich: „Wo ein Schlüssel war, muss auch ein Schloss sein“, und er gräbt und sieht ein Kästchen, dass er hebt. Ein eisern Kästchen und er sucht das Schloss darin. Doch, wie verflucht, er findet keines. Endlich doch erscheint ein klitzekleines noch. Und siehe da, der Schlüssel passt! Er dreht ihn schon… „doch wartet!“, fast springt schon der Deckel auf ... „Ich bin gewiss: dort ist ein Wunder drin.“ Hänsel und Gretel Das Paar war arm und klein sein Haus, es setzte beide Kinder aus. Die fanden weinend unterwegs im Wald ein Häuschen, ganz aus Keks. Und brachen sich, vor Hunger krank, ein Stück aus Dach und Fensterbank. Doch rächte sich der Vorwitz bald, ein Weib erschien, sehr bös, sehr alt. Ein hutzlig Zauberhexelein, das sperrte beide Kinder ein. Dem Jungen gab sie Schweinemast, dem Mädchen harte Arbeitslast. Der Mastknab sollt gebacken sein. - Da stieß die Maid die Hex hinein in ihren eignen Ofen, heiß - Hell brannte sie zu Aschenweiß. Und da verschwand der Zauberwald. Die Kinder fanden heimwärts bald und vorher noch im Kekshaus Gold - die Eltern waren ihnen hold. Zoom der 4. Strophe Ich bin verliebt, ich fresse dich genüsslich, Haut und Haar. Es gibt kein Mittel gegen mich, so fass dich, sei kein Narr. Es hilft doch nichts, dass du dich wehrst, ich schmore dich in Wein und laut beim lieben Gott beschwerst, du wirst sehr lecker sein. So sprach die Hexe, piekte schon mit einer Gabel zu, da stieß die Gretel sie vom Thron ins Feuer. Jetzt war Ruh. Der süße Brei In ihrem schiefen, kleinen Haus und arm wie eine Kirchenmaus, da leben sie, die Mutter und die Tochter, hungrig, leer der Mund. Und wenn der Schmerz den Bauch umkrallt, treibt es das Mädchen in den Wald und einmal, im Vorübergehn sieht es ein altes Weib dort stehn. Das spricht, ich kenne deine Not, doch bist du fromm, mein Kind, dein Brot will ich dir geben. Schau nur, hier, dies Zaubertöpfchen schenk ich dir. Und sagst du „Töpfchen koche!“, dann fängt es sofort zu kochen an. Kocht süßen Brei und hört erst auf, sagst du ihm „Töpfchen steh!“ darauf. Das Mädchen, freudig, eilt nach Haus, probiert sofort ihr Töpfchen aus. Und wirklich, es kocht Hirsebrei. Die Not der beiden ist vorbei. Doch eines Tages geht das Kind ins Dorf. Da kocht allein geschwind die Mutter sich vom süßen Brei, vergisst das Ausschaltwort dabei. Und während sie den Hunger stillt und noch nichts merkt, da steigt und quillt der Brei schon, der zu Boden fließt und sich ins Treppenhaus ergießt. Die Straße füllt sich und im Nu deckt Brei fast alle Häuser zu. Da kommt das Kind, ruft, als der See das letzte Haus packt „Töpfchen steh!“ Da bleibt es stehen, welch ein Glück. Der Brei jedoch kehrt nicht zurück. Will einer in die Stadt vom Land, frisst er sich durch vom Außenrand. Tischlein, deck dich... Ein Schneider, der vor Wut oft zischt, greift schnell zur Elle und verdrischt die Söhne, wenn die Ziege klagt: „Die haben mir die Kost versagt.“ Treibt alle drei so aus dem Haus und setzt sich dem Genörgel aus, das nun die Ziege Nimmersatt ihm selber anzubieten hat. Da ist der Vater tief ergrimmt, weshalb er jetzt das Tier vertrimmt, das ihn getäuscht hat. „Mir geschieht“, spricht er, „wohl Recht, dass jeder flieht.“ Die Söhne nimmt nun bald darauf ein jeweils andrer Meister auf, bei dem sie in die Lehre gehn. Ihr Fleiß wird sehr hoch angesehn. Dem ersten, der beim Schreiner war, schenkt der ein Tischlein, unscheinbar, doch wenn man „Tischlein, deck dich" spricht, bedeckt es Wein und Fleischgericht. Der zweite, der im Müllerfach, bekommt ein Eselchen, zu schwach für Lasten, doch mit „Bricklebrit" gerufen, kackt's Dukatenschitt. Dem jüngsten schenkt sein Boss zum Schock nur einen Sack, worin ein Stock, doch sagt man „Knüppel aus den Sack" haut dieser andern auf den Frack. Der erste, der sein Tischlein trägt, zieht durch die weite Welt, erwägt zuletzt doch schließlich, heimzugehn. Er will den Vater wiedersehn. In einem Wirtshaus noch zuvor bleibt er die Nacht, wo stolz, der Tor, sein Tischlein vorführt, jeden Gast bewirtet, dass der staunt und prasst. Der Wirt jedoch, sehr kriminell, vertauscht den Tisch dem Schläfer schnell mit einem andern, der nichts kann. So kommt der Sohn beim Vater an. Ruft: „Väterchen, so lad doch ein, Verwandtschaft soll beköstigt sein.“ Die kommt, sie sieht, was er auch spricht, sein blöder Tisch, der deckt sich nicht. Der zweite Sohn, im Eselsritt kommt auch ins Wirtshaus, „Bricklebritt", ruft er im Stall, doch heimlich linst der Wirt, entdeckt das Gold und grinst. Am Tag darauf erscheint der Sohn zu Hause, ruft mit frohem Ton: „Ach, Vater, lad die Freunde gleich nur ein, mein Esel macht euch reich!“ Und breitet unterm Esel aus ein Tischtuch, doch kein Gold fällt raus, das schöne Tuch stinkt, braun beschmiert. Der zweite Sohn ist auch blamiert. Der dritte, der den Knüppel führt, hört von dem Unglück und ihn rührt der Brüder Schicksal. Er kehrt ein beim Wirt, zu rächen ihre Pein. Den Sack, in dem ein Knüppel ist, zeigt er und spricht geplant mit List, der ist von unschätzbarem Wert, wer ihn besitzt, wird reich beschert. Und legt ihn unter seinen Kopf als Kissen sich. Der Wirt, der Tropf, in seiner Gier, der schleicht sich an, probiert, ob er ihn wegziehn kann. Da tönt es: „Knüppel aus dem Sack!" Der Knüppel zischt und zick und zack walkt er den Wirt gewaltig und macht ihm den Rücken richtig bunt. „Au, Aua!“, schallt der Klageschrei. Der Gast schaut zu. Er lacht, spricht frei: Rück du, mein Freund, den Diebstahl raus, erst dann schalt ich den Knüppel aus. Der Böse hat in seiner Qual an dieser Stelle keine Wahl. Der jüngste Sohn kehrt heim im Ritt, bringt Knüppel, Tisch und Esel mit. Die Brüder sind, der Vater froh, die Eingelad‘nen ebenso, denn endlich funktioniert ihr Lohn und alle jubeln polyphon. Frau Holle Zwei Mädchen, eines fleißig, schön, das andre hässlich und bequem, sind Stiefgeschwister. Mutters Blut kreist in der töricht faulen Stut. Und diese wird fürs Gen hofiert von ihrer Mutter. Malträtiert die Stiefdirn, diese muss allein die ganze Arbeit tun. Gemein! Oft spinnt sie müd am Brunnenrand und sticht sich dabei in die Hand, wäscht dann die rote Spule rein, doch einmal, plong, fällt die hinein. Gleich läuft sie heim und schuldbewusst berichtet sie von dem Verlust, da flucht die Mutter ordinär: „Du Miststück bringst die Spule her!“ Das Kind springt in den Brunnen, fällt kopfüber in die Unterwelt. Verliert die Sinne, es wird Nacht. Dann wacht es auf, die Sonne lacht. Von Blumen ist bekränzt das Land, ein Ofen backt am Wegesrand und krosses Brot ruft: „Mädchen, renn und zieh mich raus, eh ich verbrenn!“ Da schnappt das Mädchen, hilfsbereit, gleich einen Schieber und befreit das heiße Brot. Am Wegessaum steht nun vor ihm ein Apfelbaum. Der biegt sich, schwer mit Frucht behängt und jeder Apfel seufzt bedrängt: Oh, Mädchen, schüttle uns den Stamm, wir sind schon überreif und stramm.“ Da springt's zu Hilfe, hat gefasst den Baum, schon wackelt jeder Ast und alle Äpfel plumpsen froh ins Gras und sind ein Haufen so. Beim Weitergehn erscheint ein Haus, dort guckt mit Pferdezähnen raus ein altes Weib, das freundlich spricht: „Tritt ein mein Kind und fürcht dich nicht. Ich bin Frau Holle, bleib bei mir, im Hause geb ich Arbeit dir. Wirst du mit Fleiß zur Hand mir gehn, so werden wir uns gut verstehn. Und morgens schüttelst du mein Bett an frischer Luft vorm Fensterbrett. Die Federn sollen fliegen weit, dass es auf Erden kräftig schneit.“ Da bleibt das Mädchen, schüttelt stark das Bett der Alten, weiß wie Quark sind Wald und Feld, die Schlitten ziehn auf eingeschneiten Wiesen hin. Doch eines Tages wirkt verzagt das Kind, weil es doch Heimweh plagt, da spricht Frau Holle: Danke schön für all den Fleiß, nun darfst du gehn. Schau dieses Tor, das führt hinauf, da geh hindurch in munterm Lauf.“ Und wie das Kind darunter steht, wird es mit reinem Gold besät. Und als es heimkommt: „Kickrikie!“, schreit gleich der Hahn, „die Goldmarie!“ Das Kind erzählt, wie ihm geschehn und ist, da reich, nun gern gesehn. Die Mutter denkt, mein Fleisch und Blut, dem sollte es wohl auch so gut ergehen, spricht zur Faulen dann: „Schaff du doch auch bei Holle an!“ Die fackelt drum nicht lang und sticht sich in den Finger, wartet nicht, wirft in den Brunnen gleich das Ding und springt selbst durch den Brunnenring. Ist wirklich auch schon bei dem Brot, das wieder ruft in großer Not, die Antwort ist: „Ihr könnt mich mal!“, Das Brot verbrennt in großer Zahl. Die Äpfel schreien: „Junge Maid, nimm dir für uns ein bisschen Zeit!“ Die aber lacht und schüttelt nicht den Apfelbaum, nur das Gesicht. Ist dann gleich bei der Holle Haus, die pferdezähnig schaut heraus und spricht, schon lechzend nach Gewinn: „Ich geb mich dir zu Diensten hin.“ Doch hält sie nur den ersten Tag die Arbeit aus, vom andern Schlag ist dieses Weib, es schneit nicht mehr und Holle ärgert sich nur sehr. „Genug“, sagt sie, „geh durch das Tor!“ Da ist die Hässliche ganz Ohr, denn „jetzt kommt Gold“, so denkt sie frech, doch nein, es regnet schwarzes Pech. Und von dem Dach ruft: „ Kickrikie“ der Hahn, „wie stinkt die Pechmarie!“ Das Stinkepech, wie sie auch reibt, klebt fest, so lang ihr Leben bleibt. Dornröschen Der König kämpft mit Manneskraft seit langem um die Schwangerschaft. Ein Frosch im Bad der Königin verkündet schließlich den Beginn. Ein süßes Mädchen kommt zur Welt, man feiert es, der König zählt zwölf goldne Teller im Regal, doch dreizehn Feen: welche Qual. Die eine, deren Segensspruch verweigert wird, tritt ein mit Fluch. „Prinzessin, ruft sie, töte sich mit fünfzehn durch der Spindel Stich!“ Man ist erschüttert, doch zum Glück pfeift Nummer zwölf den Spruch zurück: „Sie schlafe“, sagt die letzte Frau, „vom Stich an hundert Jahr genau.“ Der König, blass, befiehlt: „Im Reich verbrennt die Spindeln alle gleich! So werden nur mit jedem Jahr die guten Feensprüche wahr.“ Geburtstag dann, Prinzessin wird jetzt fünfzehn und voll Neugier schwirrt sie ganz allein durchs Schloss, entdeckt im Turm ein Türchen, gut versteckt. Sie dreht am Schlüssel, knarrend springt das Türchen auf, vom Stuhl her winkt ein altes Weib und vor ihm steht ein Spinnrad, das sich munter dreht. Prinzessin tritt zu ihr, probiert nun selbst das Rad. Da triumphiert der alte Spruch, die Spindel sticht, das Kind gähnt, fällt und rührt sich nicht. Die Eltern kehren heim, es kommt auch ihr Gefolge nach und prompt sind alle müde, ungesäumt schläft jeder ein. Das Vieh selbst träumt. Und eine Hecke wuchs und spross, an Dornen reich ums Königsschloss. Im ganzen Land hört man die Mär, dass hinter ihr Dornröschen wär. Ein schönes Kind sei es. Und oft kommt drum ein Prinz dorthin und hofft, ich dring hindurch. Noch eh er wirbt, hält ihn die Hecke fest, er stirbt. Doch dann, nach hundert Jahren wagt es noch ein Prinz, den Liebe plagt. Und sieh, die Hecke blüht jetzt fein und öffnet sich und lässt hinein. Er klettert über Mensch und Tier, die alle schnarchen, findet hier die Tür im Turm auch und dort liegt, Dornröschen, in den Schlaf gewiegt. Unheimlich schön ist sie, er muss sich zu ihr beugen, einen Kuss drückt er ihr auf die Lippen leicht, da wacht sie auf, der Zauber weicht. Das ganze Schloss ist bald erwacht und auch der Koch und schallend kracht dem Küchenjungen jetzt ans Ohr ein Schlag aus langer Zeit zuvor. Danach beginnt in selber Nacht das Hochzeitsfest mit aller Pracht. Dornröschens Lieb ist wunderbar, gereift im Schlafe hundert Jahr... Die sieben Raben Der Vater wünscht sich immer schon ein kleines Mädchen, keinen Sohn, Doch erst der Säugling Nummer acht hat ihm den Wunsch halb wahr gemacht. Denn dieses Mädchen röchelt arg, ist kümmerlich, liegt bald im Sarg. Der Vater schickt, zu taufen schnell, die sieben Brüder aus zum Quell. Dort will nun jeder erster sein, man schubst, schon fällt der Krug hinein, sinkt unter. Da erstirbt der Laut, weil keiner sich nach Hause traut. Der Vater, furchtbar traurig, schnauft: „Stirbt mir das Mädchen ungetauft, so sei der Söhne Brut verdammt: Zu Raben werdet allesamt!“ Kaum ist der böse Fluch verhallt, da rauschen Flügel her vom Wald und sieben Rabenkinder ziehn am Himmel fort, weiß nicht wohin. Schwer quält die Eltern der Verlust und Fragen bohren in der Brust, wo ihre Rabensöhne sind. Als Trost bleibt nur das achte Kind. Das Mädchen, das schon totgesagt, erholt sich und kein Makel nagt an ihm, es wird in Frieden groß und ahnt nichts von der Brüder Los. Denn niemand spricht das Thema an, bis dann doch jemand irgendwann erzählt, was einst so schlimm versiebt, und ihm die Schuld an all dem gibt. Es kann nicht schlafen, weiß zum Schluss dass es die Brüder finden muss und sie erlösen und es macht sich heimlich auf in einer Nacht. Nimmt mit sich nur vier Dinge flink, Brot, Stühlchen, Krug, der Eltern Ring für Speise, Trunk, um auszuruhn und sich Erinnern aufzutun. Geht ständig fort, verlässt die Welt, gelangt zur Sonne, die es gequält und flieht vor ihr, flieht auch den Stein des Monds und kehrt bei Sternen ein. Der Morgenstern ist lieblich, spricht: „Dies Hühnerbein, verlier es nicht, schließ auf mit ihm den Glasberg, Kind, worinnen deine Brüder sind.“ Das Mädchen schützt das Beinchen, geht, doch als es vor dem Glasberg steht, da ist das Tuch, worin das Bein lag, leer, es muss verloren sein. Das Mädchen, unerschütterlich, trennt mit dem Messer eilig sich den Finger ab und statt dem Bein führt es ihn in das Türschloss ein. Die Tür springt auf, da steht ein Zwerg, er fragt: „Was suchst du hier im Berg?“ „Ich suche sieben Raben hier, ein Bruder steckt in jedem Tier.“ „So warte“, spricht er, „ruh dich aus, sie kommen wohl demnächst nach Haus.“ Dann deckt er für die Raben frisch mit Speis und Trank den Essenstisch. Da stehen sieben Teller und gefüllt die Becher in der Rund. Das Mädchen nippt, es steckt den Ring dann in den letzten Becher flink. Und Rauschen füllt die Luft, es kommt die Rabenschar und setzt sich prompt und jeder Rabe spricht, bei mir fehlt schon ein Schluck im Becher hier. Man merkt, es war ein Menschenmund, der hier geschlürft hat. Auf den Grund leert man die Becher nun. Da rollt beim letzten auf den Schnabel Gold. Und er erkennt sogleich das Ding, es ist der Eltern alter Ring. „Ach“, ruft er, „wär die Schwester nur auch hier. Es bräch‘ der alte Schwur!“ Da tritt sie vor aus dem Versteck und schon ist das Gefieder weg, der Schnabel auch, man küsst den Mund der Schwester und zieht heim gesund. Der Wolf und die sieben Geißlein Die alte Geiß hat siebenmal ein Kind geboren. Prüft die Zahl, bevor sie aus dem Haus geht, spricht: „Bis ich zurück bin, öffnet nicht. Besonders auf den Wolf habt acht, der sich verstellt, auf Geißbock macht. Doch den erkennt ihr ganz genau, sein Fuß ist schwarz, die Stimme rau.“ Kaum nun ist die Besorgte fort, kommt schon der Wolf, als Schmeichelwort ruft er: „Ihr Kinder, lasst mich ein, ich bin es, euer Mütterlein!“ Doch es erwidern alle gleich: „Der Mutter Stimme ist ganz weich, du bist der Wolf, sprichst rau und kalt, drum scher dich fort in deinen Wald!“ Der Wolf fühlt sich geprellt, er geht zum Krämerladen und ersteht ein Stückchen Kreide, das er frisst, worauf sein Sound verfeinert ist. Und hell und lieblich ruft er nun: „Die Türe, bitt ich, aufzutun für mich“, doch alle lachen nur: „Dein Fuß ist schwarz, du Wolfsnatur!“ Zum Bäcker nun trabt er, erreicht, dass der ihm Teig darüber streicht, und weil er androht, dass er beißt, den Teig mit Mehl bestäubt und weißt. Nun kehrt der Wolf ein drittes Mal zum Restaurant nach seiner Wahl, zeigt weißes Pfötchen, säuselt fein... und siehe da, man lässt ihn ein. Da springt der Kerl in vollem Lauf ins Haus und sperrt den Rachen auf, sechs Geißlein hat er gleich entdeckt und schon verschluckt... eins ist versteckt. Das ist das kleinste, das gewitzt im Uhrenkasten lautlos sitzt. Er findet’s nicht und schläft schon bald auf einer Wiese, nah beim Wald. Die Mutter kommt nachhause, froh - Wie trifft das Unglück sie nun roh! Ein wildes Chaos sieht sie, leer - Kein Kinderstimmchen hört sie mehr. Sie ruft die Geißlein namentlich, doch erst das siebte meldet sich, steigt aus dem Uhrenkasten und erzählt den schauerlichen Grund. Wie schluchzt die Frau, dann treibt der Graus sie wie im Wahnsinn aus dem Haus, das Geißlein folgt, die beiden gehn, bis sie den Wolf dort vor sich sehn. Und siehe da, sein Bauch bewegt sich so, als ob sich Leben regt. Der Mutter zucken Herz und Hirn, sie ruft: „Hol Schere, Nadel, Zwirn:“ Das Geißlein rennt und kehrt zurück, die Mutter schneidet Stück für Stück den Wanst auf und ...verdammt nochmal - sie leben, sechse an der Zahl! Und springen froh im Kreis umher, auf Mutters Wink hin schleppt man schwer ein Dutzend Wackersteine an und füllt den Bauch, vernäht sodann. Der Wolf erwacht, fühlt argen Durst. Zum Brunnen stapft die Rumpelwurst. Die Steine ziehn ihn dort hinab und er ertrinkt im kühlen Grab. Familie Geiß lacht, tanzt und singt, dass es durch Wald und Wiesen klingt. Aschenputtel Der Vater ist zwar reich, doch Not bedeutet Mutters früher Tod. Ihr Sterbenswort ist: „Töchterlein, bewahr in Gott ein frommes Sein.“ Das Mädchen weint beim Grab noch oft, als sich der Vater unverhofft erneut vermählt. Die zweite Frau hat schöne Töchter, bös und schlau. Die hacken beide gleich gemein auf dieses milde Wesen ein. „Raus aus der Stube! an den Herd!“, so heißt es barsch, „gekocht! gekehrt! Du bist das Aschenputtel jetzt, dir reicht ein Kittel, grau, zerfetzt. Die schönen Kleider, gib uns her, die braucht ein Schmuddelkind nicht mehr.“ Der Vater mischt sich da nicht ein und lässt sein Kind misshandelt sein, bemerkt es kaum, denn er ist meist auf Handelsmessen und verreist. Doch einmal raunt sein Herz: „Ich bitt, bring jedem Kind was Schönes mit“, drum fragt er plötzlich alle drei, was ihrer Wünsche größter sei. Die eitlen Weiber schrein: „Ein Kleid“ und fordern „Perlen und Geschmeid“, doch Aschenputtel sagt: „Was dir an deinen Hut stößt, das bring mir.“ So kauft der Vater Gold und Samt und siehe, auf dem Rückritt schrammt ein Haselreis ihm seinen Hut, den bricht er ab, verwahrt ihn gut. Er kommt nach Haus, schenkt Putz und Zier den beiden Bösen, spricht dann: „Hier, mein Puttel, dieser kleine Reis ist dein, stieß an den Hut mir leis.“ Das Mädchen pflanzt den Reis aufs Grab und seine Tränen fall‘n herab, worauf das Reis, gegossen kaum, dort wurzelt, wächst und zweigt zum Baum. Ein weißes Täubchen baut sein Nest nun in des Haselbaums Geäst und was am Grab sich wünscht das Kind, wirft es herab, erfüllt sich blind. Nun wird im Land die Botschaft laut, der junge Prinz sucht eine Braut, lädt schöne Jungfraun ein zur Wahl, drei Tage Tanz soll sein im Saal. Und wirklich, auch die Schwestern, schön, sind ausgewählt, dorthin zu gehn, das Aschenputtel kämmt die zwei und weint, denn es ist nicht dabei. „Ach, Mutter Stief“, so fleht es, „gern ging ich mit euch, den jungen Herrn mal nah zu sehn.“ Die sagt nicht nein, spricht nur: „Die Erbsen lies erst rein!“ So glaubt das Kind, dass Hoffnung sei und ruft die Tauben schnell herbei, sie picken froh und engagiert und bald alle Frucht sortiert. Doch nun, obgleich die Mutter staunt, ist sie darob nur schlecht gelaunt, entscheidet: „Nein, du Schmuddelmaid bleibst weg, dir fehlt das Abendkleid.“ Und damit eilen alle fort, nur Aschenputtel bleibt am Ort, tritt vor den Baum, ruft: „Schüttel dich, wirf Gold und Silber über mich!“ Und sieh, der Vogel wirft aufs Grab ein wunderschönes Kleid herab und hübsche Schuh. Das steht dem Kind, es eilt darin zum Fest geschwind. Und niemand dort erkennt sie, denn sie ist die schönste Tänzerin, der Prinz entflammt, er walzt komplett mit ihr nur auf dem Tanzparkett. Dann aber, eh er sich besinnt, entwischt ihm das begehrte Kind, eilt fort und springt ins Taubenhaus, und wechselt rasch die Kleider aus. Liegt, als die Schwestern kommen, grau im Aschenhaufen, ganz genau wie früher, schwarz Gesicht und Haar, man ahnt nicht, wie sie grad noch war. In nächsten Tag beginnt das Fest von neuem und wie gestern lässt man Aschenputtel herzlos stehn, um ohne sie zum Fest zu gehn. Und wieder geht die Maid zum Baum und schöner noch, man glaubt es kaum, sind diesmal Kleid und Seidenschuh und tanzend fliegt dem Fest sie zu. Der Prinz, der schon gewartet hat, umschlingt sie fest und tanzt sich satt, doch plötzlich ist sein Engel weg und liegt wie sonst im Küchendreck. Da kommt der dritte, letzte Tag der Prinz ist ruhlos, fragt, wo mag dies Mädchen wohnen, da erscheint es nochmals und sie sind vereint. Und schöner noch ist sie und stumm bewundert sie das Publikum bei ihrem Tanze. Unerkannt flieht sie dann aus des Prinzen Hand. Doch diesmal hat er, schlau und frech, die Treppe eingesprüht mit Pech und siehe, von dem Kinde klebt ein Schuh dort, den er freudig hebt. „Fürwahr“, spricht er, „mit diesem Stück erober‘ ich mein Glück zurück, den Schuh zieh jedes Mädchen an, nur wo er passt, da dock ich an.“ Die Schwestern zwängen sich hinein: „Verflucht, der Schuh ist viel zu klein!“ Mit einem Messer, es tut weh, kappt man die Ferse, kürzt den Zeh. Der Prinz, eh sich der Schwindel klärt, hebt eine jede auf sein Pferd, doch geht der Weg zum Schloss vorbei am Haselbaum, dort tönt ein Schrei. Die Tauben sehn das Blut im Schuh und äußern sich mit „Ruckdikuh: die rechte Braut sitzt noch daheim!" - So gehn die falschen auf dem Leim. Der Prinz ist ratlos, sieht im Ruß das Aschenputtel, sagt: „Die muss auch anprobieren“, doch mit: „Nein!“, greift ganz entsetzt der Vater ein. Der Prinz beharrt und man gesteht ihm zu die Generosität, das Mädchen, bisher holzbeschuht, schlüpft in den goldnen, der sitzt gut. Und da erkennt der Prinz sie auch und nimmt sie mit. - Am Haselstrauch ertönt gegurrt ein: „Ruckdischwein: die rechte Braut, die führt er heim!“ Doch als das Mädchen goldbesät als Braut zum Traualtare geht, da schleimt sich gleich das falsche Paar der Schwestern ein, das ist doch klar. Allein, die Tauben setzen sich auf ihre Köpfe ärgerlich und hacken ihnen ganz geschwind die Augen aus. - Jetzt sind sie blind. Der gestiefelte Kater Ein alter Müller stirbt und lässt den Söhnen ungleich viel als Rest. Denn Mühle, Esel, Kater sind ihr Erbe, je ein Stück pro Kind. Der jüngste Sohn, enttäuscht, beklagt: „Was nützt der Kater mir?“ und sagt: „Ich zieh den Pelz ihm ab, sein Haar gibt Wärme noch: ein Handschuhpaar.“ Das hört der Kater, wendet ein: „Mein Herr, ich könnte nützlich sein, messt ihr mir feine Stiefel an, damit ich vornehm wirken kann.“ Der Müllerssohn ist bass erstaunt, ruft einen Schuster wohlgelaunt, der Hinterpfotenstiefel näht, worin das Tier nun aufrecht geht. Und menschlich wird des Katers Blick, er fokussiert die Politik, entdeckt den König, arg gestresst, weil sich kein Rebhuhn speisen lässt. Denn alle Jäger, schussbereit, entdecken keins mehr weit und breit. Der Kater aber, hinterm Tann verborgen, lockt die Hühner an. Ein Körnermeer, wie ausgesät, doch liegt`s im Sack, der offen steht und von der Öffnung führt ein Band nicht sichtbar in des Katers Hand. Und stehn die Hühner pickend dann im offnen Sack, zieht er daran, die Öffnung schließt sich, fängt das Vieh - er würgt die Beute, schultert sie. Am Schloss hält ihn die Wache auf, er diskutiert, darf dann hinauf zum Thronsaal, denn man sieht es so: den König mache Kurzweil froh. In seinen Stiefeln, stolzgebläht, verbeugt er sich, spricht: „Majestät, mein Herr, der Graf, empfiehlt sich sehr und schickt mit Rebhuhn mich hierher.“ Der König strahlt, er fasst es nicht, ein Fremder kennt sein Leibgericht! Er fordert den Gesandten auf, füllt euch den Sack mit Gold zuhauf. Der Müllerssohn, betrübt derweil, spricht resigniert: „Den letzten Teil des Geldes hat dies Stiefelpaar verbraucht, was völlig sinnlos war.“ Da kommt der Kater grinsend, spricht: „Mein guter Herr, so grämt euch nicht, die Stiefel hier sind goldeswert.“ Was er beweist: den Sack entleert. Der Müllerssohn begreift nur schwer, wie ihm geschieht, doch freut sich sehr und lässt den Kater wieder fort zu Rebhuhnfang und Goldtransport. Der hört am Hof des Kutschers Schrei: „Ich muss kutschier‘n und hab doch frei! Prinzesschen will mit Herrn Papa den See entlangfahr‘n, ufernah!“ Dem Kater schwillt beim Wörtchen See der Kopf von einer Mordsidee: Dem Müllerssohn gibt er den Rat: „Mein Herr, nehmt rasch im See ein Bad.“ Kaum schwimmt der Jüngling splitternackt, erschallt von fern auch schon der Takt der Hufe auf dem Uferpfad. - Der König in der Kutsche naht. Der Kater aber, unentdeckt, hat Herrchens simple Hos` versteckt, springt jetzt zur Kutsche, schreit: „Oje, so haltet, helft dem Graf im See! Kann aus dem Wasser nicht mehr, friert, sein Prachtkleid hat ein Dieb entführt!“ Der Kutscher bremst, des Königs Hand weist Richtung Schloss: „Mein Goldgewand!“ Man bringt es rasch. Der Müllerssohn sieht edel aus darin und schon steigt er mit in die Kutsche, hält Prinzessins Hand, was der gefällt. Der Kater springt voran, erfährt vom Volk, wen dieses Reich ernährt: „Den großen Zaubrer!“, sagt man fest und er entgegnet: „Das vergesst! Ist euch das Leben lieb, so sagt, wann immer euch der König fragt, der bald per Kutsche hier passiert: Es ist der Graf, der uns regiert.“ Die Leute, eingeschüchtert, tun, wie er befohlen, während nun der Stiefelträger im Palast den Zaubrer selbst ins Auge fasst. „Ein großer Zaubrer willst du sein?“, so lacht er, „zeig es, mach dich klein. Klein wie ein Mäuschen!“ - Das gelingt, worauf der Kater ihn verschlingt. Gesättigt tritt er aus dem Tor und sieht, die Kutsche steht davor. Der König staunt. Des Grafen Haus sieht reicher als sein eignes aus. Und so wird aus dem Müllerssohn alsbald der neue König schon und die Prinzessin seine Frau. Primierminister wird: Miau. Schneeweißchen und Rosenrot Zwei Rosengesträuche im Garten besaß sie, ihr Mann war schon tot, die Töchter, sie glichen den zarten Geblühten in Weiß und in Rot. Schneeweißchen war sanfter und milder, ein Kind, das bei Mutter gern blieb, und Rosenrot aushäusig wilder, doch hatten die beiden sich lieb. An einem der Abende klopfte es an und man schaute nach, wer da draußen geklopft haben mochte und eintrat, erkältet, ein Bär. Der ruhte sich aus an dem Feuer und wärmte sich brummend das Fell. Die Mädchen, sie kraulten erst scheuer, bald wilder den lieben Gesell. Am Morgen dann reckte die Glieder der Braunbär und lief in den Wald und kehrte am Abend stets wieder, denn noch war die Nacht eisig kalt. Doch kaum kam auf singenden Sohlen der Frühling, verließ er sie bald: „Sonst wird mir mein Gold jetzt gestohlen von Zwergen im tauenden Wald. Sie bleiben bei Frost in der Erde, doch wird sie vom Frühlingswind weich, bestiehlt mich die gierige Herde und schafft meinen Schatz in ihr Reich.“ Der Türhaken riss ihm beim Gehen ein Stück aus dem zottigen Fell. Wie staunte Schneeweißchen zu sehen: darunter war's goldschimmernd hell. Bald trafen beim Spielen die Mädchen im Wald einen Holzfällerzwerg, dem klemmte vom Barte ein Fädchen im Stamm . - Er verfluchte sein Werk. „Befreit mich“, so schrie er, „ich leide.“ Schneeweißchen durchschnitt gleich den Bart. Er schimpfte: „Wie grob seid ihr beide!“, als sei er am Spieße gegart. Obwohl sie den Kauz nicht sehr mochten, sie fanden ihn angelnd am Bach, die Schnur mit dem Bart wie verflochten, der Fisch, der sie spannte, nicht schwach. Der Zwerg wär ins Wasser gefallen, doch Rosenrot schnitt durch den Bart. Ein Wutschrei, ein Zwergfäusteballen um goldenen Schmuck aller Art. Und bald schon, auf einsamer Heide, da trafen sie nochmals auf ihn, ein Adler ergriff ihn am Kleide, ihn mit in die Lüfte zu ziehn. Die Mädchen entrissen die Beute, die zappelnde, ihm aus dem Fang, der Zwerg, der gerettet befreite, der zeterte, sprach keinen Dank. Und als nun die beiden die Heide im Abendlicht querten nochmal, da hockte er über Geschmeide und Perlen in riesiger Zahl. Er schnaubte: „Was gafft ihr? Geht weiter!“ Dann nahte ein wildes Gebrumm. - Ein Tatzenhieb fällte den Streiter und machte ihn allezeit stumm. Die Mädchen erkannten gleich wieder den Bären, der Krallen und Fell verlor und ein Prinz war, die Glieder erwählt für das Zeremoniell. „Ich wurde verzaubert, bestohlen“, so sprach er und wies auf den Zwerg, „er konnte dem Tier so leicht holen mein Gold und verbergen im Berg.“ Die Weiße bekam den Erwählten, die Rote den Bruder des Prinz‘, die Mutter der glücklich Vermählten zog um und verließ die Provinz. Doch nahm sie die Rosengebüsche mit sich an den Hof und genoss wie täglich die mächtige Frische der großen Fontäne sie goss.
  15. gummibaum

    Gerettet

    Danke, liebe Melda. Ja, was eigentlich gesund ist, kann müde, krank oder betrunken auch gefährlich sein. Grüße von gummibaum
  16. Lieber Tobuma, die Atmosphäre in der Pathologie ist gut beschrieben (ich habe sie auch als beklemmend empfunden) und das befreiende Gefühl (ein "ich" fehlt hinter "atmete) und der Lebenshunger nach dieser ernüchternden Erfahrung sind nur allzu verständlich. Interessiert und zustimmend gelesen. LG g
  17. Sehr schön, liebe Seeadler. Evtl. noch "dann" vor "gestärkt" einfügen, damit das Versmaß sich nicht ändert. Gern gelesen. LG g
  18. Liebe Melda, danke für den abwechslungsreichen Zoobesuch mit vielen lustigen Einlagen. Mit Freude gelesen. Grüße von gummibaum
  19. gummibaum

    Gerettet

    Danke für weitere Likes. Lieber horstgrosse2, . vielen Dank. Mit dem Namen wollte ich keine Bedeutung verbinden. Lieber Georg C. Peter, danke schön. Ich habe nichts gegen gereimte Erweiterungen/Antwortgedichte und darum "feedback jeder art" angeklickt. Euch liebe Grüße gummibaum
  20. Schön, lieber Cornelius, dein Gedicht mit dem offenen Ende zum Nachdenken. Und schön, dass hier der Wert der Erinnerung an einen Menschen und seine Liebe mehr zählt als der materielle oder künstlerische Wert des Gegenstandes. Sehr gern gelesen. LG g
  21. gummibaum

    Gerettet

    Vielen Dank für eure Likes. Danke, lieber Cornelius. Die Frage ist beunruhigend, und ich wage keine Antwort zu geben. Dir einen schönen Tag. LG g
  22. Liebe hora, die Musik verbindet und die Freude steckt an. Glasmusik ist toll. Gern gelesen. LG g
  23. gummibaum

    Gerettet

    Der alte Horst lag ganz allein im Schwimmbad auf der Saunabank, und weil er müd war, schlief er ein und brutzelte, bis, Gott sei Dank, ein Bratwurstduft die Putzfrau rief. Und diese, weil sie hungrig war, nahm gleich Besteck und Senf und lief zu Horst, der, mehr als knuspergar, noch immer schlief, doch jäh erschrak beim Spritzer Senf auf schwarzem Bauch. - Und eh die Gabel in ihm stak, floh er, verfolgt von Ruß und Rauch…
  24. Danke für eure Likes. Liebe Liara, du hast einen schönen Kommentar geschrieben. Vielen Dank. Ich freue mich. Grüße von gummibaum
  25. Lieber hollipoc, du entwirfst eine Gestalt, die Tod und Zerstörung inszeniert, das Schauspiel mit Musik untermalt und sich feiert. Gern gelesen. Grüße von gummibaum (Die Meinung, Nero habe Rom angezündet, sich am Brand berauscht und das Lied vom Untergang Trojas dazu gesungen, gilt heute nicht mehr.)
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