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Ava

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  1. Ava

    Gesicht

    Mein Gesicht hat angefangen auseinander zu fallen, oder hab ich angefangen es auseinander zu ziehen? Jeden Morgen starr ich auf Körperteile die mir nicht gehören, Gehörten sie mir davor? Ich weiß nicht ob ich sie vermisse, Oder ob ich sie kannte, Ob ich sie war, Ich weiß nicht ob ich blute oder weine. Gehört mein Gesicht mir? Gehör ich mir? Bin ich ich? Bin ich? Ich?
  2. Ava

    titellos

    Ich stehe im leeren Raum, Nackt, nur von Asche und Ruß bedeckt, Blut tropft von der Decke, Und fließt aus den grauen Wänden. Es gibt kein Fenster, Trotzdem starr ich erwartungsvoll in die Leere, Und ich ersticke, dabei seh ich keinen Rauch. Aus meinen Augen fallen rote Blätter, Bin ich Herbsts sterbender Schrei? Oder bin ich Winter, der Herbst samt Knochen frisst? Bin ich mein eigener Körper? Sind meine Knochen meine? Meine Hand - verkohlt und verwesendes Fleisch kämpft sich durch die ächzende Haut. Glaubst du ich schmecke wem auch immer nach mir?
  3. Ava

    Fisch

    Seitdem ich ein Kind war, hatte ich einen kleinen Fleck hautfarbener Schupppen an der Innenseite meines Oberschenkels, meiner Kniekehle und einer meiner Fingerspitzen. Manchmal frag ich mich, ob ich menschlich bin. Ich bin mir ziemlich sicher, ich kann nicht menschlich sein. Unsere Urahnen waren Fische, irgendwann, Warum nicht wir und warum wir? Wir reden über Organe die uns unterscheiden und Organe die uns einen. Ein Urtrieb, ein Verlangen, ein Zwang, jeden Abend muss ich für mehrere Stunden auf dem Boden meiner Dusche sitzen und heißes Wasser wie Teer über mich rieseln lassen und dann kaltes Wasser wie zärtliche Küsse über mich fließen lassen. Ich kann mir nicht anders helfen, es ist Komfort im Zwang, unfrei zu sein, befreit mich. Ich will mich verändern, mich häuten, Schuppen abwerfen. Ich will gleich bleiben, reinpassen, meine Schuppen übermalen, jemand menschliches sein. Ich will schwimmen, stehen, laufen, schwimmen, fallen, zerschellen, schwimmen, ertrinken und atmen. Ich würde so gerne am Strand leben, hätte ich Geld, ich wäre glücklich, hätte ich Geld, und das Verlangen glücklich zu sein und den Glauben an Glück, nicht verloren. Mein Hals hatte nie Kiemen bis jetzt, aber jetzt hab ich Kiemen, glaube ich, es macht mich komisch glücklich, und gleichzeitig, realisier ich nur, ich bin noch mehr ein Freak. Vielleicht sind es auch nur kleine Schlitze, die ich mir im nächtlichen Wahn, - schlaftrunken, traurig und sehnsüchtigst - in den Hals geschnitten habe. Ein wenig später fällt mir erst auf, meine Fingerkuppen haben sich aufgelöst, und wie Blumen sind mir kleine Flossen gesprießt. Ich kriech zum nächsten Bach, keuchend unter Rückenschmerzen, ich glaube meine Finne wächst, ich spür das Blut wie das Wasser in der Dusche erst heißer Horror danach kalter Schauer und dann lieg ich im Wasser: ein Fisch. Ich kann endlich atmen und dann schwimmen, nur nicht stehen oder gehen. Ich wünschte ich wäre ein Mensch, oder wenigstens ein Tier ohne Erinnerung, oder wenigstens menschlicher als zuvor. Unglücklichkeit macht sich breit. Irgendwann sehe ich einen wurmlosen Haken, ein trauriger Versuch einen Fisch zu fangen, und kein richtiger Versuch. Ich schwimm dran vorbei, starrend, zu nah, und der Haken trifft wie eine Kugel in mein Auge, und erblindet mich, und ich spüre wie er in mein Fleisch eindringt, und mein Auge sich mit Wasser füllt. Vielleicht ist es besser so. Und jetzt häng ich dort, ausgeweidet, tot, an einem Stand und Menschen wollen mich kaufen, und mich genussvoll verzehren. Und ich biete mein Fleisch an, unfreiwillig freiwillig, ich bin nur ein Ergebnis und der Prozess. Ich hoffe niemand erinnert sich daran mich gegessen zu haben. Ich hoffe niemand erinnert sich an mich. Ich kann nur glücklich sein im Gedankentod.
  4. Ava

    Müll.

    Da liegt ein Müllsack neben meiner vollen Mülltonne und leere Augen starren auf sie. Morgen, denk ich mir, und dann ist Morgen schon Gestern. Jetzt seh ich den Müll schon in meinen Träumen, ich sollte ihn endlich wegräumen. Jetzt stapeln sich schon die Müllsäcke, und ich hab nicht die Energie. In meinem Frühstück sind kleine Seifenflaschen und sie riechen nach Vanille und sie schneiden mir ins Fleisch, wenn ich esse, sie schmecken nicht, Essen ist Folter und ich ernähre mich nur wegen des Zwangs. Müll kommt aus den Rohren, tropft von der Decke, als schwarzer Schleim, es riecht bitter und verfault. Ich glaube da ist Mikroplastik in meinem Herz, es fühlt sich so schwer an. Ich glaube da ist Mikroplastik in meinem Auge, und ich sehe langsam nichts mehr. Mein Spiegel ist geschmolzen, der Müll brennt sich durch mein Herz, Ich breche jeden Abend. Ich taste mich durch die Gegend meiner Wohnung, nichts fühlt sich bekannt an. ich glaube, da wächst Plastik aus meinen Fingerspitzen, sie sind hart geworden, und so langsam fühl ich nichts mehr. Ich spüre meine eigene Haut unter meinem Eigengewicht und meiner Faulheit zerreißen. Mein Körper ächzt und ich spüre meine Beine nicht mehr, Ich spüre meine Adern platzen, und ich kann nicht entkommen, meine Tränen, gefüllt mit Plastik, zerfetzen mein Gesicht. Jetzt liegt mein Gehirn in einem Haufen Müll und mariniert vor sich hin.
  5. Ava

    titellos

    Mein Blick fällt auf das, was nicht von der Decke fällt. Am Anfang hab ich mein entstelltes Gesicht, meine zerrissenen Gliedmaße, meine von Knochen durchstochene, verwesende Haut nicht erkannt, und dann ist es mir der Schauer wie heißer Teer oder Messer über den Rücken gelaufen. Ich weiß nicht ob es mich sieht, aber wie irgendein Insekt klammert es sich an der Decke fest, und starrt in meine Richtung. Ich weiß nicht ob es mich hört, ich hab Angst zu Atmen, und kann durch meine Angst nicht atmen. Ich weiß nicht ob es sprechen kann, es bilden sich weißer Schaum und schwarze Tropfen die langsam auf meine Bettdecke tropfen. Irgendwas zieht mich zu ihm hin, Ein Urbedürfnis, Das Starren in einen kaputten Spiegel und ich starr, starr, starr, starr, starr für Stunden. Warum ist es so geworden? Bitte sag mir was mit dir passiert ist, und sag mir was ich besser tun kann. Ich schlafe mehrere Tage nicht, ich gehe nicht mehr aus der Wohnung raus und ernähre mich von den letzten langsam verwesenden Resten. Sag mir warum du hier bist, fordere ich. Es antwortet nicht. Kannst du mir sagen, warum du hier bist, frage ich. Es antwortet nicht. Bitte, sag mir warum du hier bist, bitte ich. Es antwortet nicht. Kein Geräusch kommt von ihm oder mir, als wäre die Welt um uns gestorben, und wir auch. Schau ich in den Spiegel, seh ich es, mich, statt mir, und berühr ich den Spiegel, berühr ich eine Wand, und ich lieg dann doch weinend im Bett. Ich glaub es will mich trösten, zu mindestens leckt sie meine Tränen von meinem Gesicht, ihr Mund riecht so als hätte sie seit Jahren nur verfaultes rohes Fleisch gegessen und sich nicht einmal die Zähne geputzt. Ich glaub es nährt sich an mir, zu mindestens fehlt Haut an meinem Bein, da ist nur Knochen und stinkendes Fleisch, aber es tut nicht weh, also stört es nicht, man muss sich schließlich nähren. Und ich wach auf, als hängende Leiche von der Decke, Und ich bin endlich frei.
  6. Ava

    Die Leere

    Ein Flur streckt sich wie ein abgemagerter Arm ins Nichts, Zwei kahle Wände, mit schimmelnder weißer Tapete, sperren mich ein. Meine Stimme hallt durch die Gegend, und ertrinkt dann plötzlich - keine Antwort. Meine müden Augen starren für Stunden in die gähnende Leere, ich glaub da ist was, ich weiß da ist was, ich wusste mal was da ist. Ich schlafe zu wenig, esse noch weniger, und starre mehr. Jede wache Stunde starre ich, und starr ich nicht, dann denke ich an diese Leere, und denk ich nicht, dann träume ich von ihr, irgendwas muss da sein. Niemand weiß von der Leere in meiner Wohnung, niemand besucht mich, ich lad auch niemanden ein und ich geh nicht mehr raus.
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  7. Irgendwo zwischen endlosem Optimismus und endlosem Pessimismus hab ich mich erhangen. Alles Unmögliche ist möglich, und Alles Mögliche ist unmöglich. Ich glaub an eine bessere Zukunft nur nicht an meine.
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  8. Ava

    Ohne Titel

    Ich seh mich hängend von jedem Baum, jeder Laterne und in jedem Raum. Ich spür meine Adern blutend von jeder Klinge, Ich seh mich sterbend über all, wann immer ich kann, aber irgendwie weiß ich nicht ob ich kann: Man muss gelebt haben um zu sterben. Mir gehts nicht gut, glaub ich zumindest, und zu lang hab ich mich geschämt, um etwas zu sagen, um eine Hand zu greifen. Was wäre wohl geworden? Wäre ich nicht so ein Mensch gewesen, wäre ich eine andere geworden. Ich öffne Türen und es fehlt der Raum, ich schließe Türen und bin gefangen im Raum. Was wäre wohl gewesen hätte ich einfach mal funktioniert? Manchmal glaub ich, ich wurde nie geschaffen, um zu existieren.
  9. Da steht eine alte, schöne Eiche und von ihr hängt meine unnötige Leiche. Es sammelt sich Moos auf dem Strick, meine Haut rieselt seit Monaten wie Schnee von mir, Eine hautfarbene Decke mit blutigen Pfützen sammelt sich langsam, Baut irgendwer einen Schneemann aus meinem Abbild? Mein Kopf ist ein Wespennest, Mein Bauch ein Vogelhaus, ich hoffe sie können im Gegensatz zu mir überwintern. Ich wehe im Wind als wär ich ein Blatt, vielleicht bin ich auch eins, dann hätte alles auch einen Sinn, und ich wüsste wer ich bin.
  10. Ava

    Ohne TItel

    Ich kratze mir die Augen aus. Die Blutspritzer, Tränen, Augapfelreste, Hautfetzen kleben wie Dreck unter meinen Fingerkupppen. Ich bin wach und weiß es. Meine Finger rutschen über meine Wangen in meinen Mund und ich nage jedes Bisschen Haut, Fleisch, Fett an meinem Finger ab, ein hungerndes Kind, eine kaputte Erwachsene. Ich bin wach und glaub es. Knochen stechen in das Fleisch meiner Oberschenkel, und ich zerfetze sie, und ich zerbreche mich. ich bin wach und träum es. Mein Finger sinkt durch eine Augenhöhle ins Hirn und nimmt Teile von ihm mit, ich kaue auf meinem Hirn wie Kaugummi. Ich war nie wach, ich werde nicht wach, ich schlaf, endlich unendlich.
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  11. Es quillen Maden aus meinen Augenringen und ich kann nicht aufhören zu zuschauen. Es strömen Maden aus meinen Ohren, und ihr Geschreie hat mein Trommelfell zerrissen. Manche Maden verkleben mein Haar, bleiben hängen und nähren sich ganz langsam und jetzt schaut mich niemand mehr an. Mein Mund bleibt offen hängen, sie haben meinen Kiefer längst zerfressen und tropfen aus ihm raus wie Speichel. Von meinen Adern zu meinen Armen, Rote Flecken malen meine geplatzten Adern auf der grauen Toten haut, die sich ächzend wellt. Da sind Eier in meinen Fingerkuppen, und ich spür wie sie sich in meine Nägel graben. Was stirbt zuerst Ich oder mein Körper?
  12. Ava

    Isolation

    Ich spreche mit mir selbst, nur um meine Stimme, nur um eine Stimme zu hören. Ich spüre nichts und alles gleichzeitig, jeder Atemzug ist wertlos und schmerzvoll, ich weine zufällig, nur nicht dann wenn ich will. Ich glaub, die Wände essen meinen Verstand, oder das was davon übrig ist. Ich wünschte, ich wär ein Bild, ein Gemälde, eine Warnung über den Zerfall des selbst, ich wünschte mein Körper würde zerfallen.
  13. Ich lehne mich an den Baumstumpf, ein Sonnenstrahl erwärmt mein Gesicht, ich lächle und überlege, wie schön es wäre, hier zu sterben. Ich will, dass Moos meinen Schädel bedeckt, Blumen aus den Ohren, aus dem Mund und aus den Augen. Ich will, dass Wespen in meinem Kopf nisten, dass Spinnen meine Lungen in ihrem Bild rekreieren. Ich will, dass Maden mein Fleisch als Nahrung haben, Vögel diese Maden und irgendein Wildtier meinen Magen. Ich will in meinem Tod wenigstens Bedeutung haben, aber wahrscheinlich nicht.
  14. Irgendeine Folge irgendeines Podcasts läuft im Hintergrund, ich mag einfach das Gefühl nicht allein im Raum zu sein. Ich würde dir ja schreiben, aber wüsste nichtmal was, dein Leben scheint so viel spannender als meins zu sein, und ich will dich nicht langweilen mehr als ich mich selbst. Irgendein trauriges Liebeslied läuft im Hintergrund, ich mag einfach das Gefühl nicht Nichts zu fühlen. Bitte, beregne mich mit Dopamin, ich bitte dich, Zeig mir was Neues, etwas Altes, etwas Lautes, etwas Leises, irgendwas, ich fleh dich an. Irgendeine Staffel irgendeiner Copserie wälzt sich über mich, ich mag das Gefühl teil von etwas zu sein. Doch die Tage ziehen und zerren sich, lass mich mich doch einfach vergessen, und meinen Kopf ausschalten für wenigstens drei Sekunden. Vielleicht, nur vielleicht, bring ich mich um, das wäre endlich eine Abwechslung.
  15. Ich starre wieder auf die graue Decke, dann starrt der Bildschirm mich leer an, und Ich putze mir zum zehnten Mal die Brille, vielleicht hilft mir das dieses Mal mit der Aussicht aufs Leben. Es passiert mal wieder Nichts. Alles bleibt beim Alten. Nichts neues außer neuer Falten. Ich verschmiere nur den Dreck, sodass Stunden, Tage, Wochen ineinander verschmelzen.
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