Am Hexentanzplatz
In einer Mußestunde bin ich im Internet unterwegs, und zwar in Sachen Pilze. Wollte nur mal so nachschauen, was es außer Steinpilz und Pfifferling, Hallimasch und Stockschwämmchen, Parasol und Tintling und natürlich Fliegenpilz noch so alles gibt. Ich staune über die Menge der Namen und höre sie in einer ganz bestimmten Weise deutlich agressiv artikuliert. Vor meinem inneren Auge tauchen zwei Pilzsammler-Ehepaare auf, und schon geht die Beschimpfung los.
Herr S. zu Herrn und Frau M.: Ach nee, so trifft man sich wieder.
(deckt abgerissene Pilze schnell mit seinem braunen Hut zu, aber M. hebt ihn an.)
Herr M.: Wo haben wir denn das Messer gelassen? Das Abdrehen tut dem Fortbestand aber gar nicht gut.
Herr S. (lugt in die prall gefüllte Tüte von M.): Sie können wohl nichts als Kahler Krempling.
Herr M. (gereizt über den Kahlen Krempling, wühlt in seiner Beute): Hier, bitte schön. Echter Reizker, Beringter Zirbenröhrlling, Steinpilz, Pfifferling, Speisemorchel. Und Kuhmaul.
Herr S. (murmelnd, nicht frei von aufkeimendem Neid): Selber Kuhmaul!
Herr M. (nimmt einige abgerupfte Büschel Stockschwämmchen aus S.‘ Korb und wirft sie ins Unterholz): Vollgestopfter Nestling!
Frau M. zu Herrn S.: Ein Braunhütiger Knorpelsporling, das sind Sie!
Herr S.: Unverschämte Borstentramete, Sie!
Frau S.: Oh Sie Gemeiner Mistborstling!
Herr M.: Krause Glucke!
Frau S. sprachlos.
Herr S. zu seiner Frau: Schau mal, dieser Anlaufende Egerschirmling, wie der sich aufregt.
Herr M. zu seiner Frau: Jetzt sieh dir die beiden nur an: Beifußzärtling und Honigschleimfuß.
Förster kommt pfeifend von links, Ehepaare eilig ab in verschiedene Richtungen.