Wir haben Geschichten gehört über Hexen und Feen,
Die des nachts hin tanzen über Berge, Wiesen und Seen.
Geglaubt haben wir alle, da wär’ so viel Wahres dran -
Wie wünschten wir uns, zu sein wie die Elfen bei Nacht,
Die mit zarten Beinchen zerbrechlich schienen, filigran.
Dass sie erfunden wären, zogen wir nie in Betracht.
Und nachts, im Schlafe, von Träumen erfüllt,
Liefen wir, in weiße Kleider gehüllt,
Mit den lieblichsten Wesen durch Wiesen und Wald.
Sah’n verzauberte Blumen, verwunschene Bäume,
Die kleinen Gesichtchen voller Wünsche und Träume.
Nichts gab es hier, was unmöglich uns wär’,
Kein Berg war zu hoch und kein Stein zu schwer.
Wie haben wir doch getanzt und gelacht!
Es gab keine Pause, und es gab keinen Halt.
Wir ahnten nicht, dass das fröhliche Spiel,
das LEBEN ohne Hast, Pflichten und Ziel,
das in Kindertagen Glück uns gebracht,
bald schon schleichend zu ende geh’n sollte.
Doch langsam wurden wir älter, reifer,
Langsam verflog der kindliche Eifer -
Bis schließlich der Donner der Jugend ergrollte.
Schwer fiel es uns, dann Abschied zu nehmen
Von dem Leben in einer Welt,
Die – von nun an für immer verschlossen –
uns immer Raum ließ für Hoffnung und Sehnen.
Doch wir blieben nicht stehen, wuchsen weiter,
Und - ob traurig, ob glücklich, ob heiter -
Nie mehr waren wir Pirat oder Held,
Wie viele Tränen wir auch vergossen.
Der Zauber war fort, verschwunden, vorbei.
Den kleinen Händchen entwischt wie ein Schatten.
Von nun an waren wir nicht mehr so frei,
Und jetzt erst begriffen wir, was wir einst hatten;
Wie selig wir waren, wie glücklich, wie froh;
Fern dieser Welt, die düster und roh,
erfüllt ist von Hass, Neid und Barbarei.
Und wieder ging eine Zeit dann zuende,
Wir wurden erwachsen, flügge und reif.
Der Zug stand schon da, und wir wussten genau,
Mit der Abfahrt käme letztlich die Wende.
Unwiederbringlich entkämen wir dann
Dem Traum eines Kindes, würden lieblos und steif.
Wie ein kleiner Fuchs, der den sicheren Bau
Und die Nähe der Mutter einst hinter sich lässt.
Der Schaffner stand da, die Pfeife am Mund,
Da hielten wir inne und blickten zurück.
Und siehe, plötzlich drehte sich alles,
wurde bunter und war jetzt gar nicht mehr grau.
Wollten wir wirklich, dass das uns verlässt?
Wo war der Sinn, wo der Zweck und der Grund?
All die Farben, das Silber und Gold,
Die kleinen Wunder, lieblich und Hold,
fingen wir ein - von jedem ein Stück.
Damit wir dann für den Fall eines Falles
Gewappnet wären mit Zauber und Traum.
Noch zögerten wir, gingen langsamen Schrittes
Auf die geöffneten Türen zu.
Da winkt’ uns ein Kind, da ein zweites, ein drittes!
Die Augen leuchtend - wir traten hinzu.
Und plötzlich standen wir in einem Raum
In goldenen Kleidern mit silbrigem Saum.
Von der Decke leuchteten Mond und Sterne,
Den Boden bedeckte glitzernder Schnee.
In unseren Herzen wurde es warm; und jeh
Kam ein Stück von dem Zauber wieder,
Den wir vor Jahren vergessen glaubten.
Wir drehten uns um, beugten uns nieder
Und nahmen den weißen Schnee in die Hände.
Wir konnten’s nicht fassen, dass wir uns allein
Dieses Glücks, dieses Zaubers - all der Wunder - beraubten.
Wir schauten uns um und blickten auf Wände,
Die wärmten und schützen, doch frei war’n und offen -
Der Glanz dieser Dinge blieb unübertroffen.
Wie hatten wir doch versucht, zu leben,
Mit Macht, Geld und Arbeit glücklich zu sein.
Doch nie mehr war uns gelungen zu schweben.
Hier nun war alles so zart und so niedlich,
So glänzend, so glitzernd, so vollkommen friedlich.
Wie jetzt alles duftet, flüstert und schimmert,
Nichts mehr an liebloses Sein uns erinnert.
Wir sind keine Kinder mehr, nein, niemals mehr,
Doch der Raum der Wünsche gefällt uns noch sehr.
Und jeder, der wirklich die Augen öffnet,
der kann ihn finden,
ob reich oder arm.
Ihn zu öffnen bedarf es nur dreierlei Dinge:
Den Glauben an: Wunder, Liebe, Magie.
Wer diesen Glauben hat, der wird sich binden;
Für immer und ewig mit kindlichem Charme,
Sich halten an Träume, was das Leben auch bringe.
Und nur, wer ihn öffnete, weiß allein,
was es wirklich bedeutet, glücklich zu sein.