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Ikaros

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  1. Aus dem Nebel in Island Schweflig-blubbernd heiße Quellen Geysire zischend aus den Spalten, die aus heißen Tiefen schnellen, um im Nebel zu erkalten. – Aus den Tiefen strömt das Leben, welches Du mir hast gegeben. Ich sehne mich nach Dir und möcht’ Dich sehen, den Wunsch gebärt der Wind im Hauch der Wehen, sich lichtend langsam mir die Nebelwelt, er hat mir Thule in Dein Licht gestellt. Im weiten Tale sehe ich Dich reiten, zu Dir dringen meine Rufe nicht, Du reitest auf dem Pony in die Weiten und schwindest bald aus meinem Licht. Der Nebel trübt erneut die Islandwelt, sein Schleier über den Moment mir fällt, mich trägt die Zeit nun von den Quellen fort – weg vom mythisch-mystisch-schönen Ort. Dieses Gedicht ist gewidmet meiner Mutter, die vor über 50 Jahren in Island lebte. Thule ist ein mythischer Begriff fürs Nordland.
  2. Im Schatten der Olivenhaine Ich suche Dich im Nest Athen, die alten Tempel scheinen schön, ja, in Deiner Wiege weil ich gern, doch bleibst Du Tier auch dort mir fern. Die Gassen sind so voller Geist, die Weisheit sich am Ursprung speist. Sie glänzt hier stets im Tageslicht – doch bist Du Eule nicht in Sicht. Wo bist Du, du stolze weise Eule, o, Du arme mit der kleinen Beule? Doch find’ ich Dich an meiner Lebensquelle, dort in den Schatten der Olivenhaine, beim alten Brunnen, jener Stelle, wo, an tiefen Wässern, wie ich meine, die Jugend sich stets neu erfrischt und das Alter süßen Wein auftischt. „Dein Weg, o Dichter, ist das Ziel Ja, das bedeutet mir so viel! Ich schaute Euch aus sich‘rer Weite, der Schreck hat mich kurz fortgetragen, doch war ich stets an Eurer Seite, und hab’ zu manchen Versen Fragen“. Ach Eule, lass uns hier verweilen, der Ort Athen drängt nicht zum Eilen. Wir mögen durch die Straßen treiben – ich habe Lust, mit Dir zu schreiben. In einem anderen, vorherigen Gedicht ist die Eule vom Dichter vertrieben worden. Daher war sie lange nicht da. Wichtig ist nur: Sie war weg und wurde gefunden
  3. Ikaros

    Ohne Dachs

    Ohne Dachs Traut ein Reh sich aus der Hecke, kommt der Fuchs schon um die Ecke. Reckt das Reh sich aus der Decke, bleibt’s vielleicht schon auf der Strecke. Ausgefuchst ist nur der Luchs, der dem Fuchs das Reh abluchst, so bleibt dem Fuchs der Schreck, denn husch, husch, das Reh ist weg.
  4. Es münden Tropfen in die Zeit Nicht von dieser Welt scheint mir jener Regen, wenn er fällt! Dies höchste Wunder tiefster Liebe! So dankbar trinken ihn die ersten Triebe, der Regen tränkt den dürrsten Mund, und gibt von jenem Segen Kund. Ein jeder Tropfen dringt sehr tief und dringt hinab zum tiefsten Grund – mir scheint, als ob das Sein mich rief, einst, zur frühster Stund’. Erwacht am ersten Morgen, das Sein sehr tief, vom Grund geborgen, so trinke ich aus früher Quelle, mein Sinn erwächst an jener Schwelle, so tief in dem Savannenland, wo auch der Nil sein Ursprung findet, er strömt sehr weit, ich bin gebannt, bis er ins ferne Meer sich windet. Jeder Tropfen mir das Leben preist, der Fluss des Seins wird so gespeist, mein Selbst mich greift am Uferland, am Strome lausche ich der Zeit - meine Tränen fallen in den Sand, sind Eindruck in Vergänglichkeit. Es fließt zusammen aller Regen, mit aller Liebe, allem Segen, es sprießt die Welt aus tiefer Zeit, in Hoffnung auf die Ewigkeit. So träume tief in dieser Nacht, des Tags geheimnisvolle Macht!
  5. Dort oben Aus der Ferne bist Du ein Koloss, wie ein Reiter auf zu hohem Ross. Du greifst nach all den Sternen, schaust übern Horizont sehr weit, von Dir könnt’ die Welt was lernen, hätte sie doch nur die Zeit! Über alle Kronen, alle Wipfel, friert‘s dich doch allein, so einsam auf dem Gipfel, ist ein Berg auch nur Gestein. Doch bist Du nicht auch ein Spross, nicht nur Reiter und Koloss? Du brauchst die Wurzeln, brauchst die Liebe, sonst welken Deine jungen Triebe! So stärket dich das Lichte Deiner Lieben, es ist in deinem Herz geblieben.
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  6. Ikaros

    Mein Spatz

    Mein Spatz Es flog der kleine Spatz auf Deine Hand, wo er den Platz und seine Körner fand. Er singt das neue Lied der warmen Güte, vom Frühling, bald ist er in voller Blüte. Von deiner zarten Hand fliegt er hinfort, uns zwitschernd: „Und die Liebe hält ihr Wort.“ Wir lieben uns seit aller Ewigkeit, sie rührt das Leben, ja, es ist soweit!
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  7. Ikaros

    Die Krähe im Rhabarberfeld

    Die Krähe im Rhabarberfeld Eine alte Krähe kauert spät zur Winterzeit randlich des Rhabarberfeldes ohne Schneid. Ihren blassen Augen fehlt das Sommerfunkeln, eingekehrt ist tiefe Wehmut, möcht’ man munkeln. Sie lauert freudlos, müde nah’ dem Weilerrand, wo sie in ihrem Lebenssommer Klunker fand. Im dichten Feld war ihr Geheimversteck für Goldperlen, Silberringe, Bronzenes Besteck. Der Sommerhort gefüllt durch unsre Krähe – ihr Ziel? Stets schmucke Damen aus der Nähe: Der edle Schmuck! Er funkelt in den jungen Krähenaugen! ruck zuck Nein! ruck zuck! Er glänzt im Schnabel, scheint zu taugen! Ach, der teure Schmuck! Es funkelt in den jungen Krähenaugen! ruck zuck Mein! ruck zuck! Er strahlt im Horte, scheint zu taugen! Wie beim hohen Lied der Nibelungen ist der Schrei der Damen weit geklungen – bitter wie der armen Kriemhild Klagen, schmucklos ist ihr Leid in Sommertagen! Doch plünderte im Herbst den teuren Krähenhort der feiste, dreiste Goldschmied aus dem Nachbarort. So wird der Klunkerberg geerntet Jahr für Jahr, nun sitzt die Krähe bleich und schwindend ohne Klunker da – er schmiedet jeden Winter einen neuen Schatz aus allem schönen Glanz vom nahen Krähenplatz. Jedes Frühjahr strömen wieder Damen zu dem Schmied, kaufen frischen Goldklunker und pfeifen stets sein Lied! Und die frühe Gunst schon locket eine junge Krähe, welche gierig im Rhabarber lauert in der Nähe. – Das wiederholt sich, wiederholt sich Jahr auf Jahr auf Jahr, in allen blassen Damenaugen funkelt’s sonderbar.
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  8. Die Löwennase und der Tropf Durch alle Wolkenhimmelswelt der Jammer dringt, kein Regen fällt. Der Durst gibt schon vom Ende kund, ein Tropf dies hört zur letzten Stund’. So folgt die Sage von dem Tropf, die Not packt er am Löwenschopf. Die Dürre sich schon lange hält, es leidet das Savannenfeld! Ihr armen Wesen, übt Geduld, die Dürre ist nicht Eure Schuld! Der Tropf nun sucht sein Ziel auf Erden am Boden leiden alle Herden. Das Klagen hört man weit und breit: „Wann kommst Du endlich, Regenzeit?“ Schon bald beginnt die nasse Phase! Tropf springt in eine Löwennase, es kribbelt sehr und sie muss niesen, bald fängt es an so schön zu gießen! Das Himmelszelt beginnt zu beben, und wer’s nicht glaubt, muss es erleben! Die Wolken schrecken auf voll Schauer, er strömt herab (doch kurz die Dauer). Geballt und feucht die Löwenkraft, von oben tropft der Lebenssaft.
  9. Die Initiation in die Nacht Dies ist die Weihe in die Nacht – im Walten zeigt sich ihre Macht. Der Schauder, all der Schrecken, er möcht’ die jungen Sinne wecken! Gestürzt aus jedem hellen Schein, sein trübes Licht lässt dich allein! Die Stille in dein Sein nun sticht, so lässt von Dir ab Deine Sicht, gelöst vom Ich in Zeit und Raum, die dich banden noch an alles Sein, kippst Du von Deinem engen Saum in das Dunkel deines Selbst hinein. Prometheus lockt dich aus der Ferne, in seinen Tiefen strömt die Glut, doch Dir strahlen noch die Sterne, ihr ferner Glanz sich dir neu auftut. Doch folgst Du Orpheus‘ Klängen dem Sänger aus der Unterwelt, und lauschst den Weltgesängen, wenn der Tag sich neu erhellt. Nach dem Schauder, all dem Schrecken, dich die reifen Sinne Wecken! Geboren aus dem Schoss des Zwielichts, auferstanden in der neuen Zeit, strahlt Dir die Welt des frühen Lichts, strömt durch dich Lebendigkeit, die sich widersetzt dem Nichts. Mit dem Schreiten über deine Schwelle stehst Du neu am Ufer der Zeit, suchend nach der ersten Quelle, schöpfst Du vom Fluss der Ewigkeit. – Mit Wandel ist das Selbst versehen, die Welt ein Werden und Vergehen, mit dem Vergehen und dem Werden – im Himmel und auf Erden. Es ist die Weihe dieser Nacht, das Mysterium in dir entfacht.
  10. Der Ritt in den Himmel Hinauf schau’ ich zum Sternenhimmel, gesattelt schon Dein goldener Schimmel. Stolz steht er da, in vollem Zaum, für unsre Reise in den Weltentraum! Hinauf reit’ ich von meiner Lichtung, die Sterne führen uns in Deine Richtung. Die Nacht ist friedlich, lieblich Deine Worte, an mich gerichtet, an heller Himmelspforte: „Ach, so schön ist der Moment, Du wärmst mich hier am Firmament. Doch Du musst zurück in Deine Sphäre, das Gewicht des Lebens, seine Schwere, es ziehet dich hinab zu festem Boden, von dem ich mich einst von Dir erhoben.“ Dein Schimmel trägt mich bald zu Dir zurück, bis nächste Nacht, o Himmelsglück!
  11. Meine Sternschnuppe Den Moment hast Du erstrahlt, dein Licht die Nacht mir ausgemalt – kurz nur mochtest Du mir scheinen, alles endlich, möcht’ man meinen. Nachts sitze ich allein vor meinem Zelt, weit oben noch der Himmel, kalt die Welt. Und all die Sterne funkeln über mir, doch meine Seele zieht hinfort zu Dir. Dein Glühen bleibt, vergeht nicht schnell, Du hast geleuchtet viel zu hell! Auch in der Wüste, am entlegensten Ort, strahlt Dein Antlitz mir doch immerfort.
  12. Ikaros

    Unser Angelhaken

    Unser Angelhaken Mit unsrer Angel saßen wir zu zweit verbunden am Ufer der Zeit. Haken und Würmer, die brauchten wir nicht, so reichte die Leine uns schlicht. Die Angel lag in unsrer Hand – kein Fisch durch uns sein Ende fand. Wir schnürten uns das Sein zu zweit, als Angler brächten wir’s nicht weit. Wir angelten uns etwas Zeit – denn der Moment sollt’ niemals enden, einhakend in die Ewigkeit, sie war so greifbar mit den Händen. Wir waren fern des Lebens Sorgen – die Stille hat uns sanft umschlungen, doch bald schon kam der neue Morgen, die Schwalbe uns ihr Lied gesungen.
  13. ... vielen Dank fürs Feedbäck, Juls, die Anregung mit "hinein" habe ich jetzt eiongebaut, ist besser. Viele Grüße Ikaros
  14. Ikaros

    Der erste Frühling

    Der erste Frühling Dich streichelt eine frische Brise, kühl die ersten Farben, die das Leben bringt, der Frühling leitet Dich zu seiner Wiese – der erste Tag für Dich erklingt. Die frühe Welt lauscht Deinem Klange, alles Licht strömt zu Dir her, die Sonne kitzelt deine Wange, Du tauchst hinein ins Blütenmeer. Die Vögel zwitschern schon im Frühlingschor, ein lichter Ton malt aus die frühen Stunden, die Zeit sich bald im Klang verlor, der Anfang hat uns hier gefunden.
  15. Mein Papagei singt für den Heinrich Mein Papagei, mein Papagei er krächzt im Käfig auf der Loreley, romantisch leise, klassisch laut, wie es sich am Rhein zusammenstaut. Krächzt mir sagenhafte Lieder, das Tal schon kniet sich vor ihm nieder! Wenn er aber weiter krächzt und singt, aus dem Strome schnell der Groll erklingt, der von Heinrich, dem Rebellen, er weist auf die Stromschnellen! „In dir rausche noch zu viel Natur!“, „Nein, Heinrich! Es treibt ihn die Kultur!" Wer hört ihm nicht beim Krächzen zu? So hoffen wir, er geht auf Tour, dann hätt’ auch Heines Seele Ruh, jede Oper wäre ausgebucht, beste Werbung für die Papageienzucht! Der Schnabel schnell im Schwunge schwingt, wenn sein Libretto beim Konzert erklingt. – Dies wär’ der Gipfel, sag’ ich mit Verlaub, ich weiß nicht, was soll es bedeuten:(*) Meine Stimme heißer schon wie Staub, doch die Märchen fühlend alter Zeiten, die ich bei Heinrichs Fels’ zu finden glaub’. Mögen sich mir neu die Sinne weiten! Am Felsen fühl’ ich, blind und taub, – doch über Kunst lässt sich nicht streiten. (*) Zitat aus dem Gedicht Heinrich Heines "Loreley"-Gedicht. Heinrich ist Heinrich Heine. Das Gedicht ist eine Hommage an diesen Dichter
  16. vielen Dank für das "r". Danke für das Feedback! Grüße ikaros
  17. Unsre kleine Schwalbe Hoch über uns die Schwalbe gleitet, so schön die Flügel sie ausbreitet – ein neuer Herbst steht vor der Tür, aus der Ferne ich das Heimweh spür’. Sie nimmt den Flug ins Nichts in Kauf, das ist des Lebens stete Lauf. Sie ist Hoffnung auf die Wiederkehr, denn ohne sie die Zeiten schwer, wie ein Vogel auf dem langen Zug, den die Fügung in die Ferne trug. Im Frühjahr kommt sie stets zurück, so erfüllt sich uns das Lebensglück. Sie solle wieder durch die Lüfte kreisen, Du kleine Schwalbe, lass Dich preisen!
  18. Moin, danke für den Hinweis auf deine Gedichte. Ich werde sie lesen. Ich wusste gar nicht, dass das Theme häufig hier schon behandelt wurde. Bei mir wurden Diogenes und Heraklit ("Panta Rhei") allerdings verbunden, da mir ein Schluss, in dem Diogenes einfach in einen Fluss rollt mit dem Fass etwas Banal banal war. So entsteht eine Gegenüberstellung zwischen Kyniker und Vorsokratiker, die kein Dialog ist, dafür stehen sie zu weit auseinander. Und sollte meine Pointe sein in diesem Gedicht, zwei Bereiche der Philosophie auf eine bewegende Weise zu verknüpfen: Der Dreh und der Strom. Daher stehe ich auf den Schultern von Riesen hier im Forum. Goethe lese ich leider kaum (ich Banause!), daher hat mich er hier kaum beeinflusst. Danke fürs Feedback Ikaros
  19. Diogenes und Heraklit „Du stehst mir nutzlos in der Sonne!“, dies sagte er im Schatten immer, mit Satyrblick aus seiner Tonne, dem blanken Philosophenzimmer. „Gutes Sein gleicht meinem Fass“, so rief er in die Weltenleere, „innen geistreich, außen blass, frei seid ihr nur ohne Schwere, wenn Ihr Euch dem Schein entsagt, und endlich in die Fässer wagt!“ Diogenes bald sich Selbst durchlebte – um ihn sich Satyren mochten ranken, das Fest des neuen Weines bebte, sein karges Zimmer sollt’ nun wanken – „Was wird mit meinem Heim geschehen? Es bebt die Holzwand meiner Tonne, mein schönes Fass sich scheint zu drehen – Dionysos trübt der Weisheit Sonne!“ Stets schwang er auf zum Philosophenklang, der alle Welt zu einer Einsicht zwang. Sein reicher Geist wurd’ reichlich nass und blass, gerollt den sanften Hang hinab sein Fass, Er rollte übers Ufer (ein Genuss!), ein letzter Dreh und seine Welt im Fluss. Panta Rhei! Die Welt ist Werden und Vergehen, nie der gleiche Strome fließt, mit Wandel ist die Welt versehen, in dem doch alles Leben sprießt. Wir nie ins gleiche Wasser steigen, wenn wir flussabwärts möchten treiben. Entlang des Ufers strömt das Werden – so treibt sein Fass zum nächsten Ort, vom Hort Korinth zu fremden Erden. und Heraklit hält stets sein Wort. Diogenes von Sinope (413-323 v.Chr.) war ein griechischer Philosoph, der in Korinth – laut Anekdote in einem Fass – gelebt haben soll. Für seine Bedürfnislosigkeit war er berühmt. Heraklit von Ephesos (520 v. Chr.-460 v. Chr.) war ein vorsokratischer Philosoph aus dem ionischen Ephesos. Ein wiederkehrendes Thema seines Philosophierens ist auch der natürliche Prozess beständigen Werdens und Wandels. In späterer Zeit wurde dieser Wandel auf die populäre Kurzformel panta rhei („Alles fließt“) gebracht. Ein Satyr ist in der griechischen Mythologie ein Dämon im Gefolge des Dionysos.
  20. Das Sinngedicht fürs Selbstmitleid Du bist mein liebstes Instrument, mich spielst auch Du ganz ungehemmt. So bringt mein Klang Dich in die Mitte, doch trägt die Welt an mich die Bitte, zu schweigen über meine Leiden, das Glück’ würd’ mich doch niemals meiden! Denn letztlich habe ich viel Glück! Es kroch zu mir einst Stück für Stück, doch was mir fehlt’, ist nicht der Neid, die Liebe dein, mein Selbstmitleid! Du bespielst die Seele jede Zeit, O mein liebes, feines Selbstmitleid! Ich hör’ ganz eifrig unsre Melodie, und lass’ von mir wohl besser nie! Du mischst mir auf den besten Klang, ihn drängst Du hoch in mein’ Gesang. So spiel’ ich schwungvoll Deine edle Saite – die Zeit entschwindet bald ins Weite. So schreiben wir so zeitlos schlicht, ein schnell verfasstes Sinngedicht: Spiel’ ich das Lied der Einsamkeit, umarmst Du mich, mein Selbstmitleid.
  21. Danke für die Tipps. Mit diesem Gedicht tue ich mich schon langes schwer. Ich habe den erwartbaren Endreim "Glücke" mal weggelassen, um Dissonanz zu erzeugen. Aber vielleicht ist es dann zuviel Dissonanz. Die Idee mit der Kraft ist auch gut- Die Idee mit der Veränderung im "Blick" - Vers finde ich super. Danke. Tschüss!
  22. Ikaros

    Odysseus

    Odysseus Der Fahrten Sturm und Wehmut, durch der Welten Gischt und Schaum – versüßt durch letzten Wermut, ich wandle an des Daseins Saum. In der Nacht schwelt mir der Tag hinfort, so dämmert mir das Jetzt an Bord. Zwischen Herakles’ so fernen Säulen, und Trojas nahen Dardanellen, möcht’ mein Schatten laut im Sturme heulen, und Dein Licht mich doch erhellen. Du bist mir lange schon so fern, mein Steuerrad in dieser Nacht. Du bist mir jede Nacht mein heller Stern und wiegest auf die schwere Fracht. Doch wankt mein Boot in letzter Stund’, ich falle in den dunklen Schlund. Bei erstem Licht fühl’ ich mich leer, was mir noch bleibt, ist nur das Meer. Was hat die Wehmut mir bloß angetan? Sie schmeckt mir nach wie reichlich Tran. Hat ein Walfisch mich verschlungen? Stehe ich vor dieser Welt allein? Ist meine Liebe nie zu Dir gedrungen? – doch nah bist Du, lass mich hinein!
  23. Über meine Brücke Entlang des Ufers finde ich die Brücke, so möcht’ ich einmal auf ihr stehen. Find’ ich fern der Quellen neues Glück? Der Wind scheint sich zu drehen. Das neue Glück soll durch mich fließen, das Leben in mir wieder sprießen! Von jener Brücke reichet weit der Blick, so spiegelt sich im Strome mein Geschick! Und Kinder spielen nah bei ihrem Pier, stromabwärts treibt ihr Schiffchen aus Papier. Hier möchte ich verweilen, ich fühle ein Fließen und muss doch nicht eilen. Ich bin ein Schiffchen, mit Segeln, nicht schwer – erreich’ auch ich das ferne Meer?
  24. Auf dünnem Eis Der alte Odin sitzt auf seiner Scholle, im Zorne treibend durch die Nacht, dünn sein Fell, wozu noch Wolle? Schwach im Glanze seiner alten Macht. Sein altes Leben treibt auf dünnem Eis, in seiner Seele schwelt die Wut, verhängnisvoll, wie jeder weiß, sein letztes Eis zerrinnt durch seine Glut. (Odins Traumgespräch mit der Schicksalsgöttin) „O Göttin, meine Maid, ich ruf’ Dich an in Einsamkeit! Fern die Feste, fern die Riten, fern die Opfer einer Ziege, fern die Helden, welche mich beknieten, fern von Asgards alter Wiege, fern der süße Met und Thores Blitze, fern der Schnee auf meinem Herrschersitze, fern die Feste, die berauschen!“ „Mochtest Du nicht meinen Worten lauschen? Warum wolltest Du nicht hören, endlich Deinem Rausch abschwören? Feste Feiern, wie sie fallen, dies gehört sich in Walhallen. Doch ist das ganze Sein nur noch ein Fest, besorgt das Schicksal doch den Rest“ „Nichts wird sich ändern, die Kälte bleibt in unsren Ländern!“ So die Dichtung, die Legende. „Doch drängt die Schmelze von den Rändern!“ So die Sichtung, kurz vorm Ende. Das Schicksal hat sich eingenistet und auch den Alten überlistet. So begab er sich auf dünnes Eis und zahlt dafür nun seinen Preis.
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