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Létranger

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Alle erstellten Inhalte von Létranger

  1. Hallo, ich habe mich an den unterschiedlichen Deutungen aus verschiedensten Blickwinkeln sehr gefreut. Das bereichert den Text, und mich als Leser enorm. So viele Ideen zur Textdeutung kann man alleine eben nie haben. Ich hatte versprochen, auch etwas zu meinen eigenen Textgedanken zu schreiben. Das will ich jetzt tun. Mein Weg zum Gedicht, soweit ich es weiß, führte durch Fragen, die mir in letzter Zeit über den Weg liefen - Fragen wie: Woher kommt das (nicht nur) in mir verwurzelte Misstrauen den Reichen und Mächtigen gegenüber? Welche Rolle spielt dabei das Christentum und die Vertröstung auf später, aufs Himmelreich? Dabei stieß ich in meinem Gedächtnis (ich bin christlich sozialisiert) auf das Gleichnis vom Kamel und dem Nadelöhr. Für diejenigen, die sich nicht reich und mächtig fühlen, bedeutet es eine geniale (aber aufgeschobene) Wiederherstellung von "Gerechtigkeit", die weltlich nicht erfahrbar ist. Die verschiedenen Rollen und Zuschreibungen im Text sind einfach gewachsen, als ich mir versucht habe, die Szenerie bildlich vorzustellen. Wie sieht das aus, wenn am Zeitenende (also dann, wenn abgerechnet wird, oder in der Dimension, in der abgerechnet wird) entschieden wird, wer in den Himmel kommt? Kamele zu besitzen, und Kameltreiber zu beschäftigen - das sah ich als eines der möglichen sichtbaren Zeichen für Reichtum in biblischen Zeiten. Das bedeutet, dass die Rolle des Kamels, wie auch die Rolle des Kameltreibers, für die Menschen in Frage kommen, die nicht reich und mächtig sind - also in etwa einfache Bürger oder Karrieristen. Heute wie damals delegiert der Reiche die moralische Frage an die Kamele und Kameltreiber. Er lässt sein Kapital in der Obhut der Kamele und Kameltreiber. Solange er das tut, bleibt er "steuerfrei" ;-), und vielleicht kommt er sogar in den Himmel ;-). Durch den Stau, den ich voraus sah, kam ich auf das Bild, es handele sich um Fußballfans, die Einlass in ein Stadion begehren - freie Assoziation ;-). Und genau an der Stelle, bei diesem Bildsprung, wird in meiner Gedankenwelt aber auch die ganze biblische Vorstellungswelt aus den Angeln gehoben. Jetzt gehts ums Hier und Jetzt, und um die Frage: Wie wichtig ist mir das? Will ich einen Platz beanspruchen? Wieviel bin ich bereit, dafür zu geben? Es geht auch eigentlich nicht mehr um arm oder reich, jedenfalls nicht vordergründig. Es geht um Teilhabe an der Welt - verschieben und vertrösten kann man das nicht. Doch auch das Stadionbild hat einen Haken und eine Bruchstelle. Denn im Stadion sieht man eigentlich nur zu, lebt durch die Akteure. Ist das der Himmel? Da bröselt die heile metaphysische Welt. Jetzt wirds unwegsam. So in etwa sah oder sieht das in meiner Deutungswelt aus. Aber ihr hattet ja sehr interessante andere Blickwinkel und Sichtweisen. Der Text, der zählt, entsteht bei jedem einzelnen Leser ;-). LG Lé.
  2. Hallo Rudolf, sprachlich hast du Recht - da bin ich zu kurz gesprungen. Die Zuordnung einer persönlichen Eingebung unter die Kategorie "Zitate" finde ich aber unsinnig. in diesem Sinne befinden wir uns im Zitate-Forum. ;-). LG Lé.
  3. Hallo Rudolf, zum Zitat gehöre die Quelle. Sonst musst du am Ende deinen Doktortitel abgeben :-). im letzten Nebensatz scheint mir auch ein "in" zu fehlen. Schönen Sonntag, Lé.
  4. Hallo Josina, ohne Hoffnung wäre schlecht leben. LG Lé.
  5. Hallo Rose. erstens inhaltlich stimmig, und zweitens metrisch gut umgesetzt. Die metrische Lizenz im zweiten Vers (XxxXxXxXx) bereichert den Jambus, und die rythmische Brechung mit dem Hebungsprall im sechsten Vers (xXXxxXxXx) erfolgt genau an der richtigen Stelle. Im ersten Vers ist etwas viel Luft. Du könntest auch schreiben "hinauf zum Xx Scheitel". Das lohnt aber nur, wenn es da etwas für dich zu sagen gäbe. LG Lé.
  6. Hi Sali, da sehe ich keinen Widerspruch. Mit "Kultur" meine ich all das, was durch schriftliche, mündliche oder gestische Überlieferung von Generation zu Generation weitergegeben wird. Das ist nicht nur bei Menschen, sondern bei vielen intelligenten Lebensformen vorhanden. In unserer Gegend, und im nahen Wäldchen, wo es viele Hundehalter gibt, haben beispielsweise innerhalb weniger Generationen die Krähen die Fähigkeit erworben, sich ihr Nahrungsangebot um Hundeleckerli zu erweitern. Sie lernen von den älteren Vögeln durch Zusehen das Betteln und Wegelagern und fügen dieses Verhalten so der lokalen Krähenkultur hinzu. Es gibt wohl fast überall auf der Welt eine Liebes - und Solidaritätskultur für nahestehenden Menschen und Gruppenmitglieder. Alles was darüber hinausgeht, ist schwieriger dauerhaft einzurichten. Aber wir müssten es lernen. Gruß Lé.
  7. Hallo Alex, Ich finde den Text sehr interessant. Ich denke sogar, er wäre ohne die Paarreime und Haufenreime noch stärker geworden. Der Reim hat bei derart langen Versen ohne metrisches Gerüst selten Wirkung. Dafür klingt es aber noch ganz gut. Vermutlich würde das gesungen (a la Dylan), also mit einem musikalischen Rythmusgerüst, wirklich gut klingen. In einem Gedicht, also rein textorientiert, fallen mir dann doch ein paar Stellen auf, wo der Reim dich bezwungen hat: S1V4 und S4V7. Doch wer weiß, wie stark der Text geworden wäre, hättest du dich nicht in den Paarreim gezwungen. LG Lé.
  8. Ja, genau so schwer ist das! Solidarität ist eine kulturelle Errungenschaft, denke ich.
  9. Liebe Sali, ohne freundliche Google-Unterstützung, wäre das ein wohlklingendes hermetisches Gedicht gewesen, das sich nur wenigen Insidern öffnet. Folge ich aber der Spur im Netz, bekomme ich aufregend schöne Bilder zu sehen, und verfalle der Sehnsucht, tief ins Seepferdtal einzutauchen - aus dem es möglicherweise keine Rückkehr geben wird ;-), jedenfallls nicht ohne ein anderer geworden zu sein ... Sehr schön, wie du die atemberaubend schönen Bilder und ihre erotische Anziehungskraft transportiert hast. Wir sagt unser "DvE" so gern: mes compliments! LG Lé.
  10. Hallo Carlos und Sternenherz, Ja. Und es ist ungerührt ein sehr schöner Tag hier im Süden ;-). Lé.
  11. Hi Sali, ich verstehe zwar noch wenig ;-), aber es ist in jedem Fall sprachlich gelungen, metrisch sehr sauber, schön gereimt, und durch die wechselnde Zahl der Hebungen in den Versen sehr munter zu lesen. Insgesamt sehr genussvoll zu lesen. Da bleibt mir jetzt Zeit und Laune, dem Inhalt weiter nachzuspüren. LG Lé.
  12. Ach Carlos, wenn ich zwischendurch ein "politisches" Gedicht schreibe, versuche ich es in der Überzeugung zu tun, dass es ein nichtpolitisches Leben in der Welt der Vielen gar nicht gibt. Ich verstehe dich gut. Ich mag sie auch nicht, die politischen Gedichte, mag sie nicht andauernd oder oft lesen, mag sie nicht, wenn sie besserwissererisch, meinungsbildend, agitatorisch oder vordergründig sind, selten, wenn sie nicht von mir sind ;-), Das tue ich nicht - keine Sorge, aber die Frage der Mitschuld und Mitverantwortung ist dennoch dauerhaft gestellt. Schon Matthias Claudius schrieb im 17.Jahrhundert im "Kriegslied": "s'ist Krieg, s'ist Krieg, und ich begehre / nicht schuld daran zu sein." Nein Carlos, die getrennten Welten gibt es nur in unseren kleinen Köpfen. Damit kommen wir auch tatsächlich zum entscheidenden Fragenkomplex. In der Kulturgeschichte der Menschheit gibt es wohl: die Liebe und Solidarität innerhalb des Familienclans und kalte Gleichgültigkeit gegen über Fremden bis hin zum Völkermord (den man auch schon bei Schimpansen beobachtet hat); ebenso die Übernahme von Verantwortung für den Planeten (z.B. bei nordamerikanischen Urkulturen) und die völlige Gleichgültigkeit gegenüber den "Ressourcen". Ob das alles natürlich (von Gott) gegeben und festgelegt ist, oder einfach zufällig gewachsen, weiß keiner. Sicher erscheint mir aber der Befund, dass unsere Kultur vor die Herausforderung der Zeit gestellt ist, das Überleben der Menschheit in einer dichtbevölkerten Welt zu meistern. Kann das durch mehr Solidarität, Gemeinsamkeit, und Mitverantwortung gelingen? Oder löst sich das Problem, von selbst, in dem die menschliche Bevölkerung der Erde wieder so stark schrumpft, dass kulturelle Clangesellschaften völlig ausreichen. Wir reichen diese Fragen sicher noch einige Generationen lang weiter. Also schmeckt mir auch mein Kaffee, mein Weißbier, mein Kuchen immer noch ;-). Dennoch: der Rückzug ins Private ist nicht die Lösung. Im Privaten sind viele Menschen gute Menschen. Selbst die Beteiligten und Verantwortlichen an den Massenmorden in Hitler-Deutschland waren privat nette Menschen. Ich denke an "Die Banalität des Bösen" von Hannah Ahrendt. LG Lé.
  13. Hi Perry, ich entdecke in deinen Texten eine mir neue Neigung, Realismus und Romantik zu mischen. Das macht es interessant. ;-). LG Lé.
  14. Hallo Managarm, ein interessantes Gedicht. Ich persönlich fände das Bild klarer und in gewissem Sinne auch stärker, wenn es die männliche Figur ganz einfach bürgerlich zeichnen würde, nicht so erniedrigt und knittrig. Der Suff, das "der dich mal kann", das eher komisch wirkende Wort "Schlüpfer" reißen es für mich zu sehr in das Bild eines "Loosers", und das ist ja keine sonderlich revolutionäre Sichtweise. Gruß Lé.
  15. Hallo @Perry @gummibaum @Dionysos von Enno vielen Dank für die lobenden Worte. Ich teile die Einschätzung, dass es schon viele Zeiten gab, die mehr oder weniger mehrheitlich als finstere Zeiten empfunden wurden. LG Lé.
  16. Finstere Zeiten Die Rede eines Nachgeborenen - in Erinnerung an Berthold Brechts "An die Nachgeborenen" Wie soll man unsere Zeiten nennen wenn nicht finster? Das arglose Wort ist töricht. Der Lachende hat die furchtbaren Nachrichten nur schnell vergessen. So ist es längst, dass ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist, weil es ein Schweigen über das Unheil der Welt einschließt! Es ist wahr: ich bin gut versorgt. Aber ich weiß: das ist nur ein Zufall. Ich bin nur im richtigen Lande geboren. Zufällig bin ich verschont. Was in den alten Büchern steht, gilt nicht für unsere Tage: Sich aus dem Streit der Welt zu halten - nützt nichts. Das kurze Leben ohne Furcht verbringen - wird nicht gelingen. Auch ohne Gewalt auskommen - hilft keinem. Wie soll man diese Zeiten nennen wenn nicht finster? Hört ihr den Unterton in meiner Stimme den ergebenen leisen die Sprache der Ohnmacht das Wissen um das Misslingen? Doch neue Menschen wird es nicht geben die auftauchen werden aus den Fluten in denen wir untergehen. Du aber - wenn es so weit sein wird dass der Mensch sich hilft - gedenke unserer mit Nachsicht.
  17. Hallo Dionysos, vielen Dank für deinen sehr analytischen angelegten Beitrag zur Textausdeutung. Es gefällt mir, dass du den Kameltreibern soviel Aufmerksamkeit schenkst. Sie spielen ja wirklich eine zentrale Rolle (in der Mitte des Gedichts). Gruß von Lé.
  18. HI Darkjuis, dass man in dem Gedicht die von dir formulierte Ermutigung lesen kann, freut mich. Gruß Lé.
  19. Létranger

    Blickwinkel

    Hi Sali, beneidenswert ;-). LG Lé.
  20. Hi Miserabelle, deine Beobachtung, dass die dritte Strophe (inzwischen) bedeutungslos geworden war, stimmt. Ich habe sie, wie von dir vorgeschlagen, entfernt. Das "Himmelstör" wäre mir doch zu verspielt. ;-). Der restliche Text ist ja extrem schmucklos. sehr schön . Ja. Mir gefällt deine Deutung sehr gut. LG Lé.
  21. Hallo Gummibaum, in meinen Augen in sehr gelungenes Reimgedicht - fast zeitlos der Stil. Rythmussicher wie immer, und die gewählten Reimworte mit den "ä"s und "ü"s passen wunderbar zu der Stimmung. Gruß Lé
  22. Létranger

    Nachtfahrt

    Hallo Tommy, willkommen auch von mir. Ich stimme Lina zu. Das ist ein starkes Gedicht - sehr stimmungsvoll gewählte Worte. Gruß Lé.
  23. Hallo Claudi, wusste ichs doch, dass es noch mehr Möglichkeiten gibt, sich den Text zu eigen zu machen. ;-). Ich denke, ich hebe mir meine eigene Idee bis morgen auf. Es hat ein bisschen Zeit und Erfahrung gebraucht, bis ich mir die Auffassung zu eigen gemacht habe, dass es beim Gedichte lesen nicht darum geht, die eine vom Autor beabsichtigte, vielleicht verborgene oder verschlüsselte Bedeutung oder Botschaft zu erkennen. Seitdem machts aber auch mehr Spaß, welche zu lesen. LG Lé.
  24. Hallo Carlos. Danke für die Blumen. Deine Deutung ist naheliegend und treffend. Ich persönlich habe noch eine zweite im Kopf, die mich etwas revolutionärer und positiver stimmt. Die verrate ich aber noch nicht ;-). Und wer weiß. Vielleicht gibt es noch mehr ... Gruß Lé.
  25. Aktuelle Version: Am Zeitenende wirds einen fetten Stau geben vor dem Haupteingang: Kameltreiber stehen dann mit den Kamelen der Reichen vor dem Nadelöhr am Himmelstor. Drinnen sitzen schon die, die nicht gewartet haben - Dauerkartenbesitzer. Die Kamele warten ... Ursprungsversion: Am Zeitenende wirds einen fetten Stau geben vor dem Haupteingang: Kameltreiber stehen dann mit den Kamelen der Reichen vor dem Nadelöhr am Himmeltor. Gerechtigkeit fällt in dicken Tropfen herab auf die Wartenden. Drinnen sitzen schon die, die nicht gewartet haben - Dauerkartenbesitzer. Die Kamele warten ..
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