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Uschi Rischanek

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Alle erstellten Inhalte von Uschi Rischanek

  1. Ach liebe Melda-Sabine, darum ists gut nicht aufzuschieben, all jene Dinge die wir lieben 😉 Grandios wie immer! Liebe Grüße Uschi
  2. @Alter Wein Hallo und dankeschön! Das stimmt und Tucholsky geht genaugenommen immer! 😉 Liebe Grüße Uschi
  3. „Der Vorteil der Klugheit besteht darin, dass man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger.“ K.T. Der schiefe Hut Einmal – das war in den Ferien und ist noch gar nicht lange her –, da wohnte ich in einer Pension bei Luzern und sah auf den grauen See. Es war ein trübes Wetter, und ich dachte: I, dachte ich, das Pferderennen da unten wird auch nicht sehr lustig ausfallen. Vielleicht war es gar kein Pferderennen – es kann auch ein Wettspringen gewesen sein. Ich weiß nicht viel von diesen Dingen; wenn man mich reiten gesehn hat, dann versteht man, was das ist: Pazifismus. Wo beim Pferd der Kopf ist, da ist vorn … mehr weiß ich nicht, und so werde ich nie einen jener hochfeinen Gesellschaftsromane schreiben, bei denen der kleine Angestellte vergessen soll und vergißt, wohin er gehört. Klassenkampf? Hängt doch den Leuten einen geliehnen Frack auf die Hintertreppe, dann werden sie den Klassenkampf schon vergessen. Ja, also Luzern. Da saß ich und sah, wie sich der kleine Saal allmählich mit den Gästen füllte, die hier ihr Abendbrot essen wollten. Da war Frau Otto aus Magdeburg, die sah aus wie die protestantische Moral. Die Moral hatte eine Tochter … wenn man sich schon von der Mutter schwer vorstellen konnte, wie sie zu einer Tochter gekommen war, so konnte man sich von der Tochter gar nichts vorstellen, und man wollte das auch nicht. Dann war da der Direktor Zuegli, aus irgend einem schweizer Ort, der der Aussprache nach im Kehlkopf liegen mußte; dann eine fromme Dame aus Genf, die so fein war, dass sie kaum mit sich selbst verkehrte; dann ein alter österreichischer Adliger, der aussah wie Kaiser Franz Joseph und das Personal ebenso unfreundlich behandelte wie jener es wahrscheinlich getan hat … da kam Frau Steiner. Frau Steiner war aus Frankfurt am Main, nicht mehr so furchtbar jung, ganz allein und schwarzhaarig; sie trug Abend für Abend ein andres Kleid und saß still an ihrem Tisch und las feingebildete Bücher. Ich will sie ganz kurz beschreiben: sie gehörte zum Publikum Stefan Zweigs. Alles gesagt? Alles gesagt. Und da kam nun Frau Steiner, und ich erkannte sie gar nicht wieder. Ihre vornehmen frankfurter Augen blitzten, eine leise Röte, die nicht von Coty stammte, lag auf ihren Wangen, und ihr Hut … Der Hut saß um eine Spur, um eine winzige Nuance, um ein Milligramm zu schief. Er saß da oben, so: »Hoppla! Wir sind noch gar nicht so alt! Wenn wir auch eine erwachsene Tochter haben! Das Leben ist doch goldisch!« Was war da geschehen? Frau Steiner war auf dem Pferderennen gewesen. Sie sagte das zu ihrer Nachbarin, der Frau Otto aus Magdeburg. Und sie erzählte, wie reizend es dort gewesen sei, und wie hübsch die Pferdchen gesprungen seien, und wie nett die Gesellschaft … Aber das dachte sie nicht, während sie erzählte. Ihr Hut sagte, was sie dachte. Der schiefe Hut sagte: »Wir haben junge Männer gesehn! Sie haben so stramm zu Pferde gesessen, die Schenkel an den Sattel gepreßt, stramm und locker zugleich. Wir haben uns jung gefühlt – oh, so jung! Das ist doch erlaubt! Wir haben uns gedacht: jeden von diesen jungen Männern könnten wir glücklich machen! Wenn es drauf ankäme! Es ist aber nicht drauf angekommen. Wir haben uns wunderbar unterhalten: im Hellen mit den Leuten auf der Tribüne, und im Dunkeln mit den Reitern. Die schönen Pferde – haben wir gesagt. Gedacht haben wir nichts, aber gefühlt haben wir. Es war wie Sekt.« Das sprach der Hut. Die Frau hatte sich keineswegs lächerlich gemacht, es war eben nur die winzige Kleinigkeit, um die der Hut zu schief saß. Denn ein junger Mensch darf sich unbesorgt verliebt geben – ein alter Mensch aber muß sehr vorsichtig damit sein, für den Fall, dass es einer sieht. So sind auch unsre Mamas manchmal nach Hause gekommen, von einem Ball oder einem Tee, mit glänzenden Augen, und wir haben uns gewundert, wie verändert sie waren, und was sie wohl hätten. Es war Licht, das in einen Tunnel gefallen war. Geblendet schloß die Getroffene die Augen und dachte einen Augenblick an ein Leben, das sie zu führen wohl legitimiert sei und das sie nie geführt hatte. Peter Panter Die Weltbühne, 07.10.1930, Nr. 41, S. 24 Kurt Tucholsky (1890 - 1935 (Freitod)), Pseudonyme: Kaspar Hauser, Peter Panter, Theobald Tiger, Ignaz Wrobel; dt. Schriftsteller, Journalist, Literatur- und Theaterkritiker der Zeitschrift "Die Schaubühne" (später umbenannt in "Die Weltbühne"), zählt zu den bedeutendsten Publizisten der Weimarer Republik Music: ONION ALL STARS Bild/Rezitation: Uschi Rischanek Tucholsky Der schiefe Hut coffeshopIONION.mp4
  4. Liebe Donna, WOW was für ein toller Text von dir, mit ganz wunderbarer Wortmalerei! CHAPEAU! LG Uschi
  5. @Werkstaedter Hallo, dem kann ich gewissermaßen sogar zustimmen, zumindest, dass man eine gewisse Lebenserfahrung braucht um sich der Tiefe seiner Texte bewusst zu werden. Ich habe die Klassiker schätzen und lieben gelernt und sie zu rezitieren bedeutet mir sehr viel. Gerade dieser Rilke ist andernorts (auf meinem YouTube Kanayl) innert zweier Tage über 1400 mal aufgerufen worden, das freut mich natürlich ungemein. Rilke nimmt immer einen ganz besonderen Stellenwert ein - er hat ein gewisses Charisma, dem man allerdings bereit sein sollte, sich auch hinzugeben... Danke fürs Reflektieren. @PerryLieber Perry, er hat schon ein bisschen etwas Magisches an sich der Gute Rilke. Ich finde, er versteht es, einen in seinen Bann zu ziehen, so man selbst nur ein bisschen empathisch ist. Ich freue mich sehr, wenn es anspricht und danke auch dir! LG Uschi
  6. @Lydia J. Sehr gerne liebe Lydia, ich wertschätze ihn sehr und gerade diesen Text habe ich auch als etwas ganz besonderes empfunden. Schön zum Ausdruck gebracht von dir! LG Uschi
  7. Einmal, am Rande des Hains, stehn wir einsam beisammen und sind festlich, wie Flammen fühlen: Alles ist Eins. Halten uns fest umfaßt; werden im lauschenden Lande durch die weichen Gewande wachsen wie Ast an Ast. Wiegt ein erwachender Hauch die Dolden des Oleanders: sieh, wir sind nicht mehr anders, und wir wiegen uns auch. Meine Seele spürt, daß wir am Tore tasten. Und sie fragt dich im Rasten: Hast Du mich hergeführt? Und du lächelst darauf so herrlich und heiter und: bald wandern wir weiter: Tore gehn auf.. Und wir sind nichtmehr zag, unser Weg wird kein Weh sein, wird eine lange Allee sein aus dem vergangenen Tag. Aus: Dir zur Feier (1897/98) Bild: Netzfund Music: Rion Riz Rezitation Uschi Rischanek Rilke Alles ist eins serenityRionRiz.mp4
  8. @horstgrosse2Servus, ich wollte zum Nachdenken anregen, das hast du ganz richtig erkannt. Das 'Und' am Beginn des letzten Verses resultierte daraus, dass ich den vorhergehenden eigentlich mit einem Komma enden lassen wollte um so durch den Text weiterzuführen. Der Satz wäre jedoch dann enorm lang gewesen, so habe ich mich zu einem Punkt durchgerungen und auch beim Rezitieren eine kleine Pause eingelegt 😉 Danke für dein Befassen und Reflektieren. Servus und liebe Grüße
  9. @CorneliusNun lieber Cornelius, du wirst staunen, ich entdeckte sie erst vor relativ kurzer Zeit. Habe am vergangenen Wochenende ihre Briefwechsel mit Savigny, Brentano, Clemens Creuzer und noch einigen anderen, soweit überliefert gelesen. Sie wurde, nicht zu unrecht auch als die „Sappho der Romantik“ bezeichnet. Ich wertschätze ihre Art des Schreibens und habe schon einiges andernorts rezitiert von ihr. Eine überaus interessante Persönlichkeit, ihrer Zeit weit voraus. Schön wenn es gefallen hat, lieben Dank! Grüße in deinen Abend! Uschi
  10. @PerryAch, lieber Perry, wenn er einst kommen mag, ich hoffe bis dahin lässt er sich noch ein kleinwenig bitten, so wäre sich wehren woll nicht recht sinnvoll. Du hast recht, das was zu regeln erscheint, sollte bis dahin geregelt sein um ruhigen Gewissens mit ihm gehen zu können - wer weiß wohin... Danke fürs Hineintauchen! LG Uschi
  11. Der Kuß im Traume Es hat ein Kuß mir Leben eingehaucht, Gestillet meines Busens tiefstes Schmachten, Komm, Dunkelheit! mich traulich zu umnachten, Daß neue Wonne meine Lippe saugt. In Träume war solch Leben eingetaucht, Drum leb' ich, ewig Träume zu betrachten, Kann aller andern Freuden Glanz verachten Weil nur die Nacht so süßen Balsam haucht. Der Tag ist karg an liebesüßen Wonnen, Es schmerzt mich seines Lichtes eitles Prangen Und mich verzehren seiner Sonne Gluthen. Drum birg dich Aug' dem Glanze irrd'scher Sonnen! Hüll' dich in Nacht, sie stillet dein Verlangen Und heilt den Schmerz, wie Lethes kühle Fluthen. Karoline von Günderrode Aus »Poetische Fragmente« (aus einem ungedruckten Romane) Bild: Dorota Piotrowiak Music: Music For Videos Rezitation: Uschi Rischanek Günderrode Der Kuss im Traume melancholicMusicForVideos.mp4
  12. @Herbert Kaiser Nun lieber Herbert, dazu fällt mir mein Aphorismus ein: '...es ist der Schatten der nicht weicht, selbst wenn wir unser Ziel erreicht...' Wer natürlich zeitlebens mit Scheuklappen oder Tunnelblick mehr oder weniger entlang des Weges dahinstolpert, der mag sich nicht wundern, wenn zwischen Realität und der Wirklichkeit der Blick getrübt erscheinen mag. Braucht es erst wirklich all die Jahre, um zu erkennen, Liebe Grüße Uschi
  13. @Herbert Kaiser Schönen Dank für dein Reflektieren lieber Herbert. Ich denke zu hoffen sollte es wohl immer etwas geben im Leben, ganz unabhängig von Geschlecht und Alter. Erst wenn uns die Hoffnung abhanden kommt oder womöglich gänzlich erstirbt, beginnt vielleicht auch dann der Tod die Schritte zu zählen (ganz wunderbar von dir zum Ausdruck gebracht). Was hernach einst sein wird - nun es wäre vermutlich reine Spekulation und immer abhängig vom Glauben denke ich. Wobei, an den alten Mann mit weißen Bart, an den glaube ich schon lange nicht mehr, obwohl ich in eine Klosterschule gegangen bin, da war des Guten auch ein bisschen zuviel, möglicherweise, mag sein. Ich schicke liebe Grüße zu dir! Uschi
  14. Mäandernd ab und an der Fluss des Lebens und ausufernd mal da, mal dort sein Wellenspiel. Im Dunkellicht der Nacht müht man vergebens, um zu erkennen, weit entfernt selbst jetzt das Ziel. Verwegen und arg hochgesteckt so mancher Plan. Pflichtschuldigkeit sie grinst durch goldne Spiegel an. Wie mag es sein, wenn man dereinst dann nicht mehr ist? So wie der Sand im Stundenglas der Zeit verrinnt, die uns zuteil, in der man allzuleicht vergisst, was allgewärtig, doch zu spät bis man besinnt. Selbst wenn nunmehr im Endlichweit womöglich klar - all das, was wichtig und zugleich doch nichtig war. Und so manch Bild, mag sein, das dir ehmals verschwommen, es klärt sich ungewöhnlich träge viel zu spät. Selbst die Erkenntnis, dass niemand jemals vollkommen und keine Schuld trägt, an der Zeit die dann vergeht. Im Spiel der Zeit und stetig stetem Zeitenspiel ~ der Mensch zumeist, der doch von Allem wollt zuviel. © Uschi Rischanek text/rezitation bild: pixabay music: Oleg Kyrylkow 'bach prelude c major' Idolum bach prelude cmajor Oleg_Kyrylkow.mp4
  15. Und wieder schwingt die Wehmut durch deine Wortmalerei lieber Perry. Bin gerne eingetaucht und finde Gefallen an der Vorstellung im Evakostüm an den Strand zu laufen - die Venusmuschel als tiefgehendes Symbol zurückbringend. Du bist einfach ein Wortzauberer, hab mich gerne verzaubern lassen... Liebe Grüße Uschi
  16. Lieber Herbert, Des Lebens Sinn... Wann ist die Zeit denn letztlich reif, um in ihr leise dann zu sterben... Wo bleibt der Mensch, bis er begreift, was ihn wohl stürzt in sein Verderben. Ein jeder von uns lebt sein Leben, so ganz nach seiner Passion. Zu spät bemerkt, was wurd gegeben, bis man erfasst, ists längst davon. Behüte dir doch all die Tage, wieviel es sind, man weiß es nicht. Zu kurz bemessen, keine Frage, so viel, was es uns noch verspricht... Mit lieben Grüßen in den Abend! Uschi
  17. Uschi Rischanek

    Späte Rosen

    Lieber Carolus, ein stiller Moment, in dem sich die Rose dann von den ersten Frösten, beinahe wie mit Spitzenbesatz abzeichnet, der ihre allerfeinsten Konturen zu malen versteht. Ein Innehalten mit Wehmut ob so viel Schönheit. Habe gerne hineingespürt! Liebe Grüße in deinen Abend! Uschi
  18. @Perry💖lichen Dank lieber Perry, die Sehnsucht ists, die uns diktiert... Meist genau zwischen dem Wachsein und dem Schlaf. Ich freue mich, wenn es gefällt und danke dir! @Herbert KaiserWie schön lieber Herbert, eine besondere Abendstimmung die ich dazu als passendes Bild empfunden habe. Schön wenn sich die Gedanken auf den Leser/Hörer übertragen. Ich danke auch dir lieber Poetenfreund! Liebe Grüße und ein Dankeschön auch all den anderen Likern! Uschi
  19. Lied der Nacht Einst im flackernd Kerzenlicht, wehmutsvoll Gedankenspiel. Was ersehnt, war es zu viel, wenn das Herz von Liebe spricht. Es rät dir gemach, gemach, Tränen trocknen nicht so leicht. Schwermut, die nicht von dir weicht, zwischen Wachsein und dem Schlaf. Sehnsucht in dein Herze dringt, wenn die Nacht dir flüsternd singt. Von der Hoffnung noch zuvor, von der Lieb, die man verlor... Immerwährend Lied der Nacht, an den Liebsten dabei dacht. © Uschi Rischanek text/bild/rezitation music: Rion Riz Lied der Nacht nightbloom_Rion_Riz.mp4
  20. @Perry...und es ergab sich lieber Perry, ein spontan lyrisches Zusammenspiel mit einem ganz wunderbaren Poeten. Die Hoffnung auf die Liebe darf man wohl nie aufgeben, egal wie alt man auch geworden ist. Jedoch ist selbst die Liebe etwas, das in vielerlei Gestalt auftreten kann. Es ist die Liebe von der Mutter oder den Eltern zu ihren Kindern, oder die Liebe zwischen Geschwistern, zur Natur, natürlich 😉 aber ebenso zu einem Tier oder dem breiten Spektrum der Kunst... es gibt viele Arten in denen man sich völlig hingeben kann und sich wiederfindet. Die Liebe zwischen zwei Menschen ist natürlich die Krönung all dessen. Danke fürs Hineinhören! Liebe Grüße Uschi
  21. "Das Licht erschuf die Dunkelheit, damit es leuchten kann in ihr." T.S. Die Liebe Niemand wird sie jemals sehen, doch jeder hat von ihr gehört. Kein Verstand kann sie verstehen, weil sie im Denken oftmals stört. Sie ist die Krone allen Seins, des Märchens Zauber, der du bist. In ihr ist alles ewig eins, was aus ihr geboren ist. Sie ist des Leidens tiefer Sinn, ein Licht in langer Dunkelheit. So gebe dich der Liebe hin und sei ein Licht in Raum und Zeit. Zweisein ...und doch ist es gerad die Liebe, die immerwährend Hoffen macht. Selbst wenn man oft bekam auch Hiebe, selbst wenn man oftmals wurd verlacht. Es ist der stete Wunsch im Leben, doch nur noch einmal glücklich sein. Man könnt vielleicht soviel noch geben, im Zweisein selbst, anstatt allein. So oft wurd man verlacht bislang, so tief war auch so mancher Schmerz. Ist in der Seele dir auch bang, noch hoffend schlägt, dein kleines Herz. Hoffnung Es spiegelt alles hier auf Erden, den trüben und den hellen Schein. Das soll auch niemals anders werden und ganz und gar verschwunden sein. Das Licht erschuf die Dunkelheit, damit es leuchten kann in ihr. Als Sinnbild der Vergänglichkeit, entstand die Hoffnung, jetzt und hier. © Uschi Rischanek/T.S. Bild: Vladimir Kush Music: Rion Riz Rezitation: Uschi Rischanek Triptychon rainyRion_Riz.mp4
  22. "Um etwas desto gewisser zu gewinnen, muß man stets ein anderes aufgeben." K.G An Karoline v. Barkhaus (den 4. Juli 1799) Ungern verliess ich Sie gestern und im heftigen Kampfe mit mir selbst, ob ich Ihnen die Lage meines Herzens entdecken sollte oder nicht. Ich sehnte mich nach dem Troste, mein Herz in das Ihrige ausschütten zu können, und doch hielt mich eine geheime Furcht, deren Ursache ich mir nicht erklären konnte, zurück. Schriftlich, dachte ich, wird es leichter sein, mich zu entdecken. Dieser Gedanke ward Entschluss, welcher noch jetzt in meiner Seele haftet. Schon beim ersten Anblicke machte Savigny einen tiefen Eindruck auf mich; ich suchte es mir zu verbergen und überredete mich, es sei bloss Teilnahme an dem sanften Schmerz, den sein ganzes Wesen ausdrückt, aber bald, sehr bald belehrte mich die zunehmende Stärke meines Gefühls, dass es Leidenschaft sei, was ich fühlte. Ich wusste mich vor Freude kaum zu fassen, als Sie mir in Ihrem letzten Briefe schrieben, S. käme nach Wilhelmsbad. Zürnen möchte ich mit mir selbst, dass sich mein Herz so schnell an einen Mann hingab, dem ich wahrscheinlich ganz gleichgültig bin; aber es ist nun so, und mein einziger Trost ist, bei Ihnen, Beste, freundschaftliche Teilnahme zu suchen. Ich weiss nicht, wie Sie mein vielleicht zu voreiliges Zutrauen aufnehmen werden; denn ich habe bei diesem Schritt nicht meine Vernunft, nur mein Herz, welches sich ganz zu Ihnen hinneigt, gefragt; ich bitte, sagen Sie mir bald, dass ich dadurch nichts an Ihrer Freundschaft verlor. Nun hoffe ich, Sie morgen früh bei uns zu sehen; möchten Sie doch diesen Wunsch erfüllen! Meine Mutter und Schwester haben sich sehr über Ihre und der Ihrigen Bekanntschaft gefreut und noch den ganzen Abend von Ihnen gesprochen. Ich umarme Sie in Gedanken. Vergessen Sie mich nicht. Unserer guten Mutter und Schwester Sophie viel Schönes. Karoline G. Ich bitte, verbrennen Sie diesen Brief! Bild: Dorota Piotrowiak Music: Music L Files Rezitation Uschi Rischanek Günderrode Brief an Barkhaus classicalMusicLFiles.mp4
  23. Ein trauriger Text lieber Herbert, jedoch gekonnt geschrieben. Habe gerne nachgespürt... Wer kann es schon sagen und was war geschehen, doch keiner hat sie wohl seitdem je gesehen. Das Moor wurde ihr nun verhängnisvoll gleich, zum Grabe am Weg hin zum ewigen Reich. Wo die Toten gesellen im mondhellem Licht und keiner nunmehr auch davon seither spricht. Im schwärzesten Schwarz nun verborgen indessen, hat niemand dies Mädchen jemals wohl vergessen... Mit lieben Grüßen in deinen Abend, Uschi
  24. Kyōto So wie der Klang aus weiter Ferne, gleich leise wie von tausenden Zikaden. Und wie des Vogels Flug der nun in endlos Freiheit hoch hinauf gerät. Mag sein im klaren Wasser selbst der golden Fisch entschwebt. In all den traurig schönen Nächten ungezählt an Myriaden. Fernab so weit von Raum und Zeit und unabwägbar Ewigkeit. Im Schein, wenn flackernd Licht der Kerze das doch so tanzend leicht erlischt und dennoch tropfend Wachs mit Sehnsuchtstränen uns vermischt. Im Wogenmeer, das doch am Herzensgrund so sehr allein. So wie am Firmament im Dunkelschwarz Millionen Sterne, wenn hinaufgeblickt ins Endlosweit unendlich tiefer Ferne. © Uschi Rischanek text/bild/rezitation music: JHON CC Anmerkung: In Thailand ist es üblich, dass vor den Tempeln gefangene Fische, kleine Frösche und Vögel verkauft werden, denen dann die Freiheit geschenkt wird.. Als gute Tat - bei der man sich sogar noch etwas wünschen darf Kyoto mandarinJHON_CC.mp4
  25. Hallo zusammen, habe ich da irgendetwas verpasst, oder nennt sich dieses Forum neuerdings nicht mehr poeten.de - vielleicht sollten wir uns dies ein kleinwenig wieder in Erinnerung rufen? Die Möglichkeit eines dergestaltigen Austausches sollte doch sicherlich auch wo anders bestehen... Nachdenkliche Grüße Uschi
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