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Marcel

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Alle erstellten Inhalte von Marcel

  1. Marcel

    Apnoe

    Übermütig eintauchen und sich treiben lassen durch eine wogende Stadt die atemlos machen kann wie das Meer Zu ihrem Grund abtauchen dort wo Unrat sich sammelt und Verlorene Schutz im Dunkel finden Untertauchen im Reservat der Gesuchten anonym und ohne Parole als Türöffner verweilen von wo andere fliehen sich klammern ans Riff wenn auch die Lungen brennen Widerstrebend auftauchen hin zum Licht hin zur Schwere der Oberfläche hin zu den Schnorchlern deren Flossen unentwegt Wasser treten während ihre letzten Hoffnungen versinken
  2. Warum zum Teufel dieses gelbe Haus wir hatten auch grüne mit nur einem Bett ohne Platz für Saufgelage und Messerstechereien Ein Mann eine Hütte die Gemeinde ist ganz Ohr der Ausländer nicht Wer jagen geht wird gejagt wer Farbe vergießt vergießt sein Blut Er hatte einen Arzt sind wir jetzt schuldig an seinem verspritzten Gehirn Musste unser Gendarm Kinder verfolgen die den Künstler beschlichen musste er den Finger in die Wunde legen um den Verlauf der Kugel festzustellen Da draußen glüht die Sonne Jahr um Jahr aufs bereitete Feld Menschen begegnen sich ein erstes und ein letztes Mal das wissen wir hier und wenn eine Zypresse vertrocknet pissen wir drauf
  3. Marcel

    Unsere Zeit

    Das Abendfeuer auspinkeln um im Dunkel die Sterne zu sehen Meiner ist der kleine blasse links vom Wipfel der alten Tanne neben dem Madonnengestirn das so grell und lustlos funkelt Dir schenke ich das Sternenkind darunter lass es uns gemeinsam hüten bis es zur Supernova reift und sehnsüchtig eine Bresche schlägt zu unserem Nest unter der alten Tanne
  4. Schnür die beschlagenen Schuhe kamen sie dich an und an den Wegen das Dickicht barg deinen bleiernen Schritt aus dem Blut quoll die wilden Lupinen zu tränken Deine Zeit ist begrenzt nicht so die Strecke die dich weiter treibt was verschorft ist verhärtet doch dir heilt noch immer nicht der Schmerz auf den du gesandt Du fürchtest nasse satte Wiesen schattiges Unterholz nimmt dich auf so verschläfst du Zeiten in schwer zu lockernden Schuhen in denen es pocht und pocht
  5. Ist euch eigentlich klar was ihr verpasst wenn Bille Nudeln kocht aus dem Zuschauerraum heißblütig gegliedert mit ihrem Trikot im Spagat haarscharf präsentiert zwischen Elefantenscheiße und Pferdeäpfeln vor der Pollution von Greisen die schon immer wussten dass da mehr ist zwischen Wiege und Bahre weil ihre Frauen nur den Traum aussparen von der feuchten Manege in der sich Raubtiere begatten und der strenge Geruch die traurigen Clowns verrät deren Tränen als Reliquien verhökert werden
  6. Marcel

    Vorbei

    Sperrangelweit die Welt die du hinterlassen aber offen wohin wenn die Gassen so eng und der Weg so beschwerlich Keine Spur deines Duftes keine Wimpern als Wegweiser hinter der Rasiermesserkurve nur ein küssender Papst in linden Schuhen Die Nacht war zuerst dann der Tag dann der Tod dann du Der Motor dröhnt unter dem Krampf im Bein ein jagendes Opfer mit dir am Kreuz Finales Hochamt nimm das Blut nimm den Leib und ersticke bis zum Hauch den mein Abschied lässt
  7. Marcel

    Possen

    Wenn der Hanswurst desertiert zieh du die Narrenkleider an greif den Spiegel auf und halte ihn hoch so dass die Herrschaften sich sehen können in all ihrer Erbärmlichkeit Lache laut auf wenn die Empörung wächst und verbeuge dich tief zum Zeichen deiner Überlegenheit Verzichte auf Applaus und renne bevor sie die Messer wetzen Vielleicht fallen sie übereinander her wenn der Hanswurst desertiert
  8. Marcel

    Stille Nacht

    Mit Gesprächen verbrachte Nächte vergehen schnell also schweige ich und verschließe dir den Mund mit einem Kuss Einsiedler wie ich erzählen zu viel wenn die Dunkelheit hereinbricht denn ihr Zuhörer ist geduldig und verliert nie ein Wort anders als du Dir träufle ich Wachs ins Ohr denn uns kann ein Flüstern die Masken zerbrechen und das Strahlen deines Gesichts schreit mir dann ins Fleisch alle Sinne betäubend Kein Schmerz mehr keine Vergangenheit was gestern sprachlos war ist heute stumm dabei könnten wir kopfüber reden und lauschen von Mund zu Mund doch was dann wenn wir vernehmen unser Hohelied in einander fremden Zungen
  9. Marcel

    Am Kiesloch und später

    Dieser Winter damals wir waren dicke Freunde zwei Finger erfroren dir beim Wühlen nach Guss und abends schlug dein Vater zu weil nur drei Kilo in der Karre lagen Ein anderer Winter du lachtest auf der Straße ich drückte deine halbe Hand der Vater ist tot du sagtest es laut Noch heute erinnere ich mich du lachtest auf der Straße wie ein Sieger und gingst sicher übers Eis
  10. Marcel

    Kanarien

    Als er sie füttern wollte in der Früh war die Voliere leer der Draht zerschnitten Gelege an die Wand geworfen Wir stehen im Kreis mit heißen Kaffeebechern lachen verlegen unser Mitgefühl in die Sirene hinein Später an der Drehbank hält er lange den Kopf schief als höre er ihr Gezwitscher durch das Dröhnen der Maschinen
  11. Marcel

    Symptome

    Die Hunde in den Vororten bellen nur noch verhalten kuschen vor Fremden und sehen in ihrem Herrchen das Zentrum der Welt die mit saftigen Knochen geizt Ihre Hütten sind stacheldrahtbewehrt sie reißen sich die Bäuche blutig in panischen Träumen Apportieren ist kein Spiel mehr oft suchen sie das Stöckchen vergeblich kehren kriechend zurück um ohne Winseln die Schläge zu nehmen Etwas aber drängt in ihrem Hirn durch die Angst nach oben und wenn sie sich alleine glauben fletschen sie mitunter schon die Zähne
  12. Marcel

    Neon-Serenade

    Neon-Serenade Die Transe streichelt ihr Gemächt. Schemen glühen unterm Dach. Dem Einsamen ist jede recht. Ein Denker hängt Genialem nach. Aus den Gullys strömt die Masse. Aus Kneipen blakt es schenkelschlagend. Ein Penner unterspült die Trasse. Ein Spieler spielt, sein Los beklagend. Am Fenster stumm ein offner Mund. Dahinter fällt die Faust herab. Die geile Ampel blinkt waidwund. Und ein Gerechter bricht den Stab. Nur im Souterrain das Paar baut mit zwei Rücken sich ein Tier. Der Spieler holt den Pott ums Haar. Ein Nachtmensch spielt Klavier. Ei, wie sie in die Gullys fliehn, wie der Penner pissend singt, wie Denker neue Schemen ziehn, der Schrei des Fenstermundes klingt. Die frische Transe ist fein raus, der Kneipe bleibt ein spätes Mädchen. Das Paar im Keller blendet aus. Der Richter sortiert Stäbchen. Der Pianist hält ein verstört. So endet Nacht für Nacht sein Lied. Und jeder, jeder hat´s gehört und weiß, dass wieder nichts geschieht.
  13. Die Konsequenz I Ich stand am Ufer als sie dich aus dem Fluss zogen du wehrtest dich als wolle man dir ans Leben dabei hattest du gerade damit abgeschlossen In der Zeitung war die Rede von einer Liebe die zu Ende gegangen war ohne dass du mitentscheiden durftest Man hat dich verlassen allein in der Kälte las ich zwischen den Zeilen II Auch ich bin einer der verließ und verlassen wurde doch habe ich nie die Kälte des Wassers vorgezogen III Es gibt willige Körper die wärmen für eine Nacht vielleicht für ein Jahr wenn man vergisst wie es war bevor die Kälte gekommen ist dann glaubt man wohl es sei die Wärme die man immer gesucht hat Doch diese willigen Körper auch sie suchen Wärme und die finden sie nie bei einem der nur das Wasser fürchtet IV Sie werden dir sagen es sei verwerflich sein Leben wegzuwerfen doch nicht einer wird verraten wie erniedrigend es ist Wärme zu empfangen ohne wärmen zu können
  14. Marcel

    Spiel mit mir

    Hallo, JC, ich freue mich sehr über das Lob für die Idee! Tatsächlich wollte ich den Eindruck des LyrIch vage halten. Immerhin regt es sich offenbar auf über vermeintliche Arroganzdes Doppelgängers - wobei es sich ja gerade selbst porträtiert, was ihm nicht bewusst zu sein scheint. Infolgedessen entsteht eine schizophrene Situation, die ihm immer mehr entgleitet, so dass sich immer mehr Doppelgänger reproduzieren. LG, Marcel
  15. Marcel

    Spiel mit mir

    Spiel mit mir Jetzt zeichne ich meinen Doppelgänger er lächelt mich an aber nicht wirklich freundlich eher so als wüsste er mehr als ich über mich und hätte kein Mitleid mit dem der ihn macht Die hochgezogene Augenbraue wirkt schon fast arrogant und in den Mundwinkeln so etwas wie Zynismus der glaubt sich mir wohl überlegen so wie er ist zweidimensional farblos und ohne Worte Gewiss passt er in jeden Ordner in jede Lade oder schön gerahmt an eine kahle Wand dabei ist er so verletzlich brennt schnell ist wasserlöslich und vergilbt im Sonnenlicht Jetzt lasse ich ihn meinen Doppelgänger zeichnen wie er wohl klar kommt mit dessen Zügen vielleicht senkt er ihm die Braue hebt die Mundwinkel und macht sich ein gutes Bild von ihm Meine Doppelgänger zeichnen sich bald gegenseitig und fragen sich ob ich einer der ihren bin während ich mich frage wer da gerade kommt verwirrt aus dem Spiegel direkt auf mich zu
  16. Plötzlich Wie ich glühte in morschen Wäldern auf klebrigem Asphalt an Tagen verbrannter Haut träge Mücken im Stoppelgras Fledermäuse vorm späten Mond Der Herbst ist passiert nur glimmende Funzeln Schlaf in klammen Polstern Zeit der hungrigen Krähen Wetterleuchten rückt heran dieses Frösteln wird bleiben
  17. Sterbebett Der Rahmen bestoßen die Matratze steril in Plastik geschweißt ein Gestell für alle Türbreiten Anschlüsse in jedem Raum Wo bin ich wer sind die Warum scheitert mein Leben zweifellos zu früh und unerledigt und hier
  18. Vielleicht möchte der todkranke Nachbar einfach sicherstellen, dass der Tod nicht ins Haus kommt. Mir gefällt das, weil der Text diese Option offen lässt, aber nicht aufdrängt.
  19. Kleine Variation im Morgengrauen Kann es besser sein wenn Dinge sich verschlechtern Werden wir gesünder durch die überwundene Krankheit reicher durch den Bankrott klüger durch unsere Dummheiten Wenn alles so schlimm ist wird dann alles gut
  20. Marcel

    Verdichtung

    Verdichtung Unsere Ansätze verkommen zu Literatur die Taten opfern wir den Worten und betrachten das Ergebnis als Ausdruck der Zeit die uns füttert mit Bildern ungerahmt und ausgefranst aus ihnen das Beste zu machen Jeder Blick nach außen zeugt von Arbeit die noch vor uns liegt das Aber schon auf der Zunge stockt uns der Atem denn wir bringen nichts ins Reine mit gehäuften Worten die sich als Abbild verlieren
  21. Marcel

    Spanner

    Spanner Ich sehe sie wie sie vor dem Spiegel ihre Beine rasiert wie ihre Hand langsam aufwärts gleitet die Klinge fallen lässt und verharrt in der Leistenbeuge wo sich die letzten Ausläufer ihres störrischen Mösenhaars verlieren Ich sehe sie wie sie vor dem Spiegel steht jetzt im Profil und kritisch ihren Bauch betrachtet wie sie ihn einzieht während ihre Brüste sich recken zu beiden Seiten eines Muttermals das ihrem Thorax Stil verleiht Ich sehe sie wie sie vor dem Spiegel das eigene Mienenspiel beobachtet wie sich ihre Mundwinkel heben hin zur Freude sich dann zu Trauer senken wie sie die linke Braue spannt in gespielter Überlegenheit wie sie sich dann vom Spiegel löst und träge aufs Bett gleitet neben diesen Nackten von dem sie annimmt dass er schläft
  22. Marcel

    Verbrannt

    Verbrannt Wann war ich je mehr als dieser kleine Junge der ins Tal hinab durch Wälder rannte knorrige Wermutstöckchen zu sammeln aus denen willkürlich geworfen eine märchenhafte Zukunft zu lesen war mit dem Zopfmädchen an seiner Seite Später verbrannten wir vertrocknete Sträucher da waren wir schon groß ihr Haar offen eine Fee mit glühenden Wangen beim Feuer erzählten einander Es war einmal und es ist schön am Berg gewesen soviel noch ungelebt und möglich Die Senke ist gerodet für Pfeiler aus Stahl eine andere Zukunft eine andere Fee blieb meiner wunden Kehle gnädig und was brennt sind keine Feuer nur der Trester im strauchelnden Hirn immer weniger wird alles und weiter entfernt
  23. Hallo, Perry, ich stimme Dir ja zu: die Meere werden uns wohl überleben. Bei meinem Lied geht es auch weniger um konkrete Kritik am ökologischen Wahnsinn, eher um eine düstere Vision und Endzeitstimmung. Ich habe eben den Blues - wie so viele zur Zeit. LG, Marcel
  24. Besungene Albträume in Oasen Immer nach Westen immer ans Meer dann noch mehr Meer von dann bis dannen Was macht das Meer mehr als da zu sein für Fische in Schweröl für Riffe aus Plastik und Tiefseemonster fürs Sommerloch Immer mehr aus dem Meer wird gefangen kommt gekrochen strandet vor unserem Korb Teilen mit Möwen eilen mit Delfinen am und übers Meer immer mehr in die Fjorde und in schillernde Lagunen Mehr Meere mehr Wracks Städte am Grund und verzweifelte Riesen Bald kein Meer mehr mehr Öl mehr Plastik mehr Strandgut kein vom Meer gezogener Horizont Schiffe durch Wüsten streben zum Meer doch da ist keines mehr
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