Zum Inhalt springen

Marcel

Autor
  • Gesamte Inhalte

    157
  • Benutzer seit

  • Letzter Besuch

Alle erstellten Inhalte von Marcel

  1. Marcel

    Symptome

    Die Hunde in den Vororten bellen nur noch verhalten kuschen vor Fremden und sehen in ihrem Herrchen das Zentrum der Welt die mit saftigen Knochen geizt Ihre Hütten sind stacheldrahtbewehrt sie reißen sich die Bäuche blutig in panischen Träumen Apportieren ist kein Spiel mehr oft suchen sie das Stöckchen vergeblich kehren kriechend zurück um ohne Winseln die Schläge zu nehmen Etwas aber drängt in ihrem Hirn durch die Angst nach oben und wenn sie sich alleine glauben fletschen sie mitunter schon die Zähne
  2. Marcel

    Neon-Serenade

    Neon-Serenade Die Transe streichelt ihr Gemächt. Schemen glühen unterm Dach. Dem Einsamen ist jede recht. Ein Denker hängt Genialem nach. Aus den Gullys strömt die Masse. Aus Kneipen blakt es schenkelschlagend. Ein Penner unterspült die Trasse. Ein Spieler spielt, sein Los beklagend. Am Fenster stumm ein offner Mund. Dahinter fällt die Faust herab. Die geile Ampel blinkt waidwund. Und ein Gerechter bricht den Stab. Nur im Souterrain das Paar baut mit zwei Rücken sich ein Tier. Der Spieler holt den Pott ums Haar. Ein Nachtmensch spielt Klavier. Ei, wie sie in die Gullys fliehn, wie der Penner pissend singt, wie Denker neue Schemen ziehn, der Schrei des Fenstermundes klingt. Die frische Transe ist fein raus, der Kneipe bleibt ein spätes Mädchen. Das Paar im Keller blendet aus. Der Richter sortiert Stäbchen. Der Pianist hält ein verstört. So endet Nacht für Nacht sein Lied. Und jeder, jeder hat´s gehört und weiß, dass wieder nichts geschieht.
  3. Die Konsequenz I Ich stand am Ufer als sie dich aus dem Fluss zogen du wehrtest dich als wolle man dir ans Leben dabei hattest du gerade damit abgeschlossen In der Zeitung war die Rede von einer Liebe die zu Ende gegangen war ohne dass du mitentscheiden durftest Man hat dich verlassen allein in der Kälte las ich zwischen den Zeilen II Auch ich bin einer der verließ und verlassen wurde doch habe ich nie die Kälte des Wassers vorgezogen III Es gibt willige Körper die wärmen für eine Nacht vielleicht für ein Jahr wenn man vergisst wie es war bevor die Kälte gekommen ist dann glaubt man wohl es sei die Wärme die man immer gesucht hat Doch diese willigen Körper auch sie suchen Wärme und die finden sie nie bei einem der nur das Wasser fürchtet IV Sie werden dir sagen es sei verwerflich sein Leben wegzuwerfen doch nicht einer wird verraten wie erniedrigend es ist Wärme zu empfangen ohne wärmen zu können
  4. Marcel

    Spiel mit mir

    Hallo, JC, ich freue mich sehr über das Lob für die Idee! Tatsächlich wollte ich den Eindruck des LyrIch vage halten. Immerhin regt es sich offenbar auf über vermeintliche Arroganzdes Doppelgängers - wobei es sich ja gerade selbst porträtiert, was ihm nicht bewusst zu sein scheint. Infolgedessen entsteht eine schizophrene Situation, die ihm immer mehr entgleitet, so dass sich immer mehr Doppelgänger reproduzieren. LG, Marcel
  5. Marcel

    Spiel mit mir

    Spiel mit mir Jetzt zeichne ich meinen Doppelgänger er lächelt mich an aber nicht wirklich freundlich eher so als wüsste er mehr als ich über mich und hätte kein Mitleid mit dem der ihn macht Die hochgezogene Augenbraue wirkt schon fast arrogant und in den Mundwinkeln so etwas wie Zynismus der glaubt sich mir wohl überlegen so wie er ist zweidimensional farblos und ohne Worte Gewiss passt er in jeden Ordner in jede Lade oder schön gerahmt an eine kahle Wand dabei ist er so verletzlich brennt schnell ist wasserlöslich und vergilbt im Sonnenlicht Jetzt lasse ich ihn meinen Doppelgänger zeichnen wie er wohl klar kommt mit dessen Zügen vielleicht senkt er ihm die Braue hebt die Mundwinkel und macht sich ein gutes Bild von ihm Meine Doppelgänger zeichnen sich bald gegenseitig und fragen sich ob ich einer der ihren bin während ich mich frage wer da gerade kommt verwirrt aus dem Spiegel direkt auf mich zu
  6. Plötzlich Wie ich glühte in morschen Wäldern auf klebrigem Asphalt an Tagen verbrannter Haut träge Mücken im Stoppelgras Fledermäuse vorm späten Mond Der Herbst ist passiert nur glimmende Funzeln Schlaf in klammen Polstern Zeit der hungrigen Krähen Wetterleuchten rückt heran dieses Frösteln wird bleiben
  7. Sterbebett Der Rahmen bestoßen die Matratze steril in Plastik geschweißt ein Gestell für alle Türbreiten Anschlüsse in jedem Raum Wo bin ich wer sind die Warum scheitert mein Leben zweifellos zu früh und unerledigt und hier
  8. Vielleicht möchte der todkranke Nachbar einfach sicherstellen, dass der Tod nicht ins Haus kommt. Mir gefällt das, weil der Text diese Option offen lässt, aber nicht aufdrängt.
  9. Kleine Variation im Morgengrauen Kann es besser sein wenn Dinge sich verschlechtern Werden wir gesünder durch die überwundene Krankheit reicher durch den Bankrott klüger durch unsere Dummheiten Wenn alles so schlimm ist wird dann alles gut
  10. Marcel

    Verdichtung

    Verdichtung Unsere Ansätze verkommen zu Literatur die Taten opfern wir den Worten und betrachten das Ergebnis als Ausdruck der Zeit die uns füttert mit Bildern ungerahmt und ausgefranst aus ihnen das Beste zu machen Jeder Blick nach außen zeugt von Arbeit die noch vor uns liegt das Aber schon auf der Zunge stockt uns der Atem denn wir bringen nichts ins Reine mit gehäuften Worten die sich als Abbild verlieren
  11. Marcel

    Spanner

    Spanner Ich sehe sie wie sie vor dem Spiegel ihre Beine rasiert wie ihre Hand langsam aufwärts gleitet die Klinge fallen lässt und verharrt in der Leistenbeuge wo sich die letzten Ausläufer ihres störrischen Mösenhaars verlieren Ich sehe sie wie sie vor dem Spiegel steht jetzt im Profil und kritisch ihren Bauch betrachtet wie sie ihn einzieht während ihre Brüste sich recken zu beiden Seiten eines Muttermals das ihrem Thorax Stil verleiht Ich sehe sie wie sie vor dem Spiegel das eigene Mienenspiel beobachtet wie sich ihre Mundwinkel heben hin zur Freude sich dann zu Trauer senken wie sie die linke Braue spannt in gespielter Überlegenheit wie sie sich dann vom Spiegel löst und träge aufs Bett gleitet neben diesen Nackten von dem sie annimmt dass er schläft
  12. Marcel

    Verbrannt

    Verbrannt Wann war ich je mehr als dieser kleine Junge der ins Tal hinab durch Wälder rannte knorrige Wermutstöckchen zu sammeln aus denen willkürlich geworfen eine märchenhafte Zukunft zu lesen war mit dem Zopfmädchen an seiner Seite Später verbrannten wir vertrocknete Sträucher da waren wir schon groß ihr Haar offen eine Fee mit glühenden Wangen beim Feuer erzählten einander Es war einmal und es ist schön am Berg gewesen soviel noch ungelebt und möglich Die Senke ist gerodet für Pfeiler aus Stahl eine andere Zukunft eine andere Fee blieb meiner wunden Kehle gnädig und was brennt sind keine Feuer nur der Trester im strauchelnden Hirn immer weniger wird alles und weiter entfernt
  13. Hallo, Perry, ich stimme Dir ja zu: die Meere werden uns wohl überleben. Bei meinem Lied geht es auch weniger um konkrete Kritik am ökologischen Wahnsinn, eher um eine düstere Vision und Endzeitstimmung. Ich habe eben den Blues - wie so viele zur Zeit. LG, Marcel
  14. Besungene Albträume in Oasen Immer nach Westen immer ans Meer dann noch mehr Meer von dann bis dannen Was macht das Meer mehr als da zu sein für Fische in Schweröl für Riffe aus Plastik und Tiefseemonster fürs Sommerloch Immer mehr aus dem Meer wird gefangen kommt gekrochen strandet vor unserem Korb Teilen mit Möwen eilen mit Delfinen am und übers Meer immer mehr in die Fjorde und in schillernde Lagunen Mehr Meere mehr Wracks Städte am Grund und verzweifelte Riesen Bald kein Meer mehr mehr Öl mehr Plastik mehr Strandgut kein vom Meer gezogener Horizont Schiffe durch Wüsten streben zum Meer doch da ist keines mehr
  15. Marcel

    Kunstkniff

    Kunstkniff Inszenieren wir es doch vom Ende her und bringen den ersten Akt zuletzt wie einfach dann alles wird dieses Sehnen dieses Tasten mit Blicken und Worten und das Scheitern bereits hinter uns
  16. Marcel

    Frühe Erinnerung

    Frühe Erinnerung Durch die offene Dachluke vergessen nach dem Sommer flüchten sie ins Warme flügelzart einander zugeneigt Viel Zeit in langen Winternächten einträchtig den staubigen Speicher zur weißen Landschaft zuzuscheißen Kinder stehlen sich im Frühling hinauf zu dramatischen Kotballschlachten kapitulierend mit brennenden Augen vorm Abendbrot mit Donnerwetter
  17. Kleine Meditation im Morgengrauen Kann es besser sein wenn Dinge sich verschlechtern Werden wir gesünder durch die überwundene Krankheit reicher durch den Bankrott klüger durch unsere Dummheiten Wenn alles so schlimm ist wird dann alles gut
      • 2
      • Gefällt mir
  18. Hallo, Leontin, schön, dass es Dir gefällt, obwohl der Zugang nicht einfach ist. Die Krängung ist übrigens die Seitenneigung eines Schiffes. LG, Marcel
  19. Marcel

    Bleibende Sehnsucht

    Bleibende Sehnsucht Tische mit einer Grundierung aus überschriebenen Paraphen aufgequollene Bohlen unter den triefenden Augen auf runzeligen Hockern mit geschnitztem Horn kauern die Suppe aus einem aufgebohrten Panzer löffeln und wieder von sich geben aufs gelbschwarz gestreifte Fell bei jeder unerwarteten Krängung in der Nacht Leere Ställe und immer noch dieser Heißhunger vermisst der Horizont im herabstürzenden Grau die Träume gelenzt beim Ritt auf dem rasenden Kamm um sich schlagen Arsch an Arsch im klammen Quartier von Bergen wird geflüstert karg und verbrannt dahinter diese wunderbare Wüste ohne einen Tropfen Wasser
  20. Marcel

    Aphoristische Meinungsbilder

    Aphoristische Meinungsbilder Die Beliebigkeit von Nachrichten ist manchmal unerträglich trotzdem muss man hinschauen wie bei einer Havarie Aber eine beliebige Perspektive ist noch kein Standpunkt auf dem man sich die Füße vertreten kann Eigene Ansichten sollte man eher pflegen wie Blumen ab und zu eine pflücken und als Präsent überreichen Meinungspluralismus ist schon eine subtile Falle da ist man plötzlich drinnen und dreht am Rad Und wer bekanntermaßen zwischen allen Stühlen sitzt ist sowieso ganz schön auf den Arsch gefallen
  21. Marcel

    Ankunft

    Ankunft Eine Armee der Dissonanzen mit dem Willen zum Heil erschreckender Götterfunken erzeugt von schwarzen Fingerlingen auf Blech am Hauptbahnhof Weihnachten wäre passend für die Flüchtenden am Drehkreuz doch um ihres Gottes Willen keinen rumgetränkten Glühwein Tee wäre vertraut und warm Immer die Gleise entlang dem gelben Licht entgegen keine erkennbaren Rampen Hände in Stoff gekrallt so kommt ihr heim
      • 1
      • Gefällt mir
  22. Marcel

    Aufbruch

    Aufbruch Gebrechlich alte Bäume Blätter treiben im Kanal Fischmäuler dazwischen die nach Kippen schnappen und nach meiner Hand die aus dem Nachen hängt mit den Blättern schwimmt jetzt Fahrt aufnimmt nach der Kehre vorm Wehr und das rettende Ufer flieht der kühlende Wind verspricht Ferne
  23. Marcel

    Monolith

    Hallo, Carlos, hab Dank für die lieben Worte. LG, Marcel Hallo, Hase, Dein Text ist eine schöne Variation des Themas. Gefällt mir! LG, Marcel
×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Community-Regeln
Datenschutzerklärung
Nutzungsbedingungen
Wir haben Cookies auf deinem Gerät platziert, um die Bedienung dieser Website zu verbessern. Du kannst deine Cookie-Einstellungen anpassen, andernfalls gehen wir davon aus, dass du damit einverstanden bist.