Schwarzfahren
Nächster Halt – Hauptbahnhof
Menschen steigen ein,
Richter steigen aus.
Mein Bein zuckt, ich kann nicht denken –
Muss raus raus raus!
Ich halte mich bedeckt,
In Einsamkeit gehüllt,
Verberge ich meinen Körper, meine Stimme, mein Gesicht.
Niemand – niemand da der mich beim Namen nennt…
Der mein Geheimnis kennt.
Nächster Halt – Grundschule
Kinder steigen ein,
Richter steigen aus.
Blicke fahren auf mich nieder,
Fühle mich wie im Glashaus.
Bin eingesperrt in Schranken,
Fremder in meinen eigenen Gedanken.
Gefangen von der Welt in meinem Kopf,
Während ich die Absolution erwarte und hoff‘.
Nächster Halt – Seniorenheim
Senioren steigen ein,
Richter steigen aus.
Wünschte ich könnte hinaus,
Doch die Arbeit ruft nicht nur – nein sie schreit.
Und während mir mein Schicksal erneut die Medaille für den letzten Platz verleiht,
Verwehre ich mein Geburtsrecht, mein Schicksal ist verschreit.
Schritte stampfen den Gang entlang,
In meinem Kopf ertönt bereits der Engelsgesang,
Ich bin bereit für meinen Untergang.
Während ich hier sitze und artikuliere,
Bemerke ich wie ich mich immer wieder verliere.
Trotz bangen und flehen – ich kann meinem Richter nicht entgehen.
Nächster Halt – Endstation
Niemand steigt ein,
Niemand steigt aus –
Einsam in der Falle – wie eine maus.
Das quieken meiner Gedanken lockt und führt meinen Richter zu mir
Der Lokführer steht nun hier.
Hunderttausend Argusaugen starren mich an,
In meinem Kopf ertönt noch immer Engelsgesang.
-STOPP-
Festgesetzt im hier und jetzt
Blicke sind auf mich gehetzt
Niemand scheint entsetzt,
Während mein Richter seine krallen wetzt.
Die Exekutive schreitet auf mich zu,
Kein Exit ist hier, die Türen sind zu.
Der Richter schreitet behutsam voran,
Ist nur konzentriert auf mich, den großen Fang.
Wie ein Jäger auf der Pirsch, betrachtet er nur mich wie einen Platzhirsch.
Alle anderen sind ihm egal, er sieht bereits eine neue Trophäe in seinem Regal.
Verhandlungen sind gescheitet,
Sein Urteil ist gefällt, er wirkt als ob die Bestrafung ihm gefällt.
In Angstschweiß gebadet, von jedem Schutzengel verlassen,
Durch wühle ich meine Sachen um nicht meine Chance zu verpassen.
Bewaffnet mit einer Fahrkarte in der Hand,
Fahren die Vorurteile des Richters an die Wand.
Von Reue ist weit und breit nichts zu sehen,
Hunderttausend Beschämte Augen,
Die Zeit bleibt stehen.
Während dem Prozess stelle ich mir nur eine Frage,
ob mein einziges Vergehen es ist,
Dass ich sie trage diese Farbe,
Wie eine peinliche Narbe.