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DerSeelenDichter

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Alle erstellten Inhalte von DerSeelenDichter

  1. Was Dichtung soll und macht, kann - und das tut es auch - ein ganzes Studienfach füllen. Sinn der Sache ist nicht Puristen zu zeugen, welche die einzig wahre Art des Dichtens gefunden haben. Die gibt es nicht. Wovon ich mich ebenso gerne löse ist die Frage, die oft in der Schule gestellt wird: "was will der Autor damit sagen?". Im Grunde, ist es egal, was der Autor will. Der Leser hat schließlich nicht den Autor vor sich, sondern ein Stück Papier/einen Bildschirm mit Buchstaben. Dann ist die Frage, die übrig bleibt, wie der Text an sich gedeutet werden kann. Sich dabei lediglich auf die Intentionen des Verfassers zu beschränken, würde die Texte um ein Vielfaches in ihrem Bedeutungsspektrum beschneiden. Zum Beispiel gab es zu Zeiten der Olympiaspiele in München in den siebziger Jahren einen Slogan, der auf vielen Plakaten hing: "München wird modern". Natürlich ist bald schon die Zweideutigkeit dieser Aussage aufgefallen und wurde von allen belächelt. Sich bei diesem Text, auch wenn es sich nicht um Dichtung handelt, auf die Intention des Autors zu beschränken, würde eine bedeutende Komponente des Textes ignorieren. Soviel erstmal dazu. In meinem vulgäralltäglichen Umgang mit Dichtung gibt es für mich übrigens nur zwei Kriterien: gut geschriebene Texte und schlecht geschriebene Texte. Soviel von mir, Lieben Gruß DerSeelendichter
  2. Hallo sidi, Wer Kritik möchte, bekommt sie auch. Jedoch ist es nicht die feine englische Art, sich derart in Szene zu setzen. Denn einerseits wirfst du uns, also der Forengemeinschaft vor, dass wir nicht gerne zum Nachdenken angeregt werden und uns vor dunklen Gedanken, wie du sie nennst, eher fernhalten. Weiterhin schreibst du über deinen "Ruf" im Forum. Ich kann dir versichern, dass du keinen schlechten Ruf hast und neben deinen Werken sind hunderte andere ebenso oftmals überlesen worden ohne Kommentar. Das liegt nicht unbedingt immer an der Qualität der Werke, sondern auch an der Präsenz des Verfassers. Wer Kommentare schreibt, sich selber konstruktiv am Forum beteiligt, bekommt auch selbst eher Kritik oder Anregungen. Alles ist ganz einfach und viel undramatischer, als du es darstellst. Darüber hinaus schreibe auch ich und viele andere geschätzte Mitglieger ebenso trübsinnige Gedichte und du bist nun wahrlich nicht der einzige auf der Welt, der von Enttäuschungen geplagt wird. Also trau uns ruhig was zu. Und jetzt zu deinem Gedicht: Wie ich bereits in einem anderen Post geschildert habe, erzählt man mit jedem Gedicht eine Geschichte. Du erzählst uns aber nur die halbe. Die erste Strophe sagt aus, dass das lyrische Ich keine Zuversich hat, willensschwach, "gejagt und gehasst" und "getrübt von der Stille" ist. Weiterhin steht es vor dem Gericht und wartet auf seine Strafe, während es über Rache nachdenkt. Nun kommt eine lyrische Sie ins Spiel, die sichtlich niedergeschlagen zu sein scheint. Die letzte Strophe deute ich als eine Widmung an das lyrische Ich, die mit nicht allzu freundlichen Grüßen behaftet ist. Ok. Soweit gut. Und jetzt müssen wir uns aus diesen Fetzen eine Geschichte ausmalen. Ich hoffe, du kannst dir vorstellen, dass es nur schwer Gefühle weckt, wenn man nicht genau weiß, worum es geht und eher verwirrt ist. Ich will jetzt auch garnicht auf die formalen Schwächen eingehen, darüber hat sich ja Corazon bereits mal ausgelassen. Aber das Gedicht hat keinen roten Faden. Es wirkt wie ein lieblos zubereiteter Eintopf unter den lyrischen Delikatessen, so nach dem Motto "einfach alles rein und gut rühren". Versuch beim nächsten Mal mehr, als nur Gefühlsfetzen zusammenzuschmeißen und versetz dich in die Lage des Lesers. Lern eine Geschichte zu erzählen. Soweit mit der Kritik, ich hoffe, du kannst damit etwas anfangen. Lieben Gruß DerSeelendichter
  3. Hallo Rupert, ich vermag nicht das große Rätsel aufzulösen. Ich könnte natürlich meine Gedanken aufschreiben, die mich zu diesen Zeilen bewegt haben - und das werde ich auch tun - allerdings erst nach der Analyse von Torsul, da ich ihm nichts vorwegnehmen möchte. Doch dich werden dennoch vermutlich andere Fragen beschäftigen, weil es ja dich persönlich an einem bestimmten Punkt anspricht. Dass dich das Gedicht jedoch in der Art und Weise beschäftigt ist für mich ein großes Kompliment und ich hoffe, dass das Aufgewühltsein, das es verursacht, konstruktiv ist. Was den "Kunstfehler" betrifft, so habe ich ihn beim Schreiben übersehen und danke dir für deine scharfe Beobachtung. Ich habe es versucht möglichst unfallfrei zu korrigieren, ohne dabei den Sinn umzuwälzen, da ich nicht vor hatte, diese Zeile besonders zu betonen. Lieben Gruß DerSeelendichter
  4. DerSeelenDichter

    Brennendes Herz

    Hallo Erik, ich hoffe, ich darf dich ein wenig härter anfassen. ;-) Mit diesem Werk, das du verfasst hast, springst du in einen See sowohl inhaltlich, als auch formal ähnlich aufgebauter Gedichte. In diesem See ist meistens wenig Bewegung: dieselben Phrasen, dieselben Reime, derselbe Inhalt. Ohne eine Welle zu sein, fällt ein einzelnes Exemplar nicht auf und geht darin unter oder vermischt sich mit dem Einheitsbrei. Wenn man sich in der Abteilung "Herzensangelegenheiten" etwas umsieht, findet man direkt einige Modelle, die ins Schema passen. Warum? Weil wir alle sowas schreiben und es sich auf Dauer anhäuft. Wie schreibt man aber ein Gedicht, das aus dem Muster herausragt und mehr ist, als bloß eine Aneinanderreiheng von in Reimen ausgedrückten Gefühlsfetzen? Nun, ein genaues Rezept kann dir natürlich niemand geben, aber einige Punkte fallen mir spontan auf, die man besser machen könnte. Erstmal ist erkennbar, dass das Gedicht an jemanden gewidmet ist. Wenn du es also veröffentlichst, so sollte dir bewusst sein, dass außer dir und dem lyrischen Du sonst niemand weiß, worum es geht. Wieso musstest du riskieren, ihn/sie zu verlieren? Wie hast du es angestellt? Was steckt dahinter? Ganz ohne Informationen wirkt der Rest des Gedicht wie ein Ansammlung von leeren Phrasen. Man erzählt immer eine Geschichte. Weiterhin wirkt dein Gedicht, als wäre es ein Opfer des Reim-dich-oder-ich-fress-dich-Monsters. Darunter leidet die Syntax und vor allem die Stimmung. In solchen Fällen sollte man lieber auf Reime verzichten oder sich ein wenig länger hinsetzen und schauen, was sonst noch passen könnte. Das lohnt sich oft. Allein für diese Kritik brauche ich schon länger, als 10 Minuten. Was mir allerdings gefällt, ist der Fluss. Es liest sich leicht und abgesehen von einigen reimbedingten Satzbauproblemen spricht das Gedicht für ein gutes Rhythmusgefühl. Ein letzter Ratschlag wäre von mir, sich nicht allzu weit zu fassen und auch nicht allgemein zu werden. Wenn man einen einzelnen Aspekt in den Mittelpunkt stellt, kann man den Rest drumherum weben. Dann wirkt das Bild insgesamt interessanter und präziser. Ich hoffe, ich konnte einige Anregungen hinterlassen. Dein Werk ist garnicht übel. ;-) Lieben Gruß DerSeelendichter
  5. Hallo allerseits. @ Torsul: Dein Kommentar weckt Interesse auf mehr! Schön, dass dir das Werk ins Auge gefallen ist und ich freue mich auf deine Kritik. ;-) @ buryme: Wooow, mit solch einem Feedback habe ich nicht gerechnet. Ich weiß garnicht, wie ich dir nun antworten soll. Es ist mir auf jeden Fall eine große Freude, dass du darin etwas erkennst, was dich dazu veranlasst, es immer wieder durchzulesen. Ich danke für deinen Kommentar. Gruß DerSeelendichter
  6. Ich möchte mich in diesem Post nochmal an Beteigeuze wenden: ich danke dir sehr für deine Überarbeitung meines Werks und finde sie großartig. Mir scheint, dass sie sprachlich auf einem ganz anderen Level liegt, viel runder und klarer, jedoch dabei nicht an Gefühl, Stimmung und Feinheit verliert. Leider kann ich sie nicht übernehmen, weil es nicht mehr mein Gedicht wäre. Ich bin nunmal wo ich bin, in meiner Entwicklungsstufe, sprachlich und inhaltlich. In deiner Ausdrucksweise finde ich mich überhaupt nicht mehr wieder, weil ich nunmal nicht auf die Weise Bilder erschaffe, wie du es machst. Vermutlich bin ich dabei noch nicht so elegant, und ich nehme deine Überarbeitung gern als Inspiration zur Verbesserung, aber das Werk ist ein Zeugnis meiner Entwicklung und muss so bleiben. Ich hoffe, dir ist mit dieser Antwort gedient. In nochmaligem Dank DerSeelendichter
  7. Ich träumte einst von einem großen Zimmer, Es trug den Duft von Honig und Jasmin, Und eingehüllt in sanften Kerzenschimmer Befand sich gleich am Eingang ein Kamin. An Wänden standen Schränke voll mit Büchern, Ich sah von Weitem Hesse und Descartes, Den Tisch, bedeckt mit Tellern, Gabeln, Tüchern, Und las dabei die Briefe Bonapartes'. Mit Krach erschienen rasch die ersten Gäste, Nur flüchtige Bekannte, wie mir schien. Sie aßen, tranken, ließen ein Paar Reste, Und mussten auch schon bald vorüberzieh'n. Der eine spielte Songs von Guns 'n Roses, Ich habe zwar vergessen, wie er hieß, Doch sprachen wir ein Weilchen über Moses Und wie er sich zu Gott bekehren ließ. Im Anschluss kamen nähere Bekannte, Ich holte schnell den Wein und grünen Tee, Wir lachten, sprachen herzhaft über Dante, Und aßen auch die Reste vom Buffet. Sodann erschien die Frau, die ich einst liebte, Wir quatschten, so als ob wir Freunde wär'n, Ich sah zum Feuer, da mein Blick sich trübte, Dann fügte sie hinzu "ich hab dich gern". Ich ging nach oben, leckte meine Wunden, Ob mich wohl meine Mutter hier besucht? Bisher hat sie mein Haus noch nie gefunden, Wer weiß? Vermutlich hat sie es versucht. Zuletzt erschien mein bester Freund und Bruder, Wir sagten nichts, er gab mir einen Kuss, Und wusste, meine Welt lief aus dem Ruder, Ich fragte, ob ich ihn erwidern muss. Er ging zum Tisch, ich blieb am Feuer stehen, Und nahm mir nun ein Streichholz in die Hand, Ich wollte, was ich sah, nie wieder sehen, So steckte ich das ganze Haus in Brand.
  8. DerSeelenDichter

    Herbstepos!

    Großartig!
  9. DerSeelenDichter

    Namenlos

    Schönes Werk, gefällt mir sehr. Durch die kleinen Worthäufchen wirkt es sehr vom Geschehen losgelöst und leicht. Am Ende würde ich das "die" von "Liebe" weglassen, dann käme das nochmal stärker durch. Gruß DerSeelendichter
  10. DerSeelenDichter

    Lebenssinn

    Meiner Meinung nach ist die Aussage, dass alles allein durch Fleiß und Arbeit zu erwerben ist lediglich eine Lüge der Postmoderne. Die besten Einfälle meines Lebens sind mir zugeflogen und auch der Lebenssinn ist etwas, das man sich nicht verdienen kann. Natürlich ist es ein Weg, der ohne Entscheidungen und ausschließlich durch Passivität nicht beschritten werden kann. Doch das sollte nicht über allem stehen, auch wenn es das Fernsehen, das Bildungssystem und die Wirtschaft predigen. Mein Motto bleibt das kleine Liedchen von Balu "Probier's mal mit Gemütlichkeit". Gruß DerSeelendichter
  11. Hallo Rupert, gern habe ich dieses Werk gelesen und es hat mich in mehrerer Hinsicht verblüfft. Zum Einen ist es die Form: obwohl es auf den ersten Blick etwas wackelig aussieht, musste ich feststellen, dass der Text fließt und sich wirklich frei und angenehm runterlesen lässt. Die gelegentlich auftauchenden Reime haben mich etwas verwirrt, weil ich dann plötzlich anfing nach einem geheimen Schema zu suchen. Allerdings ist das nur subjektiv und eine Kleinigkeit. Den Inhalt finde ich bemerkenswert, schön treibend in Richtung Höhepunkt. Problematisch ist nur der Ausdruck "Und was immer Du sein oder tun willst ist wahr. Und zwar deshalb, weil ein Zustand oder ein Ding nicht wahr sein kann, sondern nur Aussagen über Dinge, Zustände, etc. Insofern ist es ein Kategorienfehler. Tut mir leid für die ontologische Keule, aber als Philosophiestundent wird man auf solche Sachen konditioniert.^^ Dennoch macht der metaphysische Touch dein Gedicht besonders und die lebendige Sprache gibt dem ganzen Energie. Insgesamt ein schönes Werk. Lieben Gruß DerSeelendichter
  12. Hallo liebe Corazon, ich danke dir für deine Kritik und kann dein Unbehagen verstehen. Wie kann ein kleiner Wind einen riesigen Sturm besänftigen? Klingt unlogisch. Vielleicht hilft es dir, wenn du dir vorstellst, dass der kleine Wind nur schwächlich wirkt, es aber nicht ist - schließlich sagt man auch im Volksmund: "In der Ruhe liegt die Kraft." Und wenn man die Metapher anwendet, so sind es doch wirklich oft die kleinen Impulse von außen, die einem das Leben retten. Falls es immernoch an der Logik scheitern sollte, dann kann der Text auch als Glaubensbekenntnis gelten: Ich glaube, dass der kleine Wind stärker ist, als die Stürme. Ich hoffe, dass du mit meiner Antwort zufrieden sein kannst. Danke übrigens für dein Lob, Rupert. Es hat mich sehr gefreut. Lieben Gruß DerSeelendichter
  13. DerSeelenDichter

    Ruhe im Sturm

    In meiner Welt, die sturmumwoben, Gezerrt und ohne Mitte steht, Besänftigt alles wilde Toben Ein Wind, der ruhig und langsam weht.
  14. DerSeelenDichter

    Am Bach

    Danke für deine Kritik, Kurier. Den Fehler mit dem e habe ich korrigiert, jedoch fällt mir im Moment noch keine elegantere Lösung für das "hier" ein. Sobald mir was in den Sinn kommt, lasse ich es sofort hier einfließen. ;-)
  15. Ich möchte nicht auf eure Diskussion einsteigen, die Form interessiert mich im Moment nicht wirklich. Außer, dass ich ihn nicht episch nennen würde - dazu ist er zu emotional aufgeladen. Ich finde den Text sehr schön, vor allem sehr gefühlvoll geschrieben. Die Pointe am Ende ist sehr präzise, geht direkt ins Herz. Großartig! Gruß DerSeelendichter
  16. DerSeelenDichter

    Nachtvogel

    Großartig verfasstes Werk. Eine Formanalyse halte ich für überflüssig. Nur eine Frage drängt sich mir auf, nämlich warum du ausgerechnet das Sonett als Form verwendet hast. Am Anfang musste ich an Eichendorff denken, doch gegen Ende nimmt es eine ganz andere Richtung an. Inhaltlich ist es jedoch ein Hochgenuss. Die Metaphern sind sehr treffsicher und präzise. Dein Werk hat mich echt nachdenklich gestimmt. Lieben Gruß DerSeelendichter
  17. DerSeelenDichter

    ONS

    Ich musste herzhaft lachen. Im Nachhinein finde ich das allerdings irgendwie traurig. Ich weiß nicht, ob du mit diesen Worten etwas anfangen kannst. Lieben Gruß DerSeelendichter
  18. Vermutlich eines meiner schlechtesten Werke; wie könnte ich euch so etwas vorenthalten? Was blick' ich träumend zu den Sternen, Liegt dort die Weisheit der Äonen? Als könnte man das "Wahre" lernen, Ganz ohne Schweiß und Reflexionen. Wie gut ihr's habt: Buddhisten, Christen, Ihr glaubt - das scheint euch zu genügen. Ich wär so gern ein Teil der -isten, Doch würd' ich mich nicht selbst betrügen? So lasst mich Sinneskranken phantasieren, Vielleicht kommt einst der Himmelsbote. Bis dahin werd' ich fleißig masturbieren Und nebenbei - da schmier ich ein Paar Brote.
  19. DerSeelenDichter

    Ein Gespräch

    "Setz dich ruhig auf meinen Schoß, auch wenn du es ablehnen würdest." sagte er, während man auf seinen Lippen ein leichtes Lächeln erkennen konnte. "Du bist Gott, oder?" erwiderte ich und bemerkte, wie sein Schmunzeln deutlicher wurde. Er sagte nichts. "Ich habe mir Gott irgendwie anders vorgestellt, wieso ausgerechnet dieser alter-Mann-mit-Bart-Look? Ist das nicht eher was für alte und traditionelle Katholiken?", "Oh, ich kann mir den Bart stutzen und zwei Hörner aufsetzen, wenn es dich amüsieren würde.", "Morgan Freeman fände ich sympathischer", sagte ich und wir mussten beide lachen. Ich setzte mich auf seinen Schoß. "Liebst du mich?" begann ich direkt und er musste immernoch schmunzeln. "Im Ernst, hast du deinen Sohn für mich sterben lassen, hast du mich geliebt, bevor es die Welt gab und bin ich jetzt auch so eine Art Kind für dich? Bin ich jetzt der verlorene Sohn und darf ich jetzt auch eine Party feiern, weil wir uns treffen?", "Liebst du dich denn?". Ich schwieg. Er schwieg auch. "Du glaubst doch garnicht an Gott.", "Du etwa?", fragte ich und wir mussten wieder lachen. Er sagte: "Ich glaube, dass Gott nur der Versuch ist, einem abstrakten Begriff, der die Sehnsucht der Menschen nach Sinn und Größe ausdrückt, einen Namen zu geben.", "Also bist du ein abstrakter Begriff?", "Ist doch cool, oder? Außerdem klingt es so gebildet.", "Nun, ehrlichgesagt habe ich mir abstrakte Begriffe auch anders vorgestellt.", "Ach, du glaubst an abstrakte Begriffe?" Wieder mussten wir lachen. "Und die Welt?", fragte ich. "Was ist mit ihr?", "Liebst du sie?", "Du meinst die Menschen, die dir im Grunde egal sind, oder?", "Genau die meine ich.", "Wieso willst du es dann wissen, wenn sie dir egal sind?", "Nun, vielleicht sind sie mir ja garnicht so egal.", "Warst du schonmal verliebt?" Ich schwieg. "Was hat es damit zutun?", fragte ich. "Erinnerst du dich, wie dir die Liebe erwidert wurde und du dann plötzlich enttäuscht warst?", "Ja, ein komisches Gefühl.", "Warum war es so?", "Keine Ahnung, vielleicht weil ich erkannte, dass die Welt immernoch dieselbe war und sich im Grunde nichts verändert hatte." Er schwieg. "Oh.", sagte ich. Mir gefiel das nicht. "Und was ist mit der Theodizeefrage? Und das Leben nach dem Tod? Gibt es überhaupt Moral und den ganzen Mist?" Er schwieg. "Außerdem war ich noch garnicht verliebt.", "Bringt eh nur Probleme mit sich." Ich musste schmunzeln, obwohl ich es nicht wollte. Plötzlich musste ich weinen. Ich umschlang ihn mit beiden Armen und presste meinen Kopf an seine Schulter. "Ich liebe dich", sagte ich. "Obwohl du nicht an mich glaubst?", "Genau.", "Ich liebe dich auch.", "Obwohl es dich nicht gibt?", "Genau.", sagte er.
  20. Das Dichtertier dankt für das Kompliment - würde ich mich einmal umbenennen können, so würde es wohl auf diese Bezeichnung hinauslaufen. Und nun gehe ich wieder in die Verslandschaften, um von der Musenwiese neue Inspiration zu grasen. ;-)
  21. Hallo Simone, auch ich möchte ein Paar Worte zu dem Gedicht verlieren. Wie es schon David angesprochen hat, wirkt das Werk eher hölzern und unausgefeilt, die Reime scheinen nach dem Prinzip reim-dich-oder-ich-fress-dich entstanden zu sein, woran der Satzbau und somit die Eleganz der Verse leidet. Rhythmus und Metrik sind noch weitere Felder, doch darauf will ich jetzt nicht eingehen. Ich muss leider sagen, dass es mich inhaltlich nicht überzeugt. Es wird zwar die Widersprüchlichkeit der Welt, der Moral, der Gesellschaft, der Erziehung und so weiter dargestellt, doch dabei wird es belassen. Letztlich der Schluss zielt darauf ab, dass man Kinder mit Liebe erziehen solle. Doch für eine Gesellschaftskritik reichen Vorwürfe nicht aus und für eine Moral ist die letzte Strophe zu knapp. Viel mehr, als die Anklage an die Gesellschaft, sehe ich die Leiden des lyrischen Ichs, das sich insgeheim fragt: "Wie soll ich ein Kind intmitten einer Welt vollen Widersprüche und Schlechtigkeit mit Liebe erziehen?" Denn in Wahrheit ist es nicht das zu erziehende Kind, welches im Konflikt mit den genannten Dingen steht und da scheint für mich im Gedicht eine falsche Verknüpfung stattzufinden. Anstatt des Kindes ist das LI auf Sinnsuche, voller Fragen und fühlt sich in jener Welt verloren. Aus der letzten Strophe lese ich heraus, dass das LI sich selbst nach Liebe sehnt. Tut mir leid, wenn ich mich irre. Mein Text ist keinesfalls böse gemeint. Gruß DerSeelendichter
  22. @ KumboYa Danke für deine Analyse - es ist immer wieder eine Freude, deine Beiträge unter meinem Geschreibsel zu lesen. Die angestrichenen Fehler habe ich korrigiert; in der dritten Strophe habe ich noch zusätzlich das Wort "Dinge" durch "Worte" ersetzt - klingt irgendwie stimmiger. Die Schicksalswendung ist natürlich weiter gefechert, als nur im Bezug auf die Liebe. Es geht mehr um getroffene Entscheidungen, Fehler, Lebensumstände, die letztlich auf das Ende hinausführten. Die Form des Sonetts habe ich gewählt, weil es am Anfang anders werden sollte: liebevoller, zarter, weniger traurig - doch schließlich war ich mit dem Ergegbnis zufrieden und hab die Form auch so gelassen. @ Nebelkrähe Es freut mich, dass dich mein Gedicht so begeistert. Wenn ich ein wenig sentimental werden darf, so fühle ich mich in den Momenten, wo ich solche Kommentare bekomme verstanden und nicht allein auf der Welt - und dafür danke ich. Ich kann deine Bekenken beim Engel verstehen, schließlich ist das eine fast schon standartisierte Floskel in der Dichtersprache, Frauen so zu bezeichnen - und dennoch wollte ich in Zusammenhang mit dieser Erinnerung ihr diesen Begriff zusprechen und ich werde es wohl auch für keine dramaturgische Wirkung ändern. Da bin ich irgendwie eigen.^^ Gruß DerSeelendichter
  23. DerSeelenDichter

    Poetenstuss

    Ich würde die Reime weglassen... Spaß beiseite, lass dieses Werk ruhig so, wie es ist - meiner Meinung nach darf und vielleicht sogar MUSS dieses Gedicht schlecht sein, wenn du verstehst, was ich meine. Gruß DerSeelendichter
  24. Hallo erstmal und herzlich Willkommen im Forum. Ich habe mir deine beiden Gedichte durchgelesen und habe einige Dinge zu ihnen anzumerken. Du scheinst mit dem Schreiben gerade erst anzufangen. Deswegen möchte ich dir erstmal ein Paar Grundlegende Tipps geben: 1. Bitte achte auf die Grammatik und die Rechtschreibung. Das ist nicht böse gemeint und wir sind hier auch keine Rechtschreibfetischisten, aber Fehler erschweren immer den Lesefluss und machen einzelne Dinge manchmal unverständlich, indem sie ungewollte Zweideutigkeiten hervorrufen. 2. Bitte lass die ganzen unnötigen Leerzeilen aus, sie strecken alles nur unnötig in die Länge. Außerdem entstehen sie meist durch copy and paste und so wirkt das Werk im Endeffekt lieblos und unbearbeitet. 3. Es ist hilfreich, sich von vornherein zu entscheiden, ob man Reime, Metrum und Rhythmus verwenden möchte oder nicht. Ein Mischmasch endet meistens unbefriedigend und hinterlässt die Vermutung, dass der Schreiber nicht mit seinen Stilmitteln umgehen kann. Gewollter Stilbruch ist natürlich auch ein Stilmittel, aber das sollte in dem Fall erkennbar sein. So viel zum Grundlegenden; jetzt zu deinem Text: Du benutzt viele Bilder, die durchaus stimmig und atmosphärisch sind. Leider kann ich manche Stellen aufgrund von Fehlern nicht richtig verstehen. So kommt zB. in der letzten Strophe der funkelnde Nachthimmel als das lyrische Du vor, doch in der zweiten Strophe scheinst du dich mit dem selben lyrischen Du auf etwas anderes zu beziehen. Viele weitere Unklarheiten sind im Text. Vor allem aber fallen die Fehler in der Syntax - also in der Satzkonstruktion auf. Letztendlich kann ich leider nur sagen, dass der Text Potential hat, da du wirklich in Bildern sprechen kannst, aber du erstmal die Fehler beseitigen und vielleicht Struktur in den Text reinbringen solltest. Hier im Forum gibt es einige Bereiche, die dir da wirklich weiterhelfen können. Ich hoffe, du fühlst dich jetzt nicht abgeschreckt, sondern eher ermutigt an deinen Fähigkeiten zu feilen - denn perfekt ist keiner von uns. Lieben Gruß DerSeelendichter
  25. Nun, in diesem Fall muss ich mich noch gedulden. Bedenke jedoch, dass der Pathos absichtlich abhanden gekommen ist. Ich wollte kein typisches "ach-meine-erste-liebe-war-so-toll"-Gedicht schreiben, sondern viel mehr das Ganze als einen Erinnerungsschwindel enttarnen, der im Endeffekt jedoch seine Schönheit und somit seine Daseinsberechtigung findet. Oder um Batman zu zitieren: "Manchmal haben die Menschen etwas besseres, als die Wahrheit verdient."
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